Bericht vom 25.09.2018 Südafrika und vom 28.02.2020 –08.03.2020

Wir entscheiden uns für den berühmt berüchtigten Grenzübergang über den „Sani Pass“. Berühmt berüchtigt deshalb, weil dieser angeblich schwer zu befahrende Pass auf steinig, steiler Naturpiste als eines der letzten „Abenteuer“ hier in Südafrika gilt. Das wollen wir natürlich auch erleben, zumal in unserem Reiseführer (Auflage von 2015) und im Internet zu lesen ist, dass begonnen wurde, diesen Pass zu asphaltieren. Um es vorwegzunehmen, wir denken, dass die eigentliche Passstraße bei dem bisherigen Tempo der Bauarbeiten, noch einige Jahre im Naturzustand zu befahren sein wird. Bis jetzt ist nur in einigen Abschnitten vor der südafrikanischen Grenzabfertigung, welche sich ja einige Kilometer vor der eigentlichen Grenze und vor Beginn des richtigen Passanstiegs befindet, zaghaft mit vorbereitenden Arbeiten begonnen worden. Und das nun schon seit mindestens drei Jahren. Wir passieren also problemlos, da fast kein Verkehr, einige kurze Baustellen auf recht holpriger Piste. Die Grenzabfertigung am südafrikanischen Posten geht „schwindelerregend“ schnell und das sogenannte „letzte Abenteuer Südafrikas“ beginnt. Die fast durchweg steinige und teilweise recht ausgewaschene Piste windet sich erst mäßig, dann immer steiler werdend und in immer enger werdender Haarnadelkurven bis auf Passhöhe. Auf den letzten sechs Kilometern müssen rund eintausend Höhenmeter bewältigt werden. In einigen Kurven muss ich mehrmals zurücksetzen und auch ein oder zweimal die Sperre zuschalten, aber insgesamt hatten wir uns dieses „Abenteuer“ doch etwas schwieriger vorgestellt. Bei nasser Piste wäre es sicher um einiges schwieriger, aber diese Strecke macht sowieso nur bei schönen Wetter Sinn. Wir hatten Kaiserwetter und die Aussichten auf die umliegenden Steilwände und zurück ins Tal waren einfach grandios.

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Die Grenzabfertigung auf Lesotho Seite geht auch wieder problemlos, wir zahlen 80 Rand (4,40 €) Straßengebühr und sitzen schon wenig später an der mit 2874 m höchsten Bar Afrikas bei Glühwein und heißer Schokolade (für den vorbildlichen Fahrer).

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Unseren bisher höchsten Übernachtungsplatz, zumindest mit unserem Camper, beziehen wir etwa 10 km nach der Grenze auf dem Wanderparkplatz zum höchsten Berg von SA (Thabana Ntlenyana 3482m), auf 3250 m Höhe. Die Nacht wird erwartungsgemäß frisch und aufgrund von leichten, der Höhe geschuldeten Kopfschmerzen etwas unangenehm. Am Morgen haben wir minus 2 Grad und wir können auch einen kleinen, afrikanischen Schneemann bauen.

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Wir trauen unseren Augen nicht als wir plötzlich neben unseren Auto eine vermummte Gestalt sehen, welche aussieht wie eine Mumie, nur nicht in weiße, sondern in dunkle Tücher gehüllt. Hier in der Höhe hatten wir eigentlich niemand, zumindest nicht so früh am Morgen erwartet. Es war ein Hirte, welcher uns um etwas Brot bat. Als wir ihm etwas von unserem erst am Vortag in einem „Farmstall“ (bei uns Hofladen) erstandenen Brot reichten, konnten wir sehen, dass er unter der um den Körper geschlungenen Decke, lediglich eine Art kurze Unterhose trug. Und er hat sicher die Nacht in der freien Natur verbracht. Was sind wir doch nur für Weicheier.

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In zwei Tagen schaffen wir lediglich die Panoramastraße zwischen Sanipass und Butha Buthe, im Norden von Lesotho. Wir müssen uns eingestehen, dass wir dieses zwar kleine, aber aufgrund des Höhenprofils, nur mit großen Zeitaufwand zu bereisende Land, nicht in den von uns geplanten, maximal fünf Tagen zu bereisen ist. Und da uns nun auch immer klarer wird, dass bis zu unserem Rückflug, Ende November, hier in Südafrika noch so einige „Rechnungen“ offenbleiben müssen, fassen wir den Entschluss, an dieser Stelle Lesotho abzubrechen und im nächsten Jahr an gleicher Stelle weiterzumachen.

