Afrika: Gerard und Andrea aus Holland
www.wakeboardschoolvinkeveen.nl
Afrika: Patrick & Greet aus Niederland
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Afrika: Patrick & Greet aus Niederland
29.09.2016 – 10.10.2016
Nach 2 Tagen in Windhoek, freuen wir uns endlich wieder in die einsame Natur eintauchen zu können. Wir verlassen die Stadt auf der C28 mit Ziel Spitzkoppe. Im Komas Hochland finden wir unseren ersten wirklich freien Übernachtungsplatz, natürlich mit tollem Blick über das Bergland und obwohl unweit der Straße, kommt erst am nächsten Morgen das erste Auto vorbei.
Das Spitzkoppenmassiv übertrifft dann wirklich unsere Erwartungen. Das ganze Gebiet ist zwar großzügig umzäunt, aber so riesig, dass dieser Umstand keinesfalls das grandiose Panorama, vor allem bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang stört. Im ganzen Gebiet gibt es weitverstreut urige Übernachtungsstellen. Wir bleiben 2 Tage, genießen und wandern, soweit es die Hitze erlaubt, etwas durch die felsige Landschaft. Dabei entdecken wir, auch ohne Führer, alte Felszeichnungen.
Nach 4 Tagen Hitze sehnen wir uns schon wieder nach Abkühlung und fahren deshalb und ungeplant nochmals an die Atlantikküste. In Henties Bay angekommen ereilt uns ein kleiner Temperaturschock. Bei nur noch 15 Grad und steifer Briese dann doch nicht so richtig Lust auf ein kühles Bad. Wir fahren weiter nach Norden entlang der Küste, rechts die Wüste, links der Atlantik, durch den Dorob Nationalpark. Zu unserer Überraschung gibt es unzählige, offizielle Möglichkeiten zum Strand zu fahren. Diese sind hauptsächlich für Angler gedacht, was uns aber nicht davon abhalten konnte, uns hier am Strand für die Nacht niederzulassen. Den schwer “bewaffneten” Anglern war`s egal und wir hatten eine nur vom rauschen der Wellen gestörte Nacht. Am nächsten Tag sehen wir Tausende und Abertausende Robben auf Cape Cross. Man riecht und hört sie schon von weitem.
Der sich anschließende Skeleton Coast Park war dagegen eher eine Enttäuschung.
Außer bei einem Schiffswrack kommt man nicht mehr an das Wasser und die meist schnurgerade Salzpiste bietet relativ wenig Abwechslung. So reicht uns ein Kaffeestopp am Wrack und nach ein paar Fotos und dem Pflichtbad im Atlantik fahren wir kurz vor Torra Bay wieder nach Osten aus dem Park heraus. Entschädigung für unsere Augen bringt dann das wunderschöne bergige Damaraland. Dort finden wir in einem trockenen Flussbett wieder einen wunderschönen Übernachtungsplatz. Eine Orix- Antilope, welche bis zur Dunkelheit in unserer Nähe nach Futter sucht, macht das Afrikafeeling perfekt.
Das heutige Ziel, Palmwag erreichten wir nicht ohne Probleme. 20 km vor dem winzigen Ort unser überhaupt erster Plattfuß.
Der Wechsel ging zum Glück ohne Probleme. Das böse Erwachen kam erst beim Reifenservice. Der Reifen war Schrott, also nicht mehr zu reparieren. Wir hatten den Plattfuß auf der schlechten Piste zu spät bemerkt, sodass der Reifen schon zu viel Hitze bekommen hatte. Der nächste Rückschlag folgte auf dem Fuße. Diese Reifengröße läuft in Namibia sehr selten und ist hier in der “Pampa” keinesfalls zu beschaffen. Ohne Ersatzrad weiterzufahren, wäre noch größerer Unfug als jetzt schon mit nur einem Ersatzreifen in Afrika unterwegs zu sein, Anfängerfehler! Also fahren wir ohne Ersatzrad und flauem Gefühl im Magen die 350 km bis Otjiwarongo. Dort sollen in drei Tagen zwei Reifen für uns eintreffen. Also keine Eile. Deshalb nehmen wir uns auf der wirklich sehr schönen Campsite (mit Pool!) in Kamanjab eine Auszeit. Angenehme Überraschung dort, Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen bezahlen keine Übernachtungsgebühr. Hier treffen wir zufällig eine Bekanntschaft von Windhoek mit Reisefreunden aus Belgien. Bei der Besichtigung dessen Fahrzeuges blieb uns der Mund offen. Es fehlte wirklich nichts, bis zur Waschmaschine war alles dabei.
Die Übernahme der Reifen ging dann fast reibungslos über die Bühne. Diese waren zwar dann doch erst einen Tag später verfügbar, aber das ist Afrika. Jetzt haben wir zwei Ersatzräder und einen Tire Moni und können nun beruhigter die Pisten unter die Räder nehmen. Ein Tire Moni ist eine elektronische Reifendruckanzeige. Hätten wir dieses Gerät schon bei der ersten Panne besessen, dann wäre diese Investition schon wieder eingespielt. Man lernt eben nie aus.
Da wir nun nicht ein zweites mal die selbe Strecke fahren wollten um wieder in den Norden zu gelangen, planten wir wieder einmal alles neu. Wir wollen nun nur die Strecke bis Outjo zurückfahren und dann weiter Richtung Brandberg. In Outjo legen wir im Kaffee- und Restaurant “The Farmhouse” einen Stopp ein. Das Restaurant ist eine echte Empfehlung, die Inhaberin ist Namibierin hat aber das “Restauranthandwerk” in der Schweiz erlernt und ihre überaus nette Art wirkt durch ihr Deutsch mit Schweizer Akzent auch noch sehr lustig. Neben köstlichem Kuchen gibt es auch noch freies Internet, was hier im Land nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Auf der Weiterfahrt dann ein sehr schlechtes Erlebnis. Wir mussten machtlos ansehen, wie ein Kleinbus vor unseren Augen innerhalb weniger Minuten ausbrannte. Auch der Einsatz unseres Feuerlöschers konnte das Inferno nicht aufhalten. Zum großen Glück konnten sich aber die Insassen, drei kleine Kinder und die Eltern, noch rechtzeitig aus dem Auto retten.
Auf der ältesten Gästefarm von Namibia, der Bambatsi Gästefarm, blieben wir dann statt der geplanten einen Nacht insgesamt drei Nächte. Als besonderes Schmankerl haben wir uns an einem der Abende ein romantisches und äußerst schmackhaftes Abendessen bei der Farmerfamilie gegönnt. Als Hauptgang gab es Elandbraten aus dem eigenen “Garten”.
Bei einer Wanderung auf eigene Faust durch das Gebiet und insgesamt drei Ansitzen zu drei verschiedenen Tageszeiten auf einem Hochsitz am farmeigenen Wasserloch, konnten wir tolle Tierbeobachtungen machen. Es ist schon ziemlich aufregend, allein und zu Fuß z. B. den riesigen Giraffen auf 50 m gegenüberzustehen. Nur bei der Entdeckung frischer Geparden Spuren wurde uns dann doch etwas mulmig, sodass der Rundumblick und der Gang automatisch intensiviert wurde.
20.09.2016-28.09.2016
Bevor es wirklich richtig losgehen kann, muss erst einmal für das leibliche Wohl gesorgt und getankt werden. Die Einfuhr von Lebensmitteln nach Namibia ist verboten und in den Tanks dürfen für die Verschiffung max. 10 Liter Diesel verbleiben.
Wir verlassen danach Walvis Bay auf einer Nebenstrecke Richtung Norden. Wie zur Einstimmung auf den afrikanischen Kontinent können wir hinter Walvis Bay eine große Ansammlung von Pelikanen und Flamingos beobachten. Gleich danach sind wir auch schon in der Wüste, die Namib reicht ja bis direkt an den Atlantik. Wir besteigen die 130m hohe “Düne 7” und genießen auf ihrem Kamm die frische Brise vom Meer und den tollen Ausblick.
Swakopmund ist sicherlich die Stadt, welcher man die “Handschrift” des ehemaligen deutschen Protektorats auch heute noch am deutlichsten ansieht. Die Stadt ist wirklich hübsch anzuschauen, aber Afrikafeeling kommt noch nicht so recht auf. Wir schauen uns noch das sehenswerte Meeresmuseum an und verduften uns am nächsten Tag in die Wüste.
