06.01.- 18.01.2020
Ein dicker Stein „fällt uns vom Herzen“ – wir haben doch 90 Tage Visum bekommen! Eine Frau von sehr kräftiger Statur und scheinbar schlecht gelaunt, lässt unsere Hoffnung vorerst in den Keller sinken. Bei der Frage nach der Dauer unseres Aufenthaltes geben wir, wie selbstverständlich, 3 Monate an. Finster blickt sie eine gefühlte Ewigkeit auf ihren Kalender und kommt schließlich zu dem Ergebnis, dass ab 5. Januar gerechnet, 3 Monate am 5. März beendet seien. Es dauerte wiederum eine „schmerzhafte“ Ewigkeit, ihr schonend beizubringen, dass sie da einem kleinen Denkfehler aufgelaufen ist. Schlussendlich hat sie uns dann doch, allerdings immer noch mit zweifelnden Blick, den 5.4. eingetragen. So viel zur Kompetenz dieser Dame. Vielleicht war ja gerade das unser Glück. Glücklich und zufrieden rollen wir also in Südafrika ein. Den Ort Alexander Bay, kennen wir schon, fanden ihn weniger sehenswert, und fahren deshalb daran vorbei. Wesentlich interessanter fanden wir das kleine Dorf „Port Nolloth“. Hier gibt es sogar etwas Tourismus. Man trifft hauptsächlich einige einheimische Urlauber, welche den etwas anderen und vor allem ruhigen Urlaub suchen. Auch wir bleiben für eine Nacht und stehen, wunderbar an der kleinen Strandpromenade. Wer nun weiterhin der Küstenlinie treu bleiben möchte, muss sich, bis zur nächsten Ortschaft mit Anschluss an die „Zivilisation“, auf rund 300 km Schotter – Sand – und Tiefsandstrecke einstellen. Aber er wird dafür eine wilde Küstenlandschaft erleben, die man so, hier im doch recht dicht besiedelten Südafrika, nicht mehr für möglich gehalten hätte. So haben wir das zumindest empfunden. Zunächst tangiert man „Kleinsee“, ein Nest dem man ansieht, dass die guten Zeiten des Diamantenabbaus der Vergangenheit angehören. „Hondeklip Bay“ wiederum ist ein Nest, welches sich so recht und schlecht von den wenigen „Wildnis Liebhabern“ und etwas Fischfang über Wasser hält. Auch einige Aussteiger scheinen hier gestrandet zu sein. Der Ort ist erst auf den zweiten Blick interessant, aber zumindest für den Besuch im „De Rooi Spinnekop“ einen Stopp wert. Dies ist eine Kneipe, welche familiengeführt, schmackhaftes und preiswertes Essen, in urigem Ambiente anbietet. Und damit man auch, als Fahrer, ein Bierchen mehr trinken kann, können wir als Übernachtungsplatz, den unweit des Dorfes und bei einem Schiffswrack zu findenden Grillplatz, wärmstens empfehlen. Um von „Hondeklip Bay“ zum „Namaqua Coast Nationalpark“
zu gelangen, muss man zunächst für einige Kilometer von der Küste weg. Die Zufahrt zum Nord Gate ist sehr nervig, weil über übelste „Waschbrettpiste“. Am Gate erkundigen wir uns nach freien Campsites im Park. Wir erhalten die Antwort, dass es zwar freie Campsites gibt, diese aber nur am Süd Gate buchbar seien. Tolle Wurst, wieder einmal absolut durchdacht! Somit steht für uns fest, dass wir erst außerhalb des Parks übernachten werden. Das sollte sich allerdings im nachhinein sogar als die bessere Variante herausstellen, denn die Landschaft und auch die Stellplätze sind zumindest genauso schön, und das zum „Nulltarif“. Das soll natürlich nicht heißen, dass der Nationalpark nicht schön wäre. Aber wer nicht so viel Zeit hat wie wir sie zum Glück haben, und auch schon Robben gesehen hat, hier gibt es nämlich eine große Kolonie dieser duftenden Tierchen, der kann sich die Zeit und das Geld für den NP sparen und erst ab dem Süd Gate in diesen super tollen Küstenabschnitt „einsteigen“. Wir müssen aber leider darauf hinweisen, dass wir dieses Erlebnis nur Leuten mit einem Geländefahrzeug empfehlen können. Es gibt zwar meistens eine relativ feste Hauptpiste, diese ist aber meistens sehr waschbrettmäßig ausgefahren und führt auch nie so nah am Wasser entlang, wie die alternativen Sandpisten. Und zu den Hunderten (!) tollen Stellplätzen braucht man auch meistens ein geländetaugliches Fahrzeug. Nun wieder zur Streckenbeschreibung: Wenn man aus dem Süd Gate kommt, gibt es bis zum Leuchtturm gleich wieder einige Stellplätze mit Grillplatz. Diese gehören, aber noch zum Park und müssten demzufolge auch dort gebucht und bezahlt werden. Das hat man aber nicht nötig, denn das „Stellplatzparadies“ folgt erst danach! Man hat nun, über fast 100 km die Qual der Wahl zwischen Traumplätzen entweder direkt am Sandstrand, oder mit tollen Blicken über bizarre Felsenküste.
