25.07.2015 – 03.08. 2015  
An der Küste fahren wir weiter nach Westen, immer Ausschau haltend nach schönen Strandabschnitten. Wie schon erwähnt, die Strände bei Bartin sind schön, aber total überfüllt. Mit Zonguldak passieren wir eine unschöne Industriestadt und bis Eregli verläuft die Straße fernab des Meeres. Erst ab Kocaali entdecken wir wieder schöne und auch am Wochenende erträgliche Strandabschnitte. Doch der absolute Treffer gelingt uns erst nach langer Suche bei Denizköy. Hier gibt es einen insgesamt etwa 20 km langen unbebauten, wilden, breiten und fast ausschließlich von Einheimischen genutzten Strandabschnitt. Wir gaben diesen Strand den Namen „Traktorstrand“ weil hier die Bauern mit ihren Traktoren, voll beladen mit Familie und Freunden, an den Strand fahren, eine absolut urige, lustige und sehenswerte Sache.  
 
  
N41°8`13,2” O30°33`27,8”  
 
  
 
  
 
  
 
  
Dort sind wir dann gleich zwei Tage geblieben und hatten viel Spaß und Unterhaltung. Am ersten Abend gab es dann reichlich Meskit (das klingt zwar nach Alkohol, ist aber ein kleiner, sehr schmackhafter Fisch), zünftig auf dem Grill, aber in der Pfanne gebraten.  
 
  
Am zweiten Abend waren wir bei unseren „Campingplatznachbarn“ auf einen Tee und selbst gemachten Popcorn eingeladen. Diese drei befreundeten Paare fahren jedes Jahr für 10 Tage gemeinsam an diesen Strand. Für diese Zeit hat sich jeder seinen Traktorhänger zum Campinghänger umgebaut, Traktor davor und perfekt ist der Urlaub.  
 
  
Einen allerletzten Sprung ins Schwarze Meer, bevor es endgültig zu Autobahn Richtung Istanbul ging, gönnten wir uns dann noch im kleinen Urlauberort Akcabayli. Hier konnte ich (Matthias-Manuela hat ja Angst vor den „bissigen Haien“) endlich mal wieder Schnorcheln. Tolle Bucht, klares Wasser weil steinig und unter Wasser auch viele Felsen, Wasserpflanzen und Fische. Ein Einheimischer hat uns aber vor Massenansturm an den Wochenenden gewarnt. Da sollte man an eine größere Sandbucht, einige Kilometer weiter östlich ausweichen. Diese konnten wir leider nicht mehr testen, stattdessen quälten wir uns fast 5 Stunden bei 40 Grad und defekter Klimaanlage Stopp and Go durch Istanbul und konnten dadurch erst in der Dunkelheit ein stilles Fleckchen für uns finden.  
Problemlos passierten wir am nächsten Tag bei Edirne die Grenze nach Bulgarien und 3 Monate voller Erlebnisse und Emotionen waren schon wieder Geschichte. An dieser Stelle eine kurze Nachbetrachtung:  
Nachdem wir ja voriges Jahr den westlichen Teil dieses großen Landes bereist hatten, fällt es sehr schwer die Frage zu beantworten, welche Seite uns nun am meisten gefallen hat. Vielleicht kann man es so sagen, was der Westen mehr an touristischen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, gleicht der Osten durch großartige, ursprüngliche Landschaften und noch mehr Herzlichkeit aus. Wobei wir hier nicht missverstanden werden wollen, die Gastfreundschaft im Westen ist schon absolut überwältigend, es ist nur so, in den Osten kommt fast kein Europäer und somit schmeißt einen das herzliche Interesse hier fast um. Es gilt allerdings für Ost und West, man sollte selbst offen und unvoreingenommen sein. Wir haben fast ausschließlich wild übernachtet, auch da keine Negativerlebnisse. Gestohlen wurden uns lediglich unsere Ersatzschläuche aus den Fahrradtaschen, aber da wissen wir nicht genau ob das nicht schon in Mazedonien geschehen ist.  
Bei aller Begeisterung für dieses Land wollen wir aber auch über eine Tatsache sprechen, welche sicher nicht nur uns sehr unangenehm aufgefallen ist, das allgegenwärtige Müllproblem.  
 