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Lesotho – „Das Dach von Afrika“

28.02.2020 –08.03.2020

In 2018 waren wir schon einmal in Lesotho. Damals sind wir über den Sani Pass eingereist und in 3 Tagen über die Panoramastraße (A1) bis Butha-Buthe gefahren. Leider waren wir damals etwas in Zeitnot, aber wir waren uns einig, hiervon wollen wir mehr. Wir wählen also den direkten Weg, und quer durchs Land, Grahamstown,Queenstown, Elliot, Ugi, Matatiele, um dann am Grenzübergang Quacha’s Neck nach Lesotho einzureisen. Die Anfahrt war, trotz der vielen Kilometer sehr angenehm. Die Straßen waren, bis auf die letzten etwa 30 km, durchweg geteert, über weite Strecken sehr wenig befahren und landschaftlich sehr abwechslungsreich. Nachteilig ist nur, dass es fast ausschließlich durch Farmland geht und deshalb Seitensprünge in das schöne Umland zur Übernachtungssuche fast unmöglich sind. Campingplätze sind auch äußerst selten. Ich glaub, wir haben nur einen einzigen gesehen. So blieb uns wieder nur, unser mittlerweile lieb gewonnene Variante, doch gleich bei den „Zaunbauern“ zu übernachten. Wir können diese Möglichkeit nur immer wieder empfehlen. Es ist viel mehr, als eine Notlösung. Immer wurden wir herzlich aufgenommen, immer erfährt man Interessantes über das Leben auf einer Farm und manchmal bekommt man sogar das Angebot, solange zu bleiben, wie man möchte. Die Anfahrt von Matatiele zum Grenzübergang Quacha’s Neck verdient eigentlich die Bezeichnung Straße nicht. Umso mehr sind wir erfreut, dass es auf Lesotho Seite auf tadellosem Teer weitergeht. Der Grenzübergang war wieder problemlos und man kann sogar die Straßengebühr mit südafrikanischem Rand bezahlen, wie übrigens alles im ganzen Land. Also ein Geldumtausch in Landeswährung ist nicht notwendig. Sofern man natürlich schon Rand besitzt. Wir fahren nicht mehr weit, und schlagen uns, Dank nun nicht mehr vorhandener Farmzäune, in die Büsche. In über 2000 m Höhe genießen wir den Ausblick in ein Flusstal und verbringen unsere erste ruhige Nacht in Lesotho. Die A4 führt uns weiter im ständigen Auf und Ab in Höhen zwischen 1500 und 2600 m durch grandiose Landschaft.

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Ursprüngliche Dörfer reihen sich wie an einer Perlenkette entlang der Straße und wir müssen uns diese mit mehr Reitern,Fußgängern, Rindern, Schafen, Ziegen und Eseln, als mit anderen Autos teilen.

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Als am späten Nachmittag ein heftiges Gewitter mit Starkregen und Hagel niedergeht, flüchten wir uns in ein Dorf. Der Spuk hielt zum Glück nicht lange an und bald konnten wir uns wieder an einer schönen Abendsonne erfreuen. Lust zum Weiterfahren hatten wir dann auch nicht mehr. Und da uns bis dahin noch niemand, bis auf ein paar neugierige Blicke oder ein freundliches Winken, so wirklich Beachtung schenkte, fühlten wir uns ermutigt gleich da zu bleiben. Es wurde, bis auf gelegentliches Hundegebell, eine ruhige Nacht und am nächsten Morgen wurden wir durch Schulkinder geweckt, welche fröhlich schnatternd an uns vorbei liefen. Irgendwie erinnert uns die Landschaft und die Lebensweise der Menschen hier oben in den Bergen an Nepal. Es gibt so viele Parallelen, auch die Fröhlichkeit der Menschen, trotz aller Widrigkeiten, ist verblüffend ähnlich.

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Kopfbedeckung der Männer.

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Kopfbedeckung der Frauen.