Wenige Kilometer hinter Swakopmund passieren wir die Grenze zum Namib- Naukluft National Park. Wir fahren auf dem “Welwitschia Trail” vorbei am “Moon Valley”, welches seinem Namen wirklich Ehre macht, bis zur berühmten 1500 Jahre alten Welwitschia. Das soll die älteste Pflanze ihrer Art hier in Namibia sein.
Unsere erste Wüstennacht, in völliger Einsamkeit, war ein wirklich schwer zu beschreibendes Erlebnis. Das uns unbekannte Gefühl von völliger Ruhe, muss man einfach selbst erlebt haben. Einziger Nachteil, ich habe meinen längst in Vergessenheit geratenen Tinnitus “wieder entdeckt”. Ein anderes wunderbares Erlebnis war der unvergleichlich, klare Sternenhimmel. Die zweite Wüstennacht erlebten wir, wieder allein, an der “Blutkuppe”, einem markanten Berg mit toller Aussicht über die Weiten der Namib.
Am dritten Tag hatten wir uns selbst eine Lektion darüber erteilt, was man in der Wüste nicht tun sollte. Im Buch war eine angeblich ausgeschilderte Rundwanderung durch einen trockenen Canyon angepriesen. Auf dem Schild am Einstieg sah alles sehr einfach aus, aber einmal im Canyon, ohne irgendwelche Hinweise sah die Welt plötzlich ganz anders aus, zumal der Canyon mehrere Verzweigungen aufwies. Um es kurz zu machen, wir fanden den Ausstieg nicht und müssten, womöglich kurz vor dem Ziel, umkehren und waren erst nach über 6 Stunden wieder am Auto. Zum Glück hatten wir wenigstens ausreichend Wasser dabei. Alles nochmal gut gegangen, das passiert uns sicher nicht wieder!!!
Den Schreck hatten wir dann, in unserer dritten einsamen Wüstennacht, mit Rotwein runtergespült. Unser “Camp” hatten wir dazu in der Nähe eines Stausees bezogen, da dort tolle Tierbeobachtungen möglich sein sollen. Nur leider hatte dieser, in Folge der langen Trockenheit keinen Tropfen Wasser, also auch keine Tiere. Das diese wirklich sehr unter der Trockenheit leiden beweisen die vielen Kadaver, nicht nur am Wegesrand. Die Geier haben die Qual der Wahl.
Aber wir hatten auf dem Weg nach Windhoek zum Glück nicht nur tote Tiere gesehen.
Die Nester der Webervögel
Nach einer weiteren Nacht, ganz toll in einer Felsengrotte, in der Nähe des Gamsberg Passes, erreichten wir die Hauptstadt von Namibia, Windhoek.
Hier genügte uns eine halbtägige Stadtbesichtigung und der Besuch im wirklich interessanten und liebevoll eingerichteten Museum der Wüsteneisenbahn. Nach einigen Einkäufen, es wird schon weihnachtlich geschmückt, geht es nach zwei Übernachtungen weiter gen Nord-West, wieder in die Natur.
14.09.2016-19.09.2016
Startschwierigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes. Unser Flugzeug von Namibia Air hat Triebwerksschaden und muss am Flughafen Frankfurt repariert werden. Alle Passagiere werden gegen 23.00 Uhr in ein Hotel nach Bad Kissingen gebracht. Der Irrsinn dabei: Bad Kissingen liegt 170 km und 2 Fahrstunden von Frankfurt entfernt, sodass wir erst gegen 1.30 Uhr in unseren Hotelbetten liegen. Weiterflug dann erst gegen 16.00 Uhr. Landung in Windhoek um 2.00 Uhr am nächsten Morgen. Wir frieren die halbe Nacht in einer zugig- kalten Wartehalle und versuchen, leicht bekleidet (unser Hauptgepäck ist ja schon im Auto) auf Metallsitzgruppen etwas zu schlafen.
Gegen 11.00 Uhr dann, 45-minütiger Flug nach Walvis Bay. Hier soll ja unser Auto in den nächsten Tagen per Frachtschiff anlanden. Für diese Zeit haben wir uns ein kleines Zimmer gemietet und uns die Tage mit ausgedehnten Stadtbummeln und Strandspaziergängen kurzweilig gestaltet. Der Ort liegt am Atlantik und ist eingeschlossen vom Sand und Gestein der endlos erscheinenden Namib- Wüste.
Heute nun endlich erhielten wir die ersehnte Nachricht, dass unser Auto abholbereit sei. Alles war recht aufregend, da Neuland für uns. Aber es lief super und entspannt, wir durften sogar bei der Entladung aus dem Container dabei sein.
Die Fa. Ebert aus Hamburg, mit ihrem Deutsch sprechendem Partner hier vor Ort, hat alles prima organisiert. Großes Lob, kann man nur weiterempfehlen!
Etwas Stress kam dann erst hier im Stadtverkehr, Linksverkehr! Übernachten heute noch einmal in unserer Unterkunft. Morgen geht`s dann endlich richtig los.
Das Resümee zu dieser Reise möchten wir auch kurz halten da wir uns ja schon nach jedem Land ausführlich und abschließend geäußert hatten.
Das Reisen an sich ist anstrengend, es vergeht kein Tag, an dem wir nichts Neues sehen. Fast alles ist anders als zu Hause.Wir sind mittlerweile fast 5 Monate auf Tour, haben 16.000 Kilometer zurückgelegt und fühlen uns mit unserem Leben on Tour wohl. Das Leben on Tour unterliegt einem regelmäßigen Rhythmus. Jeder von uns hat seine Aufgaben gefunden, die es täglich zu erledigen gilt. Die Tage sind gut gefüllt mit Fahren, Einkaufen, Schauen, Kochen, Wäsche waschen, Tagebuch schreiben und Datenübertragung aus dem Navigationsgerät in den Computer. Es bleibt wenig vom Tag übrig. Oft fallen wir abends geschafft ins Bett und sind wieder einmal erschlagen von den vielfältigen kleinen wie großen Erlebnissen und Begegnungen.
Nur so viel, wir können jedem, auch ängstlichen Leuten, uneingeschränkt alle von uns bereisten Länder empfehlen. Besonders hat uns es natürlich wieder in der Türkei gefallen, wobei hier zu hoffen bleibt, dass sich die derzeitige politische Lage nicht nur wieder beruhigt, sondern endlich eine für alle Seiten befriedigende und vor allem, friedliche Lösung gefunden wird. Sehr gefallen hat es uns, trotz einiger Kritik an der teils noch sehr sozialistisch angehauchten „Spontanität“ der Bulgaren, vor allem in den Bergen Bulgariens. Bisher kannten wir dieses Land nur vom Schwarzen Meer her. Umso mehr hat uns der Waldreichtum, wo Auerhahn, Luchs und Bär noch genügend Lebensraum finden, überrascht. Ein Eldorado für Wander-und Naturfreunde in ursprünglicher Natur. Freies campen kein Problem.
Fast das Gleiche kann man zu Rumänien sagen, nur mit der oben schon genannten positiveren Einstellung der Menschen und den sichtbareren Fortschritten in der Entwicklung des Landes.
Viel Spaß beim Reisen und vielen Dank fürs Lesen und Eure Meinungen,
bis zur nächsten Tour oder ein baldiges Wiedersehen, Manuela und Matthias.
21.08.2015-31.08.2015
Wieder in Bulgarien fahren wir „quer über Land“, Richtung Sofia. Von da Richtung Norden durch die landschaftlich sehr schöne und angenehm zu fahrende Iskar-Schlucht. Wir biegen aber etwa bei der Hälfte der Strecke wieder in eine Nebenstrecke, Richtung Montana. Die Fotos von diesem Abschnitt könnten so auch in abgelegenen Dörfern von Russland entstanden sein, das ist leider die Tatsache. Hier scheint die Zeit zur „Wende“ stehen geblieben, oder eher noch, zurückgegangen zu sein. Viele Häuser eingefallen, verlassen oder stark reparaturbedürftig. Gehwege und öffentliche Plätze ungepflegt, ehemalige Kulturhäuser, Grünanlagen, Kinos und Produktionsbetriebe aus sozialistischen Zeiten verfallen, und es scheint, als hätten die Menschen keinerlei Motivation oder schon resigniert.