Erst beim kleinen Örtchen „Strandfontain“ stößt man dann wieder auf Teer und Zivilisation. Uns jedenfalls, hat es hier so gut gefallen, dass uns erst das ausgehende Trinkwasser wieder von hier vertreiben konnte. Noch zur Info: -Das Wasser sieht toll aus, aber man hält es leider nicht lang darin aus. Hier oben hat es gerade mal so um die 15 Grad. -Auf dem beschriebenen Abschnitt durchquert man auf schätzungsweise 10 km Länge ein privates Farmgebiet. Hier gibt es 50 nummerierte Stellplätze. Diese müsste man aber, laut Hinweisschildern, bezahlen. Wie das allerdings abgewickelt werden soll, ob da jemand kommt, oder ob man zum Farmer fahren muss, das hat sich uns nicht erschlossen. Muss man aber nicht machen, da stand auch nicht ein einziger Camper. Im kleinen Örtchen „Strandfontain“ dürfen wir an der Touristinfo (gleich am Ortseingang) unsere Wasservorräte auffüllen, gehen danach köstlichen Fisch essen und übernachten auf einem Parkplatz, direkt am Strand. Der nächste Tag bringt uns dann nur 70 km weiter, bis nach „Lamberts Bay“. Hier gibt es einen Fischereihafen und es wird hauptsächlich „Crayfisch“ gefangen. Diese Krebsart wird in käfigartigen Fallen gefangen, ist hier sehr beliebt und dementsprechend teuer.
Wir bevorzugen dann doch lieber „richtigen“ Fisch, welchen uns ein Restaurant, direkt am Hafen, dann auch köstlich zubereitet. Wir hätten auch gleich da auf dem Parkplatz des Restaurants übernachten dürfen, aber nach Schließung der Kneipe war das Hafengelände plötzlich so „tot“, dass uns dieser Platz dann doch nicht mehr so sicher erschien. Aber nur einige Straßen weiter, in einer Seitenstraße, fanden wir dann doch noch einen beruhigenden Platz für die Nacht, natürlich mit Blick zum Meer. Alles perfekt. Nun war eigentlich eine kurze Unterbrechung unseres Küstentrips geplant. Es sollte noch mal für ein paar Tage in die „Ceder Berge“ zum Wandern gehen. Dort waren wir schon einmal, hatten aber damals, wegen des zu heißen Wetters leider abbrechen müssen. Und genau dieses Problem sollte uns dieses Mal wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Das Internet sagte Temperaturen bis immerhin 44 Grad voraus. Hier hatten wir, wie übrigens die gesamte Zeit an der Westküste, fast 20 Grad weniger. Also, ein ideales Gebiet, um Afrikas heißesten Wochen zu überstehen. Weil wir dem Wetterbericht nicht so recht Glauben schenken wollten, setzten wir uns trotzdem ins Auto und fuhren Richtung „Ceder Berge“, mit der Absicht der Sache auf den Grund zu gehen und Notfalls aus dem Abstecher einen schönen Rund Trip ins Landesinnere zu machen. So kam es dann auch. Gefühlt mit jedem Kilometer stieg auch die Temperatur um ein Grad und als wir schließlich das Gefühl hatten, ein Haarföhn bliese uns durchs offene Fenster ins Gesicht, drehten wir wieder ab und fuhren über das landschaftlich schöne „Verlorenvlei“ wieder zurück, zur kühlenden Küste, nach „Elandsbaai“. Dieser kleine Ort gefiel uns sehr gut. Schon bei der Einfahrt begrüßten viele liebevoll und fantasiereich gefertigte Schildchen die Gäste, speziell die Surfer. Wenn man sich dann am Strand und im Dorf genauer umschaut, hat man den Eindruck, dass sich hier eher eine „spezielle Sorte“ von Surfern, vor allem jüngere Leute mit geringerem Budget, „die Klinke in die Hand geben“. Ein Erlebnis der besonderen Art, hier am Strand von “Elandsbaai”, möchte ich nicht unerwähnt lassen: Beim Strandlauf fanden wir in unmittelbarer Nähe unseres Stellplatzes einen jungen, toten Wal. Dieser war schon zur Hälfte im Sand eingespült. Äußere Einwirkung konnten wir nicht feststellen und wie lange der schon hier lag, wussten wir ja auch nicht. Gestunken hat er jedenfalls noch nicht. Dieser Umstand veranlasste dann etwas später einige Einheimische, sich noch reichlich Fleisch von dem Tier zu sichern. Und nach nachfragen unsererseits nicht etwa für deren Hunde, nein diese Leckerei wollten die noch selbst verzehren! Deren Verdauungssystem scheint wirklich nicht verwöhnt zu sein.