  
Es ist so, dass ein sehr großer Teil der Menschen hier jegliche Verpackung nach Gebrauch wie selbstverständlich aus dem Auto wirft oder nur einfach am Ort liegen lässt. Das macht aber die alte Oma genauso wie das kleine Kind an der Hand der Eltern. Ganz schlimm ist es an beliebten Picknickplätzen, welche dann auch meistens an den schönsten Stellen sind. Da kann man bis zur benutzten Babywindel fast allen Wohlstandsmüll finden. Die nächste Picknickgemeinde rollt aber danach ihren Teppich wieder dort aus, die sind da völlig schmerzfrei! Beliebt ist auch, den Müll einfach, so vorhanden, im Fluss zu entsorgen. Es gibt aber in allen Ortschaften, gleich an der Straße, man muss also nicht einmal aus dem Auto steigen, genügend öffentlich nutzbarer Mülltonnen. Unverständlich auch vor der Tatsache, dass wie schon berichtet, Türken und Kurden sehr auf ihr Äußeres achten und sogar der Bauer im weißen Hemd auf seinem Traktor sitzt. Hier müsste sicherlich schon in der Schule beginnend intensive Aufklärung betrieben werden. Auch sollte der Verpackungswahnsinn eingedämmt werden. Hier wird aber wirklich jede Ware nochmals einzeln in Plastiktüten verpackt. Wir wurden jedes Mal ungläubig angeschaut, wenn wir unsere eigene Einkauftasche benutzten. Des Weiteren würden wir uns sehr wünschen, dass dieses Land innenpolitisch endlich zur Ruhe kommt und zu echter Demokratie und Frieden findet. Auch sollte, bei allen Bemühungen wirtschaftlichen voranzukommen, die Umwelt nicht unter die Räder kommen, denn gerade die Natur ist hier, noch, ein riesiger Trumpf im Ärmel.  
Nun noch ein paar allgemeine Tipps:  
Das Straßennetz ist und wird gut ausgebaut, lediglich absolute Berg-und Nebenstraßen sind noch unbefestigt. Dennoch sollte man im türkischen Straßenverkehr vor allem in ländlichen Regionen mit allem rechnen. Da laufen die Nutztiere wie selbstverständlich auf den Straßen, auch auf vierspurigen Schnellstraßen und Autobahnen. Oder der Bauer kommt als Geisterfahrer mit dem Traktor entgegen, weil er ja so schneller zu seinem Feld kommt. Tückisch sind auch manchmal die Kreisverkehre mit mehreren, kurz hintereinander folgenden Ampeln innerhalb des Kreisverkehrs. Rückspiegel sind, wenn vorhanden, bei vielen Fahrern nur schmückendes Beiwerk, interessant ist nur was vor Ihnen passiert. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Überholvorgang ordentlich hupen.Und überhaupt, wenn der Türke (nicht alle) hinter seinem Lenkrad sitzt, ist es vorbei mit der türkisch-deutschen Freundschaft. Blitzer haben wir nur einmal gesehen, demzufolge hält sich auch fast niemand an irgendwelche Geschwindigkeitsbeschränkungen. Aber wenn man vorsichtig fährt, kommt man mit den hiesigen und seltsamer Weise doch recht unkomplizierten Gepflogenheiten im türkischen Straßenverkehr, schon nach wenigen Tagen bestens zurecht. Vignettenpflicht besteht nur auf Autobahnen. Diese Vignetten erhält man durch eine ziemlich umständliche Prozedur in der Poststelle (Ptt). Reisepass und Fahrzeugschein nicht vergessen! Man muss aber nicht gleich nach Grenzübertritt zur Post eilen. Man kann die Autobahn schon nutzen und bis zu 14 Tage später die Vignette kaufen, der Betrag wird dann bei der nächsten Nutzung mit abgebucht. Wenn man nicht nur Autobahn fahren will, dann sollte der Kauf von 20 TL Guthaben reichen.  
Zum Internet: Wir haben für uns mittlerweile Tankstellen im Stadtbereich, als idealen Punkt zur Wi-Fi-Nutzung entdeckt. Manchmal ist der Zugang frei und wenn nicht, haben wir nach freundlicher Nachfrage immer den Zugangsschlüssel bekommen. Platz zum Parken ist auch immer genug, sodass man sogar im Auto seine Korrespondenzen erledigen kann. Eine weitere, wenn auch kuriose Möglichkeit bieten die zahlreichen Fernbusse. Diese haben nämlich sehr oft freien Wi-Fi an Bord, sodass man sich an so einen Bus „hängen“ kann, um Empfang zu haben. Die eilige, mobile Variante.  
Telefonie: Wenn Wi-Fi vorhanden, kostenlos über das Internet oder für ständige Erreichbarkeit, türkische Karte fürs Handy kaufen (ca.45 TL+ 20 TL Guthaben reichen für den Anfang). Wir hatten eine Karte von Turkcell, mit toller Abdeckung, sogar auf dem Gipfel des Ararat! Das hat nur einen Haken, diese wird, wenn das Telefon nicht in der Türkei registriert ist, nach 4 Wochen gesperrt. Sollte man länger in der Türkei sein wollen, kann man sein Handy an der Grenze und dann noch beim türkischen Finanzamt registrieren lassen. Oder weniger umständlich, man kauft sich in der Türkei ein gebrauchtes Handy, welches ja dann da registriert sein sollte. Somit ist man dann für wenig Geld immer erreichbar. Auf Wiedersehen Türkei!  
Bulgarien ist nun ungeplant, da ja ursprünglich eine andere Rückreiseroute angedacht war, zusätzlich ins „Programm“ gekommen. Also müssen wir ohne Reiseführer etwas improvisieren. Die Schwarzmeerküste hatten wir letztes Jahr, von Rumänien kommend, schon „abgeritten“. Bei einem Blick auf die Karte fallen uns sofort die Rhodopen und das Pirin- Gebirge ins Auge, schließlich waren das zu DDR-Zeiten äußerst begehrte Reiseziele. Wir waren da noch nicht und mit einem Abstecher, evtl. über Mazedonien zum Tanken und Einkaufen, sollte das bis Sofia eine schöne Tour werden, so hoffen wir.  
 