Wir fahren weiter bis Montana, vorbei am Osocma- Stausee (eignet sich unserer Meinung nach nicht zum campen oder baden), wieder über Land, entlang des Osocma Flusses, bis Belogradchik. Hier wollen wir die gleichnamigen Felsen erwandern. In der Tourist Info sitzen gleich drei junge Herren gelangweilt herum, Wanderkarte leider Fehlanzeige. Also mangels einer Karte die Infotafel abfotografiert und los ging es. Wir hatten uns die blaue Rundwanderung zu mehreren Felsformationen ausgesucht. Anfänglich war alles o. k., doch bald wurden die Wegzeichen immer spärlicher, die Wege teils schon zu gewuchert und schließlich gab es nur noch einige Bänder an den Zweigen. Wir mussten unweigerlich an die tatenlos herumsitzenden Herren in der Info denken. Jedenfalls war der Abzweig für den Rundweg nicht mehr zu finden und wir landeten nach 13 km in einem Dorf, von dem wir hätten auf der Straße zurücklaufen müssen. Das war uns dann zu blöd, sodass wir den Heimweg per Anhalter absolvierten. Es ist sehr schade, dass man hier mit so wenig Engagement zu Werke geht. Mit vernünftiger Ausschilderung wäre das eine tolle Tour, diese Felslandschaft ist wirklich toll und hat sogar etwas Ähnlichkeit mit dem Elbsandsteingebirge. Nachahmer sollten nur bis zu den Sbegove-Felsen (ca. 5 km) gehen und dann den gleichen Weg zurück, es sei denn, es sollte wirklich einmal einer der Verantwortlichen seinen Hintern aus dem Sessel heben und die Beschilderung erneuern.
Am nächsten Tag hatten wir uns dann die ortsnahe Felsenrunde vorgenommen, in der Hoffnung, dass wenigstens diese vernünftig beschildert ist. Jedoch hier leider das gleiche Spiel, anfangs gute Beschilderung, aber danach immer spärlicher und schließlich gar nicht mehr vorhanden. Enttäuscht brechen wir ab und ziehen weiter Richtung rumänischer Grenze.
In Rumänien sind wir überrascht, denn seit unserem letzten Urlaub hier in 2006, hat sich vieles positiv verändert. Die Straßen sind wesentlich besser geworden, neue Produktionsbetriebe sind entstanden, die Landwirtschaft scheint intakt, die Dörfer sind gepflegt und die Menschen erhalten und modernisieren ihre Häuser, zwar meist nur mit bescheidenen Mitteln, aber sie tun etwas und das fast immer in Eigenleistung. Hier spürt man, im Gegensatz zu den Bulgaren, viel mehr den Zug nach vorn.
Und die Menschen sind noch genauso freundlich wie damals. Das merken wir gleich am ersten Tag an unserem Nachtplatz, am Rand eines kleinen Dorfes, als uns unsere „Nachbarn“ mit Käse, Speck, Tomaten, Brot und Marmelade aus eigener Herstellung, begrüßten. Wir dachten ein weiteres Mal auf unserer Reise darüber nach, ob wir das in ähnlicher Situation auch tun würden.
Leider bleibt uns diesmal nicht mehr Zeit dieses schöne Land weiter zu erkunden, da wir mit Reisefreunden zu einem Globetrotter Treffen im österreichischem Erzberg verabredet sind. So fahren wir weiter nach Ungarn zum Balaton. Hier drehen wir wegen Massentourismus enttäuscht wieder ab und Freicamper sind hier offensichtlich unerwünscht.
Somit erreichen wir pünktlich unseren Treffpunkt, diesmal ein Campingplatz, aber sehr schön, im steirischen „Nationalpark Gesäuse“. Am nächsten Morgen brechen wir im „Konvoi“, mit 3 Reisemobilen, zum Treffen im etwa 10 km entfernten Erzberg auf.
Hier durften wir dann drei erlebnisreiche aber auch anstrengende Tage erleben. Etwa 1000 Fahrzeuge unterschiedlichster Größe und Konzeption waren gekommen. Schon allein das zu sehen und der Erfahrungsaustausch mit den dazugehörigen Besitzern war die Reise wert.
Noch dazu gab es täglich von Vormittag bis spät in die Nacht Reisevorträge, Workshops und eine Teststrecke im Tagebaugelände, auf welcher man sein Gefährt und seine eigenen fahrerischen Fähigkeiten testen konnte.
Dieses Treffen in Erzberg wollen wir hiermit gleich als einen würdigen Abschluss unserer diesjährigen Reise werten. Wir wollen spätestens am 18. 09. wieder zu Hause sein und möchten an den verbleibenden Tagen noch Reisefreunde in Österreich und Deutschland besuchen. Außerdem steht mindestens ein Arbeitstag bei unserem Kabinenbauer an, da wir unsere Solaranlage um ein Modul erweitern möchten. Das Resümee zu dieser Reise möchten wir auch kurz halten da wir uns ja schon nach jedem Land ausführlich und abschließend geäußert hatten.
Das Reisen an sich ist anstrengend, es vergeht kein Tag, an dem wir nichts Neues sehen. Fast alles ist anders als zu Hause.Wir sind mittlerweile fast 5 Monate auf Tour, haben 16.000 Kilometer zurückgelegt und fühlen uns mit unserem Leben on Tour wohl. Das Leben on Tour unterliegt einem regelmäßigen Rhythmus. Jeder von uns hat seine Aufgaben gefunden, die es täglich zu erledigen gilt. Die Tage sind gut gefüllt mit Fahren, Einkaufen, Schauen, Kochen, Wäsche waschen, Tagebuch schreiben und Datenübertragung aus dem Navigationsgerät in den Computer. Es bleibt wenig vom Tag übrig. Oft fallen wir abends geschafft ins Bett und sind wieder einmal erschlagen von den vielfältigen kleinen wie großen Erlebnissen und Begegnungen.
Nur so viel, wir können jedem, auch ängstlichen Leuten, uneingeschränkt alle von uns bereisten Länder empfehlen. Besonders hat uns es natürlich wieder in der Türkei gefallen,
wobei hier zu hoffen bleibt, dass sich die derzeitige politische Lage nicht nur wieder beruhigt, sondern endlich eine für alle Seiten befriedigende und vor allem, friedliche Lösung gefunden wird. Sehr gefallen hat es uns, trotz einiger Kritik an der teils noch sehr sozialistisch angehauchten „Spontanität“ der Bulgaren, vor allem in den Bergen Bulgariens. Bisher kannten wir dieses Land nur vom Schwarzen Meer her. Umso mehr hat uns der Waldreichtum, wo Auerhahn, Luchs und Bär noch genügend Lebensraum finden, überrascht. Ein Eldorado für Wander-und Naturfreunde in ursprünglicher Natur. Freies campen kein Problem.
Fast das Gleiche kann man zu Rumänien sagen, nur mit der oben schon genannten positiveren Einstellung der Menschen und den sichtbareren Fortschritten in der Entwicklung des Landes.
Viel Spaß beim Reisen und vielen Dank fürs Lesen und Eure Meinungen,
bis zur nächsten Tour oder ein baldiges Wiedersehen, Manuela und Matthias.
14.08.2015 – 18.08.2015
Nach dem Ruhetag, an unserem schönen Bergbach, steht uns wieder einmal der Sinn nach Bewegung. Da unser Stellplatz nicht nur schön ist, sondern auch strategisch günstig für mehrere Bergtouren liegt, fahren wir nur 15 Minuten bis auf 1315 m Höhe zum Wintersportort Borovets. Hier bringt uns der Lift auf 2369 m. Von hier aus läuft man relativ bequem mit nur wenigen Höhenmetern bis zur Musalahütte(2389 m).
Pfeil: Musalagipfel
Hier sollte man sich stärken, denn von nun an geht es über Geröll und Steinblöcke steil bergan. Aber auch einige kleine Bergseen laden zu Rast.
Nach etwa einer Stunde stehen wir auf dem Musala, dem mit 2915 m Höhe nicht nur höchstem Berg Bulgariens, sondern auch ganz Südosteuropas. Nach neuesten Messungen soll er sogar 2972 m hoch sein, nicht unbedingt ein Riese, aber trotzdem schweißtreibend. Diese Wanderung kann man auch auf zwei Tage ausdehnen. Hierbei läuft man am ersten Tag bis zur Bergstation, übernachtet da und läuft beschriebene Tour am zweiten Tag. Info zur Bergbahn: Erste Bergfahrt 8.30 Uhr, letzte Talfahrt 17.30, Fahrpreis: Berg/Tal 6 €. Parken direkt am Lift, allerdings 5 € für den ganzen Tag (Wi-Fi am Platz).