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Kleine Dörfer und Terrassenfelder gibt es bis in Höhen von 2500 m. Darüber hinaus trifft man nur noch Viehhirten, welche hier, zumindest im Sommer, unter einfachsten Bedingungen ein Nomadenleben führen. Nach etwa 300 km Teer verlangt es uns nach etwas mehr Abenteuer. Außerdem weichen die traditionellen Steinhäuser, je näher wir der Hauptstadt Maseru kommen, immer mehr den hässlichen Wellblechhütten. Man findet diese scheinbar moderner und außerdem sind sie sicher wesentlich schneller zu errichten, als eine traditionelle Hütte aus Naturstein und Stroh. Somit biegen wir in Mohale’s Hoek auf die B 25 ab. Diese führt uns nun mehr ins Landesinnere. Nun sollte man doch meinen, wenn eine Straße der Kategorie „B“ laut Karte als „Main Road“ bezeichnet wird, doch zumindest eine gut befahrbare Schotterstraße sei. Weit gefehlt: Was uns nun auf den weiteren 150 km erwartete, war nichts anderes als eine teils katastrophale Naturpiste. Gerade deshalb war es für uns mehr als überraschend, dass trotz der schweren Zugänglichkeit unzählige Dörfer an der Strecke vorhanden sind. An der Zurückhaltung der Menschen merken wir bald, dass hier eher selten Touristen vorbeikommen. Erst wenn man den ersten Schritt, in Form eines freundlichen Winken oder eines Hallo tut, erhält man eine zumindest ebenso freundliche Reaktion. Eine Annehmlichkeit, welche wir später schmerzlich vermissen sollten. Wir benötigten für diese Strecke, bis zur Einmündung auf die A5, oberhalb von Ramabanda, zwei Tage. Damit muss man kalkulieren, denn mehr als 15 km in der Stunde sind im Schnitt nicht zu schaffen. Und genügend Zeit für Fotostopps und interessante Begegnungen sollte man auch einplanen. Es gab übrigens nur eine schwierige Stelle, bei welcher wir die Piste etwas präparieren mussten. Diese war an der sehr wenig befahrenen, aber sehr schönen Überquerung des „Paradise Pass“. Als tollen Übernachtungsplatz können wir S29°52’10.4“ E27°36’51.2“ empfehlen. Hier steht man sehr schön auf großer Wiese am Fluss, und wenn nötig auch unter großen Schattenbäumen. Auf der A5 angekommen, fahren wir Richtung „Semonkong“. Dieses sehr quirlige Dorf hat eine ganz besondere Atmosphäre und man sollte unbedingt für einen Rundgang aussteigen. Hier treffen sich viele Hirten aus den umliegenden Bergen. Alle zu Pferde, oder zumindest mit einem Esel. Es war uns zunächst nicht ersichtlich, weshalb die alle hier waren. Aber als wir etwas abseits der staubigen Hauptstraße, aneinander gereiht, etliche alten Steinhütten entdeckten, aus denen Qualm aufstieg und ständig die etwas raubeinigen Jungs ein und ausgingen, war das Rätsel zumindest teilweise gelöst. Jede der Hütten war eine düstere Kneipe, in denen Frauen selbst gebrautes Bier anboten. Mir wurde dieses milchig-trübe Gebräu auch angeboten. Ich konnte mich aber beim Anblick der Braubehälter und des Inhalts nicht zu einer Kostprobe überwinden. Mit der Ausrede, dass ich keinen Alkohol trinken würde, konnte ich mich gerade noch aus dieser Situation retten, musste aber dafür ein mitleidiges Lächeln über mich ergehen lassen. Das eigentliche Highlight von Semonkong ist dann aber der „Maletsunyane“ Wasserfall. Um dahin zu gelangen, muss man der vor Semonkong abzweigende Naturpiste etwa 8 km folgen, am Gate 100 Rand Eintritt zahlen und dann mit offenem Mund staunen. Das hatten wir wirklich nicht erwartet! Oft hatten uns schon groß angekündigte Wasserfälle enttäuscht.  Aber das hier übertraf unsere Erwartungen nun wirklich deutlich. Dieser Fall stürzt über eine fast 200 m hohe, senkrechte Felswand in den Canyon des Maletsunyane Fluss. Alles ringsherum ist tropisch grün und Wasser fließt nach den diesjährig guten Regenfällen genug. Das Unglaubliche daran ist noch, dass wir dieses wirklich ergreifende Naturereignis fast allein genießen konnten. Der schlechten Piste sei diesmal Dank. Apropos schlechte Piste: Diese Strecke würde sich auch wunderbar als Tageswanderung, oder Mountainbike Tour anbieten. Man kann auch noch zusätzlich in den Canyon, zum Fuß des Wasserfalls hinabsteigen. Das soll etwa 2,5 Stunden für Hin-und Rückweg beanspruchen. Wir waren darauf leider mit unserem Zeitplan nicht vorbereitet.

