Wir sind wieder in Simbabwe!

04.09.2018 – 12.09.2018

Zum Grenzübertritt nach Simbabwe hatten wir dieses Mal Chirundu gewählt. Es lief relativ zügig innerhalb einer Stunde ab. Hier ist zu beachten, dass alle Grenzformalitäten auf Simbabwe Seite erledigt werden müssen. Also nicht erst bei den Gebäuden auf Sambia Seite aussteigen, (hier wird man nur von allerlei Händlern belästigt) sondern gleich über die Sambesi Brücke nach Simbabwe rollen. In Simbabwes Hauptstadt Lusaka stand nun schon der nächste Besuch an. Es ist schon unglaublich, wie viel interessante Leute man so auf Reisen kennen lernt. Für uns sind diese Kontakte vor allem eine wichtige Fundgrube für Hintergrundwissen über das jeweilige Land und natürlich auch eine willkommene Abwechslung vom Buschleben. Wolfgang und Tessie hatten wir bei unserem Freund in Kariba kennengelernt. Sie leben schon viele Jahre in Harare auf einem traumhaften Grundstück am Rand der Stadt. Auch Hugo aus der Schweiz mit seiner philippinischen Frau Mari Tes waren da. Sie hatten ihr Auto bei Wolfgang auf „Langzeit Parkplatz“ und wollten in wenigen Tagen zu ihrer Sambia – Malawi Tour aufbrechen. Also eine tolle Runde um, Reiseerfahrungen auszutauschen. Es waren zwei wunderschöne Tage in Harare, doch wenn wir uns noch Südafrika ohne Zeitdruck anschauen wollen, dann müssen wir uns von hier losreißen.

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Jedoch wollen wir nicht nur stur Richtung Südafrika durchfahren, wir haben nämlich in Simbabwe noch „eine Rechnung offen“. Auf unsere letzten Reise konnten wir den Gonharezhu Nationalpark im Süden von Simbabwe nicht mehr besuchen, da uns die Regenzeit nach Mosambik vertrieben hatte. Nun liegt er fast auf dem Weg und so wollen wir diese Chance nutzen und uns für vier Tage im Park umschauen. Jedoch am Park Gate will uns der Ranger einreden, dass ein Fahrzeug unserer Größe nicht für diesen Park zugelassen sei. Da uns das aber noch nie passiert ist, lassen wir nicht locker. Ich zeige ihm die Papiere, aus denen ersichtlich ist, dass unser Fahrzeug bis 3.5 Tonnen zugelassen ist, und sage ihm, dass wir diesbezüglich in noch keinem Park Schwierigkeiten hatten. Auf meine Frage, ob sich die Begrenzung hier im Park auf Gewicht oder Abmessung bezieht, konnte er mir nicht konkret antworten. Stattdessen zeigte er mir eine E-Mail Anfrage von einem 4×4 Iveco, welche auch abgelehnt worden sei. Daraufhin wollten wir den Chef sprechen. Der sei für 2 ! Stunden in der Mittagspause. – Er möge ihn bitte anrufen. – Anruf ergibt kein positives Ergebnis – O. K., wir werden warten, bis der Chef seine wohl verdiente Pause beendet hat. – Daraufhin 2. Anruf beim Chef – Alles in Ordnung, war ein Missverständnis, wir dürfen rein. – Geht doch!!! Als wir auf unserer ersten gebuchten Campsite eintreffen, sehen wir wie gerade ein „Herrenausflug“ von fünf Elefantenbullen gemächlich durch den Runde Fluss watet, genau in unsere Richtung. Wir blieben gleich im Fahrerhaus sitzen und schauten gebannt zu, wie diese fünf Riesen die Uferböschung zur Campsite erklommen, um sich anschließend an den Bäumen rund um unser Auto gütlich zu tun. Nachdem sie etwa nach einer Stunde immer noch um uns herum trotteten und unser Magen nach selbst gebackenem Erdbeerkuchen und Kaffee lechzte, musste eine Lösung her. Um unser Kabinendach zu heben, müssen wir den Motor starten. Mal schauen, was dann passiert. Nicht viel, aber immerhin so viel, dass die Jungs einige Meter weggingen und wir unser Kaffeepäuschen mit Elefantengesellschaft abhalten konnten. Die Elefanten sollten übrigens nicht die einzigen Besucher bleiben: Andere Camper kamen zwar nicht mehr, obwohl wir diese Campsite richtig toll fanden, aber Impalas, Kudus und Affen waren dann noch abendliche Gäste. Die nächsten beiden Nächte hatten wir auf der Chinguli Campsite geordert. Diese liegt landschaftlich sehr schön mit Blick in einen felsigen Abschnitt des Runde River. Campsite Nr. 3 ist übrigens die mit dem schönsten Blick. Es gibt hier allerdings, sicherlich gerade wegen der vielen Felsen, kaum Tiere. Überhaupt hatten wir auch dann bei unseren Ausflügen im südlichen Bereich des Runde River und im Bereich der herrlichen Chilojo Cliffs verhältnismäßig wenig Tiersichtungen. Dafür waren zwei dieser Sichtungen fast etwas zu intensiv. Wir hatten schon aus unterschiedlichen Quellen gehört, dass die Elefanten in dem NP zum Teil recht aggressiv sein sollen. Man vermutet, dass das eine Folge der langjährigen Wilderei sein soll. Wir hatten noch nie erlebt, dass ein Elefant einen Scheinangriff auf uns gestartet hat. Das sollte sich diesmal ändern: Wir befahren eine weitläufige Landschaft mit nur wenigen Bäumen und Büschen, also mit viel Platz für alle. Ein Elefantenbulle „beschäftigt“ sich gerade mit einem Busch. Wir halten etwa in 30 m Entfernung, etwas weiter als sonst, da er uns schon durch heftiges Kopfschütteln Einhalt geboten hatte. Also Motor aus und Beruhigung der Situation abwarten. Das funktionierte schon hundertfach. Diesmal aber nicht. Er „tat“ immer nur so als sei er beschäftigt, um dann mit einer gewaltigen Körperdrehung auf uns loszustürmen. Das tat er dann insgesamt 3 Mal und die Stopps endeten immer kürzer, am Ende keine 10 Meter mehr, vor unserem Auto. Also Rückwärtsgang und schleunigst 50 Meter zurück. Damit schien er zufrieden und trottete weiter. Als uns dann der Abstand groß genug erschien, dass er uns im Vorbeifahren nicht mehr erwischen konnte, setzten wir unsere Fahrt fort. Etwa auf gleicher Höhe setzte er aber nochmals einen Sprint an und verfolgte uns mit einer riesigen Staubwolke und lautem Trompeten. Nur diesmal hatte er keine Chance gegen uns, aber er hat den Sieg errungen. Damit sollte aber nicht genug mit solchen Abenteuern sein. Wir hatten uns gerade von dem Schreck erholt, als nur wenige Kilometer weiter der nächste auf Streit gebürstete Elefantenbulle uns den Weg versperrte. Wild gestikulierend rannte er jedes Mal Richtung Weg, immer dann, wenn wir glaubten, er wäre weit genug entfernt und hätte uns vergessen. Da wir keine Lust mehr auf diese blöden Spielchen hatten und ein anderer Weg zur Alternative stand, haben wir ihn gewinnen „lassen“. Der letzte Tag brachte dann die Lösung, weshalb im Bereich des Runde River weniger Tiere zu sehen waren, als von uns erwartet oder erhofft. Vor allem hat uns verwundert, dass wir ausschließlich männliche Elefanten gesehen hatten. Die große Masse der Tiere hielt sich nämlich im Bereich des Zusammenflusses von Runde River und Save River und an der Tembwahata Pan auf. An dieser Pan hatten sich scheinbar alle Elefantenfamilien des Parks versammelt. Es war ein ständiges Kommen und Gehen und an einem beliebigen Zeitpunkt haben wir 111 Stück gleichzeitig gezählt. Zebras und natürlich viele Wasservögel rundeten das paradiesische Bild noch zusätzlich ab. Sehr empfehlen können wir auch die scheinbar wenig befahrene und urwüchsige Strecke von dieser Pan zum „Gayiseni Camp” und von da zum östlichen Gate des Parks. Diese Piste ist sehr abwechslungsreich, sowohl landschaftlich, als auch seitens der Tierwelt.

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Hier am Ost Gate erwartete uns nun die nächste Überraschung. Wie übrigens bei allen Flussquerungen hier im Park, gibt es keine Brücken und man muss den Fluss, in mit Stocken markierten Furten, queren. So auch hier die Querung des Save. Als wir die Uferböschung erreichen, sehen wir, dass schon ein Toyota Geländewagen in der schmalen Furt hoffnungslos feststeckt. Die jungen Leute aus Österreich haben keine Chance, ohne fremde Hilfe weiter zu kommen. Klar, dass wir da helfen. Nur war hier das Problem, dass die schmale Furt ja nun „besetzt“ war und ich mich ja nun vor ihn setzen musste, um ihn rauszuziehen.  Also sah ich mir den Bereich neben der Furt genauer (wie sich herausstellte, nicht genau genug) an und befand den Sand als trocken und tragfähig genug. Nun nur noch mit genügen Schwung drüber, wird schon funktionieren. Wenig später saß ich mit beiden Hinterrädern im flüssigen Sand. Der Sand war nur oberflächlich trocken und nur einen Spatenstich tiefer war alles Wasser. Wieder gelernt!

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Also Sandbleche runter, Schaufel, Luftdruck reduzieren und eine halbe Stunde später standen beide Fahrzeuge wieder auf dem Trockenem, zunächst. Die Furt führte dann weiter über verschlungene Pfade über Sandbänke und mehrere Wasserpassagen. Kurz vor der rettenden Uferböschung saß dann der Toyota ein zweites Mal fest und die ganze Prozedur begann wieder von vorn. Die jungen Leute fuhren dann fröhlich winkend an uns vorüber, ja und wir hatten fast eine Stunde zu tun, um alles Bergezeugs wieder zu reinigen und an Ort und Stelle zu verstauen. Was tut man nicht alles für die Jugend. Fairerweise müssen wir aber sagen, dass sie sich natürlich vorher sehr für unsere Hilfe bedankt haben. Etwas Gutes hatte diese ganze Geschichte dann doch noch. Es war spät geworden und wir mussten uns schnell ein Übernachtungsplätzchen suchen. Dieses fanden wir gleich im ersten Anlauf auf dem kleinen Parkplatz der Civilila Falls. Sehr einsam mit traumhaften Blick in die Save Schlucht und zu den Fällen. Hier gibt es sehr schöne Picknick Bänke aus Stein, ein Schattendach und kein Mensch störte diese einsame Idylle.

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Der allgemein, wegen langer Wartezeiten so gefürchtete Grenzübergang nach Südafrika, in Beitbridge war erfreulicherweise schon innerhalb einer Stunde passiert, sodass wir unser Wunschziel, die Zvakanaka Campsite etwa 60 km nach der Grenze, noch vor der Dunkelheit erreichten. Hier waren wir schon letztes Jahr für 3 Tage und haben den Aufenthalt bei den Besitzern Gail und Al sehr genossen. Hier schreibe ich nun diese Zeilen und danach machen wir einen Plan für SA. (wie Egon Olsen). Bis demnächst, die Decker`s.

Sambia-Der Osten Teil 2

27.08.2018 – 03.09.2018

Schon wieder einmal kommt alles anders.

