10.02.2020-19.02.2020
Wir bleiben auf der Küstenstraße R43, weil diese landschaftlich eindeutig schöner, als die allerdings schnelleren N2 ist. Diese Strecke sind wir zwar schon einmal 2018 in entgegengesetzter Richtung gefahren, das sollte dem Genuss aber keinen Abbruch tun. Lediglich den Umweg zum südlichsten Punkt Afrikas, dem „Kap L’Agulhas“ lassen wir dieses mal weg, da die Emotion, zum ersten Mal hier zu sein, sicher nicht wiederholbar ist. Stattdessen fahren wir zum nahegelegenen „De Mond Naturreserve“. Alles was wir über dieses Gebiet wussten war, dass es ein sehr kleines Schutzgebiet an der Küste ist. Ungewöhnlich: Hier lässt man das Auto vor dem Tor stehen. In der Rezeption fragen wir nach einer Karte. Die beiden „sehr motivierten“ Damen zucken nur mit den Schultern und meinten, dass es schon lange keine Karten mehr gäbe. Wir mussten uns also mit einer mündlichen Beschreibung des Parks und der Wanderwege begnügen. Sie entließen uns nicht ohne den Hinweis, dass der Park um 18.00 Uhr schließt. Der Feierabend ist ja schließlich heilig. Außer uns war übrigens kein Mensch im Park unterwegs. Wir folgen also der Wegbeschreibung der mit 2-3 Stunden angegebenen Tour. Man quert dabei auf einer Holzbrücke eine Lagune mit mehreren Picknickplätzen, um dann durch eine mit „Fynbos“ bewachsene Dünenlandschaft zum Meer zu wandern. Am super weißen Sandstrand kommt man etwas beschwerlicher vorwärts und man ist froh, dass der Weg nach etwa 2 km wieder landeinwärts führt. Teils über Holzstege und entlang der Lagune erreichten wir nach knapp 2 Stunden unseren Startpunkt. Diese Wanderung war recht nett, aber unsere Meinung nach, kein unbedingtes Muss. Sicherlich wäre die Tour während der Fynbosblüte wesentlich reizvoller. Wir haben’s dann eben nur sportlich gesehen. Sportlich ging es dann anschließend gleich weiter: Als wir 16.50 Uhr (!) am Ausgang eintrafen, fanden wir Büro und das Ausgangstor verschlossen vor. Selbst wenn man uns vergessen hätte, so hätte man doch spätestens beim Anblick unseres Autos, direkt vor dem Tor, den Irrtum bemerken müssen. Mal ganz zu schweigen davon, dass die ja noch lange nicht Feierabend hatten. Der wäre ja erst um 18.00 Uhr, also über eine Stunde später! Was nun tun? Auch nach intensiver Suche fanden wir keine Lücke im hohen und mit Stacheldraht gesicherten Zaun. Schließlich zerrte ich mir eine massive Mülltonne vor das Tor und entfernte mit einer Spitzhacke, welche zum Glück da in einer Ecke stand, den Stacheldraht vom Tor. Wenig später standen wir glücklich, aber immer noch fassungslos über soviel Gleichgültigkeit der Angestellten, wieder vor dem Tor.
Im schönen Fischer-und Künstlerdorf „Arniston“ („Waenhuiskrans“) war dann aller Ärger schnell wieder vergessen. Dieser abseits der Touristenströme liegende Ort, ist nun wirklich ein „Muss“. Hier fahren die Fischer noch mit ihren Booten hinaus auf’s Meer. Das eigentliche Markenzeichen von Arniston sind aber die kleinen, weiß gestrichenen und riedgedeckten Häuser der Fischer. Auch einige kleine, sehr einfache, aber originell gestaltete Restaurants laden zur Einkehr. Am östlichen Ende des Ortes gibt es noch einen tollen Sandstrand mit Toiletten, Dusche und einen Parkplatz, auf dem man übrigens auch wunderbar nächtigen kann.