  
 
  
Auf den ersten Kilometern in Bulgarien wähnen wir uns in einer Zeit mindestens 30 Jahre zurück. Fahrzeuge, welche bei uns mittlerweile wie rohe Eier gehegt und gepflegt werden und maximal mal bei Kaiserwetter zu einer Oldtimerausfahrt aus der Garage geholt werden, erledigen hier wie selbstverständlich noch ihren täglichen Dienst. Das bezeugt doch eigentlich, wie zuverlässig und reparaturfreundlich die sowjetische und die DDR-Fahrzeugtechnik waren. Nach heutiger Sicht natürlich nur noch beschränkt einsatzfähig, so scheint es bald kein besseres Fahrzeug für den hiesigen Gebirgsforst zu geben, als den absolut geländetauglichen W 50 mit Allradantrieb.  
 
  
 
  
 
 

Die Menschen hier leben, zumindest hier in den Bergen, unter einfachen Bedingungen und es scheint, dass die politische Wende dem Tourismus hier noch nicht zuträglich gewesen ist. Das einst so beliebte Urlaubsgebiet des Ostblocks leidet offensichtlich unter den neuen Reisemöglichkeiten. Die Menschen sind aber trotzdem oder gerade deswegen sehr gastfreundlich. So bekamen wir z.B. beim ersten Wassertanken gleich noch frische Paprika dazu. Oder nachdem ein Angler mitleidig in unsere Bratpfanne blickte, vier Fische, so groß, dass ich erst Kopf und Schwanz entfernen musste, damit sie überhaupt in unsere Pfanne passen. Da gab es auch keine Wiederrede, von wegen man könne nur einen Fisch gebrauchen. 
 
  
In Ivaylovgrad, nahe der griechischen Grenze, dann überraschenderweise viele Menschen. Es war Markttag und wir konnten unter Händlern und Kunden sehr bekannte Worte hören. Hier scheinen sich auch viele Türken wohlzufühlen. Für uns waren aber die Garküchen viel wichtiger. Hier gab es zwar auch nur Köfte, aber hier nicht mit Hammel, sondern mit Schweinefleisch! Dazu als Krönung noch ein gekühltes Halbes, man glaubt es nicht, wie das doch nach drei Monaten fehlen kann.  
Über Krumovgrad, Momchilgrad, Kardzhali sind wir dann in 3 Tagen bis hinter Ardino gekommen. Die Strecke ist sehr wenig befahren, und wenn man in die schmalen, aber gut befahrbaren Seitenstraßen fährt, wird es richtig einsam.  
 
  
 
  
 
  
Selbst in den kleinen Dörfern ist kaum ein Mensch zu sehen. Zwei Wanderungen führten uns zum einen zu einem ausgewiesenen Felsen mit eingeschlagenen Nischen, welche wir mangels Reiseführer einfach mal als Grabkammern gedeutet haben, und zum anderen zu einer sehr schönen Steinbogenbrücke. Diese ist aber nicht, wie zunächst vermutet historisch, sondern erst 2011 nach historischem Vorbild nachgebaut wurden, aber trotzdem sehr sehenswert in schöner und abgelegener Landschaft.  
 
 

Schöne Übernachtungsplätze findet man hier auch, problematisch ist es jetzt aber im Hochsommer Wasser führende Bäche zu finden, und auf Wasser verzichten wir nur in Notfällen. Möchten hier aufgrund des schon zu langen Beitrags aber nur zwei der schönsten Stellen vorstellen (GPS Daten weiterer auch wohnmobiltauglicher Stellpl., können wir bei Bedarf zu Verfügung stellen). Der Erste sollte aber nur mit Allrad angefahren werden, der Zweite kann auch mit nicht zu großem, normalem Wohnmobil angefahren werden, allerdings nicht ganz bis dahin, wo wir stehen, sondern einige Meter weiter vorn, aber trotzdem noch sehr schön.  
 
  
N41°35`17,5” O25°23`57,9”  

N41°32`34,9” O24°59`32,1”