Wir verlassen Lundazi nun schon das zweite Mal, nur dieses Mal nach Norden. Unser Visum gibt noch knapp 2 Wochen her in denen wir noch die Kapishia Hot Springs besuchen und die Wasserfall Tour im Nord Osten von Sambia abfahren wollen. Anschließend ist die Ausreise beim Tanganjikasee nach Tansania geplant. Doch dazu mussten wir erst eine machbare Verbindung von der Great East zur Great North Road finden. Eine solche, zumindest als ordentliche Schotterpiste gibt es nämlich auf den fast Eintausend Kilometer von Lusaka bis hoch zur Grenze nach Tansania nicht. Lust bis Lusaka zurück zu fahren hatten wir aber auch nicht. Schlussendlich entschieden wir uns für die Strecke, welche ab Chama zu Great East führen soll, das aber auch nur nach einer der drei uns zur Verfügung stehenden Karten. Wir rumpeln also auf Schotterpiste die ersten 125 km nach Norden bis zum Abzweig nach Chama. Dabei verläuft die Strecke auf vielen Abschnitten so nah an der Grenze und zum Teil eigentlich schon in Malawi, dass wir erst am nächsten Morgen unserer Übernachtung im Busch merken, dass wir eigentlich illegal in Malawi übernachtet haben. Aber auch in Malawi schläft es sich schön im Busch. Etwa 25 km vor Chama glaubt man sich von einer Fata Morgana getäuscht: Man gleitet förmlich auf nagelneuer Teerstraße dahin und das auch noch auf vollkommen allein! Doch schon wenige Kilometer nach dem geschäftigen Örtchen Chama, am Luangwa Fluss, endet der Traum auch schon wieder. Hier quert man die halb fertige Brücke über den Fluss und fährt dann praktisch auf einer von den Chinesen begonnenen und offensichtlich schon vor Jahren wieder abgebrochenen Straßenbaustelle mit unterschiedlichen Graden der Fertigstellung. Die Baustelle ist zum Teil recht gut befahrbar, ein anderes Mal wieder auf tiefstaubigen Bypässen und immer durch den Busch, welcher sich die Piste schon langsam wieder zurückholt. Das Abenteuer endet nach 63 km und man gleitet die letzten etwa 50 km bis zum Örtchen Matumbo an der Great North Road wieder auf traumhaftem Teer. Solch abenteuerlichen Pisten sind hier zwar nichts besonderes, aber diese Piste hatte etwas Schicksalhaftes für uns, da diese unseren ganzen Reiseplan ändern sollte: Wie schon des Öfteren hier in Afrika hatten wir auch hier auf der „Chinesenbaustelle“ eine Reifenpanne.

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Eigentlich, so dachten wir zumindest, für die afrikanischen Reifenflicker bestimmt wieder kein Problem. So aber nicht dieses Mal. Beim Befüllen signalisierte der Reifen mit einer dicken Beule, welche seitlich heraustrat, dass er nun nach einigen Notoperationen nicht mehr weiter kann. Nun war guter Rat teuer. Mit nun, nur noch einem Ersatzrad nach Tansania und Malawi zu fahren und der Aussicht dort von meiner hier in Afrika kaum gefahrenen Reifengröße mit Sicherheit kein Ersatz zu bekommen, wäre ein Tanz auf rohen Eiern. Von dem ständigen unruhigen Gefühl ganz zu schweigen. Wir fahren also erst einmal zu den Kapishia Hot Springs und sammeln in den wirklich schönen Quellen, in üppig grüner Atmosphäre, unsere Gedanken. Der Campsite Besitzer, welchen wir um Rat gefragt hatten, hängte sich gleich an die Strippe und auch unsere „Camp Nachbarn” Mike und Ingrid, mit Kontakten in der Hauptstadt Lusaka, telefonierten sich die Ohren heiß. Alle Ihre Bemühungen endeten jedoch mit der Aussage, dass diese Reifen nur in Südafrika und Namibia, vielleicht noch in Simbabwe erhältlich wären. Nun musste eine Entscheidung her: Entweder, bis Namibia zurückfahren, was hinfahren und wieder zurückfahren schätzungsweise 2000 km zusätzliche Strecke und Wartezeit in Namibia (die Reifen müssten da sicher auch erst von Südafrika bestellt werden) bedeuten würde. Oder die ganze Tour hier abbrechen und durch Simbabwe nach Südafrika fahren, und da unsere begonnene Rundreise von 2016 fortsetzen. Nach langem Abwägen aller Für und Wieder und nicht zuletzt auch durch die wertvolle Beratung unseres afrika – erfahrenen Reisefreundes Gabor (vielen Dank nochmals), entschieden wir uns dann schlussendlich für Variante 2. Und wenn dann einmal solch eine wirklich schwierige Entscheidung, mit Aussicht auf die Lösung des Problems gefallen ist, reist es sich komischerweise wieder freier und gelöster. Auch aus diesem Grund sind wir nicht gleich auf kürzestem Wege nach Simbabwe gefahren, sondern folgten einem Hinweis unseres Reiseführers zu einem völlig abgelegenem See, weitab im Busch. Der Waka Waka See ist aber, eben weil er einsam liegt, nur umständlich über Waldpisten erreichbar. Es gibt da eine ganz einfache Campsite (10 USD/Stellplatz) und man kann im See angeln und baden (Lt. Reiseführer und Platzwart keine Krokodile und auch keine Bilharziose). Jedoch sollte man aufgrund der aufwendigen Anfahrt wenigstens 2 Tage bleiben und auch die Einsamkeit mögen, denn wir waren auch nachts völlig allein und der Platzwart kommt erst am nächsten Morgen mit dem Rad aus irgendeinem Buschdorf wieder.

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Es gibt 2 Zufahrten zum See. Wir haben beide getestet und empfehlen deshalb die von der geteerten D 235 in Chalilo (gegenüber Kasanka NP) zu nehmen.

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Ingrid und Mike, das sind die beiden netten Sambier, welche wir, wie bereits berichtet, am Hot Springs Campsite kennengelernt haben, betreiben bei Lusaka eine große Rinderfarm. Als zweites Standbein bauen sie noch Kartoffeln an. Sie hatten uns gebeten, sie auf unserer Rückreise unbedingt zu besuchen. Da ließen wir uns natürlich nicht lange bitten. Einen Übernachtungsplatz brauchten wir sowieso und das Farmleben ist für uns immer wieder interessant zu mal wir noch nicht auf einer Rinder- und Kartoffelfarm gewesen sind. Mike hat uns auch gleich in seinen Jeep „verfrachtet“ und uns zum Herzstück der Farm, einer riesigen Halle, gefahren. In dieser werden die Kartoffeln über eine Anlage sortiert, gereinigt und auch gelagert. Er und sein Bruder beschäftigen auf der Farm über 100 Angestellte! Den Sonnenuntergang haben wir dann alle Vier von der Farmhaus Terrasse, das Haus steht auf einem Berg mit wunderbarer Aussicht, und dem obligatorischen Drink genießen dürfen. Wie muss wohl das Gefühl sein, wenn man all das Land, so weit das Auge reicht, sein Eigen nennen kann? Es ist für uns nicht vorstellbar und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Gefühl nicht haben möchte. Abgesehen davon, dass wir für so viel Verantwortung nun doch schon etwas zu alt sind. Anschließen hat Manuela noch einen Crash Kurs in sambischer Kochkunst bekommen – sehr köstlich und gesund!

Auf Wiedersehen Sambia, wir kommen wieder!!

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Frühstück mit Löwen

Sambia vom 09.08.2018 – 26.08.2018

Am 09.08.2018 verabschieden wir uns schweren Herzens von unserem Freund und fahren die wenigen Meter bis zum Grenzübergang nach Sambia, welcher ja gleich hier in Kariba ist. Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, ist Sambia Neuland für uns und jeder neue Grenzübertritt, hier in Afrika, erzeugt immer wieder ein komisches Gefühl in der Magengegend. Nie ist die Prozedur gleich. Mal geht alles schnell und ein anderes Mal wieder völlig undurchsichtig und desorganisiert. So auch dieses Mal. Auf simbabwischer Seite keine 10 Minuten, auf sambischer Seite 1,5 Stunden und das, obwohl wir die einzigen Grenzgänger um diese Zeit waren. Für evtl. Nachahmer hier der optimale Ablauf: Auto links vor der Schranke im Hof der Immigration abstellen. Richtung Schranke gehen und bei den „Schwarzhändlern“ mind. 50 USD in simbabwische Kwacha tauschen, vorausgesetzt natürlich, man hat noch keine. Diese braucht man für die temporäre Haftpflichtversicherung. Der Kurs bei den Händlern ist nur geringfügig schlechter, als später am Automaten. Und keine Angst, dieser Schwarzhandel wird von den Grenzern, sicher nicht ohne eigenen Nutzen, großzügig geduldet. Nun gleich da rechts der Straße in die unscheinbare Blechhütte gehen und die Versicherung abschließen. Dann zurück und links der Einfahrt vom Parkplatz an dem Container die Straßenbenutzungsgebühr in USD entrichten. Die Höhe richtet sich wiederum nach der angegeben Strecke. Meine Empfehlung: Erst einmal nur bis Lusaka angeben. An den Mautstationen wird dann das Dokument immer abgestempelt. Wenn man dann außerhalb des Geltungsbereiches fährt, zahlt man an den Mautstationen einen recht geringen Beitrag in bar und dann nur in Landeswährung. Ich denke, so käme man wesentlich billiger davon. Wir sind nun schon über 2 Wochen unterwegs und haben erst 2 Mautstationen passiert. Werde am Ende diesbezüglich noch mal unsere Erfahrung kundtun. Nun wieder zurück zum Ablauf der Grenzabfertigung, wir sind ja noch nicht durch. Diese beiden Dokumente brauchen wir nun beim Zoll. Vorher aber mit den Pässen zur Immigration, und 50 USD pro Person für das Visum (30 Tage) nicht vergessen. Hier erhält man nun einen Passierschein, welchen man dann noch beim Zoll abstempeln lassen muss. Nun mit den Zollpapieren (evtl. Carnet) zum Zollschalter, welcher im gleichen Gebäude ist. Wer jetzt glücklich mit dem Auto vor der Schranke steht und denkt mit Abgabe des Passierscheins hebt sich endlich das Ding, der irrt gewaltig. Nun kommt noch eine kräftige Dame in Zivil und fordert noch eine Abgabe von umgerechnet ca. 3 Euro, angeblich für die Kommune. Entnervt und mit dem sehnsüchtigen Wunsch, dass sich die Schranke endlich heben möge, fragen wir nicht weiter und zahlen einfach. Und „schwupps“, wir sind in Sambia!

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Nach einer Nacht im Busch quälen wir uns am nächsten Vormittag durch den zähen Straßenverkehr von Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Hier kaufen wir so viel ein, wie wir bunkern können und lassen uns den Tankdeckel vom Zusatztank klauen. Diesen ziert nun als Verschluss eine bunte Kaffeetüte mit Gummi, afrikanisch eben. Wir verlassen Lusaka auf der „Great East Road“ mit Ziel, South Luangwa Nationalpark. Nach einer weiteren Nacht im Busch und einem kurzen Besuch des Luangwa Bridge Market,

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einem bekannten Straßenmarkt an einem abgelegenen Verkehrsknotenpunkt, erreichen wir am späten Nachmittag Petauke. Von hier führt eine 170 km lange Piste zum Nationalpark. Wir hatten uns gegen die bequemere Strecke auf Asphalt über Chipata entschieden, da unser Reiseführer interessante Dörfer und schon vor dem Park, erste Tiersichtungen versprochen hatte. Es ist schon recht spät und wir wissen, dass es auf den ersten 140 km keine Campsite gibt und uns nur eine im Busch bleibt. Aber gerade das sollte zum Problem werden. So viele Dörfer, fast lückenlos reit sich Hütte an Hütte. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt. Hier wird die Suche nach einem Buschcamp zum Problem. Jeder noch so kleine Seitenweg endet schließlich wieder in einem Dorf oder auf einem Baumwollfeld. Im letzten Tageslicht halten wir bei einer größeren Familie, die ihre 2 Hütten am Wegesrand hat.  Hier wohnen 2 Brüder mit ihren Frauen und jeweils 8 und 5 Kindern. Wir sind herzlich willkommen und verbringen hier eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen stehen alle Kinder des „Dorfes“, schüchtern und in „sicherem“ Abstand, vor unserem Auto und beobachten neugierig und unaufdringlich jede unserer Tätigkeiten. Wir verabschieden uns noch mit einem kleinen Geschenk bei unseren Gastgebern und rollen, begleitet von winkenden Kindern, wieder auf die Piste. Wir sind uns einig, dass dies sicher nicht die letzte Übernachtung in einem Dorf gewesen sein wird. Wir denken auch, dass wir ein recht gutes Gespür dafür entwickelt haben, in welchen Dörfern man entspannt nächtigen kann. Noch ein paar Worte zur dieser Alternativstrecke: Die ersten 60 km führen über eine breite, recht gute Piste und wie schon erwähnt, reiht sich hier Dorf an Dorf und man spürt, dass sich die Menschen ehrlich freuen, dass man sich für sie und ihr Land interessiert. Dieses und auch die Piste verschlechtern sich aber leider dann auf den nächsten etwa 50 km erheblich. Hier wird permanent gebettelt, und das nicht nur von Kindern, und man mag gar nicht erst anhalten. Der Rest der Strecke bis Mfuwe verläuft dann auf komfortabler Strecke durch tolle Landschaft am Luangwa Fluß entlang und oft sieht man über dem Fluss schon den „Luangwa Nationalpark“. Es gibt nur noch wenige Dörfer, dafür aber die ersten Elefanten, Giraffen, Antilopen und sogar Löwen!!!. Auf diesem Abschnitt fanden wir einen super Platz an einer Flussschleife mit Blick zum NP und nur wenige km vom Eingangstor zum Nationalpark entfernt.