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Unser nächstes Ziel, der „Katse“ Stausee, wird in allen Reiseprospekten und diversen Reiseberichten sehr angepriesen.

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Wir können das so nicht ganz nachvollziehen. Der See liegt zwar sehr schön in die umliegende Bergwelt eingebettet, ist aber nahezu nirgendwo zugänglich. Als dann noch die Verkaufsstelle der Forellenzucht geschlossen hatte, war die Enttäuschung perfekt. Allerdings müssen wir sagen, dass die landschaftlich großartige Strecke, über mehrere Pässe und durch unzählige, teils noch sehr ursprüngliche Dörfer, die lange An-und Abfahrt allemal wert war. Die Strecke ist übrigens, bis auf den Abschnitt zwischen Thaba Theka und Katse, durchgängig geteert. Auf diesem Abschnitt hatten wir übrigens das unglaubliche Glück, genau da zu sein, als ein traditionelles Volksfest stattfand. Es war sehr schwer, herauszubekommen worum es eigentlich ging. Einerseits lag es an der sprachlichen Barriere, andererseits hatten wir das Gefühl, dass man uns nicht wirklich den genauen Sinn verraten wollte. Wir bekamen nur heraus, dass sich das Fest über 2 Tage, den heutigen Tag inbegriffen, erstrecken soll. Somit stand natürlich unser Entschluss fest: Wir bleiben hier. Ein Stellplatz in der Nähe des kleinen Dorfes war schnell gefunden, und wir warteten der Dinge, die nun geschehen würden. Warten mussten wir nicht lange, denn wenig später konnten wir beobachten, dass unzählige Reiter, meist in traditioneller Festbekleidung, den nächstliegenden Berg hinauf ritten.  Wenig später nahmen alle auf dem Bergkamm Aufstellung. Ein Anblick der uns an Filmszenen erinnerte in denen ein berittener Angriff bevorstand. Feierlich und etwas unheimlich zugleich. Es folgte zum Glück kein Angriff, sondern verschiedene Gruppen von Reiterformationen ritten majestätisch den Berg hinab, zum Dorf. Dort versammelte sich eine Gruppe der Reiter, welche offensichtlich eine besondere Stellung genießt, zu einem Ritual. Welchen Sinn und Zweck dieses Ritual hatte, konnten wir leider nicht deuten, da wir das ganze Geschehen noch aus respektvoller Entfernung beobachteten. Am nächsten Tag fand ein Ritual etwas außerhalb des Dorfes statt. An diesem durften aber nur bestimmte Personen teilnehmen. Wir wurden deutlich aufgefordert, weiter zum Dorf zu gehen.  Später dann kamen auch diese Personen zum Dorf und die Zeremonie ging unter Einschluss aller Dorfbewohner-und uns weiter. Zum Glück klärte uns der Dorflehrer ein wenig über den Sinn des Festes auf. So weit wir ihn verstanden hatten, ging es um die Aufnahme junger Männer in die Gruppe der Erwachsenen. Er sprach immer von Initiation. Das Internet sagt dazu: „Brauch bei der Einführung der Jugendlichen in den Kreis der Erwachsenen bei Naturvölkern (z. B. Beschneidung)“, das würde auch erklären, warum wir weitergehen sollten.

Es ging damit weiter, dass die schon erwähnte, offensichtlich privilegierte Gruppe von Männern, von den Frauen mit allerlei Schmuck beschenkt und dekoriert wurden. Auch Manuela hat sich daran beteiligt. Extra zu diesem Zweck war ein Händler vor Ort, welcher den, allerdings in unseren Augen etwas kitschigen Schmuck, zum Kauf anbot. Anschließen stimmte diese Gruppe noch feierliche Gesänge an, bei denen man wiederum nur in respektvollem Abstand zuhören durfte.

