19.04.2014 – 22.04.2014
19.4. Der Wettergott spielt nicht mehr mit, es ist kühl geworden und noch dazu Wind und Regenschauer. Bis Mittag warten wir ab, entschließen uns endgültig vom Meer Abschied zu nehmen und fahren weiter, Kurs Kappadokien. Vorher jedoch schauen wir uns noch kurz die Burg Mamure Kalesi an, wir hatten sie ja vom Stellplatz aus in Sichtweite.
Sind dann noch auf Nebenstrecken in die Berge bis Mut gefahren. Der Rest des Tages verging mit Internet und Besuch beim “Döner Hasan”. Weil es schon wieder dunkel geworden war, musste der örtliche Fahrschulplatz als Übernachtungsplatz herhalten.
20.4. Der Ostersonntag hatte für uns eine besondere Überraschung bereit, allerdings eine Schlechte. Das Wetter war wieder schick, wir sausen frohen Mutes durch die herrlich, frühlingshaft grüne Berglandschaft und es mussten unbedingt Mohnblumen fotografiert werden. Also am Rand der schmalen Straße gehalten und ran an die Blümchen.
Kam doch ein Türke mit einem Kleinlaster des Weges, fährt erst an uns vorbei, stoppt und fährt in seiner überschwänglichen Freude rückwärts, er wollte uns nur begrüßen. Das hat er dann auch getan, mit einem kräftigen “Kuss” an die hintere linke Ecke unseres Wohnaufbaus. Ergebnis: Nummernschildhalterung demoliert und Ecke eingebeult. Was soll`s, niemand zu Schaden gekommen und Blech kann man ausbeulen (das sag ich jetzt mit 3 Tagen Abstand). Er hat sich zwar ganz doll entschuldigt und es war ihm auch sehr peinlich, aber Blechschäden sehen die Türken nicht so tragisch.
Mit etwas getrübter Stimmung ging`s dann weiter, über teilweise recht öde Abschnitte auf Hochebenen, Richtung Norden. Die Straße verlief über viele Kilometer schnurgerade und man hatte durch die sehr gute Fernsicht das seltsame Gefühl, die nächste Bergkette käme einfach nicht näher.
Bei Eregli besichtigten wir das Felsrelief von Ivriz. Dieses ist in eine 10 m hohe Felswand geritzt, stammt aus der Zeit um 730 v.Chr. und zählt zu den Highlights der zentralen anatolischen Hochebene.
Am nahegelegenen Fluss hatten sich zahlreiche Familien zum sonntäglichen Picknick eingefunden. Was lag also näher, als sich dazu zugesellen. Wir also auch den Grill angeworfen, natürlich unter genauester, diskreter Observierung (mal sehen ob der ein Feuer in Gang bringt). Die Campingmöbel blieben im Auto. Nur eine Decke, genau wie die Türken. Unser Grillgut war auch in windeseile fertig. Somit hatten wir gewonnen. Es dauerte nicht lange und wir mussten vom Grillgut der Anderen kosten, bekamen Tee und Cola serviert. Und nachdem wir einen mit seinem Auto, aussichtslos im Schlamm feststeckenden Türken, freigeschleppt hatten, war jeglicher Zweifel an der deutsch-türkischen Freundschaft ausgeräumt. Letztendlich hat uns noch ein Türke sein restliches Holz und Grillgut, von der anderen Seite des Flusses, herübergeworfen. Am Ende des Tages fühlten wir uns wieder in unserer bisherigen Meinung, vom überaus gastfreundlichen Türken, bestärkt.
Und weil es da so schön war, sind wir auch gleich über Nacht geblieben.
21.4. Wanderung durch das Ihlara Tal. Dieses schlängelt sich über 15 km durch herrlich grüne, schattige immer dem Fluss folgende Landschaft, von Selime bis Ihlara.
Wir sind den Abschnitt Belisirma – Ihlara gelaufen. Hin und zurück mit Besichtigung der zahlreichen Felskirchen muss man ca.4 Stunden einplanen. Übernachtet haben wir gleich im Dorf Belisirma, wo man in sehr gemütlicher Atmosphäre direkt über dem Fluss landestypisch essen kann.
22.4. Besuch des Dorfes Güzelyurt. Dieses liegt in malerischer Landschaft mit Blick auf einen kleinen Stausee, an dessen Rand eine festungsartige Kirche steht und den schneebedeckten Hasan Dagi (3258 m).
Der eigentliche “Schatz” des Ortes, die Felsenhäuser, sind in einem erbärmlichen Zustand. Zu Mülldeponien und Lagerräumen für allmögliche Dinge umfunktioniert, sind sie kaum noch einen Besuch wert. Also schnell weiter zu der bekanntesten und größten der rund 50 unterirdischen Städte der Türkei, nach Derinkuyu. Diese wurden zum Teil bereits vor 4000 Jahren angelegt und dienten in Zeiten der Christenverfolgung zum Schutz. Die Stadt hier in Derinkuyu ist über 8 Stockwerke bis in eine Tiefe von 40 m erschlossen. Über Rollsteintüren konnte man sich vor Feinden schützen und war trotzdem über ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und unterirdische Brunnen überlebensfähig.
Außerdem gab es einen 9 km langen Tunnel zur nächsten unterirdischen Stadt. Nach diesem Erlebnis fuhren wir noch in das Suganli Tal. Dieses ist wieder canyonartig und von unzähligen Felsenwohnungen und Felsenkirchen durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Hier haben wir uns auch gleich, in märchenhafter Kulisse, für die Nacht eingerichtet.
Ich bin begeistert von euren Porträtaufnahmen. Super.