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Dort war es so schön, dass wir mit Unterbrechungen, insgesamt vier Mal da übernachtet haben. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich sechs Uhr am Gate und nachdem wir stolze 75 USD Eintritt gezahlt hatten, waren wir auch schon auf Achse. Gleich danach das erste tolle Erlebnis: Eine Elefantenherde zieht im ersten Sonnenlicht gemächlich durch den Fluss, um nur wenige Meter vor uns die Uferböschung zu erklimmen.

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Allein schon dieses Erlebnis war die 75 USD wert. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Kurz darauf treffen wir auf eine Gruppe von insgesamt 12 Löwen, welche offensichtlich auf der Suche nach einem ruhigen Schattenplatz war.

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Mit der Ruhe sollten diese Löwen aber vorerst kein Glück haben, denn schon kurz nach uns trafen die ersten Safari Autos von den Lodges ein, welche uns ganz schnell von „Startplatz 1“ verdrängten. Als uns dann die Sache zu blöd wurde, gingen wir zu unserer bewährten Taktik über: Abwarten, bis alle wieder zum Frühstück in die Unterkünfte einrücken, in gute Beobachtungsposition rangieren, Dach hochfahren und „mit den Löwen frühstücken“. Die Löwen störte es nicht und wir hatten ein Frühstück mit Erlebniswert, welches so vielleicht nie wiederkehren wird. Im Park gibt es natürlich noch reichlich andere Tierarten, deren Beobachtung auf sehr gutem Wegenetz, auch dem Fahrer richtig Freude bereitet.

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Somit schaffen wir es wieder einmal nur knapp vor Toresschluss aus dem Park zu fahren. Schön, dass wir nun nicht erst einen Nachtplatz suchen müssen. Nächster Tag ist Ruhetag an unserem Lieblingsstellplatz. Ich bin gerade dabei unsere Campingmöbel für das Frühstück vor dem Auto zu platzieren, als mir auffällt, dass auf Nationalpark Seite mehrere Safari Autos stehen und die Gäste alle zu unserer Flussseite in unserer Richtung schauen. Der Fluss bildet ja hier, wie schon erwähnt, die natürliche Grenze des Parks. Da nicht ich das Objekt der Begierde sein konnte, hab ich mich nochmals umgeschaut. Zu meinem Entsetzen kamen da zwei männliche Löwen am Flussufer entlang gelaufen,

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genau in unsere Richtung, um dann etwa 100 Meter vor uns im Wald zu verschwinden. Unser Frühstück haben wir dann doch lieber nach innen verlegt. Die Geschichte war damit aber noch nicht zu Ende. Wir sitzen beim Abendbrot, dieses Mal draußen, als wir durch markerschütterndes Gebrüll abermals aufgeschreckt wurden. Kurz darauf traten die beiden Löwen genau an gleicher Stelle wieder aus dem Wald. Offensichtlich hatten sie dort im Schatten, während der Tageshitze, gepennt. Man möge uns nun Leichtsinn vorwerfen, aber wir sind hier in der Wildnis von Afrika und auch die Campsites in den Parks sind selten umzäunt. Außerdem wählen wir da, wo gefährliche Tiere sein könnten, immer Plätze mit weiter, freier Umsicht. Auch die Tatsache, dass Löwen und Leoparden nachtaktiv sind, bringt eine gewisse Berechenbarkeit. Man sollte ihnen natürlich auch tagsüber nicht gerade vor dem Maul herumlaufen. Trotzdem kommt es immer wieder mal zu Unglücksfällen mit diesen Tieren, das aber sicherlich ungleich weniger als beispielsweise im Straßenverkehr. So das war jetzt speziell für unsere besorgte Tochter. Unser Reiseführer verspricht uns eine abenteuerliche Fahrt auf Piste durch zwei weitere Nationalparks vom Ort Mfuwe zum North Luwangwe Nationalpark. Dieser soll aber nur für Nobel Publikum zugänglich sein. Selbstfahrer sind unerwünscht und dürfen den Park nur auf kürzester Strecke im Transit durchqueren. Das wollten wir testen, es könnte sich ja mal was zum Positiven geändert haben. Um es vorwegzunehmen, diese Frage zu klären, wird jemand anderes übernehmen müssen. Eine Reifenpanne hat uns kurz vor dem Park gezwungen die Richtung zu wechseln, um in Lundazi eine Reifenwerkstatt aufzusuchen. Im Nachhinein waren wir aber nicht traurig, denn die schöne Strecke und die tollen Begegnungen mit Einheimischen, in den weitestgehend ursprünglichen Dörfern, waren mehr als nur Entschädigung. Es war so spannend, dass wir fast die gleiche Strecke zurück nach Mfuwe, noch einmal gefahren sind.

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Tipps für evtl. Nachfolger: Die zwei Nationalparks auf dieser Strecke darf man im Transit kostenlos durchqueren, wobei man dem sehr schönen und wildreichen Nsefu Sektor unbedingt einen Parkeintritt gönnen sollte. Die Strecke vom North Luangwa Gate nach Lundazi ist gut befahrbar und interessant. Es gibt aber noch eine zweite Verbindung nach Lundazi. Diese wird kaum befahren und führt durch noch ursprünglichere Dörfer. Sie beginnt gleich nach dem recht uninteressanten und Tsetsefliegen verseuchten Luambe NP. Mit diesen Fliegen muss man übrigens am gesamten Luangwe rechnen, aber in den anderen Parks nur sporadisch. Wenn diese Plagegeister da sind, dann aber gleich massiv. Hier hilft nur schnell Fenster schließen, anhalten und eine Ladung „Doom“ (gutes Insektenspray, überall erhältlich) versprühen. Lieber erstickt, als von den Mistviechern gebissen werden. Die Bisse sind nämlich recht schmerzhaft und man hat sehr lange seine „Freude“ daran. Außerdem können sie auch in seltenen Fällen die sehr gefährliche Schlafkrankheit übertragen. Man kommt aber nicht umhin, auch trotz aller Vorsicht gebissen zu werden. Es sei denn, man fährt ständig mit geschlossenen Fenstern, was aber sicher nur das halbe Erlebnis sein wird. In Lundazi kann man übrigens für ein kleines Geld im Park des Lundazi “Castle Hotel“ übernachten und die allerdings recht rustikale Sanitäranlage nutzen. Hier hatten wir übrigens folgendes lustige Erlebnis: In einer etwa 200 m entfernten Lodge fand eine Hochzeit statt. Wir reihen uns also in die Menge der Schaulustigen ein und werden schon nach kurzer Zeit aufgefordert mit an einem der Tische Platz zu nehmen. Da gibt es auch keine Widerrede.  Scheinbar das ganze Dorf ist geladen. Es gibt einige kulturelle Einlagen, danach kommt das Hochzeitspaar tanzend in die Menge.

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Auch den traditionellen Anschnitt der Hochzeitstorte gibt es hier, wiederum mit dem Unterschied das die Braut und der Bräutigam hier die Stücke mit einem Kniefall zum Dank an ihnen sehr nahestehende Personen verteilen. Das Abendessen war dann allerdings etwas kurios. Da wir ja eigentlich nur „Zaungäste“ waren, wollten wir nicht daran teilnehmen. Ich nutzte diese Gelegenheit, um schnell zum Auto zu laufen und für meine Frau eine Jacke und Mückenspray zu holen. Etwas da bleiben wollten wir schon noch. Als ich dann wieder zurückkam, es waren maximal 30 min vergangen, saß meine Frau allein an dem großen Tisch und umher sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Es waren höchstens noch ein Viertel der Gäste anwesend. Sie erzählte mir, dass nachdem die ersten Pappteller mit dem Essen verteilt wurden, um diese ein „gnadenloser Kampf“ entbrannte. Viele packten das Essen auch komplett ein, und wenn möglich, nicht nur eine Portion. Somit war das tolle Fest auch schon gegen halb acht wieder zu Ende. Nix mit bis spät in die Nacht feiern und tanzen.

Mit dem Kulamba Festival steht nun zur Abwechslung mal Kultur auf dem Programm. Dieses findet jedes Jahr an einem Wochenende, Ende August bei Katete statt. Die knapp 200 km bis dahin sollten auf guter Teerstraße schnell abgespult sein. In Chipata, einem größeren Grenzort nach Malawi, fühlen wir uns, wie immer in Grenzorten, nicht ganz so wohl. Aber es gibt da sehr gute Versorgungsmöglichkeiten. So wird es zu spät und wir müssen uns doch noch mal ein Übernachtungsplätzchen suchen. Dieses finden wir dann auf dem Grundstück eines sehr netten Häuslebauers. Wie hier sehr oft üblich, baut auch er schon viele Jahre, so wie mal Geld übrig ist. Wir kaufen ihm zum Dank noch Erdnüsse ab und sind schon recht früh in Katete. Der riesige Parkplatz ist noch fast leer und wir starten zu ersten Erkundungen zum Festgelände. Das gesamte Umfeld ist mit Hunderten Verkaufsständen gesäumt. Hier gibt es alles, aber wirklich alles, bis hin zu lebenden Getier, was der afrikanische Markt zu bieten hat.

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Das eigentliche Festgelände ist am heutigen Freitag noch nicht offen, aber davor treten schon einige Tänzer in ihren seltsam anmutenden Masken zu heißen Trommelrhythmen auf. Anfänglich ist die Menschenmenge noch überschaubar, aber in kürzester Zeit wurde die Menschenmasse immer größer und die Afrikaner immer „begeisterter“ und mir der Kuschelfaktor immer unerträglicher.  Meine Frau hatte ich schon lange aus den Augen verloren, sie ist da sowieso wesentlich resistenter als ich. Somit blieb mir nur der Rückzug in den sicheren Randbereich des Geschehens. Sie in den Tausenden Menschen wieder zu finden, war aussichtslos. Somit ging ich zu unserem vereinbarten Treffpunkt, unserem Auto. Nach 2 Stunden trudelte auch sie glücklich und zufrieden, aber platt hier ein. Sie sagt immer, „Mach dir keine Sorgen ich komm auf solchen Veranstaltungen auch allein klar“. Ihr Wort in Gottes Ohr!!! Am nächsten Tag war dann offizieller Beginn der Veranstaltung. Da wir gleich auf dem Parkplatz genächtigt hatten, waren wir auch schon früh auf dem Gelände. Hier hatten wir riesiges Glück und eine der Organisatorinnen, mit nicht nur körperlich hohem Gewicht, nahm uns bei der Hand und besorgte uns einen super Platz. Sie war so nett, weil wir (sicher eher meine Frau) ihr schon am Vortag aufgefallen waren.

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Das sollte allerdings, bei nur 2 Weißen am ersten Tag, auch nicht all zu schwer gewesen sein. Überhaupt war, zu meiner Freude, die Organisation an diesem Tag nicht vergleichbar mit dem Chaos vom Vortag. Das lag aber sicher daran, dass fast alles was in Sambia und Malawi Rang und Namen hat, auf der Ehrentribüne saß.  Was hier an Personenkult betrieben, wird erinnert mich sehr stark an unsere Zeit in der DDR. Nur das hier die Unmengen an Geschenken, ganz offiziell vor aller Augen, auch derer die wirklich kaum etwas besitzen, an jene verteilt werden, welche wirklich schon im Überfluss leben. Trotzdem ist diese Veranstaltung unbedingt sehenswert, gibt sie doch ein wenig Einblick in die sambische und malawische Kultur und die, trotz aller Widrigkeiten, ungebrochene Lebensfreude der Afrikaner.