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Als dann später das anfängliche Misstrauen uns gegenüber, allmählich in unangenehme Aufdringlichkeit umzuschlagen begann, war für uns die Zeit zum Aufbruch gekommen. Schade, aber leider sind an diesem Verhalten hauptsächlich gedankenlose Touristen Schuld, welche hier ihr Gewissen erleichtern wollen, indem sie in „Gutmensch Manier“, willkürlich Geschenke und Geld verteilen. Was diese Leute erreichen, ist das die Einheimischen, angefangen von den Kindern bis hin zum Greis, ihren Stolz verlieren und hemmungslos und teilweise sogar aggressiv einfordern, was ihnen vermeintlich zusteht. Das führt manchmal dazu, dass man überhaupt keine Lust mehr hat, in Dörfern zu Stoppen um Kontakt zu den Einheimischen zu suchen. Aber glücklicherweise ist uns diese Unannehmlichkeit nur auf der touristisch stark genutzten Strecke zwischen Thaba Theka und der nördlichen Zufahrt zum „Katse“ Stausee extrem aufgefallen. Auf unserem weiteren Weg nach Norden, Richtung Grenzübergang zurück nach Südafrika, übernachten wir noch einmal frei und mit grandiosem Blick, auf dem Aussichtspunkt des Mafika- Lisiu Pass, in fast 3100 m Höhe (S29°3’50.8“ E28°24’20.2“).

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Im quirligen „Butha Buthe“ füllen wir noch beide Dieseltanks, immerhin ist hier der Liter 2 Rand billiger als in Südafrika, und überqueren am späten Nachmittag problemlos die Grenze.

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Südafrika 25.09.2018-14.10.2018

 

Tiere hatten wir nun vorerst genug gesehen, jetzt stand uns der Sinn nach Sonne und einsamen Stränden. Unser Anspruch diesbezüglich ist nach den Stränden vom letzten Jahr in Mosambik sehr hoch und so die Befürchtung, nicht zu erfüllen. Wir folgen der Empfehlung eines Einheimischen und fahren nach Mtunzini.. Mtunzini ist ein kleines verschlafenes Dorf etwas südlich von Empangeni, am Indischen Ozean. Wir schauen uns den Campingplatz am Meer an. Dieser ist recht nett, mit vielen schattigen Plätzen und sauberen Sanitäranlagen. Aber es gibt keine direkte Sicht zum Wasser und man muss, weil der Platz in einem kleinen Naturreserve liegt, noch zusätzlich zur Campinggebühr eine Eintrittsgebühr zahlen. Das war aber nicht der eigentliche Grund dafür, dass wir uns für den kleinen, privat geführten Platz im Dorf entschieden haben. Es war einfach kein Badewetter, daher fühlten wir uns im Dorf besser aufgehoben. Am nächsten Tag starteten wir, beflügelt durch tolles Wetter, einen erneuten Versuch, einen Strand nach unseren Vorstellungen zu finden. Der Platz in einem hübschen, kleinen Dorf nur wenige Kilometer weiter, abseits der Haupttouristenpfade, entpuppte sich zu einem absoluten Volltreffer. Bewachter Badestrand des Dorfes, offiziell Camping erlaubt, öffentliche Toiletten, Strandduschen, Grillplätze, Sitzgruppen und dazu noch der absolute Hammer-alles kostenfrei. Wir konnten unser Glück kaum fassen und blieben da bei bestem Wetter gleich drei Tage. (Bei Interesse: Haben den Platz bei „IOverlander“ eingestellt)

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Auf nach Durban. Mit 3,5 Millionen Einwohnern ist Durban, nach Johannesburg, die zweitgrößte Stadt von Südafrika.

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Es gibt da aber nur einen Campingplatz und der liegt 12 km außerhalb vom Zentrum. Das war uns zu umständlich und es musste eine andere Lösung her. Durban hat ein Casino, welches direkt an der „Golden Mile“, Durbans sechs Kilometer lange Stadtstrand Promenade liegt. Es gibt da einen sehr großen, 24 Stunden bewachten Parkplatz, sogar mit einigem Grün dazwischen und nachts kaum Straßenlärm. Das Ganze kostet am Tag umgerechnet 60 Cent. Im riesigen Casinogebäude nebenan, welches natürlich auch rund um die Uhr offen ist, gibt es auch Restaurants, Geschäfte und demzufolge auch öffentliche Toiletten. Was will Camper noch mehr, wir bleiben gleich 2 Tage. Von hier erlaufen wir die gesamte Strandpromenade und anschließend sogar noch weiter bis zum Yachthafen. Das quirlig afrikanische Leben an der Strandpromenade zu beobachten, ist allein schon einen Tag Aufenthalt wert. Irgendwie erscheinen uns die Menschen hier viel freier, fröhlicher und auch ungehemmter als bei uns in Europa, trotz der oft deutlich sichtbaren Armut. Aber auch Wohlstand ist bei vielen überdeutlich zu sehen. So viel wirklich fette Menschen, vor allem Frauen, hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber die üppig überquellenden Massen werden nicht etwa versucht unter kaschierenden Kleidern zu verstecken, nein, nein man trägt körperbetonte Klamotten und präsentiert sich stolz mit Bikini am Strand. Sicher Geschmackssache, aber für meine Augen eine Strapaze!

