Sambia-Der Osten Teil 2

27.08.2018 – 03.09.2018

Schon wieder einmal kommt alles anders.

Wir verlassen Lundazi nun schon das zweite Mal, nur dieses Mal nach Norden. Unser Visum gibt noch knapp 2 Wochen her in denen wir noch die Kapishia Hot Springs besuchen und die Wasserfall Tour im Nord Osten von Sambia abfahren wollen. Anschließend ist die Ausreise beim Tanganjikasee nach Tansania geplant. Doch dazu mussten wir erst eine machbare Verbindung von der Great East zur Great North Road finden. Eine solche, zumindest als ordentliche Schotterpiste gibt es nämlich auf den fast Eintausend Kilometer von Lusaka bis hoch zur Grenze nach Tansania nicht. Lust bis Lusaka zurück zu fahren hatten wir aber auch nicht. Schlussendlich entschieden wir uns für die Strecke, welche ab Chama zu Great East führen soll, das aber auch nur nach einer der drei uns zur Verfügung stehenden Karten. Wir rumpeln also auf Schotterpiste die ersten 125 km nach Norden bis zum Abzweig nach Chama. Dabei verläuft die Strecke auf vielen Abschnitten so nah an der Grenze und zum Teil eigentlich schon in Malawi, dass wir erst am nächsten Morgen unserer Übernachtung im Busch merken, dass wir eigentlich illegal in Malawi übernachtet haben. Aber auch in Malawi schläft es sich schön im Busch. Etwa 25 km vor Chama glaubt man sich von einer Fata Morgana getäuscht: Man gleitet förmlich auf nagelneuer Teerstraße dahin und das auch noch auf vollkommen allein! Doch schon wenige Kilometer nach dem geschäftigen Örtchen Chama, am Luangwa Fluss, endet der Traum auch schon wieder. Hier quert man die halb fertige Brücke über den Fluss und fährt dann praktisch auf einer von den Chinesen begonnenen und offensichtlich schon vor Jahren wieder abgebrochenen Straßenbaustelle mit unterschiedlichen Graden der Fertigstellung. Die Baustelle ist zum Teil recht gut befahrbar, ein anderes Mal wieder auf tiefstaubigen Bypässen und immer durch den Busch, welcher sich die Piste schon langsam wieder zurückholt. Das Abenteuer endet nach 63 km und man gleitet die letzten etwa 50 km bis zum Örtchen Matumbo an der Great North Road wieder auf traumhaftem Teer. Solch abenteuerlichen Pisten sind hier zwar nichts besonderes, aber diese Piste hatte etwas Schicksalhaftes für uns, da diese unseren ganzen Reiseplan ändern sollte: Wie schon des Öfteren hier in Afrika hatten wir auch hier auf der „Chinesenbaustelle“ eine Reifenpanne.