Auf keinen Fall sollte man einen Besuch der Höhlen an der Felsenküste versäumen. Diese nur bei Ebbe zugänglichen Höhlen findet man am anderen (westlichen) Ende des Dorfes, im frei zugänglichen „Waenhuiskrans Naturreserve“. Aufpassen: Der Zugang zur größeren und schöneren Höhle, erfolgt über ein kleineres, etwa ein Meter hohes Loch im hinteren Ende der ersten, kleineren Höhle. Also nicht übersehen! Unser nächstes Ziel, das „De Hoop NR“ ist ebenfalls, wie das „De Mond NR“, ein Küstenschutzgebiet, aber wesentlich interessanter. Hier kann man mit dem Auto, zu Fuß oder Mountainbike u. a. den seltenen Bontebok, Kap Zebras und Eland Antilopen entdecken.
Wir waren hier zwei Tage. Übernachtet haben wir allerdings frei, außerhalb, da uns 490 Rand für diese Campsites unangemessen erschienen.
Unternommen haben wir zwei Wanderungen. Die Erste, entlang des De Hoop Sees, besticht durch Sichtung vieler Wasservögel, u. a. von Flamingos und Pelikanen. Die zweite Wanderung, mit Start am Punkt „Koppie Alleen“, nutzt ein Teilstück des Mehrtageswanderwegs „Whale Trail“. Hier ist nun eindeutig die bizarre Felsenküste das Highlight. Wir sind bei Ebbe unterwegs gewesen, was den Vorteil hat, dass die Felsenbänke frei liegen und man somit das tierische und pflanzlichen Leben in den Tümpeln besser studieren kann. Es ist auch die Zeit des reichlich gedeckten Tisches für die Seevögel. Allerdings könnte ich es mir auch sehr spektakulär vorstellen, bei Flut die Wucht der sich dann erst an den Felsen brechenden Wellen zu bestaunen. Man müsste eigentlich zweimal gehen, einmal bei Ebbe und einmal bei Flut. Und wer es richtig auf den Punkt bringen möchte, der geht zu der Zeit, wenn sich die Wale an der Küste tummeln.
Der „Bontebok Nationalpark“ bei Swellendam wurde 1931 zum Schutz der fast ausgestorbenen Buntböcke gegründet. Der Park ist nicht groß, man kann ihn ebenfalls mit Auto, Mountainbike oder zu Fuß erkunden. Auch Angler dürfen ihr Glück im sauberen „Breede River“ versuchen. Allerdings muss dafür eine Erlaubnis erworben werden. Auch gibt es einen sehr schönen Picknickplatz am Fluss, mit Bademöglichkeit, überdachten Sitzbänken, Grillplätzen, Toiletten und Duschen. Toll ist auch der Campingplatz. Für uns hat dieser Nationalpark eher den Charakter eines gemütlichen und angenehmen Freizeitparks, als den eines Wildparks. Tiere sieht man nämlich eher selten, und wenn, dann meistens nur aus großer Distanz. Die hügelige Fynboslandschaft lässt weite Blicke zu und die „Langeberg Mountains“ im Hintergrund geben der Landschaft einen zusätzlichen Reiz. Unserer Meinung nach ist dieser kleine Park, insbesondere wegen seines Freizeit-und Erholungswertes, zumindest einen Tagesbesuch wert. Übernachtet haben wir zweimal oberhalb von „Swellendam“ an einem kleinen Stausee, mitten im Wald, und mit herrlichen Blick auf die „Langeberg Mountains“.
Weiter geht’s über den landschaftlich schönen „Tradouw Pass“ und bei „Barrydale“ treffen wir auf die touristisch vermarktete „Route 62“.
Hier versucht man offensichtlich im Stil eines Trittbrettfahrers, etwas an die legendäre „Route 66“ in den USA anzuknüpfen. Inwieweit das hier gelingt, können wir nicht beurteilen, da wir die „Route 66“ leider nicht kennen. Uns gefallen die Orte entlang dieser Strecke aber sehr gut. Es gibt viele sehr originelle Ideen zu bestaunen und teilweise auch zu belächeln. Es ist schon lobenswert, mit welchem Elan man versucht, auch etwas vom Kuchen des großen Vorbildes in den USA abzubekommen. Und es scheint zumindest teilweise zu funktionieren, was so manche volle Kneipe und die vielen chromblitzende Bikes davor beweisen. Unser eigentliches Ziel sind aber die „Swartberge“. Etwa 13 km nach „Ladismith“ biegen wir deshalb ab, zum „Seweweeksport“. Dies ist eine sehr schöne Felsenschlucht mit einem kleinen Gebirgsbach. Leider kann man diese Strecke nicht durchgängig bis „Prince Albert“ befahren, da ab „Gamkapoortdam“ keine Verbindung zur gegenüber endenden Straße von „PrinceAlbert“ besteht.