Das Rila Gebirge ist ja so schön, deshalb am nächsten Tag gleich noch eine Tour. Mit dem Auto fahren wir, ausgehend von „unserem Bachplatz“, etwa 20 km bis Malyovitsa, eigentlich nur eine Ansammlung von mehreren kleinen Hotels und Restaurants, und starten von da durch ein reizvolles Bachtal, durch Wald, aber stetig bergan bis zur Malyovitsahütte (1960 m). Nach einer deftigen Bohnensuppe laufen wir weiter, über Blockgestein, immer höher Richtung Gipfel des Berges Eleni Vrah (2654). Da wir uns diesmal eine Umkehrzeit gesetzt hatten, gehen wir aber nicht bis zum Gipfel, sondern kehren an einer Weggabelung, bei einem Felsen mit Gedenktafeln für die hier an den Kletterfelsen Verunglückten, um und sind nach insgesamt 4 Stunden (1/2 Stunde Pause) zurück am Auto.
Mit Gipfel muss man, lt. eines Einheimischen, mit zusätzlich 2 Stunden kalkulieren. Übrigens kann man, hier im Rilagebirge, von fast allen Einsatzpunkten mehrtägige Hüttentouren unternehmen. Hütten gibt es ausreichend und auch das Zelten an ausgewiesenen (Nationalpark) Plätzen ist möglich.
Nach diesen zwei aktiven Tagen war dann aber wieder ein Ruhetag fällig. Wir bummelten etwas durch Samokov (7 km vom „Bachplatz“). Der Ort hat 27.000 Einwohner und „strahlt“ noch immer ein wenig „sozialistischen Charme“ aus. Es gibt aber recht gute Einkaufsmöglichkeiten und einen netten kleinen Gemüsemarkt, wo auch mal die Omi mit nur einem kleinen Eimerchen Himbeeren auf Kundschaft wartet, in ihrem Fall auf uns.
Die Erdbeerzeit ist nämlich nun auch in den Bergen schon lange vorbei und da soll uns eine Himbeertorte auch recht sein. Kleine Restaurants und Bars gibt es auch und übrigens auch köstliches Eis in der Fußgängerpassage. Also man kann sich hier durchaus ein wenig die Zeit vertreiben. Wir hatten besonderes Glück, denn am Abend war am Marktplatz ein Konzert mit bulgarischer und internationaler Popmusik. Was mir (natürlich Matthias) besonders gefiel, es fand zu „christlichen Zeiten“ statt (19-23 Uhr)!
Am nächsten Morgen weckt uns ein kräftiges Gewitter mit Hagel, Blitz und Donner, ein Hinweis nun endlich das Feld zu räumen. So fällt uns der Abschied von diesem sehr schönen Platz, wir standen nun schon fünf Nächte hier, nicht gar so schwer und außerdem wartet mit dem Rilakloster eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bulgariens auf uns. Obwohl wir Luftlinie nur wenige Kilometer von diesem entfernt sind, müssen wir mangels Straßen einen großen Bogen über Dupnitsa, außen um das Gebirge, bis Kocherinovo fahren, um von da wieder hinein in die Berge zum Kloster zu gelangen. Auf dem Weg dahin noch eine kurze, aber steile Wanderung zu den Fesen von Stob. Hierbei handelt es sich eigentlich nur um Bergwände aus losen und weichen Material bei denen durch Auswaschungen recht interessante Formen entstanden sind.
Nicht unbedingt der Brüller, aber bei 35 Grad und immer bergan ist der Kreislauf mal wieder so richtig in Schwung gekommen.
Viel empfehlenswerter ist da der Besuch bei einem Händler der speziellen Art. Dieser hat ein absolut sehenswertes Angebot vom rostigen Nagel bis zum fahrbereiten Oldtimer. Besonders Fans alter Fahrzeugtechnik wird das Herz bluten, wenn man die schönen Teile, zum großen Teil unter freien Himmel, vor sich hingammeln sieht.
GPS: N23°5’30,4‘‘O23°4‘7,9‘‘
Am Rilakloster selbst, bot sich uns eine Überraschung, so toll hatten wir es uns wirklich nicht vorgestellt. Dieses ist, und wird immer noch, sehr gut restauriert. Es ist nicht nur wegen seiner Lage, inmitten der Berge, ein absoluter Hingucker und unbedingt einen Besuch wert!
Danach ging die Fahrt weiter nach Süden, Richtung Piringebirge. Hier wollten wir eigentlich noch mindestens eine Wanderung angehen. Jedoch nach Einberufung des Familienrats und unter Zuhilfenahme unseres Terminkalenders kamen wir zu der traurigen Einsicht, das Pirin muss warten. Einen kleinen Abstecher, zumindest zur Übernachtung, haben wir uns dann doch noch gegönnt. Bei Kresna führte uns eine schmale Straße hinauf in die Berge zum Dörfchen Vlachi. Hier ist die Welt scheinbar zu Ende. Wir lernen Boris, Familienoberhaupt einer der drei letzten hier ständig lebenden Familien, kennen.
Er spricht sehr gut Deutsch und lebt hier oben fast autark mit Frau und Kind. Von ihm erfahren wir viele interessante Dinge, unter Anderem, dass dieser Ort früher einmal 5.000 Einwohner zählte und sich weit ins Tal erstreckte. Kaum vorstellbar, aber eine Vielzahl von alten Grundmauern kann man noch finden, auch die nun viel zu große Kirche ist Beweis dafür. Viel zu spät (gegen Mittag) kommen wir von da wieder weg, sodass auch das nächste Ziel, die Weinstadt Melnik, „vertagt“ werden muss und wir über Petrich Richtung mazedonischer Grenze weiterziehen. Grenzübergang problemlos und erst in der Dunkelheit erreichen wir unser Tagesziel, den Dojransee ganz im Süden von Mazedonien. Durch den See verläuft die Grenze zu Griechenland. Eigentlich wollten wir nicht nochmal so weit runter in den Süden, aber ein Bulgare hat so sehr von dem See geschwärmt, dass wir nicht wiederstehen konnten. Die Ernüchterung folgte aber schnell. Es gibt da nur einen Hauptbadeort (St.Dojran) und dieser ist fest in der Hand des Badetourismus. Zum Glück fanden wir, trotz Dunkelheit, noch einen schönen und sogar überraschend ruhigen Übernachtungsplatz am nördlichen Ende der Strandpromenade.
offizieller Parkplatz, 100 Denar= 1,60 € /Tag) GPS (Einfahrt): N41°11’21,6‘‘O22°43’10,2‘‘
Wir haben es bei einem Spaziergang, entlang der etwa 2 km langen und nur im Kernbereich wirklich gepflegten Strandpromenade, belassen und beendeten unseren Aufenthalt am See mit einem Bad im nicht gerade einladenden (jetzt im Hochsommer starke Algenblüte) . Das so viel zu Empfehlungen von anderen Leuten und dem unterschiedlichen Schönheitsempfinden der Menschen. Wer natürlich mal wieder viele Menschen und Nachtleben (für wenig Geld) braucht, dem sei das gegönnt, deshalb auch die Koordinaten.
Wir jedenfalls sind wieder über Land, über Strumica, Radovis, Stip, Sveti Nikole Richtung Norden bis Kumanovo gefahren. Von da aus nach Westen und bei Uzem wieder hinein nach Bulgarien. Diesen Schlenker nach Mazedonien hatten wir geplant, jedoch nicht über 3 Tage. Geplant deshalb, weil wir aus dem letzten Jahr wussten, dass man hier billig Tanken (Diesel 0,84 €/L) und einkaufen kann. Es wäre natürlich nicht gerecht, dieses Land nur wegen der günstigen Einkaufsmöglichkeiten zu empfehlen. Es gibt auch hier schöne Landschaft, Berge und Seen (z.B. Ohridsee) zu erkunden. Wander- und Bergfreunde können sich hier locker mehrere Wochen „beschäftigen“.
04.08.2015 – 13.08.2015
Weiter Richtung Westen durch die Rhodopen erreichen wir die kleine Stadt Smolyan. Nach einigen Besorgungen verlassen wir den Ort Richtung Devin. Aber schon nach wenigen Kilometern, stetig bergan, macht uns ein Hinweisschild zu Bergseen neugierig, also „Ruder“ nach rechts, und nach wenigen Minuten wähnen wir uns an einem kanadischen Bergsee, es fehlten nur noch die Elche.