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Mir persönlich, war es nur nach den vielen Wochen Natur und überwiegender Einsamkeit, mit einem Schlag etwas zu viel Mensch und Lautstärke. Nun sind wir zum zweiten Mal hier in Lundazi und während ich das hier schreibe, fällt mir noch ein tragisches Missgeschick ein. Von unserem Lieblingsfleischer hatten wir aus Deutschland 3 Gläser Leberwurst mitgebracht. Diese sollten wirklich nur zu ganz besonderen Anlässen oder bei absoluten Entzugserscheinungen geöffnet werden. Überlebt hatte seit längeren nur noch ein Glas, welches ich wie meinen Augapfel hütete. Mehrfach konnte ich es vor meiner heißhungrigen Frau retten. Vor einigen Tagen konnte ich dann ihrem Flehen nicht mehr widerstehen und gab das Glas zum genüsslichen Verzehr frei. Geradezu feierlich öffnete ich das Glas und ein ekelhaft stechender Geruch fuhr uns in die Nase! Die Moral von der Geschichte: Genieße die schönen Dinge des Lebens so früh wie nur möglich.

Von Francistown (Botswana) nach Kariba (Simbabwe)

Simbabwe 19.07.2018 – 08.08.2018

Bevor wir über Simbabwe berichten, ist es uns wichtig, noch ein paar Worte zu Botswana voranstellen. Im Dezember 2016 waren wir schon einmal da, damals allerdings nur im äußersten Norden und nur für wenige Tage, die beginnende Regenzeit hatte uns vertrieben. Deshalb war uns zu dem Zeitpunkt auch keine aussagefähige Einschätzung zum Reisen in Botswana möglich. Nun, nachdem wir hier mehrere Wochen unterwegs waren, möchten wir das kurz nachholen. Botswana ist, unserer Meinung nach, vor allem für Individualreisende, ein sehr, sehr schönes Reiseland. Die Menschen sind freundlich, nicht aufdringlich und wir wurden nie angebettelt. Der Wunsch nach „afrikanischem Flair“ wird, vor allem in den ländlichen Regionen, voll erfüllt – und es ist ein sehr sauberes Land. Unglaubliche Tierbeobachtungen sind auch außerhalb der Nationalparks möglich, da es hier keine Zäune um die Parks gibt. Somit kann man den einzigen Wermutstropfen, nämlich die hohen Übernachtungspreise in den Parks, umgehen. Freies übernachten haben wir bisher in keinem der anderen afrikanischen Länder so unkompliziert und spektakulär empfunden. Auch auf den Campsites gab es immer reichlich freie Plätze. Allerdings waren wir ja außerhalb der Saison und auch außerhalb der Hauptreisezeit der Südafrikaner hier unterwegs. Also, von uns gibt es für dieses Land eine klare Empfehlung!

Nun zu Simbabwe. Im Gegensatz zu Botswana, hatten wir die Nordhälfte und den Osten dieses Landes auf unserer ersten Reise, für 6 Wochen schon recht ausführlich bereist. Deshalb wollten wir dieses Mal den Süden und danach den Ostteil bis zum nördlichen Grenzübergang nach Sambia durchqueren. Da sich dieser Grenzübergang in Kariba befindet und da am gleichnamigen See ein liebenswerter Mensch, und mittlerweile sehr guter Freund wohnt, war es für uns ein riesiges Bedürfnis ihn nochmals zu besuchen. Nach kurzem Telefonat wussten wir, dass wir bei ihm zu jeder Zeit willkommen sind und auch er sich auf ein Wiedersehen sehr freut. Damals sind wir die sehr schöne, aber recht beschwerliche Strecke von Victoria Falls bis Kariba in 2 Tagen mit dem Auto gefahren. Zu dieser Zeit hatten wir aber schon von einer Fähre gehört, welche den 280 km langen See recht komfortabel in 22 Stunden bis Kariba befahren soll. Nach Recherchen im Netz stellte sich jedoch heraus, dass die Fähre zwar einen festen Fahrplan hat, aber aus verständlichen Gründen nur dann fährt, wenn die Anzahl der Buchungen eine Wirtschaftlichkeit gewährleistet. Da sich aber der Tourismus in Simbabwe seit 2000 immer noch auf „Talfahrt“ befindet, fährt diese Fähre nur noch sehr unregelmäßig. Somit bleibt zu befürchten, dass eines Tages diese Fähre seinen Betrieb ganz einstellen muss. Es war also nur ein Termin am 23.07. möglich. Da das aber 3 Wochen eher war, als von uns geplant, mussten wir uns nun entscheiden. Entweder der Süden von Simbabwe oder die Fähre. Wir entschieden uns für die Fähre, da wie schon erwähnt, man ja nicht weiß, wie lange man dieses kleine Abenteuer noch erleben kann. Somit war aber nun doch mal etwas Eile geboten. Von Francistown in Botswana bis zum Abfahrtsort Milibizi am Kariba See sind es zwar nur etwas mehr als 600 km auf fast durchgehend guter Teerstraße, aber etwas unterwegs anschauen wollten wir uns schon noch. Der mit fürchterlich langen Wartezeiten beschriebene Grenzübergang „Plumtree“ nach Simbabwe war in so kurzer Zeit passiert, dass wir unser Glück kaum fassen konnten. Somit war unser erstes Ziel, der nur wenige Kilometer von der Hauptstrecke entfernte, recht kleine Matopo Nationalpark, schneller als gedacht erreicht. Das Büro der NP-Rancher war schnell gefunden und von Besucherandrang konnte nicht die Rede sein. Wir waren laut ihrer Liste, bis dahin die einzigen Gäste an diesem Tag. Und nachdem uns die Rangerin den Campsite-Preis für Einheimische angeboten hatte, welcher ja wesentlich billiger als für uns „reichen“ Touristen ist, änderten wir unseren Plan, außerhalb des Parks zu übernachten sehr gern. Somit konnten wir schnell zu unserer ersten Erkundung des Parks starten. Da wir am östlichen Gate in den Park gekommen waren, bot sich natürlich an, zuerst den Whovi Game Park zu befahren. Hier im Park soll es etwa 40 Breitmaulnashörner und auch wieder einige Spitzmaulnashörner geben. Zudem soll es hier die größte Dichte von Leoparden innerhalb Simbabwes geben. Leider sahen wir weder Nashörner noch Leoparden. Jedoch die grandiose Landschaft, welche aus einem Wechsel von skurrilen, Jahrmillionen alten Felsformationen, dichten Wäldern, weiten Ebenen und kleinen Flussläufen, welche in kleine idyllische Seen abfließen, besteht, ist mehr als nur Entschädigung.

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Somit vergeht die Zeit wieder einmal viel zu schnell und wir erreichen erst kurz vor der hier in Afrika sehr schnell eintretenden Dunkelheit unsere Campsite am Maleme See. Als wir am Lagerfeuer sitzen, kommt doch noch ein Auto, wir waren bis dahin allein. Mit dem jungen, deutschen Pärchen sitzen wir noch lange am Feuer und erst als das letzte Stück Holz abgebrannt war, ging ein wirklich netter Abend zu Ende. Sie hatten übrigens mehrere Nashörner gesehen, die Glücklichen. Der nächste Morgen startete mit einer kleinen Wanderung zu einer der zahlreichen Höhlen mit Felszeichnungen und weiter hinauf zu einem Aussichtsberg mit grandiosem Rundumblick über das Gebiet der „Centra Wilderness Area“. Die Felszeichnungen in der von uns besuchte Nswatugi Höhle zählen, laut Reiseführer, zu den Besten und ansprechendsten Afrikas.

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Den Besuch des Grabmals von Cecil Rhodes, dem Kolonialisten und Begründer Rhodesiens, auf einem Aussichtsberg, haben wir uns auf Grund des unverschämten Eintrittspreises für Ausländer verkniffen. Stattdessen erkletterten wir uns noch einen zweiten Aussichtsberg, mit bestimmt gleich schöner Aussicht und diese völlig kostenfrei und für uns allein. Den Abschluss bildete dann, die sogar zum großen Teil auf Teer befahrbare, „Northern Wilderness Area“. Übrigens, auch die Pisten im Park waren bis auf wenige kurze Abschnitte in überraschend guten Zustand. Tipp: Die Maleme Campsite ist zwar die am besten ausgestattete Campsite im Park, aber wer darauf nicht angewiesen ist, steht auf der Mezilume Campsite, mit mehreren Stellplätzen direkt am Wasser eines kleinen romantischen Sees, viel schöner. Nach einer ruhigen Nacht auf einem freien Platz war es nun nicht mehr weit bis nach Bulawayo, nach Harare der zweitgrößten Stadt von Simbabwe. Hier war leider nur Zeit zum Einkauf. Diese beschauliche Stadt mit den vielen überraschend gut erhaltenen kolonialen Villen mit gepflegten Gärten und allgemein sehr viel Grün, hätte zumindest einen halben Tag Aufenthalt verdient. Ging aber leider nicht, die Fähre wartet nicht auf uns. Die weitere Strecke auf der A8 bis Cross Roads verläuft auf guter Teerstraße und fast ausschließlich durch Wald und Buschland und bietet bis auf wenige Dörfer kaum Abwechslung. Richtig interessant ist dann wieder die Strecke von Cross Roads bis Milibizi. Hier fährt man durch Tiefe Schluchten entlang eines Gebirgsbaches mit Bergen und ursprünglichen Dörfern.

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Nach einer Nacht, wiederum im Busch, fahren wir gegen 9.00 Uhr in den kleinen Ort Milibizi. Als Uhrzeit war 9.30 Uhr am Fähranleger angegeben. Wir wurden aber schon erwartet, da außer uns alle Fahrzeuge (mit uns waren es immerhin drei) schon an Bord waren. Es fehlten nur noch zwei Passagiere ohne Fahrzeug. Schlussendlich waren wir insgesamt sagenhafte 11 Passagiere! Und das bei einer Kapazität von schätzungsweise mindestens 50 Passagieren und 20 Autos. Wir rollen also langsam über eine Auffahrtrampe auf ein Schiff, welches offensichtlich schon bessere Tage erlebt hat. Unser Freund wird uns später erzählen, dass in Hochzeiten des Tourismus täglich 2 Fähren im Pendelbetrieb gefahren sind und man viel Glück haben musste, ohne Vorreservierung einen Platz zu bekommen. Da wir höher als 2 Meter sind, können wir nicht in den Bauch des Schiffes fahren und müssen auf der recht steilen Abfahrt parken. Auch hätten wir nicht viel länger sein dürfen, da sonst die Bugklappe nicht geschlossen werden kann. (max. zulässige Fahrzeuglänge 6m). Ich werde so weit nach unten gelotst, bis nur noch 20 cm Abstand zwischen Frontscheibe und der Stahlkante zum Untergeschoss bleiben. Zu unserer „Beruhigung“ legen die Jungs Steine unter die Räder. Ich hoffe nur, dass kein starker Seegang kommt! Die Abfahrt erfolgte eine Stunde eher als geplant, mit weiteren Interessenten war ja nicht mehr zu rechnen. Die Überfahrt auf dem aufgestauten Sambesi war bis in die Abendstunden sehr erholsam, die kulinarische Versorgung war im Preis enthalten und absolut super, wobei man natürlich keine „AIDA“ Maßstäbe ansetzen sollte. Das auch nicht bei der sonstigen Ausstattung des Schiffes. Aber es gibt saubere Toiletten und sogar Duschen mit Warmwasser, diese könnten allerdings mal wieder etwas liebevolle Zuwendung vertragen. Für die Nacht kann man zwischen Liegen und transportablen Matratzen wählen, wobei die Matratzen den Vorteil haben, dass man damit auch auf Deck schlafen darf. Überhaupt geht alles recht ungezwungen zu, es gibt z. B. auch kein Problem, wenn man zum Sonnenuntergang den mitgebrachten Wein trinkt. 

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Die Nacht war aber dann allerdings, speziell für uns sehr angespannt. Ein doch recht starker Wind kam auf und lies auf dem See unangenehme Wellen entstehen. Wenn unser Auto nicht so blöd auf der Abfahrt gestanden hätte, wäre alles halb so schlimm gewesen. Aber so konnten wir kaum schlafen und musste mehrfach schauen, dass unser Auto nicht schon etwas in Richtung der bedrohlichen Stahlkante gerutscht ist. Aber alles ging gut und gegen 9.00 Uhr am nächsten Morgen rollten wir von Bord. Unser Freund empfing uns mit der guten Nachricht, dass unser Carnet (Zollpapiere für das Auto, müssen jedes Jahr von Deutschland irgendwie nach Afrika kommen) wie geplant, per DHL eingetroffen ist.