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Eigentlich, so dachten wir zumindest, für die afrikanischen Reifenflicker bestimmt wieder kein Problem. So aber nicht dieses Mal. Beim Befüllen signalisierte der Reifen mit einer dicken Beule, welche seitlich heraustrat, dass er nun nach einigen Notoperationen nicht mehr weiter kann. Nun war guter Rat teuer. Mit nun, nur noch einem Ersatzrad nach Tansania und Malawi zu fahren und der Aussicht dort von meiner hier in Afrika kaum gefahrenen Reifengröße mit Sicherheit kein Ersatz zu bekommen, wäre ein Tanz auf rohen Eiern. Von dem ständigen unruhigen Gefühl ganz zu schweigen. Wir fahren also erst einmal zu den Kapishia Hot Springs und sammeln in den wirklich schönen Quellen, in üppig grüner Atmosphäre, unsere Gedanken. Der Campsite Besitzer, welchen wir um Rat gefragt hatten, hängte sich gleich an die Strippe und auch unsere „Camp Nachbarn” Mike und Ingrid, mit Kontakten in der Hauptstadt Lusaka, telefonierten sich die Ohren heiß. Alle Ihre Bemühungen endeten jedoch mit der Aussage, dass diese Reifen nur in Südafrika und Namibia, vielleicht noch in Simbabwe erhältlich wären. Nun musste eine Entscheidung her: Entweder, bis Namibia zurückfahren, was hinfahren und wieder zurückfahren schätzungsweise 2000 km zusätzliche Strecke und Wartezeit in Namibia (die Reifen müssten da sicher auch erst von Südafrika bestellt werden) bedeuten würde. Oder die ganze Tour hier abbrechen und durch Simbabwe nach Südafrika fahren, und da unsere begonnene Rundreise von 2016 fortsetzen. Nach langem Abwägen aller Für und Wieder und nicht zuletzt auch durch die wertvolle Beratung unseres afrika – erfahrenen Reisefreundes Gabor (vielen Dank nochmals), entschieden wir uns dann schlussendlich für Variante 2. Und wenn dann einmal solch eine wirklich schwierige Entscheidung, mit Aussicht auf die Lösung des Problems gefallen ist, reist es sich komischerweise wieder freier und gelöster. Auch aus diesem Grund sind wir nicht gleich auf kürzestem Wege nach Simbabwe gefahren, sondern folgten einem Hinweis unseres Reiseführers zu einem völlig abgelegenem See, weitab im Busch. Der Waka Waka See ist aber, eben weil er einsam liegt, nur umständlich über Waldpisten erreichbar. Es gibt da eine ganz einfache Campsite (10 USD/Stellplatz) und man kann im See angeln und baden (Lt. Reiseführer und Platzwart keine Krokodile und auch keine Bilharziose). Jedoch sollte man aufgrund der aufwendigen Anfahrt wenigstens 2 Tage bleiben und auch die Einsamkeit mögen, denn wir waren auch nachts völlig allein und der Platzwart kommt erst am nächsten Morgen mit dem Rad aus irgendeinem Buschdorf wieder.

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Es gibt 2 Zufahrten zum See. Wir haben beide getestet und empfehlen deshalb die von der geteerten D 235 in Chalilo (gegenüber Kasanka NP) zu nehmen.

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Ingrid und Mike, das sind die beiden netten Sambier, welche wir, wie bereits berichtet, am Hot Springs Campsite kennengelernt haben, betreiben bei Lusaka eine große Rinderfarm. Als zweites Standbein bauen sie noch Kartoffeln an. Sie hatten uns gebeten, sie auf unserer Rückreise unbedingt zu besuchen. Da ließen wir uns natürlich nicht lange bitten. Einen Übernachtungsplatz brauchten wir sowieso und das Farmleben ist für uns immer wieder interessant zu mal wir noch nicht auf einer Rinder- und Kartoffelfarm gewesen sind. Mike hat uns auch gleich in seinen Jeep „verfrachtet“ und uns zum Herzstück der Farm, einer riesigen Halle, gefahren. In dieser werden die Kartoffeln über eine Anlage sortiert, gereinigt und auch gelagert. Er und sein Bruder beschäftigen auf der Farm über 100 Angestellte! Den Sonnenuntergang haben wir dann alle Vier von der Farmhaus Terrasse, das Haus steht auf einem Berg mit wunderbarer Aussicht, und dem obligatorischen Drink genießen dürfen. Wie muss wohl das Gefühl sein, wenn man all das Land, so weit das Auge reicht, sein Eigen nennen kann? Es ist für uns nicht vorstellbar und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Gefühl nicht haben möchte. Abgesehen davon, dass wir für so viel Verantwortung nun doch schon etwas zu alt sind. Anschließen hat Manuela noch einen Crash Kurs in sambischer Kochkunst bekommen – sehr köstlich und gesund!

Auf Wiedersehen Sambia, wir kommen wieder!!