GPS: N41°37’15,2‘‘O24°40’39,5“
Platz war auch genug und in der Nachbarschaft brannte schon das Lagerfeuer. Gründe genug auf die Keile zu fahren und zu bleiben. Übrigens ein offizieller und kostenfreier Zeltplatz. Wasser, Trockentoilette und ein nettes Restaurant in etwa 300 m vorhanden. Einziger Wermutstropfen, der See ist zu flach und zu verkrautet für ein Bad.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir am nächsten Tag das Dorf Shiroka Laka. Hier fallen uns sofort die wunderschön erhaltenen, alten Bauernhäuser und die schöne, kleine Kirche auf. Wir stellen das Auto am Dorfplatz ab und zu unserer Freude erhalten wir an einem kleinen Souvenirstand endlich Karten und Informationsmaterial über Bulgarien, nun hat der „Blindflug“ ein Ende. Im Reiseführer können wir nun lesen, dass dieses Dorf ein Architektur-Historisches Schutzgebiet ist und das man hier einzigartige Rhodopenhäuser an beiden Seiten des Shirokolasha Flusses findet. Wir schlendern durch die Gassen, setzen uns dann auf eine Bank im kleinen Garten bei der Kirche „Heilige Mutter Gottes“ und lassen etwas die Seele baumeln.
Unser Tagesziel ist heute der kleine Kurort Devin. Hier gibt es Mineralquellen, die zur Heilbehandlung genutzt werden. Hier wird auch das landesweit berühmte Devin-Mineralwasser abgefüllt. Dieses war aber (noch) nicht der Grund unseres Besuchs, wir wollen hier eine Wanderung unternehmen. Dazu fahren links des Flusses aus dem Ort. Das Navi meint, das die Straße irgendwo im Flusstal enden soll, das soll dann unser Startpunkt sein. Sie endet da auch, aber etwas unromantisch, auf dem Parkplatz eines noblen Freibades. Wir sind spät dran und entschließen uns zu bleiben. Eine gute Entscheidung, nachts total ruhig und im Bach, gleich nebenan bei der Brücke, entdecken wir eine lauschige Badestelle mit Picknicktisch. GPS: N41°44’34,8“O24°21’28,2“
Die Wanderung am nächsten Tag, führte uns weiter hinein in das wildromantische Flusstal. Hier gibt es mehrere liebevoll hergerichtete Picknickstellen mit Grill und Bademöglichkeit. Zwei Abstecher zu einem Wasserfall und zu einem Aussichtsfelsen (dieser lohnt aber eher nur in sportlicher Hinsicht) erweitern die sonst recht kurze Wanderung. Diese endet dann nämlich schon nach etwa 4 km an einem etwas mystischen und seit längerer Zeit verlassenen Einzelgehöft. Die Grabsteine der jung und kurz hintereinander verstorbenen Besitzer ragen aus wucherndem Unkraut und in den Gebäuden befinden noch viele Gegenstände wie erst eben verlassen.
Auf kurvenreicher Bergstraße fahren wir weiter Richtung Dospat, biegen aber schon wieder nach wenigen km nach Süden in die Trigrad-Schlucht. Diese ist laut Reiseführer bis 350 m tief und die beeindruckendste Klamm Bulgariens. Hier ist auch die Dyavolsko Garlo-Höhle zu besichtigen. Diese beeindruckt aber, nach unserer Meinung, nur durch ihre Riesigkeit. Interessant dann wieder das ursprüngliche Dörfchen Trigrad.
Nach kleinem Rundgang, bei dem wieder einmal alte Erinnerungen aufkamen, dann weiter hinter dem Dorf auf einer Wiese mit Bach sehr ruhig (Sackgasse) genächtigt.
GPS: N41°34’32,0“O24°24’19,1“
Es gibt noch eine weitere, nur wenige km entfernte und zur Trigrad Schlucht parallel verlaufende Schlucht. Diese sind aber leider nicht an ihren Enden verbunden. Wir fahren also zurück zur Hauptstraße und kurz darauf wieder nach Süden in die nächste Schlucht. Diese ist, so meinen wir, fast noch schöner und länger als die Erste. Hier befindet sich auch die Yagodinska-Höhle. Wir haben sie nicht besichtigt, aber laut Reiseführer klingt diese interessanter als die Höhle in der Trigrad-Schlucht. Stattdessen haben wir eine sehr empfehlenswerte Wanderung unternommen. Nach etwa 3 km in der Schlucht, bei einem kleinen Parkplatz, fiel uns eine nagelneue Hinweistafel für eine Schlucht Wanderung auf. Der Einstieg, gleich daneben, führt über eine Holzleiter nach oben. Auf weiteren, unzählige Leitern und Stufen geht es spektakulär, mal unten am Bach, mal in schwindelerregender Höhe durch die total urwüchsige Schlucht. Da wir den auf der Tafel ausgewiesenen Abzweig für die kleinere Runde nicht finden können, drehen wir, nachdem wir schon viel zu weit gegangen sind, um und laufen die gleiche Strecke zurück. Das ist bestimmt sogar die bessere Variante da der andere Teil der Strecke, laut Tafel, nicht so spektakulär scheint. Für Nachahmer empfehlen wir, entweder bis zu der sehr schönen Schutzhütte(nach dem Felsentor) mit Wasser und Grillkamin zu gehen, oder man läuft weiter durch das nun breiter werdende Bachtal bis zur Straße nach Borino. Dort ist nämlich eine sicherlich später mal sehr interessante Sache im Bau. Hier entsteht ein Blockhaus, in dem zukünftig die Teererzeugung nach historischem Vorbild demonstriert werden soll. Für Hin-und Rückweg sollte man 3-4 Stunden (ohne Pausen) kalkulieren. GPS für Einstieg zur Wanderung: N41°38’56,0“O24°20‘5,7“
Wir hatten erfahren, dass am folgenden Wochenende, im Dorf Koprivshtitsa, ein nur aller 5 Jahre stattfindendes, Folklore-Festival sein soll. Da wir vor 2 Jahren, in Tallin, etwas Ähnliches erleben konnten und davon und der Atmosphäre sehr begeistert waren, wollten wir unbedingt dahin. Etwa 4 Stunden Fahrzeit hatten wir dafür geplant. Doch es kam anders, bei einem Blick auf den Monitor meiner Rückfahrkamera fiel mir ein seltsames Schaukeln unserer Fahrräder auf. Es stellte sich heraus, dass der Ersatzradhalter, an dem auch der Fahrradhalter befestigt ist, die Flugphase über die letzte, zu spät entdeckte Schikane, nicht überstanden hatte. An beiden Seiten war die Schweißnaht zur Hälfte gebrochen. Also, Notplatz gesucht, es war schon fast dunkel, und am nächsten Morgen die Fahrräder aufs Dach und den Radhalter mit Spanngurt gesichert. So fuhren wir in die nahe Stadt Pazardzhik. Auf Anfrage vermittelten uns zwei Polizisten nicht nur eine Werkstatt, sondern eskortierten uns auch gleich noch dahin. Es war aber leider nur eine Reifenwerkstatt und die Ausführung der Schweißarbeiten waren, auch auf Grund der zu schwachen Technik, nicht sonderlich professionell, sodass wir die Fahrräder gleich auf dem Dachträger gelassen haben.
Gegen Mittag erreichten wir dann noch rechtzeitig das Festival. Dieses fand in einer Umgebung statt, wie sie passender nicht sein kann. Das Dorf Koprivshtitsa selbst ist schon eine Augenweide. In 1000 m Höhe ist es malerisch umgeben von Bergen. Dieser Ort ist ein einziges Museum und wird seit 1952 auch als solches betitelt. Seit 1978 ist das Dorf ein nationales Naturreservat. Es waren hunderte Folks Künstler und tausende Zuschauer aller Altersstufen zu Gast. Aber aufgrund des weitläufigen Geländes und der 7 Bühnen, welche sich weit in einem schönen Tal verteilten, war es immer möglich unbedrängt an den Bühnen zu schauen. Wir wollen hier weniger schreiben, sondern Bilder „sprechen“lassen. Nur so viel, wie schon geschrieben, unter dem Publikum waren viele junge Leute, aber die Volkskünstler waren eher jenseits der 60. Das verdeutlicht leider, dass auch hier die alten Traditionen auch nur den „Alten“ überlassen werden. Hoffnung machten nur einige Kindergruppen.
Nach diesen 2 erlebnisreichen Tagen und kurzen Nächten (es wurde auch unter den Gästen, auf dem Camp-Gelände, die ganze Nacht getanzt und musiziert) wollten wir über Panagyurishte, Ihtiman und Samokov bis ins Rila Gebirge fahren. Aber schon nach wenigen Kilometern, bei Poibrene an einem kleinen, klaren Fluss entdecken wir ein Plätzchen, welches wie geschaffen erscheint, uns da die nach den letzten 2 Tagen notwendige Erholung, zu holen.