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Die nächsten drei Tage vergingen mit Wartungsarbeiten am Auto, Wäsche waschen, unser kleines Reich innen säubern und mit Vorbereitungen für eine Hausboottour mit unserem Freund. Voller Vorfreude und guter Erinnerungen, wir waren im Januar 2017 schon einmal auf solch einer Tour, damals noch mit unseren Reisefreunden Jannette und Ralf, (herzliche Grüße von Simbabwe nach Schweden!!!) ging uns diese Arbeit leicht von der Hand. Es waren 7 unglaublich schöne Tage! Jeden Tag waren wir mit dem Beiboot auf Angeltour und haben bestimmt hundert Fische gefangen und diese auch gegessen, bis uns die Gräten aus den Ohren kamen. Jeden Nachmittag war eine Bootstour mit Tierbeobachtung (wir ankerten direkt am Ufer des tierreichen Matusadona Nationalparks) und Wein, zum immer wieder romantischen, afrikanischen Sonnenuntergang eine Pflicht.

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Die Zeit verging natürlich wieder viel zu schnell, und wie zum Trost zeigten sich am letzten Abend noch zwei Löwen in Ufernähe.

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Nun wieder in Kariba schreiben wir noch schnell diesen Bericht und bereiten nun unsere Weiterreise nach Sambia vor. Wir sind natürlich sehr gespannt, da Sambia für uns „Neuland“ bedeutet.

Also, bis bald aus Sambia und Euch von Herzen alles Gute.

Hunters Road – Sua Pan – Ntwetwe Pan – Makgadi Pan NP – Nxai Pan NP – Maun – Francistown

26.6.2018 – 18.07.2018

Nach zwei Tagen Zivilisation in Kasane sollte es nun wieder etwas Abenteuer sein. Dazu erschien uns die Hunters Road als sehr geeignet. Diese ist eine historische Handelsverbindung entlang der Grenze zu Simbabwe, auf welcher nach 1870 das im Norden erbeutete Elfenbein nach Süden abtransportiert wurde. Das Internet bot nur sehr spärliche und widersprüchliche Informationen zum Zustand der Strecke und darüber, ob es überhaupt noch erlaubt ist, diese ohne Genehmigung zu befahren, da diese ja nur wenige Meter neben der Grenze zu Simbabwe verläuft und deshalb dort mit Militärkontrollen und mit den militärisch ausgestatteten und auch so ausgebildeten Anti-Wilderer Einheiten zu rechnen ist. Das Abenteuer begann schon damit, überhaupt den Einstieg zur Route zu finden. Dieser befindet sich nämlich unmittelbar vor dem offiziellen Grenzübergang nach Simbabwe in Kazungula. Er war deshalb mit wartenden Lkw zugestellt und zudem noch mitten in einer Baustelle. Aber alles ging noch gut, die Tracker haben uns Platz gemacht und die Fahrt konnte beginnen. Nach anfänglich etwas zugewachsener Strecke verwandelte sich die Landschaft zusehends in eine wunderbar relativ offene Ebene mit vereinzelten großen und schönen Schirmakazien.  Und um dieses wirklich tolle Erlebnis noch zu perfektionieren und afrikanisch zu machen, kamen dann auch noch, wie auf Bestellung, die erhofften Tiere. Elefantenherden, Zebras, Antilopen und viele Giraffen in dieser Landschaft und in der Nachmittagssonne, ein fast unwirkliches Bild.

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Am nächsten Morgen, wir sitzen gerade beim Frühstück, hält ein Jeep die Ladefläche voll mit bewaffneten Uniformierten, neben uns. Es war eine Anti-Wilderer Einheit.

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Der Boss der Truppe wollte uns einreden, wir wären unzulässiger Weise in einem Nationalpark. Hier konnte ich ihm aber unser geballtes Wissen entgegenhalten und ihm erklären, dass es auf botswanischer Seite, entlang der Grenze ja überhaupt keinen Nationalpark gibt. So entwaffnet änderte er seine Taktik und wollte uns nun mit den vielen Löwen und den umherstreifenden Wilderern Angst machen. Wir bedankten uns für seine wichtigen Warnungen und die ganze Angelegenheit endete dann noch mit einem lockeren Gespräch und einem Gruppenfoto. Im weiteren Streckenverlauf hatten wir uns aber dann mehrmals gewünscht, dass wir uns hätten vertreiben lassen. Die Strecke wurde nämlich immer katastrophaler. Es müssen Unmengen von Elefanten gewesen sein, welche während der Regenzeit die schlammige Piste ebenfalls genutzt hatten. Nun sind ihre Fußabdrücke von der Größe einer Bratpfanne für Großfamilien und der Tiefe eines Wassereimers, völlig ausgehärtet und eine „Freude“ für unser Auto und unsere Bandscheiben.

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Unerträglich wurde es dann im Bereich des Kazumo Pan NP (auf simbabwischer Seite). Hier verhinderte dann noch meterhohes Schilfgras (über 2,50m hoch) den Sichtkontakt zum Boden und man polterte praktisch im Blindflug von einem Loch zum anderen Loch.

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Den Höhepunkt des Tages war dann noch ein platter Reifen und beim Reifenwechsel im hohen Schilfgras fiel uns dann auch wieder die Löwenwarnung der Ranger ein. Bei dem Dorf Pandamatenga nahmen wir dann dankbar einen Stichweg zur Hauptstraße an, um im Dorf unseren Reifen reparieren zu lassen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie und mit welch geringen technischen Voraussetzungen, die „Reifenflicker“ in den Dörfern ihr Handwerk gut hinbekommen. 

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Danach sind wir wieder zur Hunters Road gewechselt, in der Hoffnung, dass ja alles nur besser werden kann. Anfangs war es das auch, aber eben nur anfangs. Nach weiteren 35 nervenden Kilometern haben wir uns dann auf einer breiten, schnurgeraden Schneise zwischen zwei Forstbereichen, unter einem großen Baobab, unser Schlafplätzchen ausgesucht. Wenig später, wir hatten uns gerade gemütlich zum Abendbrot hingesetzt, glaubte ich Stimmen im Wald zu hören. Das konnte ja nur am anstrengenden Tag liegen, immerhin waren wir über 20 km von der nächsten richtigen Straße entfernt. Als aber dann Manuela auch Stimmen hörte, war „Alarmstufe ROT“ angesagt. Es war schon fast dunkel und an Weiterfahren war nicht zu denken. Also Licht aus und ganz leise die Nacht überstehen. Hoffentlich sind es keine Wilderer! Am nächsten Morgen klärte sich der Spuk dann aber auf, als wieder zwei bewaffnete Uniformierte neben unserem Auto auftauchten, ein Dritter sicherte in einiger Entfernung. Es war wieder eine Anti-Wilderer Einheit und sie waren sichtlich erleichtert, als sie nur zwei Touris entdeckten. Ihr Camp war nur etwa 100 m von uns entfernt, mitten im Wald. Unverständlich nur, dass uns diese „Spezialisten“ nicht schon am Vortag entdeckt hatten. Von ihnen haben wir uns aber dann doch zum Abbruch des Unternehmens „Hunters Road“ überzeugen lassen, da sie uns erzählten, dass die Piste so überaus schlecht bleiben würde. Ihre Alternative, auf der Schneise auf der wir genächtigt hatten, wieder bis zur Hauptstraße zu fahren, war aber auch nicht wirklich gut. Für die 22 km brauchten wir dann auch wieder 2 Stunden und 15 Minuten. Die etwa 100 km bis zum eigentlichen Ausgang der Hunters Road auf die A33 vergingen, nun wieder auf Asphalt, scheinbar wie im Flug. Hier wollten wir uns unbedingt noch mal den Zustand der Piste am Ausgang anschauen, sind aber nur etwa 1,5 km weit gekommen. Nicht etwa, weil der Zustand zu schlecht gewesen wäre, sondern, weil wir etwas abseits der Piste eine Senke mit mehreren Wasserlöchern entdeckten. Diese Stelle entpuppte sich als der Elefanten Hot Spot an sich. Es war da so schön spannend, mit fast rund um die Uhr Elefanten um uns, dass wir gleich 2 Tage dort geblieben sind. Am ersten Abend hatten wir zudem noch folgendes Naturerlebnis: Im Westen ging die Sonne wie ein Feuerball gerade unter, als gleichzeitig im Osten glutrot der Vollmond aufstieg. Wir können uns nicht erinnern das so schon einmal erlebt zu haben.

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Leider können wir nun nicht mehr berichten, wie der Rest der Piste war, aber vielleicht macht es ja mal jemand noch. Über eine Info würden wir uns sehr freuen. Auf alle Fälle würde ich von dem Abschnitt im Bereich Kazumo Pan NP unbedingt abraten, es macht da wirklich keinen Spaß! Man kann davor auf die A33 wechseln und in Pandamatenga wieder auf die Hunters Road auffahren. Mit unserem nächsten Ziel, dem riesigen Komplex der Makgadikgadi Pans, sollten wir nun eine ganz andere Landschaftsform kennenlernen. Die beiden Hauptpfannen (Sowa Pan und Ntwetwe Pan) sind von Tausenden kleineren Pfannen umgeben. Dieses Gebiet gilt mit 12.000 Quadratkilometern Fläche als die größte zusammenhängende Salzpfanne der Welt. Unsere Visite beginnt im Nata Bird Sanctuary, einem sehr kleinen Nationalpark mit Schwerpunkt, wie der Name ja schon verrät, Vogelbeobachtung, hauptsächlich Pelikane, rosa Flamingos und andere Wasservögel. Aber auch Gnus und einige Antilopen waren zu sehen. Jedoch war für uns der Park eher enttäuschend. Die Campsite war zwar gepflegt und nett, aber die großen Mengen an Flamingos und Pelikanen waren zu weit entfernt und auch nicht über das Wegesystem erreichbar. Der ausgewiesene „River Drive“ war absolut nicht befahrbar, da in der letzten Regenzeit weggespült und nicht wieder hergerichtet. Somit halten wir uns hier nicht lange auf und ziehen auf der A3 weiter nach Süden. Nach etwa 40 km biegen wir, gleich nach dem Veterinär Gate, nach rechts auf eine passable Piste Richtung Kukonje Island ein. Dies ist eine bewachsene Insel inmitten der Sowa Salzpfanne und nur in den trockenen Monaten über eine etwa 6 km lange Salzpiste erreichbar. Die bekanntere und touristisch mehr genutzte Insel ist allerdings Kubu Island. Und genau deshalb haben wir uns für eine Übernachtung auf Kukonje Island entschieden-und haben es nicht bereut. Wir waren mit einer 4-Personen Familie die einzigen Übernachtungsgäste auf der gesamten Insel. Die einzelnen Campsites liegen zudem noch so weit auseinander, dass man das Gefühl hat, den tollen Sternenhimmel für sich allein zu haben. Übrigens Campsite Nr. 1 ist die mit Abstand am schönsten gelegene Campsite. Buchen kann man vor Ort in einer kleinen Hütte.

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Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Mosu, am Südende der Sowa Pan gelegen. Allerdings fahren wir nicht den Umweg bis A30, sondern nutzen den nur saisonal befahrbaren Weg unmittelbar am Südrand der Pfanne. Hierfür gibt ein kleines unscheinbares Gate, welches verschlossen und von dem Eigentümer des benachbarten Grundstückes beaufsichtigt wird. Auf unsere Frage, ob die Strecke z. Z. befahrbar ist, reagiert er unsicher. Schließlich sagt er, wir könnten ja fahren und sollte es wirklich nicht gehen, wieder zurück kommen. Das war der Startschuss zu einer landschaftlich wunderschönen und sehr einsamen Tour. Allerdings mussten wir einmal die Piste präparieren, um einen Umfaller zu verhindern und einmal Äste absägen (man möge uns verzeihen).