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Frühstück mit Löwen

Sambia vom 09.08.2018 – 26.08.2018

Am 09.08.2018 verabschieden wir uns schweren Herzens von unserem Freund und fahren die wenigen Meter bis zum Grenzübergang nach Sambia, welcher ja gleich hier in Kariba ist. Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, ist Sambia Neuland für uns und jeder neue Grenzübertritt, hier in Afrika, erzeugt immer wieder ein komisches Gefühl in der Magengegend. Nie ist die Prozedur gleich. Mal geht alles schnell und ein anderes Mal wieder völlig undurchsichtig und desorganisiert. So auch dieses Mal. Auf simbabwischer Seite keine 10 Minuten, auf sambischer Seite 1,5 Stunden und das, obwohl wir die einzigen Grenzgänger um diese Zeit waren. Für evtl. Nachahmer hier der optimale Ablauf: Auto links vor der Schranke im Hof der Immigration abstellen. Richtung Schranke gehen und bei den „Schwarzhändlern“ mind. 50 USD in simbabwische Kwacha tauschen, vorausgesetzt natürlich, man hat noch keine. Diese braucht man für die temporäre Haftpflichtversicherung. Der Kurs bei den Händlern ist nur geringfügig schlechter, als später am Automaten. Und keine Angst, dieser Schwarzhandel wird von den Grenzern, sicher nicht ohne eigenen Nutzen, großzügig geduldet. Nun gleich da rechts der Straße in die unscheinbare Blechhütte gehen und die Versicherung abschließen. Dann zurück und links der Einfahrt vom Parkplatz an dem Container die Straßenbenutzungsgebühr in USD entrichten. Die Höhe richtet sich wiederum nach der angegeben Strecke. Meine Empfehlung: Erst einmal nur bis Lusaka angeben. An den Mautstationen wird dann das Dokument immer abgestempelt. Wenn man dann außerhalb des Geltungsbereiches fährt, zahlt man an den Mautstationen einen recht geringen Beitrag in bar und dann nur in Landeswährung. Ich denke, so käme man wesentlich billiger davon. Wir sind nun schon über 2 Wochen unterwegs und haben erst 2 Mautstationen passiert. Werde am Ende diesbezüglich noch mal unsere Erfahrung kundtun. Nun wieder zurück zum Ablauf der Grenzabfertigung, wir sind ja noch nicht durch. Diese beiden Dokumente brauchen wir nun beim Zoll. Vorher aber mit den Pässen zur Immigration, und 50 USD pro Person für das Visum (30 Tage) nicht vergessen. Hier erhält man nun einen Passierschein, welchen man dann noch beim Zoll abstempeln lassen muss. Nun mit den Zollpapieren (evtl. Carnet) zum Zollschalter, welcher im gleichen Gebäude ist. Wer jetzt glücklich mit dem Auto vor der Schranke steht und denkt mit Abgabe des Passierscheins hebt sich endlich das Ding, der irrt gewaltig. Nun kommt noch eine kräftige Dame in Zivil und fordert noch eine Abgabe von umgerechnet ca. 3 Euro, angeblich für die Kommune. Entnervt und mit dem sehnsüchtigen Wunsch, dass sich die Schranke endlich heben möge, fragen wir nicht weiter und zahlen einfach. Und „schwupps“, wir sind in Sambia!

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Nach einer Nacht im Busch quälen wir uns am nächsten Vormittag durch den zähen Straßenverkehr von Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Hier kaufen wir so viel ein, wie wir bunkern können und lassen uns den Tankdeckel vom Zusatztank klauen. Diesen ziert nun als Verschluss eine bunte Kaffeetüte mit Gummi, afrikanisch eben. Wir verlassen Lusaka auf der „Great East Road“ mit Ziel, South Luangwa Nationalpark. Nach einer weiteren Nacht im Busch und einem kurzen Besuch des Luangwa Bridge Market,