GPS: N42°30’16,4“O23°59’49,0“
Mit Kaffeepause am Iskar-See, wo es auch viele und schöne Stellplätze am südöstlichen Ende gibt, (GPS: N42°26’31,1“O23°37’59,7“ ) erreichen wir erst gegen 20.00 Uhr den Parkplatz an der Seilbahn zu den 7 Rila-Seen. Hier wartet schon Anett auf uns. Wir hatten sie beim Festival kennengelernt und uns zu einer gemeinsamen Wanderung verabredet. Wir übernachten sehr ruhig am Parkplatz. GPS: N42°14’40,9‘‘O23°19‘0,4‘‘
Am nächsten Morgen stehen wir 10.00 Uhr am Lift (hoch/runter 18 Leva=9 €). Nach etwa 20 Minuten stehen wir auf etwa 2100 m Höhe und beginnen unsere Rundwanderung entgegen dem Uhrzeigersinn und entgegen der Hauptströmung der Wanderer (gute Entscheidung!). Das Wandergebiet der 7 Rila Seen zählt zu den schönsten Naturgebieten Bulgariens. Die Seen liegen zwischen 2100 und 2500 m Höhe und sind miteinander durch Bäche und Wasserfälle verbunden. Auf dem Weg gibt es 2 bewirtschaftete Bergbauden und somit war es bei schönem Wetter und toller Landschaft eine sehr entspannte Angelegenheit. Gehzeit ohne Pausen 3-4 Stunden. Wer es sportlicher mag, kann natürlich die Seilbahn weglassen und die knapp 600 Höhenmeter laufen.
Wir verabschieden uns von Anett (ihre Vignette für Bulgarien läuft am nächsten Tag ab) und fahren in Richtung unseres nächsten Wanderziels, hier im Rila Gebirge. Vorher wollen wir aber wieder einen Ruhetag einlegen, auch um diese Zeilen zu schreiben, und stehen nun hier an einem glasklaren Bergbach mit Badegumpen und viele Stellplätzen auf schöner Wiese mit einigen Kiefern. Diesen Platz müssen wir unbedingt auch noch empfehlen.
GPS: N42°16’38,5‘‘O23°31’17,9‘‘.
25.07.2015 – 03.08. 2015
An der Küste fahren wir weiter nach Westen, immer Ausschau haltend nach schönen Strandabschnitten. Wie schon erwähnt, die Strände bei Bartin sind schön, aber total überfüllt. Mit Zonguldak passieren wir eine unschöne Industriestadt und bis Eregli verläuft die Straße fernab des Meeres. Erst ab Kocaali entdecken wir wieder schöne und auch am Wochenende erträgliche Strandabschnitte. Doch der absolute Treffer gelingt uns erst nach langer Suche bei Denizköy. Hier gibt es einen insgesamt etwa 20 km langen unbebauten, wilden, breiten und fast ausschließlich von Einheimischen genutzten Strandabschnitt. Wir gaben diesen Strand den Namen „Traktorstrand“ weil hier die Bauern mit ihren Traktoren, voll beladen mit Familie und Freunden, an den Strand fahren, eine absolut urige, lustige und sehenswerte Sache.
N41°8`13,2” O30°33`27,8”
Dort sind wir dann gleich zwei Tage geblieben und hatten viel Spaß und Unterhaltung. Am ersten Abend gab es dann reichlich Meskit (das klingt zwar nach Alkohol, ist aber ein kleiner, sehr schmackhafter Fisch), zünftig auf dem Grill, aber in der Pfanne gebraten.
Am zweiten Abend waren wir bei unseren „Campingplatznachbarn“ auf einen Tee und selbst gemachten Popcorn eingeladen. Diese drei befreundeten Paare fahren jedes Jahr für 10 Tage gemeinsam an diesen Strand. Für diese Zeit hat sich jeder seinen Traktorhänger zum Campinghänger umgebaut, Traktor davor und perfekt ist der Urlaub.
Einen allerletzten Sprung ins Schwarze Meer, bevor es endgültig zu Autobahn Richtung Istanbul ging, gönnten wir uns dann noch im kleinen Urlauberort Akcabayli. Hier konnte ich (Matthias-Manuela hat ja Angst vor den „bissigen Haien“) endlich mal wieder Schnorcheln. Tolle Bucht, klares Wasser weil steinig und unter Wasser auch viele Felsen, Wasserpflanzen und Fische. Ein Einheimischer hat uns aber vor Massenansturm an den Wochenenden gewarnt. Da sollte man an eine größere Sandbucht, einige Kilometer weiter östlich ausweichen. Diese konnten wir leider nicht mehr testen, stattdessen quälten wir uns fast 5 Stunden bei 40 Grad und defekter Klimaanlage Stopp and Go durch Istanbul und konnten dadurch erst in der Dunkelheit ein stilles Fleckchen für uns finden.
Problemlos passierten wir am nächsten Tag bei Edirne die Grenze nach Bulgarien und 3 Monate voller Erlebnisse und Emotionen waren schon wieder Geschichte. An dieser Stelle eine kurze Nachbetrachtung:
Nachdem wir ja voriges Jahr den westlichen Teil dieses großen Landes bereist hatten, fällt es sehr schwer die Frage zu beantworten, welche Seite uns nun am meisten gefallen hat. Vielleicht kann man es so sagen, was der Westen mehr an touristischen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, gleicht der Osten durch großartige, ursprüngliche Landschaften und noch mehr Herzlichkeit aus. Wobei wir hier nicht missverstanden werden wollen, die Gastfreundschaft im Westen ist schon absolut überwältigend, es ist nur so, in den Osten kommt fast kein Europäer und somit schmeißt einen das herzliche Interesse hier fast um. Es gilt allerdings für Ost und West, man sollte selbst offen und unvoreingenommen sein. Wir haben fast ausschließlich wild übernachtet, auch da keine Negativerlebnisse. Gestohlen wurden uns lediglich unsere Ersatzschläuche aus den Fahrradtaschen, aber da wissen wir nicht genau ob das nicht schon in Mazedonien geschehen ist.
Bei aller Begeisterung für dieses Land wollen wir aber auch über eine Tatsache sprechen, welche sicher nicht nur uns sehr unangenehm aufgefallen ist, das allgegenwärtige Müllproblem.
Es ist so, dass ein sehr großer Teil der Menschen hier jegliche Verpackung nach Gebrauch wie selbstverständlich aus dem Auto wirft oder nur einfach am Ort liegen lässt. Das macht aber die alte Oma genauso wie das kleine Kind an der Hand der Eltern. Ganz schlimm ist es an beliebten Picknickplätzen, welche dann auch meistens an den schönsten Stellen sind. Da kann man bis zur benutzten Babywindel fast allen Wohlstandsmüll finden. Die nächste Picknickgemeinde rollt aber danach ihren Teppich wieder dort aus, die sind da völlig schmerzfrei! Beliebt ist auch, den Müll einfach, so vorhanden, im Fluss zu entsorgen. Es gibt aber in allen Ortschaften, gleich an der Straße, man muss also nicht einmal aus dem Auto steigen, genügend öffentlich nutzbarer Mülltonnen. Unverständlich auch vor der Tatsache, dass wie schon berichtet, Türken und Kurden sehr auf ihr Äußeres achten und sogar der Bauer im weißen Hemd auf seinem Traktor sitzt. Hier müsste sicherlich schon in der Schule beginnend intensive Aufklärung betrieben werden. Auch sollte der Verpackungswahnsinn eingedämmt werden. Hier wird aber wirklich jede Ware nochmals einzeln in Plastiktüten verpackt. Wir wurden jedes Mal ungläubig angeschaut, wenn wir unsere eigene Einkauftasche benutzten. Des Weiteren würden wir uns sehr wünschen, dass dieses Land innenpolitisch endlich zur Ruhe kommt und zu echter Demokratie und Frieden findet. Auch sollte, bei allen Bemühungen wirtschaftlichen voranzukommen, die Umwelt nicht unter die Räder kommen, denn gerade die Natur ist hier, noch, ein riesiger Trumpf im Ärmel.