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Für Lack-Fetischisten ist diese Strecke allerdings nicht geeignet, da es manchmal durch enge Buschpisten geht. In Mosu gibt es einen lohnenswerten Aussichtspunkt bei einer ausgeschilderten Ruine. Die Ruine war für mich Kulturbanausen nur ein aufgeschichteter Haufen Steine, aber die Aussicht von der Plattform über die Salzpfanne war die etwas mühselige Auffahrt alle mal wert. Und wenn es da oben nicht so windig gewesen wäre, hätten wir da auch übernachtet. Ein Glas Rotwein auf der Plattform bei Sonnenuntergang, das wär`s gewesen. Stattdessen fahren wir praktisch zwischen Sua Pan und Ntwetwe Pan wieder nach Norden um etwa auf halber Strecke die Piste quer durch die Ntwetwe Pan zum Chapman`s  Baobab zu nehmen. Dieser gewaltige Baum, so steht im Reiseführer geschrieben, hat einen Stammdurchmesser von 25 Metern. Doch als wir dort eintreffen ist die Enttäuschung groß, der ehemals so mächtige Baum ist nur noch ein riesiger Haufen Feuerholz. Offenbar hatte ein Sturm, offensichtlich schon einige Zeit her, den stolzen Baum „in die Knie gezwungen“. Somit fahren wir weiter bis zur Kreuzung bei „Jacks Camp“ um von da erneut die Ntwetwe Pan, diesmal nach Süden, zu queren. Die etwa 25 km lange Salzpiste fährt sich fast wie auf einer Autobahn. Wir übernachten inmitten der Pan auf der etwas erhöhten „Gabassadi Island“ mit fantastischem Rundumblick und tollem Sonnenuntergang. In Mopipi erreichen wir mit der A30 wieder Teer und folgen diesem über Rakops bis zur südlichen Grenze des Makgadikgadi NP. Dort finden wir am Boteti Fluss, noch außerhalb des NP, einen so schönen, freien Übernachtungsplatz, dass wir da wieder 2 Tage bleiben müssen.

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Wir sehen Elefanten, Krokodile, Hippos, eine giftige Puffotter  und eine spannende Vogelwelt wie z. B. Schreiseeadler und Schlangenhalsreiher. Besonders lustig anzusehen, wie sich die Eisvögel unermüdlich ins Wasser stürzen, um kleine Fische zu jagen. Danach wollen wir auch noch mal in den Park und fahren deshalb zum westlichen Eingang. Hier muss der Boteti Fluss mittels einer kleinen Fähre gequert werden. Diese ist aber unerklärlicherweise außer Betrieb. Drei Deutsche mit Geländewagen und Dachzelt stehen schon ratlos dort. Sie meinten, ich könnte sicherlich durchfahren, da unser Auto ja höher sei. Leute aber nicht mehr mit mir, ich fahre nie wieder durch eine Furt mit mir unbekannter Tiefe! Also entschließen wir uns, zum Nord Eingang des NP zu fahren. Das sind dann zwar über 100 km mehr, aber da wir anschließend sowieso noch in den Nxai Pan NP wollen, dessen Eingang fast gegenüber liegt, ist es nicht wirklich ein Umweg. Wir übernachten im Busch, in der Nähe des Eingangs und sind schon 6.30 Uhr im Park. Die Pisten sind sandig, aber recht gut befahrbar. Die Sonne geht auf und taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Unser Ziel ist der Westteil des Parks, da wir uns dort flussnah die meisten Tiere versprechen. Diese Rechnung ging dann auch so auf, auf dem Hinweg sahen wir zwar ein paar einzelne Elefantenbullen, aber dann am Fluss sahen wir so große Herden von Zebras und Gnus friedlich grasen, wie wir es so vorher noch nicht gesehen hatten. Auch eine große Gruppe von Hippos mit 26 Tieren lag genüsslich in der Sonne, was ja so auch nicht so alltäglich ist, da sie eigentlich eher nachts länger aus dem Wasser kommen. Wir finden, dass dieser Park auf jeden Fall, zumindest einen Tagesbesuch wert ist. Wobei, wie schon erwähnt, die Riverfront die besten Tierbeobachtungen verspricht.

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Dieses gute Urteil können wir aber leider für den Nxai Pan NP, welchen wir am nächsten Tag besuchten, nicht vergeben. Nachdem man das Eingangstor passiert hat, muss man erst einmal fast 30 km tiefsandige Piste bis zu einem zweiten Eingang bewältigen. Hier erwarteten uns nun von noch aus der Regenzeit zerfahrene und einmal mehr, nicht wieder hergerichtete Pisten. Das wäre ja alles noch zu verkraften gewesen, wenn uns der Park mit der beworbenen Menge von Tieren entschädigt hätte. Das war aber, bis auf eine Herde Giraffen und einem einsamen Gnu, leider nicht der Fall. Landschaftlich ist der Bereich der mit reichlich Gras und einigen Bäumen bewachsenen Nxai Pan allerdings absolut sehenswert. In mir hat sie sofort Kindheitserinnerungen an den uralten Film „Die Serengeti darf nicht sterben“ geweckt. Ich denke, wir waren einfach zur falschen Zeit hier. Die Regenzeit zieht sicherlich mehr Tiere zu dem dann frischen Gras. Ein wirklicher und jahreszeitlich unabhängiger Höhepunkt hier im Park, ist die Gruppe der „Baines Baobabs“! Diese Gruppe, 7 riesiger Baobabs, gehört zu den beeindruckendsten Baumgruppen in ganz Afrika. „Unsterblich“ machte sie der Maler und Forschungsreisende John Thomas Banes (1879-1933), ein Weggefährte Livingstones, mit seinem berühmten Bild dieser Bäume, welches er 1862 malte. http://goo.gl/images/BcsvMU  Bemerkenswert hierbei: Der eine der sieben Bäume, welcher umgefallen und offensichtlich überlebt hat, ist auf diesem Bild auch schon am Boden liegend dargestellt. Tipp: Nicht den gleichen Fehler machen wie wir. Die Baumgruppe sollte man am Ende der Tour einbauen, da sie dann sicher viel schöner im weichen Nachmittagslicht zur Geltung kommen. Noch besser, man bucht die einzige Campsite mit Blick zur Baumgruppe (Nr.1), dann hat man sie bei Sonnenuntergang und bei Sonnenaufgang. Sicherlich ein unvergessliches Erlebnis!!!

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Nach nunmehr 8 wilden Übernachtungen stand uns nun der Sinn nach etwas Zivilisation und außerdem brauchten unsere Vorräte einschließlich Diesel und Wasser dringend eine Auffrischung. Dazu haben wir uns 4 Tage Campsite in Maun gegönnt. Diese gehört zu einem Hotel, liegt ruhig am Fluss, hat Pool, Restaurant und eine kleine Bar. Also genau richtig, um sich mal wieder von den Errungenschaften der Zivilisation verwöhnen zu lassen. Es gibt sogar im Fernsehen einen Sportkanal, sodass wir hier in der Bar die Halbfinals der Fußball WM schauen können. Und das auch noch völlig entspannt, denn wir sind ja schon lange nicht mehr dabei.Fußball 

Seit einiger Zeit haben wir beim Starten des Autos sporadische Aussetzer, nicht oft, aber aller Tage mal. Weil uns das beunruhigt, suchen wir in Maun eine Werkstatt auf. So richtig 100 prozentig kann man sich hier auch nicht festlegen, aber man rät mir, den Starter zu wechseln. Und da ich wegen Geiz auch nicht im Busch vermodern möchte, sage ich zu. Zu sehen ist am alten Starter nix, aber ich hab jetzt einen Neuen drin. Seit dem ist das Problem aber wirklich nicht mehr aufgetreten. Es möge bitte so bleiben. In dieser Werkstatt spricht mich ein Mann, er ist ebenfalls Kunde in der Werkstatt, auf Deutsch an. Wir unterhalten uns sehr nett. Während des Gesprächs stellt sich heraus, dass er der Besitzer von „Tiaans Campsite“ ist. Das ist die Campsite, welche uns Bob (unser Lebensretter nach der folgenreichen Wasserdurchfahrt) aus Südafrika schon wärmstens empfohlen hatte. Das ist die Campsite, welche uns Bob (unser Lebensretter nach der folgenreichen Wasserdurchfahrt) aus Südafrika schon wärmstens empfohlen hatte. Was lag also näher, als auf unserer weiteren Reise Richtung Simbabwe doch mal bei ihm vorbei zu schauen. Die Ecke kennen wir zwar schon, die Campsite liegt unmittelbar am Boteti Fluss bei der schon oben beschriebener Fähre. Aber wo es schön war,da kann man auch 2 mal hinfahren. An der Rezeption begrüßt uns Tiaans Frau, sie ist Deutsche, und wir bekommen den letzten freien Platz. Hier ist alles sehr liebevoll eingerichtet, es gibt einen kleinen Pool, eine Terrasse mit tollem Blick auf den Fluss und in der kleinen Bar gibt es zu unserer Freude, auch wieder einen Fernseher. Somit ist sogar das Fußball WM Finale für den morgigen Tag gesichert. Vorher wollen wir aber noch einmal in den Nationalpark. Doch dazu müssten wir wieder über den Fluss und vom Fährmann auch wieder weit und breit nichts zu sehen. Wir verlassen uns auf Tiaans Hinweis, an welcher Stelle der Fluss problemlos zu durchfahren ist. Ich bin dieses Mal aber vorsichtiger und ziehe zuvor den Stecker vom Kühlerlüfter. Auch will ich langsamer fahren und wähle deshalb nur den ersten Gang in der Geländeuntersetzung. Nun noch die Sperren rein und es sollte eigentlich alles gut gehen. Ging es auch. Mit erhöhtem Puls und dem Herz in der Hosentasche ging es langsam aber stetig durch und drüben wieder den Hang hinauf. Wir haben uns dann bis zum späten Nachmittag an eine wildreiche Stelle am Fluss gestellt und einfach nur mal dem Treiben zugeschaut. Dabei haben wir fast noch den Anpfiff zum Finale verpasst. Nach zwei Tagen bei Tiaan sind wir heute etwas weiter Richtung Francistown gefahren. Weit sind wir aber nicht gekommen, da wir uns spontan entschieden hatten noch mal an unserem freien Platz am Boteti River zu übernachten. Unser nächstes Lebenszeichen wird dann, so der Plan, aus Simbabwe kommen. Bis dahin Euch alles Gute von Manuela und Matthias