Dieser eher leichte, ungezwungene und natürliche Charakter der Dörfer lässt aber dann, je näher man dem Einzugsgebiet von Kapstadt kommt, sehr rasch nach und wechselt über zu reinen Wochenend – und Feriendörfern, in denen von Ursprünglichkeit kaum noch etwas übrig geblieben ist. Trotzdem haben wir uns in einigen, schon wegen ihrer tollen Lage, und der überaus entspannten Atmosphäre (Die Hochsaison war vorbei) sehr wohl gefühlt.
Besonders gut haben uns die Orte Velddrif, Padernoster und Yzerfontain gefallen. Langebaan liegt auch wunderschön an einer Lagune und ist auch ein „Mekka“ der Surfer, uns aber schon wieder etwas zu groß und aufgebläht.
Hier hatten wir eine schöne Zeit mit Reisefreunden, welche wir letztes Jahr in Namibia auf der wunderschönen Mobola Lodge kennengelernt hatten. Beide sind seither ebenfalls im südlichen Afrika unterwegs und glücklicherweise kreuzten sich hier unsere Wege erneut. Das Schwimmen in der etwa 20 Grad warmen Lagune war dann, im Gegensatz zu den Stränden weiter oben im Norden, ein “tropischer” Genuss.
Nun stehen wir schon den zweiten Tag hier am Strand von Yzerfontain, beobachten bei tollen Windverhältnissen die vielen Surfer, machen Strandläufe und bringen unseren Blog wieder auf aktuellen Stand. Morgen werden wir so langsam Richtung Kapstadt aufbrechen. Da werden wir für einige Tage bei Ulrich und Brigitte (letztes Jahr beim Wandern kennengelernt) unser „Basislager errichten“. In Kapstadt ist einiges bezüglich unseres Autos zu erledigen. Unter anderem benötigen wir neue Wohnraum Batterien. Unsere alten Batterien sind nun mittlerweile 9 Jahre alt und tun es nicht mehr so richtig. Die haben aber nach so langem Gebrauch, auch ihr Geld mehr als verdient.
 
			












Hallo M&M,
Wieder ein sehr kurzweiliger und informativer Bericht. Besonders die Langebaan-Sport-Rubrik gefällt uns LG Claudia und Kai
@Ralf.
Die geräumige Kabine ist jene von Manuela und Matthias. Sie hatten uns netterweise zu leckerem Räucherfisch mit Butterbrot in ihr „Heim“ eingeladen. Kai und ich reisen nur mit PKW und mieten ebenso geräumige Self Catering- „Kabinen“ 🙂
Viele Grűsse Claudia
Hallo, Ihr beiden!
Schöner Beitrag, gut geschrieben!
Ihr habt den Grenzübergang Oranjemund benutzt, nicht?
Wir sind 2017 über Viooldrift eingereist, weil der kleine Übergang nur über eine nicht asphaltierte Piste erreichbar ist, auch in der Hoffnung, dort nochmal ein 90 Tage-Visum zu bekommen. Hat geklappt.
Fotos vom Yoga am Strand mit Claudia und Kai? Unsere beiden Kinder heißen so!
Die beiden haben ja eine echt geräumige Kabine. Was haben die beiden für ein Basisfahrzeug? MAN?
Ich leiere so langsam unsere Planung für „Auszeit 2“ an und wir werden wohl in der zweiten Maihälfte in Port Elizabeth anlanden. Ich plane unverbindlich schon ein bisschen weiter für die zweite Jahreshälfte (2. Reisepass und so). Im Moment scheint folgende Route machbar:
Südafrika, Botswana, Namibia (6 Wochen Heimflug), Sambia, Malawi, Tansania, Kenia, Äthiopien, Sudan, Saudi-Arabien, Jordanien, Israel, Italien oder Türkei.
Mal sehen.
Viele liebe Grüße, auch von Jeannette, aus dem kalten Deutschland.
Hier ist es meistens trüb und nebelig, aber heute schien sogar schon eine Stunde lang die Sonne und es ist noch nicht mal 10 Uhr. Immerhin.
Ralf