Nun noch ein paar allgemeine Tipps:
Das Straßennetz ist und wird gut ausgebaut, lediglich absolute Berg-und Nebenstraßen sind noch unbefestigt. Dennoch sollte man im türkischen Straßenverkehr vor allem in ländlichen Regionen mit allem rechnen. Da laufen die Nutztiere wie selbstverständlich auf den Straßen, auch auf vierspurigen Schnellstraßen und Autobahnen. Oder der Bauer kommt als Geisterfahrer mit dem Traktor entgegen, weil er ja so schneller zu seinem Feld kommt. Tückisch sind auch manchmal die Kreisverkehre mit mehreren, kurz hintereinander folgenden Ampeln innerhalb des Kreisverkehrs. Rückspiegel sind, wenn vorhanden, bei vielen Fahrern nur schmückendes Beiwerk, interessant ist nur was vor Ihnen passiert. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Überholvorgang ordentlich hupen.Und überhaupt, wenn der Türke (nicht alle) hinter seinem Lenkrad sitzt, ist es vorbei mit der türkisch-deutschen Freundschaft. Blitzer haben wir nur einmal gesehen, demzufolge hält sich auch fast niemand an irgendwelche Geschwindigkeitsbeschränkungen. Aber wenn man vorsichtig fährt, kommt man mit den hiesigen und seltsamer Weise doch recht unkomplizierten Gepflogenheiten im türkischen Straßenverkehr, schon nach wenigen Tagen bestens zurecht. Vignettenpflicht besteht nur auf Autobahnen. Diese Vignetten erhält man durch eine ziemlich umständliche Prozedur in der Poststelle (Ptt). Reisepass und Fahrzeugschein nicht vergessen! Man muss aber nicht gleich nach Grenzübertritt zur Post eilen. Man kann die Autobahn schon nutzen und bis zu 14 Tage später die Vignette kaufen, der Betrag wird dann bei der nächsten Nutzung mit abgebucht. Wenn man nicht nur Autobahn fahren will, dann sollte der Kauf von 20 TL Guthaben reichen.
Zum Internet: Wir haben für uns mittlerweile Tankstellen im Stadtbereich, als idealen Punkt zur Wi-Fi-Nutzung entdeckt. Manchmal ist der Zugang frei und wenn nicht, haben wir nach freundlicher Nachfrage immer den Zugangsschlüssel bekommen. Platz zum Parken ist auch immer genug, sodass man sogar im Auto seine Korrespondenzen erledigen kann. Eine weitere, wenn auch kuriose Möglichkeit bieten die zahlreichen Fernbusse. Diese haben nämlich sehr oft freien Wi-Fi an Bord, sodass man sich an so einen Bus „hängen“ kann, um Empfang zu haben. Die eilige, mobile Variante.
Telefonie: Wenn Wi-Fi vorhanden, kostenlos über das Internet oder für ständige Erreichbarkeit, türkische Karte fürs Handy kaufen (ca.45 TL+ 20 TL Guthaben reichen für den Anfang). Wir hatten eine Karte von Turkcell, mit toller Abdeckung, sogar auf dem Gipfel des Ararat! Das hat nur einen Haken, diese wird, wenn das Telefon nicht in der Türkei registriert ist, nach 4 Wochen gesperrt. Sollte man länger in der Türkei sein wollen, kann man sein Handy an der Grenze und dann noch beim türkischen Finanzamt registrieren lassen. Oder weniger umständlich, man kauft sich in der Türkei ein gebrauchtes Handy, welches ja dann da registriert sein sollte. Somit ist man dann für wenig Geld immer erreichbar. Auf Wiedersehen Türkei!
Bulgarien ist nun ungeplant, da ja ursprünglich eine andere Rückreiseroute angedacht war, zusätzlich ins „Programm“ gekommen. Also müssen wir ohne Reiseführer etwas improvisieren. Die Schwarzmeerküste hatten wir letztes Jahr, von Rumänien kommend, schon „abgeritten“. Bei einem Blick auf die Karte fallen uns sofort die Rhodopen und das Pirin- Gebirge ins Auge, schließlich waren das zu DDR-Zeiten äußerst begehrte Reiseziele. Wir waren da noch nicht und mit einem Abstecher, evtl. über Mazedonien zum Tanken und Einkaufen, sollte das bis Sofia eine schöne Tour werden, so hoffen wir.
Auf den ersten Kilometern in Bulgarien wähnen wir uns in einer Zeit mindestens 30 Jahre zurück. Fahrzeuge, welche bei uns mittlerweile wie rohe Eier gehegt und gepflegt werden und maximal mal bei Kaiserwetter zu einer Oldtimerausfahrt aus der Garage geholt werden, erledigen hier wie selbstverständlich noch ihren täglichen Dienst. Das bezeugt doch eigentlich, wie zuverlässig und reparaturfreundlich die sowjetische und die DDR-Fahrzeugtechnik waren. Nach heutiger Sicht natürlich nur noch beschränkt einsatzfähig, so scheint es bald kein besseres Fahrzeug für den hiesigen Gebirgsforst zu geben, als den absolut geländetauglichen W 50 mit Allradantrieb.
Die Menschen hier leben, zumindest hier in den Bergen, unter einfachen Bedingungen und es scheint, dass die politische Wende dem Tourismus hier noch nicht zuträglich gewesen ist. Das einst so beliebte Urlaubsgebiet des Ostblocks leidet offensichtlich unter den neuen Reisemöglichkeiten. Die Menschen sind aber trotzdem oder gerade deswegen sehr gastfreundlich. So bekamen wir z.B. beim ersten Wassertanken gleich noch frische Paprika dazu. Oder nachdem ein Angler mitleidig in unsere Bratpfanne blickte, vier Fische, so groß, dass ich erst Kopf und Schwanz entfernen musste, damit sie überhaupt in unsere Pfanne passen. Da gab es auch keine Wiederrede, von wegen man könne nur einen Fisch gebrauchen.
In Ivaylovgrad, nahe der griechischen Grenze, dann überraschenderweise viele Menschen. Es war Markttag und wir konnten unter Händlern und Kunden sehr bekannte Worte hören. Hier scheinen sich auch viele Türken wohlzufühlen. Für uns waren aber die Garküchen viel wichtiger. Hier gab es zwar auch nur Köfte, aber hier nicht mit Hammel, sondern mit Schweinefleisch! Dazu als Krönung noch ein gekühltes Halbes, man glaubt es nicht, wie das doch nach drei Monaten fehlen kann.
Über Krumovgrad, Momchilgrad, Kardzhali sind wir dann in 3 Tagen bis hinter Ardino gekommen. Die Strecke ist sehr wenig befahren, und wenn man in die schmalen, aber gut befahrbaren Seitenstraßen fährt, wird es richtig einsam.
Selbst in den kleinen Dörfern ist kaum ein Mensch zu sehen. Zwei Wanderungen führten uns zum einen zu einem ausgewiesenen Felsen mit eingeschlagenen Nischen, welche wir mangels Reiseführer einfach mal als Grabkammern gedeutet haben, und zum anderen zu einer sehr schönen Steinbogenbrücke. Diese ist aber nicht, wie zunächst vermutet historisch, sondern erst 2011 nach historischem Vorbild nachgebaut wurden, aber trotzdem sehr sehenswert in schöner und abgelegener Landschaft.
Schöne Übernachtungsplätze findet man hier auch, problematisch ist es jetzt aber im Hochsommer Wasser führende Bäche zu finden, und auf Wasser verzichten wir nur in Notfällen. Möchten hier aufgrund des schon zu langen Beitrags aber nur zwei der schönsten Stellen vorstellen (GPS Daten weiterer auch wohnmobiltauglicher Stellpl., können wir bei Bedarf zu Verfügung stellen). Der Erste sollte aber nur mit Allrad angefahren werden, der Zweite kann auch mit nicht zu großem, normalem Wohnmobil angefahren werden, allerdings nicht ganz bis dahin, wo wir stehen, sondern einige Meter weiter vorn, aber trotzdem noch sehr schön.
N41°35`17,5” O25°23`57,9”
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N41°32`34,9” O24°59`32,1”
17.07.2015 – 24.07.2015
Am heutigen Tag ist sehr viel Verkehr auf den Straßen. Das liegt sicherlich am Zuckerfest, dem ersten Tag nach der Fastenzeit. Man feiert 3 Tage, hauptsächlich im engeren Familienkreis und demzufolge ist doch recht viel auf den Straßen und an den Stränden los. Als ein Ausweg aus dem Trubel erscheint uns ein auf Plakaten umworbenes Ringerfestival, abseits in den Bergen. Also fahren wir in Ordu wieder Richtung Ulubay in die Berge. Nach einiger Fragerei finden wir das kleine, aber sehr schöne Dorf Güzeleyurt. Wir sind einen Tag zu früh dran und werden überaus herzlich und neugierig begrüßt. Es scheint hier wirklich die absolute Ausnahme zu sein, dass ausländische Touristen erscheinen. Wir wurden vom Bürgermeister persönlich begrüßt und er hat uns auch freie Platzwahl für Übernachtung gewährt. Am Abend waren wir dann noch bei einer netten türkischen Großfamilie zu Gast. Zwei der Familienmitglieder waren aus Deutschland zum Heimaturlaub angereist, was wiederum für uns wegen der Verständigung von großem Vorteil war.