Moremi und Chobe Nationalpark 06.06.2018 – 25.06.2018

Ein sehr schönes Gefühl nun endlich wirklich unterwegs zu sein. Unser erstes Ziel ist Maun in Botswana. Hier laufen alle Drähte, welche die touristischen Aktivitäten, vor allem für den Norden und die Mitte von Botswana betreffen, zusammen. Die etwa 600 km von Windhoek bis Maun sind zwar durchgehend asphaltiert und fast immer in gutem Zustand, aber relativ langweilig, da fast ausschließlich eintöniges Farmland die Strecke prägt. Auch wir wollen in Maun versuchen, noch die eine oder andere Übernachtung im Moremi und Chobe Nationalpark zu buchen. Es ist zwar überhaupt nicht unser Ding unsere Reise nach Terminen zu planen, aber laut Internet und den Aussagen anderer Reisender hat man ohne Buchung in Botswana, vor allem in der Saison, keine Chance eine Übernachtung in den NP`s zu bekommen. Wir hatten Anfang Mai dieses Jahres online nach Terminen angefragt und bekamen umgehend nur Absagen mit dem Hinweis, man müsste mindestens ein Jahr im Voraus buchen. Ohne große Hoffnung machen wir uns aber trotzdem auf den Weg zum Wildlife Offices (DWNP), vielleicht gibt es ja Stornierungen. Zu unserer großen Überraschung war plötzlich alles kein Problem, wir bekamen fast wunschgemäß 2 Übernachtungen für den Moremi NP und 3 Übernachtungen für den Chobe NP! Versteh Einer die Vergabestrategie der zuständigen Stellen. Tipp: Apropos zuständige Stellen, „Wildlife Offices“ (DWNP) verkauft nur die Eintrittsgebühren für die NPs. Die Campsites muss man in den Büros der zuständigen privaten Betreiber buchen. In unserem Fall waren das 3 verschiedene Anlaufpunkte, da es ja nicht mal so geregelt ist, dass nur ein Betreiber für jeweils einen NP zuständig ist. Ein halber Tag für Organisation war somit schon mal vertan. Wir waren aber trotzdem über den unverhofften Buchungserfolg sehr glücklich. Nach 2 Tagen in Maun, wo man sich übrigens auch mit allen notwendigen Dingen sehr gut versorgen kann, starten wir zunächst Richtung Südeingang des Moremi NP`s. Nach etwa 20 km Asphalt, treffen wir nun für die nächsten etwa 600 km auf Piste. Das bedeutet, Luftdruck reduzieren und alles sichern was sich selbstständig machen könnte. Die letzten 30 Km bis zum Parkeingang sind von der letzten Regenzeit noch so stark zerfahren und noch nicht wieder hergestellt, dass wir zeitweise nur im Schritttempo vorankommen. Wir haben auf dieser Strecke schon so viele Tiersichtungen, auch viele Elefanten, dass wir uns schon fragen, warum wir überhaupt die doch recht preisintensiven Buchungen im Park getätigt haben. Hierzu muss man sagen, dass die NPs in Botswana nicht umzäunt sind und sich die Tiere natürlich nicht an die imaginären Grenzen halten. Wir fahren etwa 5 km vor dem NP Eingang in einen Waldweg und verbringen unsere erste Nacht, zumindest auf dieser Reise, so wirklich im Busch. Wir sind da ganz ehrlich, vor allem die erste Buschnacht ist immer wieder sehr gewöhnungsbedürftig. Die nächtlichen Geräusche und das Wissen, dass auch Raubtiere, wie Leoparden und Löwen um das Auto schleichen könnten, ist zumindest für uns, Respekt einflößend, aber auch unheimlich schön und spannend. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich 6.00 Uhr am Tor, die Schranke ist oben, aber Personal ist nirgendwo zu sehen. Wir warten bis fast 7.00 Uhr, ohne das etwas passiert. Es kommt auch kein weiteres Fahrzeug. Unsere Geduld war nun erschöpft und wir fahren ohne Anmeldung in den Park, was übrigens ohne Folgen blieb.
Im Park verlassen wir gleich die Hauptpiste nach Süden und befahren den sehr empfehlenswerten „Black Pools Drive“. An den Black Pools machen wir Frühstück und können dabei die Tiere am Wasser beobachten, darunter auch Hippos und ein gigantisches Krokodil. Auf dem Weg zu unserer ersten Campsite hier im Park treffen wir nach 8 Stunden, gegen 16.00 Uhr, das erste Fahrzeug überhaupt an diesem Tag. Um es vorweg zu nehmen, trotz des noch folgenden Missgeschickes und das uns das Glück, Löwen oder Leoparden zu sichten, dort verwehrt blieb, war dieser Park bisher für uns der natürlichste und abwechslungsreichste Park überhaupt. Nach einer ruhigen Nacht auf der Campsite  „Third Brigde“ starten wir wieder gegen 6.00 Uhr. Der Weg zur nächsten Campsite („Xakanaxa“) ist zwar nicht weit, aber frühzeitiger Start erhöht ja bekanntlich die Chancen nachtaktive Raubtiere möglicherweise noch am Riss anzutreffen. Dieses Glück blieb uns zwar, wie schon beschrieben, verwehrt, aber dafür konnten wir während unserer Frühstückspause eine Herde Elefanten beim Fressen intensiv beobachten. Das ganze fand auf einer Art Insel statt. Womit wir bei schon angekündigten Missgeschick wären. Es liegt ja in der Natur der Sache, das eine Insel von Wasser umgeben ist. Nur gibt es hier keine Brücken, also man muss durchs Wasser fahren. Die Tiefe der Furt war leider nicht zu sehen, aber Fahrspuren verrieten uns, dass zumindest eine Durchfahrt möglich sein musste. Durchlaufen und testen ging nicht, da ich keine Lust hatte als Krokodilfutter zu enden. Warum sollten wir da also nicht auch durchfahren können? Nun allen Mut gefasst und langsam los. Am Anfang war alles noch beruhigend, flachere Durchfahrten hatten wir ja schon vorher „gemeistert“, jedoch gegen Mitte der Furt wurde es abrupt wesentlich tiefer, uns blieb das Herz fast stehen. Es wurde tiefer und tiefer. Es gab jedoch kein zurück mehr und nach wenigen Metern ging es wieder deutlich aufwärts und wir waren glücklich wieder draußen. Allerdings auf der anderen Seite und für uns stand fest: durch diese Furt nicht wieder! Was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wussten, es war die einzige Möglichkeit. Also mussten wir nach der Inselrundfahrt, Wohl oder Übel, wieder da durch. Entweder bin ich da aus Angst zu schnell gefahren, sodass die Bugwelle dieses Mal noch höher war, oder ich habe nicht genau die gleiche Spur erwischt. Jedenfalls waren wir noch tiefer im Wasser und ein kurzes, seltsames Geräusch ließ mich nichts Gutes ahnen. Es lief zunächst aber alles normal, nur der Geruch nach etwas Heißem beunruhigte mich. Wir fassten, den im Nachhinein rettenden Entschluss, auf kürzestem Weg zur Campsite zu fahren. Kurz davor ging die Kühlwasserkontrolle auf Alarm, sodass ich sofort den Motor abstellen musste. Ein Blick unter die Motorhaube bestätigte dann meinen schlimmen Verdacht. Die Wasserdurchfahrt war zu tief, sodass das Lüfterrad der Motorkühlung in vollem Lauf Kontakt mit dem Wasser bekommen hatte und dadurch zwei Flügel abgebrochen waren und diese Bruchstücke wiederum den Kühler an 5 Stellen leck geschlagen hatten.

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Wären wir weiter gefahren, hätte das mit Sicherheit einen kapitalen Motorschaden zur Folge gehabt. Es war trotzdem noch schlimm genug. Wer soll uns hier über die schlechten Pisten bis nach Maun schleppen oder wie sollen wir hier Hilfe bekommen und vor allem, wann. Aber hier fällt mir folgender Spruch ein: „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Das Licht kam hier in Form von zwei super netten südafrikanischen Camper Pärchen. Diese haben uns erst einmal beruhigt und die wenigen Meter auf die Campsite geschleppt. Mit Hilfe der beiden Männer haben wir Kühler und Lüfter ausgebaut. Danach wurde der Kühler mit einem speziellen Metall 2-Komponenten Kleber abgedichtet, die fehlenden 2 Lüfterflügel haben wir durch Schrauben ersetzt, damit wenigstens ein Gewichtsausgleich gegeben ist. Nach einer Dichtprüfung am nächsten Tag und der anschließenden Montage lief der Motor gegen Mittag wieder. Uns fiel ein riesiger Stein vom Herzen, so konnten wir wenigstens aus „eigener Kraft“ zurück nach Maun fahren und neue Teile besorgen. Unseren gemeinsamen Erfolg haben wir dann noch mit den beiden netten Pärchen am abendlichen Lagerfeuer begossen.

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Bei der Ersatzteilbeschaffung waren sie uns mit ihren Kontakten dann auch noch sehr behilflich. Die Teile kamen dann 2 Tage später mit dem Flieger von Gabarone nach Maun. Der Preis für den Transport für die ca. 700 Km Strecke war dann mit umgerechnet 15,50 € eine wirklich positive Überraschung. Somit hatten wir noch, wie man immer so schön sagt, sehr großes „Glück im Unglück“ und konnten schon am nächsten Tag wieder zum Moremi NP aufbrechen. Hier fehlte uns ja noch die Kwhai River Region im Norden. Diese Region ist so toll und hat so ein ausgedehntes Wegenetz auch schon außerhalb des NPs, dass wir uns einen nochmaligen Parkbesuch und natürlich auch die Parkgebühren, ohne das Gefühl etwas verpasst zu haben, einfach mal gespart haben. Unsere Übernachtungsplätze im Busch waren herrlich und die Tiere machen, wie schon vorher erwähnt,vor der imaginären Parkgrenze nicht halt. Vom Moremi NP sind wir dann nahezu nahtlos in den Chobe NP übergewechselt. Dort hatten wir 2 Nächte im Savuti Camp geordert. Zwei Nächte sind hier, unserer Meinung nach, auch erforderlich, weil man schon für die beschwerliche Anreise mindestens einen halben Tag rechnen muss. Am nächsten Morgen klingelte 5.30 Uhr der Wecker und um 6.00 Uhr waren wir dann schon in der Morgendämmerung auf Piste. Das Glück stand uns dieses Mal zur Seite und wir durften eine Löwenfamilie ausgiebig beim Spielen der kleinen und dem morgendlichen Dösen, der großen Löwen beobachten. Anfangs waren wir noch 2 Fahrzeuge am Ort, aber wie das dann so ist, standen innerhalb kürzester Zeit außer uns, noch 6 voll besetzte Safari Jeeps auf engstem Raum. Als dann die Löwenfamilie ca. 1 km weiterzog, um sich in einer anderen Buschgruppe nieder zu lassen und die ganze Auto Karawane auf Schritt und Tritt folgte und dabei den armen Tieren fast noch über die Schwänze gefahren wären, war für uns der Zeitpunkt gekommen, uns vorerst auszuklinken. In sicherem Abstand haben wir unser Dach hoch gefahren, in Ruhe gefrühstückt und sogar noch einen Kuchen gebacken. Als dann nach ca. 2 Stunden der Spuk endlich vorbei war, hatten wir die Löwen für uns allein. Löwen am Tag sind aber meist eher eine langweilige Geschichte, da sie fast nur schlafen und maximal mal gelangweilt den Kopf heben oder sich auf die andere Seite drehen. Nach den 2 Tagen im Savuti Camp hatten wir noch einen Tag im Linyanti Camp gebucht. Lt. Reiseführer eines der abgelegensten und einsamsten Camps in ganz Botswana und neben der Chobe River Front, der Elefanten Hot Spot schlechthin. Das Erstere mag ja stimmen, zumal die Anfahrt dahin wirklich über lange und sehr tiefsandige Passagen recht abenteuerlich ist, aber Elefanten haben wir leider nicht einen zu Gesicht bekommen. Es gibt auch um das Camp kaum ein Wegenetz, sodass die Möglichkeiten für eigene Tierbeobachtungen sehr beschränkt sind. Das Camp selbst liegt schon sehr schön, etwas erhöht über der Flusslandschaft und die Tour da hoch und dann am Linyanti entlang bis zum Ngoma Gate ist sehr abenteuerlich und unbedingt empfehlenswert, zumal sicher etwas später auch die Elefanten wieder da sein werden. Jedoch die teure Übernachtung im Camp kann man sich sparen, denn 1 Km weiter ist man aus dem Park raus und der Busch tut`s auch. Ja, wir sind dann zu besagtem Ngoma Gate gefahren, um die Chobe River Front, nach 2016 nun zum zweiten Mal, zu befahren. Hier wurden wir nun erwartungsgemäß, wieder mit reichlich Tiersichtungen, vor allem mit unseren geliebten Elefanten, verwöhnt. In Kasane werden wir nun erst einmal 2 Tage bleiben, um uns wieder etwas zu ordnen und einige Dinge zu erledigen.

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Reisen, fast so wie auf Arbeit gehen

02.05.2018 – 05.06.2018

Endlich wieder in Afrika!

Auch dieses Mal haben wir wieder so einiges an Ersatzteilen für Reparaturen und Neuerungen für unsere Wohnkabine im Reisegepäck.

Der Plan war, möglichst alle Teile bis zum 09.05.2018 an den richtigen Stellen zu verbauen, danach für 6 Tage zu Besuch unserer Tochter nach Äthiopien zu fliegen, und nach unserer Rückkehr möglichst schnell Richtung Südafrika zu starten.

Bis auf die 6 Tage Äthiopien kam aber alles ganz anders. Zur schon vorher defekten Heizung kam dann noch unerwartet in kurzer Folge, der Kocher und der Backofen hinzu. Ersatzteile aus Deutschland waren dringend notwendig. Bloß wie diese schnellstmöglich herbekommen?

Hier konnte uns einmal mehr unser „Engel“ Manfred helfen. Manfred ist der Eigner der Farm, auf welcher wir unser Auto während unserer „Heimaturlaube“ parken. Da wir nicht seine einzigen Kunden sind, hat er uns geraten, doch mal mit den nächsten „Ankömmlingen“ aus Deutschland Kontakt aufzunehmen.

Das war ein Volltreffer. Ein nettes Pärchen aus Bayern hat uns alle Teile mitgebracht.

Die Sache hatte nur einen Haken, die beiden kamen erst am 28.05.2018, also erst 2 Wochen nach unserem ursprünglich geplanten Aufbruchtermin.

War nun aber nicht zu ändern. Somit wurde aus Reisezeit eben Arbeitszeit und alle nicht ganz so wichtigen Dinge, welche schon immer mal geändert und verbessert werden sollten, wurden endlich erledigt. Es war wirklich wie zur Arbeit gehen. Gegen 7 Uhr aufstehen, Latzhose an, Frühstück, Arbeitsbeginn.