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Am nördlichen Ende der Promenade, unweit unseres Parkplatzes, steht das angeblich schönste Fußballstadion Südafrikas.

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Dieses wurde anlässlich der WM 2010 gebaut. Hier wollen wir die 550 Stufen auf den 104 m hohen Stadionbogen erklimmen. Doch leider sind wir zu zeitig da, das Stadion öffnet für Besucher erst 10 Uhr, und 2 Stunden warten ist uns die Sache dann doch nicht wert. Einen Überblick über die Stadt verschaffen wir uns dann trotzdem noch, aber auf andere Art. Wie immer in jeder größeren Stadt buchen wir eine Stadtrundfahrt mit dem offenen Doppeldecker Bus. Das ist immer eine tolle Geschichte. In Durban gibt es aber den Nachteil, dass man nicht an jeder beliebigen Station aussteigen und dann mit dem nächsten Bus weiterfahren kann. Hier fährt der Bus leider nur einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Ganz besonders möchten wir noch das Meerwasser-Aquarium in der „u Shaka Marine World“, Afrikas größtem Meerespark, empfehlen. Die unterschiedlichen Becken sind hier perfekt in den Bauch eines täuschend echt nachgebauten Frachtschiffes integriert. Die Illusion wirklich in einem Schiff zu sein, wird noch durch eingespielte Geräusche, wie z. B. knarrende Schiffswände oder Morsezeichen, perfektioniert. Wenn dann noch riesige Haie auf Augenhöhe vorbeigleiten, ist Gänsehaut angesagt.

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Dazu noch folgender Tipp: Wer auf das ganze  Belustigungsangebot, wie Delphin Show oder diversen Bootsfahrten verzichten kann, sollte erst ab 16.30 Uhr in den Park gehen. Dann bezahlt man nur noch einen Bruchteil des sonst fälligen Eintrittspreises und man ist fast allein mit der fantastischen Unterwasserwelt! Die moderne Infrastruktur Durbans soll aber nun auch unserem Auto zugutekommen. Ein gelegentlich knarrendes Geräusch undefinierbarer Ursache aus dem Untergrund des Fahrzeugs und der Ölverlust der Servolenkung muss behoben werden. Bei der Werkstattsuche haben wir erst im zweiten Anlauf Glück. Die Vorderachse wird teilweise ausgebaut, die beiden Kreuzgelenke demontiert, eins davon wird wegen Verschleißerscheinungen erneuert, die Ölpumpe wird demontiert und abgedichtet.

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Nach zwei „romantischen“ Übernachtungen auf dem Werkstatthof rollen wir vom Gelände und es knarrt immer noch! Beruhigend ist aber, dass es nun aber (so die Hoffnung) nichts Schlimmes mehr sein kann. Unser nächstes Ziel ist nun Lesotho, der kleine „Inselstaat“ mitten in Südafrika. Wir entscheiden uns für den berühmt berüchtigten Grenzübergang über den „Sani Pass“. Berühmt berüchtigt deshalb, weil dieser angeblich schwer zu befahrende Pass auf steinig, steiler Naturpiste als eines der letzten „Abenteuer“ hier in Südafrika gilt. Das wollen wir natürlich auch erleben, zumal in unserem Reiseführer (Auflage von 2015) und im Internet zu lesen ist, dass begonnen wurde, diesen Pass zu asphaltieren. Um es vorwegzunehmen, wir denken, dass die eigentliche Passstraße bei dem bisherigen Tempo der Bauarbeiten, noch einige Jahre im Naturzustand zu befahren sein wird. Bis jetzt ist nur in einigen Abschnitten vor der südafrikanischen Grenzabfertigung, welche sich ja einige Kilometer vor der eigentlichen Grenze und vor Beginn des richtigen Passanstiegs befindet, zaghaft mit vorbereitenden Arbeiten begonnen worden. Und das nun schon seit mindestens drei Jahren. Wir passieren also problemlos, da fast kein Verkehr, einige kurze Baustellen auf recht holpriger Piste. Die Grenzabfertigung am südafrikanischen Posten geht „schwindelerregend“ schnell und das sogenannte „letzte Abenteuer Südafrikas“ beginnt. Die fast durchweg steinige und teilweise recht ausgewaschene Piste windet sich erst mäßig, dann immer steiler werdend und in immer enger werdender Haarnadelkurven bis auf Passhöhe. Auf den letzten sechs Kilometern müssen rund eintausend Höhenmeter bewältigt werden. In einigen Kurven muss ich mehrmals zurücksetzen und auch ein oder zweimal die Sperre zuschalten, aber insgesamt hatten wir uns dieses „Abenteuer“ doch etwas schwieriger vorgestellt. Bei nasser Piste wäre es sicher um einiges schwieriger, aber diese Strecke macht sowieso nur bei schönen Wetter Sinn. Wir hatten Kaiserwetter und die Aussichten auf die umliegenden Steilwände und zurück ins Tal waren einfach grandios.