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einem bekannten Straßenmarkt an einem abgelegenen Verkehrsknotenpunkt, erreichen wir am späten Nachmittag Petauke. Von hier führt eine 170 km lange Piste zum Nationalpark. Wir hatten uns gegen die bequemere Strecke auf Asphalt über Chipata entschieden, da unser Reiseführer interessante Dörfer und schon vor dem Park, erste Tiersichtungen versprochen hatte. Es ist schon recht spät und wir wissen, dass es auf den ersten 140 km keine Campsite gibt und uns nur eine im Busch bleibt. Aber gerade das sollte zum Problem werden. So viele Dörfer, fast lückenlos reit sich Hütte an Hütte. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt. Hier wird die Suche nach einem Buschcamp zum Problem. Jeder noch so kleine Seitenweg endet schließlich wieder in einem Dorf oder auf einem Baumwollfeld. Im letzten Tageslicht halten wir bei einer größeren Familie, die ihre 2 Hütten am Wegesrand hat.  Hier wohnen 2 Brüder mit ihren Frauen und jeweils 8 und 5 Kindern. Wir sind herzlich willkommen und verbringen hier eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen stehen alle Kinder des „Dorfes“, schüchtern und in „sicherem“ Abstand, vor unserem Auto und beobachten neugierig und unaufdringlich jede unserer Tätigkeiten. Wir verabschieden uns noch mit einem kleinen Geschenk bei unseren Gastgebern und rollen, begleitet von winkenden Kindern, wieder auf die Piste. Wir sind uns einig, dass dies sicher nicht die letzte Übernachtung in einem Dorf gewesen sein wird. Wir denken auch, dass wir ein recht gutes Gespür dafür entwickelt haben, in welchen Dörfern man entspannt nächtigen kann. Noch ein paar Worte zur dieser Alternativstrecke: Die ersten 60 km führen über eine breite, recht gute Piste und wie schon erwähnt, reiht sich hier Dorf an Dorf und man spürt, dass sich die Menschen ehrlich freuen, dass man sich für sie und ihr Land interessiert. Dieses und auch die Piste verschlechtern sich aber leider dann auf den nächsten etwa 50 km erheblich. Hier wird permanent gebettelt, und das nicht nur von Kindern, und man mag gar nicht erst anhalten. Der Rest der Strecke bis Mfuwe verläuft dann auf komfortabler Strecke durch tolle Landschaft am Luangwa Fluß entlang und oft sieht man über dem Fluss schon den „Luangwa Nationalpark“. Es gibt nur noch wenige Dörfer, dafür aber die ersten Elefanten, Giraffen, Antilopen und sogar Löwen!!!. Auf diesem Abschnitt fanden wir einen super Platz an einer Flussschleife mit Blick zum NP und nur wenige km vom Eingangstor zum Nationalpark entfernt.

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Dort war es so schön, dass wir mit Unterbrechungen, insgesamt vier Mal da übernachtet haben. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich sechs Uhr am Gate und nachdem wir stolze 75 USD Eintritt gezahlt hatten, waren wir auch schon auf Achse. Gleich danach das erste tolle Erlebnis: Eine Elefantenherde zieht im ersten Sonnenlicht gemächlich durch den Fluss, um nur wenige Meter vor uns die Uferböschung zu erklimmen.

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Allein schon dieses Erlebnis war die 75 USD wert. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Kurz darauf treffen wir auf eine Gruppe von insgesamt 12 Löwen, welche offensichtlich auf der Suche nach einem ruhigen Schattenplatz war.

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Mit der Ruhe sollten diese Löwen aber vorerst kein Glück haben, denn schon kurz nach uns trafen die ersten Safari Autos von den Lodges ein, welche uns ganz schnell von „Startplatz 1“ verdrängten. Als uns dann die Sache zu blöd wurde, gingen wir zu unserer bewährten Taktik über: Abwarten, bis alle wieder zum Frühstück in die Unterkünfte einrücken, in gute Beobachtungsposition rangieren, Dach hochfahren und „mit den Löwen frühstücken“. Die Löwen störte es nicht und wir hatten ein Frühstück mit Erlebniswert, welches so vielleicht nie wiederkehren wird. Im Park gibt es natürlich noch reichlich andere Tierarten, deren Beobachtung auf sehr gutem Wegenetz, auch dem Fahrer richtig Freude bereitet.