Es war aber trotzdem eine tolle Zeit, wir haben viel geschafft und durften in Manfred und seiner Frau Gerda zwei tolle Menschen näher kennenlernen. Sie haben uns nicht nur bei allen Problemen unterstützt, sondern auch zu mehreren Ausflügen, z. B. in die Berge der riesigen Nachbarfarm mitgenommen. Auch waren wir mehrfach gemeinsam Essen und konnten so unter fachlicher Anleitung, Manfred ist Jäger, unter den verschiedenen Wildfleischgerichten wählen.

Eine wirklich gelungene Überraschung war, als uns die beiden mit zu zwei Nashornbullen in die Farm seines Freundes mitgenommen hatten. Diese mussten früher zeitweise wegen mehrerer extrem trockener Jahre zugefüttert werden. Dadurch ist der damals noch kleine Jungbulle handzahm geworden, sodass man, das nun erwachsene Tier, sogar berühren konnte.

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In Anbetracht dessen, dass es trotzdem ein in der Wildnis aufgewachsenes Tier mit spürbar unbändiger Kraft ist, waren wir aber trotzdem total aufgeregt und froh, als wir wieder unbeschadet im Auto saßen.

Folgendes, kurioses Erlebnis hatte noch Manuela: Manfred wurde in seiner Funktion als Jäger in eine andere Farm gerufen, weil sich da ein offensichtlich tollwütiger Kudu herumtreibt. Als die beiden dort eintrafen, hatte sich das Tier zu seiner vorübergehenden Rettung bereits in das Schlafzimmer der Farmbesitzer Besitzer gerettet. Dabei entstand das folgende Foto.

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Wir möchten uns hiermit nochmals ganz herzlich für die nicht selbstverständliche Hilfsbereitschaft und die tolle Gastfreundschaft bei Gerda und Manfred bedanken.

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Zurück zu unserem Auto: Nachdem ich nun alle Ersatzteile verbaut hatte, übrigens mit nicht 100%igen Erfolg, die Heizung versagt immer noch ihren Dienst, sollte auch das Zugpferd, unser Bremach, eine gründliche Durchsicht und Pflege erhalten.

Da der Sohn von Manfred auf der Farm auch eine LKW-Werkstatt betreibt, sollte alles kein Problem sein. Wäre es auch nicht gewesen, wenn da nicht immer die leidige Ersatzteilbeschaffungsfrage wär.

Wegen 2 Kugellagern und einem Flachriemen mussten wir noch weitere 4 Tage im demontierten Auto auf dem Betriebshof campieren.

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Wir hatten also nunmehr 3 Wochen Verspätung und immer noch eine defekte Heizung.

Nun musste eine Planänderung her. Für Südafrika würde die Zeit zu kurz werden, da wir schon Anfang August, wegen Tausch der Zollpapiere das Land wieder verlassen müssten. Außerdem würden wir Richtung Süden und ohne Heizung, immer mehr in den afrikanischen Winter fahren.

Das kann ich meiner Frau nicht antun!

Somit sind wir am 05.06.2018 Richtung Botswana gestartet und werden uns dann über Simbabwe Richtung Norden in wärmere Regionen bewegen. Südafrika läuft uns nicht weg!

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Letztes gemeinsames Frühstück, mit anderen Reisenden, auf Manfreds Campsite.

Äthiopien – “Das Dach von Afrika“

14.04.2017 – 27.04.2017

Unser Abschied von Namibia wurde unerwartet zur Zerreißprobe für unsere Nerven.

Eigentlich wollten wir nur noch schnell die Handbremse am Auto reparieren lassen, da diese nicht mehr nachzustellen ging. Dazu fahren wir extra zur Iveco-Werkstatt in Windhoek, man will ja schließlich Fachleute bemühen. Alles geht anfangs recht flott, die Hinterräder sind demontiert, als man plötzlich feststellt, dass ein Werkzeug zum lösen der Achsmuttern fehlt. Das hält die „Spezialisten“ aber nicht davon ab die Muttern mit brachialer Gewalt zu lösen. Ergebnis: Die Muttern waren verformt und mussten in einer anderen Werkstatt nachgearbeitet werden, auch ein Spezialwerkzeug wurde nun endlich dort bestellt. Nun organisierte man uns ein Hotelzimmer, eine Übernachtung in der Werkhalle wollte man uns dann doch nicht zumuten. Es wurde uns noch zugesichert, dass die Teile spätestens 10 Uhr am nächsten Morgen fertig seien. Diese kamen dann zwar erst 12 Uhr, aber sie waren immerhin da. Nun war Eile geboten, denn wir mussten unser Auto noch zur Unterstellung abgeben und spätestens 2 Uhr morgens am Flughafen sein. Übrigens das neu belegen der Bremsbacken wurde als Einziges problemlos erledigt. Aber als dann bei der Montage noch ein Radlager zerstört wurde und unser Auto fast noch umgekippt wurde, lagen unsere Nerven restlos blank. Zu unserer großen Verwunderung, aber noch mehr zu unserer Freude, wurde schnell ein neues Lager beschafft, sodass wir endlich gegen 17 Uhr, völlig down, die Werkstatt verlassen konnten.

Während des Fluges nach Addis Abeba, mit Zwischenstopp in Johannesburg kamen wir dann langsam wieder auf „Normalpegel“. Alles vergessen war schließlich, als wir am Flughafen unsere Tochter endlich nach 9 Monaten wieder in die Arme nehmen konnten. Ein lustiger Abend bei ihren Freunden rundete den Tag zusätzlich noch ab. Am nächsten Tag sahen wir uns die Arbeitsstätte unserer Tochter an. Die “Deutsche Botschaftsschule” ist wirklich toll ausgestattet und wirkt mit ihren vielen Grünanlagen wie eine kleine Oase inmitten einer, unserer Meinung nach, nicht unbedingt sehenswerten und stressigen Großstadt.

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Stefanies Wohnung und die Gastfamilie

Dieser entfliehen wir dann auch recht bald und fahren mit dem Auto für drei Tage in ländliche Gegend. Hier unternehmen wir unter anderem eine Tagestour zum wunderschön gelegenem Wonchi Kratersee und können dabei schon einen ersten Eindruck von dem entbehrungsreichen und für uns Europäer, unvorstellbar armen Leben der Landbevölkerung gewinnen.

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Wanderung in den Wonchi Krater

Wieder zurück in Addis bleibt uns nur ein Tag zum Wäsche waschen und schon müssen die Rucksäcke erneut gepackt werden. Stefanie hat nämlich für ihre betagten Eltern ein straffes Programm geschnürt. Mit einer Propellermaschine fliegen wir Richtung Nord-West und erreichen nach knapp einer Stunde Gondar. Die Flughöhe war relativ gering und die Sicht gut. Überraschend war für uns, dass die Bergwelt, trotz ihrer überwiegend schlechten Zugänglichkeit, so dicht besiedelt ist. Im Landeanflug überfliegen wir noch den Tana-See und werden am Flughafen von der Reiseagentur abgeholt, mit welcher wir ab dem nächsten Tag eine Trekking-Tour im Simien Nationalpark unternehmen werden. Zunächst steht eine Besichtigung der quirligen, ehemaligen Kaiserstadt Gondar an. Diese liegt auf einer durchschnittlichen Höhe von 2300 m, hat etwa 300.000 Einwohner, eine Universität, eine Hochschule und gilt als eines der religiösesten Zentren von Äthiopien. Das klingt nun alles recht hochtrabend. Uns erscheint dieser Ort aber eher sehr kleinstädtisch. Kühe und Esel werden ganz selbstverständlich durch die Straßen getrieben, kleine ärmliche Straßenbuden bieten ihre Waren an, köstlichen äthiopischen Kaffee kann man auf kleinen Hockern und gleich neben der Straße genießen. Aber auch für die gut betuchten Äthiopier, die es durchaus gibt, sind bessere gastronomische Einrichtungen und Hotels vorhanden. Das eigentliche historische Highlight, der Gemp (Palastbezirk) von Gondar ist für uns eher enttäuschend. Viele der ursprünglichen Bauten existieren nicht mehr oder es sind nur noch einige Mauerreste vorhanden. Auch gibt es keinerlei Infotafeln, mit deren Hilfe man sich wenigsten eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen der Gesamtanlage verschaffen könnte. Einige Abschnitte (z. B. der Turm), in unserem Reiseführer noch als zugänglich beschrieben, sind mittlerweile gesperrt. Insgesamt finden wir, dass die Anlage mit wenig Engagement geführt wird. Dafür hat sich aber der Eintrittspreis für Ausländer, entgegen der Info aus unserem Reiseführer von 2013, verdoppelt.

Toll fanden wir hingegen die Organisation und Durchführung unserer Trekkingtour durch ein ortsansässiges Reiseunternehmen. Alles lief perfekt, wir brauchten nicht mal unsere Zelte selbst aufzubauen, ein Koch sorgte für sehr schmackhaftes Essen und der Guide erwies sich nicht nur als sicherer Kenner der Wanderwege, sondern auch als Fachmann in Flora und Fauna dieser grandiosen Landschaft. Lediglich laufen mussten wir selbst. Und das war nicht ganz ohne, immerhin verlief die Tour auf Höhen zwischen dreitausend und reichlich viertausend Metern und mit täglichen Gehzeiten bis zu acht Stunden. Wir waren eine nette Truppe, zwei Schweizer, ein Engländer und natürlich wir drei Deutschen. Wir können eine Trekkingtour in den Simien Mountains absolut empfehlen. Diese ist, auf Grund der Höhe, etwas anstrengend auch gibt es keinerlei Komfort in den Camps, aber man wird mit absolut grandioser Landschaft entschädigt. Außerdem erhält man nebenbei noch Einblicke in das entbehrungsreiche Leben der Bergbauern und fühlt sich beim Anblick der mittelalterlichen Produktionsmethoden und der Behausungen in ein anderes Zeitalter zurückversetzt.

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Wanderung in den Simiens Mountains

Mit den Felsenkirchen von Lalibela wollten wir nun eines der wichtigsten Heiligtümer der äthiopischen Kirche und gleichzeitig Weltkulturerbe besuchen. Um dahin zu gelangen, wählten wir bewusst nicht die bequemere und nicht mal teurere Variante mit dem Flieger, sondern lassen uns per Geländewagen dahin bringen. Wir bereuten es nicht, denn es wurde eine sehr interessante, wenn auch anstrengende Tagestour und wir konnten ein wenig mehr über dieses geheimnisvolle Land erfahren.

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Schöne Begegnungen in Äthiopien

Lalibela selbst hat trotz seiner weltbekannten Felsenkirchen, eher dörflichen Charakter. Stefanie hat uns eine sehr schöne Lodge in ruhiger Lage und mit einem traumhaften Blick über die Berge gebucht. Hier verbringen wir drei erholsame Tage, erleben gleich drei Hochzeiten gleichzeitig, werden während einer Wanderung von einer Bergbauern Familie zum traditionellen Kaffee eingeladen, kaufen noch einiges an äthiopischen Kunstgegenständen, lassen uns in einem „Massagesalon“die strapazierten Muskeln wieder richten und besuchen als Höhepunkt natürlich die Felsenkirchen. Es sind elf Stück an der Zahl und wir sind am Abend kaputt wie nach einer harten Wanderung. Die Entscheidung einen Führer zu nehmen war genau richtig, ohne ihn wäre der ganze Besuch nur die Hälfte wert gewesen. Diese Kirchen wurden im 12./13. Jahrhundert, natürlich nur in reiner Handarbeit, in den Fels geschlagen. Und zwar in der Art, dass zuerst von oben nach unten die grobe Struktur der Kirche freigelegt wurde, danach schlug man den Eingang frei, um dann von unten nach oben das Innere der Kirche freizulegen. Bei elf Kirchen ein unvorstellbarer Aufwand!

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Felsenkirchen in Lalibela

Nun sitzen wir wieder hier in Addis bei Stefanie auf der Terrasse und genießen die letzten Stunden unserer erlebnisreichen Reise und natürlich auch die wärmende Sonne (zu Hause soll ja schlechtes Wetter auf uns warten) und werden heute am späten Abend in den Nachtflieger nach Frankfurt steigen. Eines steht aber fest: So Gott will, werden wir bald wieder hier in Afrika sein! Zu vieles haben wir noch nicht bereist und außerdem wartet unser Auto in Windhoek schon wieder ungeduldig auf uns. Also, bis hoffentlich bald zurück, hier in Afrika.