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Die Grenzabfertigung auf Lesotho Seite geht auch wieder problemlos, wir zahlen 80 Rand (4,40 €) Straßengebühr und sitzen schon wenig später an der mit 2874 m höchsten Bar Afrikas bei Glühwein und heißer Schokolade (für den vorbildlichen Fahrer).

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Unseren bisher höchsten Übernachtungsplatz, zumindest mit unserem Camper, beziehen wir etwa 10 km nach der Grenze auf dem Wanderparkplatz zum höchsten Berg von SA (Thabana Ntlenyana 3482m), auf 3250 m Höhe. Die Nacht wird erwartungsgemäß frisch und aufgrund von leichten, der Höhe geschuldeten Kopfschmerzen etwas unangenehm. Am Morgen haben wir minus 2 Grad und wir können auch einen kleinen, afrikanischen Schneemann bauen.

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Wir trauen unseren Augen nicht als wir plötzlich neben unseren Auto eine vermummte Gestalt sehen, welche aussieht wie eine Mumie, nur nicht in weiße, sondern in dunkle Tücher gehüllt. Hier in der Höhe hatten wir eigentlich niemand, zumindest nicht so früh am Morgen erwartet. Es war ein Hirte, welcher uns um etwas Brot bat. Als wir ihm etwas von unserem erst am Vortag in einem „Farmstall“ (bei uns Hofladen) erstandenen Brot reichten, konnten wir sehen, dass er unter der um den Körper geschlungenen Decke, lediglich eine Art kurze Unterhose trug. Und er hat sicher die Nacht in der freien Natur verbracht. Was sind wir doch nur für Weicheier.

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In zwei Tagen schaffen wir lediglich die Panoramastraße zwischen Sanipass und Butha Buthe, im Norden von Lesotho. Wir müssen uns eingestehen, dass wir dieses zwar kleine, aber aufgrund des Höhenprofils, nur mit großen Zeitaufwand zu bereisende Land, nicht in den von uns geplanten, maximal fünf Tagen zu bereisen ist. Und da uns nun auch immer klarer wird, dass bis zu unserem Rückflug, Ende November, hier in Südafrika noch so einige „Rechnungen“ offenbleiben müssen, fassen wir den Entschluss, an dieser Stelle Lesotho abzubrechen und im nächsten Jahr an gleicher Stelle weiterzumachen.

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Genauso verfahren wir mit dem riesigen und wunderschönen Wandergebiet der „Drakensberge“. Hier muss auch ein „Schnupperkurs“ genügen. Dazu bleiben wir lediglich jeweils zwei Tage im „Golden Gate Highlands NP”

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und im „Royal Natal NP“.

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Es tat richtig gut, sich endlich wieder einmal aktiv betätigen zu können. Übrigens, dass wirklich einzig Negative am Reisen hier in Afrika ist, dass einfach die Möglichkeiten der eigenen Fortbewegung ohne Fahrzeug, in manchen Ländern, fehlen. Im Royal Natal NP möchten wir die Wanderung von der traumhaft gelegenen Mahai Campsite zu den Gudu Falls wärmstens empfehlen. Die etwa 14 km lange Wanderung über die Tiger Falls zu Gudu Falls und wieder zurück zum Camp ist nicht sonderlich schwer. Lediglich der etwa 1 km lange Anstieg zu den Tugela Falls ist sehr kräftezehrend, aber unbedingt die Mühe wert. Am Ende wartet die Belohnung in Form eines einsamen Badebeckens eingebettet in steile Felswände. Und eine Dusche unter dem klaren Wasser des Falls weckt garantiert wieder alle Lebensgeister.