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Somit schaffen wir es wieder einmal nur knapp vor Toresschluss aus dem Park zu fahren. Schön, dass wir nun nicht erst einen Nachtplatz suchen müssen. Nächster Tag ist Ruhetag an unserem Lieblingsstellplatz. Ich bin gerade dabei unsere Campingmöbel für das Frühstück vor dem Auto zu platzieren, als mir auffällt, dass auf Nationalpark Seite mehrere Safari Autos stehen und die Gäste alle zu unserer Flussseite in unserer Richtung schauen. Der Fluss bildet ja hier, wie schon erwähnt, die natürliche Grenze des Parks. Da nicht ich das Objekt der Begierde sein konnte, hab ich mich nochmals umgeschaut. Zu meinem Entsetzen kamen da zwei männliche Löwen am Flussufer entlang gelaufen,

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genau in unsere Richtung, um dann etwa 100 Meter vor uns im Wald zu verschwinden. Unser Frühstück haben wir dann doch lieber nach innen verlegt. Die Geschichte war damit aber noch nicht zu Ende. Wir sitzen beim Abendbrot, dieses Mal draußen, als wir durch markerschütterndes Gebrüll abermals aufgeschreckt wurden. Kurz darauf traten die beiden Löwen genau an gleicher Stelle wieder aus dem Wald. Offensichtlich hatten sie dort im Schatten, während der Tageshitze, gepennt. Man möge uns nun Leichtsinn vorwerfen, aber wir sind hier in der Wildnis von Afrika und auch die Campsites in den Parks sind selten umzäunt. Außerdem wählen wir da, wo gefährliche Tiere sein könnten, immer Plätze mit weiter, freier Umsicht. Auch die Tatsache, dass Löwen und Leoparden nachtaktiv sind, bringt eine gewisse Berechenbarkeit. Man sollte ihnen natürlich auch tagsüber nicht gerade vor dem Maul herumlaufen. Trotzdem kommt es immer wieder mal zu Unglücksfällen mit diesen Tieren, das aber sicherlich ungleich weniger als beispielsweise im Straßenverkehr. So das war jetzt speziell für unsere besorgte Tochter. Unser Reiseführer verspricht uns eine abenteuerliche Fahrt auf Piste durch zwei weitere Nationalparks vom Ort Mfuwe zum North Luwangwe Nationalpark. Dieser soll aber nur für Nobel Publikum zugänglich sein. Selbstfahrer sind unerwünscht und dürfen den Park nur auf kürzester Strecke im Transit durchqueren. Das wollten wir testen, es könnte sich ja mal was zum Positiven geändert haben. Um es vorwegzunehmen, diese Frage zu klären, wird jemand anderes übernehmen müssen. Eine Reifenpanne hat uns kurz vor dem Park gezwungen die Richtung zu wechseln, um in Lundazi eine Reifenwerkstatt aufzusuchen. Im Nachhinein waren wir aber nicht traurig, denn die schöne Strecke und die tollen Begegnungen mit Einheimischen, in den weitestgehend ursprünglichen Dörfern, waren mehr als nur Entschädigung. Es war so spannend, dass wir fast die gleiche Strecke zurück nach Mfuwe, noch einmal gefahren sind.