Am nächsten Tag eröffnete eine Gruppe in historisch, osmanisch gekleideten Uniformen, mit Musik und Gesang das Festival.
Die Kämpfe finden auf einer großen Rasenfläche statt und es kämpfen bis zu vier Paare gleichzeitig, was die ganze Veranstaltung kurzweilig machte. Interessant noch, vor den Finalkämpfen wurde unter den Gästen der Schirmherr und somit auch der Zahlemann für das Festival versteigert. Überraschend für uns, es wurde eifrig geboten und schlussendlich ging das Ganze für den Schnäppchenpreis von 45.000 TL (15.000 €) „über den Tisch“.
Wir hatten erfahren, dass nur 2 Tage später, im etwa 50 km entfernten Aybasti, ein noch bekannteres Ringerfestival stattfinden soll. Dort werden die Ringer aber vor dem Kampf mit Öl eingerieben. Also, Motor an und weiter hinein in die Berge. Auf dem Weg dahin Musik, wir halten nur kurz, und schon sind wir wieder einmal mitten in einer türkischen Hochzeit. Der Hinweis, man wolle mal nur kurz von Weitem schauen, hilft da wirklich nicht. Beim Ausparken in der Dunkelheit passiert mir dann noch ein Missgeschick, ich verpasse ausgerechnet einem der Gästeautos eine leichte Beule. Die Aufregung hielt sich in Grenzen, es war glücklicherweise eine „alte Möhre“ und einmal mehr hat uns unser treuer „Begleiter“ Mehmet telefonisch bei der Schadensregulierung geholfen. Mehmet nochmals tausend Dank!!!
Das Festival selbst war uns dann doch mehrere Nummern zu groß aufgezogen. Es war ein riesiger Rummel, bei welchem das Drumherum wichtiger erschien als das Ringen selbst. Tausende Menschen kamen mit allen nur möglichen Fortbewegungsmitteln und wir konnten das Verkehrschaos, gerade noch rechtzeitig, wieder verlassen. Da war doch das erste Festival viel schöner!
Der Abstecher ab Ordu in die Berge über Ulubay, Gölköy, Aybasti und wieder zur Küste nach Fatsa ist aber trotzdem sehr zu empfehlen, weil landschaftlich sehr schön und eine gute Alternative fürs Wochenende, da dann in der Saison alle Strände hoffnungslos überfüllt sind. Aus diesem Grund (es war Sonntag) haben wir uns erst am Abend, auf der Halbinsel zwischen Ordu und Fatsa, einen Übernachtungsplatz gesucht und waren, als dann der Spuk vorbei war, bis zum folgenden Vormittag völlig allein am Strand. Allerdings will man da 40 TL Gebühr haben (Toilette, Stranddusche).
N41°6`47,0„ O37°42`45,0„
Auf der Weiterfahrt dann wieder das bereits beschriebene Erlebnis mit dem Stellplatz, den man am Vortag sucht, aber erst am nächsten Morgen nach der Weiterfahrt findet. Diesmal eine lauschige Badebucht in einem winzigen Dorf. Es gibt auch zwei kleine Lokantas und man kann neben der Moschee, direkt am Strand, sehr schön stehen. Toilette und Wasser in der Moschee.
N41°3`56,5„ O37°36`58,7„
Wir umfahren die Halbinsel weiter Richtung Fatsa und finden am kleinen Hafen des Dorfes Medreseönü ein kleinen Fischladen des örtlichen Fischers und können bei ihm fangfrische Mesket erwerben. Das sind recht kleine aber sehr köstliche Fische. Uns schmecken sie am besten nur mit Pfeffer und Salz gewürzt, leicht paniert und in Knoblauchöl goldbraun gebraten. Man kann da problemlos 10 Stück. verdrücken. Im Hafen kann man übrigens auch recht ruhig und romantisch übernachten, und wenn man über die Mole klettert, auch baden oder angeln. N41°4`48,7„ O37°37`40,8„
Danach entdecken wir, welch Wunder, seit Trabzon, den ersten wirklich „wilden“ Strand. Dieser ist ca. 2km lang, liegt abseits der nervigen Hauptstraße und bietet am Sandstrand, neben einer kl.Fahrstraße und auf Wiese zahlreiche Stellplätze. Grund genug eine Nacht zu bleiben. Abfahrt von der Hauptstraße: N41°8`48,7„ O37°7´58,2„
Vor Carsamba entfliehen wir wieder der 4-spurigen Schnellstraße und tauchen in eine andere Welt ein. Hier hat sich eine riesige Schwemmlandhalbinsel gebildet, auf der sich viele kleine Dörfer und einzelne Höfe angesiedelt haben. Es ist da im Gegensatz zu der doch sehr dicht besiedelten und lebhaften Küste, sehr ruhig und beschaulich. Vor allem für Vogelfreunde sollte es hier aufgrund der vielen Wasserarme und kleinerer Seen, recht interessant sein. Man braucht da aber eine gute Karte oder Navi (sehr viele Fahrwege und kaum Beschilderung), es ist wie ein großer Irrgarten! In Samsun dann eine weitere Überraschung. Hier gibt es eine sehr schöne, etwa 15 km lange Strandpromenade mit Strandduschen, Toiletten, vielen Strandlokalen und ich bin mir sicher, dass man an einem der vielen Parkbuchten auch Stadt nah, aber trotzdem ruhig übernachten kann. Wer es, wie wir, doch etwas uriger mag, kann der Promenade bis zum westlichen Ende folgen und dort am 6 km langen Sandstrand in die Fluten springen. Befestigter Fahrweg ist vorhanden. Die gesamte Promenade lässt sich übrigens auch sehr gut beradeln. Koordinaten, „wilder Strand“ : N41°22`26,6„ O36°13`43,7„
Über Bafra erreichen wir Alacam, von wo wir erneut ins Landesinnere fahren, weil wir bereits letztes Jahr die Küste zwischen Bafra und Bartin erkundet hatten. Die erste Etappe führt uns zum 150 km langen Altinkaya Stausee und danach weiter über Duragan, Boyabat, Tasköprü auf sehr schöner, ruhiger und abwechslungsreicher Strecke durch die Berge nach Kastamonu. Hier wieder ein längerer Halt für einen Stadtbummel und Erledigungen. Dieser sehr gepflegte Ort ist unbedingt eine Besichtigung wert. Hier parkt man am besten in der Nähe der Altstadt. Von einer alten Moschee, über der Stadt, hat man einen sehr schönen Blick und der Basar ist auch gleich in der Nähe. Leider scheinen einige der historischen Gebäude, trotz zaghaft beginnender, einzelner Restaurierungsmaßnahmen, unrettbar verloren. Die Stadt wächst dafür an anderen Stellen rasant, aber nicht unschön. Die meist mehrgeschossigen Neubauten sind architektonisch und farblich sehr schön gestaltet.
Nach dem Ort fahren wir auf empfehlenswerter Nebenstraße über Ihsangazi nach Arac und weiter nach Karabük (sehr gute Einkaufsmöglichkeiten). Von hier dann im großen Bogen, weiter durch die Berge, über Yenice und Caycuma nach Bartin. Hier wollen wir unser Glück an den auf der Karte verzeichneten Stränden versuchen. Zwei Anläufe enden in einem Chaos aus Blech und fast übereinanderliegenden Sonnenanbetern. Erst der dritte Versuch ist erfolgreich, aber nur weil wir unsere Datenbank vom Vorjahr zu Rate gezogen hatten. Als wir uns der Position nähern, erkennen wir die kleine Badebucht an der Steilküste wieder. Wir sind zwar dieses Mal nicht allein (letztes Jahr waren wir im Mai hier), aber hier hält sich der Ansturm in erträglichen Grenzen und über Nacht waren wir bis auf zwei deutsche (mit türkisch-stämmiger Besatzung) und ein türkisches Wohnmobil wieder allein. Mit diesen Campern erlebten wir dann zwei feucht-fröhliche Abende und nach einem erholsamen Strandtag ziehen wir weiter Richtung Westen.
N41°46`26,3”O32°28`1,7”