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Auf dem Rückweg geraten wir in ein Gewitter, und als ein Blitz keine 300 m neben uns in eine trockene Wiese einschlägt und sofort einen Flächenbrand entfacht, sind wir völlig überrascht, dass der Blitz ausgerechnet in den tiefsten Punkt in der Landschaft einschlägt und nicht in die umliegenden, viel höheren Berge. Die nächsten 45 Minuten verbringen wir dann im strömenden Regen liegend und aufgrund eines Temperatursturzes, frierend im Gras. Über Mooi River, Howick, Pietermaritzburg und durch die Enklave Easter Cape fahren wir bis Kokstadt und von da zum Mount Currie Naturreserve. Die Strecke führt zum größten Teil durch bergige Landschaft, aber so richtig kann man sich daran nicht erfreuen. Bedingt durch das ungezügelte Bevölkerungswachstum findet man hier nicht einen Berghang und nicht ein Tal, welches nicht irgendwie bebaut ist. Weit verstreut, erblickt man kleine und größere Ortschaften und die einst sicher schöne und ursprünglich waldreiche Landschaft, ist heute völlig zersiedelt und leider auch überwiegend vermüllt. Im Mount Curri Naturreserve wollen wir eine Wanderung machen. In der Rezeption der recht netten Campsite kann man uns aber nicht mit einer Wanderkarte dienen. Der Hinweis, der Park sei ja sehr klein und wir würden uns schon zurechtfinden, musste reichen. Am Ende fiel die Tour sowieso, aufgrund des Wetterumschwungs, buchstäblich ins Wasser. Somit brechen wir hier ab und fahren mit der Hoffnung auf besseres Wetter und aufgrund der Empfehlung eines Bekannten, Richtung Küste nach „Coffee Bay“. Als wir hier ankommen regnet es zwar immer noch, aber die „Coffee Bay Campsite“ ist der Hammer. Das Gelände vermittelt das Gefühl in einem Dschungel zu campieren. Die einzelnen Plätze sind voneinander außer Sichtweite, und wenn man wie wir, Glück hat, sogar mit Meerblick, ist der Platz perfekt. Es gibt zwei Buchten, eine felsige und eine Sandbucht. Beide sind durch einen Berg getrennt, von dem man wunderbar Wale und Delfine beobachten kann. Bei so viel Idylle sieht man auch großzügig über die etwas vernachlässigten Sanitäreinrichtungen hinweg. Das Dorf selbst ist eigentlich ein ziemliches Kaff, mit dem fast allgegenwärtigen Müllproblem. Ein Dorfrundgang lohnt aber trotzdem. Denn es gibt auch ein paar nette Örtlichkeiten, wie die beiden Backpacker Unterkünfte, gleich neben unserer Campsite, oder die zweite Campsite des Ortes, etwas außerhalb in erhöhter Lage gelegen und mit Restaurant. Aber auch Dinge zum Schmunzeln, wie das sogenannte „Cafe“ des Dorfes, gibt es.

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Ein unbedingtes Muss ist unserer Meinung nach „Hole in the Wall“, ein Felsentor etwa 100 m vor einer traumhaften Badebucht mit Sandstrand. Diese liegt etwa 11 km südlich von Coffee Bay. Man kann sie von da aus ganz oder teilweise erwandern. Oder man fährt mit dem Auto bis zum Aussichtspunkt, parkt da, genießt den Ausblick und läuft anschließend 10 Minuten runter zum Strand. Lohnt unbedingt, Badesachen nicht vergessen!

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Am nächsten Tag ist das Wetter wieder lieb mit uns, sodass wir noch eine weitere Nacht bleiben. Eine weitere Empfehlung ist die Campsite  „Buccaneers Backpacker`s „ in Cintsa East. Diese gefällt uns allerdings längst nicht so gut, wie Coffee Bay. Es gibt hier zwar auch einen tollen Sandstrand, aber der liegt nicht direkt an der Campsite. Vielleicht liegt es aber auch an dem wieder schlechter gewordenen Wetter oder an dem Riss im Hydraulikschlauch an unserem Auto. Der nette Campingplatzbetreiber hat seine Hilfe angeboten und fährt morgen mit mir nach „East London“. Hoffentlich lässt sich ein neuer Schlauch auftreiben.