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Tipps für evtl. Nachfolger: Die zwei Nationalparks auf dieser Strecke darf man im Transit kostenlos durchqueren, wobei man dem sehr schönen und wildreichen Nsefu Sektor unbedingt einen Parkeintritt gönnen sollte. Die Strecke vom North Luangwa Gate nach Lundazi ist gut befahrbar und interessant. Es gibt aber noch eine zweite Verbindung nach Lundazi. Diese wird kaum befahren und führt durch noch ursprünglichere Dörfer. Sie beginnt gleich nach dem recht uninteressanten und Tsetsefliegen verseuchten Luambe NP. Mit diesen Fliegen muss man übrigens am gesamten Luangwe rechnen, aber in den anderen Parks nur sporadisch. Wenn diese Plagegeister da sind, dann aber gleich massiv. Hier hilft nur schnell Fenster schließen, anhalten und eine Ladung „Doom“ (gutes Insektenspray, überall erhältlich) versprühen. Lieber erstickt, als von den Mistviechern gebissen werden. Die Bisse sind nämlich recht schmerzhaft und man hat sehr lange seine „Freude“ daran. Außerdem können sie auch in seltenen Fällen die sehr gefährliche Schlafkrankheit übertragen. Man kommt aber nicht umhin, auch trotz aller Vorsicht gebissen zu werden. Es sei denn, man fährt ständig mit geschlossenen Fenstern, was aber sicher nur das halbe Erlebnis sein wird. In Lundazi kann man übrigens für ein kleines Geld im Park des Lundazi “Castle Hotel“ übernachten und die allerdings recht rustikale Sanitäranlage nutzen. Hier hatten wir übrigens folgendes lustige Erlebnis: In einer etwa 200 m entfernten Lodge fand eine Hochzeit statt. Wir reihen uns also in die Menge der Schaulustigen ein und werden schon nach kurzer Zeit aufgefordert mit an einem der Tische Platz zu nehmen. Da gibt es auch keine Widerrede.  Scheinbar das ganze Dorf ist geladen. Es gibt einige kulturelle Einlagen, danach kommt das Hochzeitspaar tanzend in die Menge.

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Auch den traditionellen Anschnitt der Hochzeitstorte gibt es hier, wiederum mit dem Unterschied das die Braut und der Bräutigam hier die Stücke mit einem Kniefall zum Dank an ihnen sehr nahestehende Personen verteilen. Das Abendessen war dann allerdings etwas kurios. Da wir ja eigentlich nur „Zaungäste“ waren, wollten wir nicht daran teilnehmen. Ich nutzte diese Gelegenheit, um schnell zum Auto zu laufen und für meine Frau eine Jacke und Mückenspray zu holen. Etwas da bleiben wollten wir schon noch. Als ich dann wieder zurückkam, es waren maximal 30 min vergangen, saß meine Frau allein an dem großen Tisch und umher sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Es waren höchstens noch ein Viertel der Gäste anwesend. Sie erzählte mir, dass nachdem die ersten Pappteller mit dem Essen verteilt wurden, um diese ein „gnadenloser Kampf“ entbrannte. Viele packten das Essen auch komplett ein, und wenn möglich, nicht nur eine Portion. Somit war das tolle Fest auch schon gegen halb acht wieder zu Ende. Nix mit bis spät in die Nacht feiern und tanzen.

Mit dem Kulamba Festival steht nun zur Abwechslung mal Kultur auf dem Programm. Dieses findet jedes Jahr an einem Wochenende, Ende August bei Katete statt. Die knapp 200 km bis dahin sollten auf guter Teerstraße schnell abgespult sein. In Chipata, einem größeren Grenzort nach Malawi, fühlen wir uns, wie immer in Grenzorten, nicht ganz so wohl. Aber es gibt da sehr gute Versorgungsmöglichkeiten. So wird es zu spät und wir müssen uns doch noch mal ein Übernachtungsplätzchen suchen. Dieses finden wir dann auf dem Grundstück eines sehr netten Häuslebauers. Wie hier sehr oft üblich, baut auch er schon viele Jahre, so wie mal Geld übrig ist. Wir kaufen ihm zum Dank noch Erdnüsse ab und sind schon recht früh in Katete. Der riesige Parkplatz ist noch fast leer und wir starten zu ersten Erkundungen zum Festgelände. Das gesamte Umfeld ist mit Hunderten Verkaufsständen gesäumt. Hier gibt es alles, aber wirklich alles, bis hin zu lebenden Getier, was der afrikanische Markt zu bieten hat.

