20.09. Es ist Samstag und es sind nur noch wenige Kilometer bis “Visniovca“ ,dem Ort, wo wir uns mit unseren Reisebekannten vom Donaudelte zum Folklorevestival spätestens am Sonntag treffen wollen. Somit genug Zeit, um den Tag ruhig anzugehen. Ich rasiere mich mal richtig (nass) und Manuela färbt sich die Wimpern. Man will ja halbwegs zivilisiert zum Festival erscheinen. Wir verlassen schließlich gegen 10 Uhr unsere Wellness- Oase und nach nur wenigen Kilometern bekommen wir einen Anruf von unseren Reisebekannten und Alwin teilt uns aufgeregt mit, dass er wohl den Termin falsch verstanden habe und das Festival schon heute ist und die ersten Busse mit den Teilnehmern schon eingetroffen sind. Na, toll ! Bloß gut, dass wir nur noch eine Stunde bis „Visniovca“ brauchten. Es hatte zwar schon begonnen, aber allzu viel hatten wir wohl noch nicht verpasst. Das Alter der Teilnehmer war geschätzt von 7 bis 70 Jahre. Deshalb erlebten wir von feurigen Tänzen bis zu melancholischen Gesängen eine bunte Folklore-Mischung und das Ganze natürlich in herrlich-bunten Trachten. Es war schön, unerwartet kurz (ca. 2 Stunden)aber wir waren nun nicht sooo begeistert. Es liegt wahrscheinlich daran, dass wir in Estland schon einmal ein internationales Folklore Festival erleben durften, bei dem die teilnehmenden Gruppen „in einer ganz anderen Liga spielten“. Alwin betreibt seit Jahren Ahnenforschung in diesem Ort, weil seine Eltern von da stammen. Er ist also hier schon bekannt und deshalb waren wir alle vier noch im Bürgermeisteramt zu einem „Brasnik“ mit einigen Organistoren bei Olga der Bürgermeisterin geladen. Schließlich landeten wir mit unseren Wohnmobilen auf Olga`s Grundstück. Der Grill wurde angeworfen, wir hatten uns um das Grillgut gekümmert und Olga steuerte von ihrem Mann selbst hergestellten Traubenwein und Schnaps bei und so stand einem lustigen Abend nichts mehr im Weg. (42 Km)
21.09. Mein Kopf war heute Morgen, wider Erwarten nicht zu schwer und nach einem ausgiebigen Frühstück hatten wir uns voneinander verabschiedet. Alwin und Margot wollten noch Bekannte in „Comrad“, einem größeren Ort in der Nähe, besuchen. Und wir folgen einer Einladung von Andreas und Inga und fahren auch nach „Comrad“. Die Beiden hatten wir auf dem Festival kennen gelernt. Andreas ist Deutscher und Inga ist Moldawierin. Sie lebt aber schon seit 20 Jahren in Deutschland. Zusammen haben sie hier ein Haus gekauft und sind für vier Wochen zum „Urlauben“ und Bauen hier in Comrad. Perspektivisch wollen sie mal nach Moldawien ziehen. Die Beiden zeigen uns ihr Haus und anschließend die Stadt. Manuela kauft sich in der großen Markthalle eine Jacke und ich bekomme als Ausgleich ein Kilo Tomaten. In der Russisch-Orthodoxen Kirche kommen wir zufällig zu einer Hochzeit und dürfen da die Zeremonie miterleben. Den Stadtbummel lassen wir dann in einem netten Café ausklingen und gegen 14 Uhr sind wir auch schon wieder auf Achse.
Unterwegs folgen wir einem Tipp der Beiden und essen in einem sehr traditionellem Restaurant („Gagauz Sofrasi“) Abendbrot. Dieses ist nicht nur landestypisch eingerichtet, sondern bietet auch ausnahmslos traditionelle Küche. Wir waren schon gegen 15 Uhr da, eigentlich fürs Abendessen zu zeitig. Deshalb reichte uns eine Suppe und dazu frisch gebackene und noch heiße „Gözleme“ (Große, meist gefüllte Teig-taschen oder rollen.)Einen Platz für die Nacht fanden wir dann auch noch schnell an einem Stausee. (68 Km)
22.09. Heute soll unsere kleine Rundreise durch den Süden Moldawiens zu Ende gehen. Unterwegs kaufen wir nochmal günstig ein und tanken kurz vor der Grenze nochmal voll und sind gegen 13 Uhr über die uns ja schon bekannte Grenze bei Galati, wieder nach Rumänien eingereist. Es ist Zeit ein nettes Plätzchen für eine Kaffeepause zu finden. Für meinen fitten Navigator kein Problem und schon wenig später stehen wir abseits jeglicher Straße am Ufer der Donau mit Fernblick auf die Donaubrücke in Braila und „Schiffe schauen“. Der Platz ist so schön, dass wir spontan entscheiden, auch hier zu übernachten. Ich versuche mich noch mit meiner Angel, hatte mir ja in Moldawien was zum dran hängen gekauft, aber hier kann es keine Fische geben.
Zeit für ein kurzes Resümee zu Moldawien, natürlich nur den Süden betreffend: An der Infrastruktur scheint sich seit Sowjetzeiten nicht viel geändert zu haben. Es gibt zwar auch ein paar neue Straßen, aber größtenteils ist alles nur ein einziger Flickenteppich mit teils sehr gefährlichen Bodenwellen. In den kleineren Ortschaften ist fast immer nur die Durchgangsstraße „asphaltiert“, alle anderen abgehenden Straßen sind bestenfalls geschottert oder einfach nur Erdwege. Das sind aber nicht die Gründe, weshalb wir sagen, dass Moldawien nicht unser Lieblingsreiseland werden wird. Es liegt daran, dass für uns die Landschaft, ähnlich einer Steppe, zu langweilig flach ist, es kaum Wald und keinerlei Wandergebiete gibt. Außerdem laden die wenigen Seen oder Flüsse selten zum Schwimmen ein. Rein menschlich hatten wir leider viel zu selten das Gefühl wirklich willkommen zu sein. Das mag vielleicht an der Mentalität der Menschen liegen und auch daran, dass es den Leuten hier viel schlechter geht als uns, auch das ist vollkommen verständlich. Aber wenn wir in solche Länder reisen, dann hoffen wir immer auch ein wenig darauf, gerade etwas Hoffnung zu verbreiten, dass auch solche Länder für Touristen interessant sein können und im Tourismus auch ein wenig Zukunft liegen kann. Und etwas Geld lässt doch auch jeder Besucher zwangsläufig im Land. Aber vielleicht bin ich mit diesen Ideen und Gedanken ja doch etwas zu naiv. (116 Km)
 
			