Somit fahren wir wieder durch die Schlucht zurück zur R 62. In „Calitzdorp“ verlassen wir diese aber schon wieder und biegen in das schmale Sträßchen Richtung „Groenfontain“. Diese von Touristen kaum befahrene Strecke ist nun wirklich eine Empfehlung. (Leider aber nicht für sehr große Fahrzeuge!) Die Piste schlängelt sich, landschaftlich sehr abwechslungsreich, bis zur sehr bekannten „Swartbergpass“ Straße. Es gibt unterwegs einige kleine Siedlungen und kleine Farmen, in denen etwas Landwirtschaft und auch Weinanbau betrieben wird. Aber auch verschiedene interessante Künstler haben sich in diese Abgeschiedenheit zurückgezogen. Wir halten bei einem Weinbauern zur Verkostung und besuchen einige der Künstlerwerkstätten. Überall sind wir herzlich willkommen und bekommen bei der obligatorischen Tasse Kaffee so allerlei Information über deren Tun und die Leute selbst.
Nach einer ruhigen Nacht auf einer Wiese am Bach, treffen wir nach „Matjesrivier“ auf die „Swartbergpass Straße“. Diese etwas holprige Piste schlängelt sich mit tollen Aussichten über den Pass und durch tiefe Schluchten wieder hinab bis kurz vor Prince Albert. An einer Stelle der Schlucht ist es ganz besonders spektakulär und schön, sodass wir trotz des frühen Tages beschließen schon hier Schluss zu machen. Eine gute Entscheidung. Wir genießen die Aussicht, baden im Bach und haben eine ruhige Nacht.
„Prince Albert“ ist ein absolut gemütliches und sehr gepflegtes Städtchen mit urigen kleinen Restaurants und Cafes. Kleine Läden laden zum herumstöbern, ohne dass man sich irgendwie zum Kauf genötigt fühlt. Hier schlendern wir etwas umher und ärgern uns ein wenig, dass wir schon gefrühstückt haben. Es sieht so einladend aus, wie die Leute da auf den Terrassen sitzen und gemütlich in der Sonne ihr Frühstück genießen. Das hätten wir uns auch mal gönnen sollen!
Im „Garden Route Nationalpark“ haben wir eine Verabredung mit lieben Reisefreunden. Unsere Wege kreuzen sich nun schon zum dritten mal, hier in Afrika. Bernd und Jutta erwarten uns schon auf der Campsite bei Wilderness. Wir verbringen gemeinsam zwei schöne Tage und es gibt wieder viel zu erzählen, zu essen und zu trinken. Aber wir konnten uns auch zu einer schönen Wanderung zu einem Wasserfall mit Badepools aufraffen. Am zweiten Tag dann noch eine Überraschung: Durch Zufall stoßen noch Kristin und Doro zu uns. Beide sind mit ihrem Landrover für ein halbes Jahr im südlichen Afrika unterwegs. Wir hatten die netten Mädels (man darf doch mal ein bisschen schleimen.) im November des vorigen Jahres in Botswana kennengelernt und eigentlich nicht damit gerechnet, dass wir uns nochmals über den Weg laufen würden. Umso größer war die Wiedersehensfreude. Bei Grillwurst und Wein gab es wieder viel interessante Erlebnisse und Erfahrungen von den Beiden zu berichten. Nach gemeinsamen Frühstück trennten sich unsere Wege allerdings schon wieder. Von Bernd und Jutta geplant nur vorläufig. Und von Kristin und Doro? Mann weiß ja nie, aller guten Dinge sind ja bekanntlich immer drei. Schön wär’s ja!
 
			














Ihr Lieben! Ein wunderbarer Bericht! Wir lesen momentan Euren gesamten Blog, weil hier gerade gutes WiFi ist :-). Wir sollten unser drittes Aufeinandertreffen nicht dem Zufall überlassen, denn auch wir würden uns riesig freuen, Euch wiederzusehen! Vielleicht klappt es bei Eurer Reisepause auf dem heimischen Kontinent? Herzliche Grüße, Kristin und Doro