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Das eigentliche Festgelände ist am heutigen Freitag noch nicht offen, aber davor treten schon einige Tänzer in ihren seltsam anmutenden Masken zu heißen Trommelrhythmen auf. Anfänglich ist die Menschenmenge noch überschaubar, aber in kürzester Zeit wurde die Menschenmasse immer größer und die Afrikaner immer „begeisterter“ und mir der Kuschelfaktor immer unerträglicher.  Meine Frau hatte ich schon lange aus den Augen verloren, sie ist da sowieso wesentlich resistenter als ich. Somit blieb mir nur der Rückzug in den sicheren Randbereich des Geschehens. Sie in den Tausenden Menschen wieder zu finden, war aussichtslos. Somit ging ich zu unserem vereinbarten Treffpunkt, unserem Auto. Nach 2 Stunden trudelte auch sie glücklich und zufrieden, aber platt hier ein. Sie sagt immer, „Mach dir keine Sorgen ich komm auf solchen Veranstaltungen auch allein klar“. Ihr Wort in Gottes Ohr!!! Am nächsten Tag war dann offizieller Beginn der Veranstaltung. Da wir gleich auf dem Parkplatz genächtigt hatten, waren wir auch schon früh auf dem Gelände. Hier hatten wir riesiges Glück und eine der Organisatorinnen, mit nicht nur körperlich hohem Gewicht, nahm uns bei der Hand und besorgte uns einen super Platz. Sie war so nett, weil wir (sicher eher meine Frau) ihr schon am Vortag aufgefallen waren.

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Das sollte allerdings, bei nur 2 Weißen am ersten Tag, auch nicht all zu schwer gewesen sein. Überhaupt war, zu meiner Freude, die Organisation an diesem Tag nicht vergleichbar mit dem Chaos vom Vortag. Das lag aber sicher daran, dass fast alles was in Sambia und Malawi Rang und Namen hat, auf der Ehrentribüne saß.  Was hier an Personenkult betrieben, wird erinnert mich sehr stark an unsere Zeit in der DDR. Nur das hier die Unmengen an Geschenken, ganz offiziell vor aller Augen, auch derer die wirklich kaum etwas besitzen, an jene verteilt werden, welche wirklich schon im Überfluss leben. Trotzdem ist diese Veranstaltung unbedingt sehenswert, gibt sie doch ein wenig Einblick in die sambische und malawische Kultur und die, trotz aller Widrigkeiten, ungebrochene Lebensfreude der Afrikaner.

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Mir persönlich, war es nur nach den vielen Wochen Natur und überwiegender Einsamkeit, mit einem Schlag etwas zu viel Mensch und Lautstärke. Nun sind wir zum zweiten Mal hier in Lundazi und während ich das hier schreibe, fällt mir noch ein tragisches Missgeschick ein. Von unserem Lieblingsfleischer hatten wir aus Deutschland 3 Gläser Leberwurst mitgebracht. Diese sollten wirklich nur zu ganz besonderen Anlässen oder bei absoluten Entzugserscheinungen geöffnet werden. Überlebt hatte seit längeren nur noch ein Glas, welches ich wie meinen Augapfel hütete. Mehrfach konnte ich es vor meiner heißhungrigen Frau retten. Vor einigen Tagen konnte ich dann ihrem Flehen nicht mehr widerstehen und gab das Glas zum genüsslichen Verzehr frei. Geradezu feierlich öffnete ich das Glas und ein ekelhaft stechender Geruch fuhr uns in die Nase! Die Moral von der Geschichte: Genieße die schönen Dinge des Lebens so früh wie nur möglich.