03.12.2019-09.12.2019
Manchmal muss ein Plan erst reifen, oder man muss erst den nötigen Mut zur Umsetzung finden. Schon zwei Mal hatten wir Anlauf genommen, von Mohembo (Grenzübergang Namibia/Botswana) kommend, mit der kleinen Fähre zum Ostufer des Okavango überzusetzen und uns dann durch Botswanas wilden Norden bis zum Linyanti River „durchzuwurschteln“. Den weiteren Trip ab dem Linyanti Camp über Chobe Riverfront und weiter bis Kasane kennen wir ja schon – traumhaft schön und spannend. Da wir aber nun von Botswana kommen und nach Namibia wollen, machen wir die Tour eben, in etwas abgewandelter Form, in entgegengesetzter Richtung. Die erste Etappe führt uns bis zum Khwai River, der nördlichen Parkgrenze des Moremi Nationalparks. Diese Region ist eines unserer Lieblingsziele im südlichen Afrika. Hier gibt es ein sehr großes und frei zugängliches Wegenetz für eigene Gamedrives. Tiere kann man aufgrund fehlender Parkzäune hier genauso sehen, wie im Park selbst, und davon reichlich, vor allem Elefanten. Wir übernachten wild und direkt am Fluss, da wo die „Elis“ so gern und ausgelassen ein Bad nehmen.
Am nächsten Tag beginnt dann für uns die Fahrt ins „Neuland“. Informationen über die Strecke waren nur sehr spärlich zu finden. Unser Reiseführer „lockt“ nur mit den Worten: „…ab hier befährt man einige der schlechtesten Sandpisten Botswanas“. Im Dorf Khwai versuchen wir noch weitere Infos zu bekommen. Der Manager einer Lodge kennt aber nur die ersten 30 Kilometer durch die Gamedrives mit seinen Gästen, meinte aber, es wäre ratsam, aus Sicherheitsgründen nur mit mindestens zwei Fahrzeugen weiterzufahren. Klingt nur logisch, bloß woher weitere Teilnehmer nehmen? Wir fahren also mit einem etwas flauem Gefühl in der Magengegend los. Das verflüchtigt sich aber sehr schnell, denn der Waldweg ist zunächst sehr gut befahrbar und zahlreiche Wassertümpel versprechen auch gute Wildbeobachtungen. Noch sind wir ja auf den schon vom Lodge Manager erwähnten ersten 30 km. Diese Strecke wird offensichtlich auch von der Lodge für Gästetouren genutzt. Als wir danach auf die von Süden kommende Zufahrtspiste zum „Selinda Game Reserve“ stoßen, wird es schlagartig ungemütlicher. Dieses Reserve ist ein privates Jagdgebiet und darf, lt. unserem Reiseführer, im Transit durchfahren werden. Das Problem: Die ersten etwa 90 km, (bis zum Abzweig zum Linyanti River) von insgesamt 140 km Sandpiste, werden offensichtlich zeitweise von schweren Lkw’s befahren. Die Spur ist tief und zugleich viel zu breit für uns, sodass wir im tiefen Sand ständig von einer Spur in die andere Spur gleiten. Es geht nur recht schleppend voran und zu allem Ungemach zieht auch noch ein heftiges Gewitter. Innerhalb weniger Minuten werden die Fahrspuren zu Bächen, welche dann schnell die Senken des Fahrweges füllen.
Das ist eine tückische Sache, da man nun nicht mehr sieht, wie tief es überhaupt runter geht und wo die Fahrspur liegt. Zum Glück war der Spuk nach einer halben Stunde vorbei, sodass wir nicht unterbrechen mussten. Von Vorteil war aber, dass nun der feuchte Sand etwas besser befahrbar war. Wir benötigten für diese 140 km ca. 9 Stunden reine Fahrzeit, haben einmal im Busch übernachtet, trafen keinen Menschen, aber leider auch nur einen Elefanten und wenig andere Tiere – und sind nicht einmal im Sand stecken geblieben. Eigentlich sollten gerade jetzt in der Regenzeit, viele Elefanten in diesen Mopane Wäldern sein. Das Gebiet ist aber so riesig, dass Sichtungen scheinbar trotzdem reine Glückssache sind. Ehrlich gesagt, waren wir froh, als wir am nächsten Tag mit einem Militärposten wieder erste Besiedlungen und damit etwas Sicherheit erreicht hatten. Es ist wirklich so: Entspannter wäre man auf dieser Strecke mit zwei Fahrzeugen unterwegs. Die Militärs schauten uns nur entgeistert an und so konnten wir unkontrolliert passieren. Auf den nächsten Kilometer bis zum ersten Dorf wurde dann die Landschaft sehr offen, jedoch wegetechnisch gab es vorerst keine Entspannung. Erst Tiefsand, danach etwas besser, in einem trockenen Flussbett. Von Gudigwa, dem ersten Dorf, bis zur Fähre bei Mohembo sind es dann weitere 170 km Sandpiste. Diese ist aber dann sehr breit, fest und somit problemlos befahrbar, und unserer Meinung nach, eine der kulturell interessantesten Strecken Botswanas. Aufgrund der Abgeschiedenheit und der verkehrstechnisch schlechten Erreichbarkeit, hat sich hier die traditionelle Lebensweise wirklich sehr gut erhalten.
Allerdings wird das wohl nicht mehr lange so sein. Eine gigantisch aufwendige Brücke über den Okavango ist bereits im Bau, das erste Hotel ist geplant und Grundstücksspekulanten sind wohl auch schon auf dem Plan.
Wir genießen deshalb diesen Zustand ausgiebig, schauen uns in den Dörfern um, dürfen auch in die Hütten hinein und übernachten insgesamt vier Mal auf dieser Strecke, direkt am Okavango, davon zwei Mal wild. Als wir gerade auf der Suche nach einem Stellplatz sind, folgen wir einer vielversprechenden Fahrspur Richtung Fluss. Zu unserer großen Verwunderung endete die Spur zwar am Fluss, jedoch begrüßt uns dort Karl Hermann. Er ist deutschstämmiger Namibier und gerade dabei, an diesem traumhaften Platz eine Lodge zu planen. Das Land hat er schon vor Jahren gekauft, kämpft aber schon ewig um die Genehmigung für sein Vorhaben. Bei ihm bleiben wir zwei Tage und hätten, wenn wir gewollt hätten, noch länger bleiben dürfen. Er musste aber nach zwei Tagen wieder einmal wegen einer Genehmigung in die Hauptstadt fahren.
Deshalb zogen wir auch weiter, allerdings nicht weit. Denn nach neun Kilometern sehen wir schon die nächste schöne Stelle am Fluss. Wir können nicht widerstehen und bleiben noch einen Tag. Und das, obwohl unser Visa heute ausläuft! Hier dann noch ein kleiner Aufreger: Wir sitzen vor unserem Auto, etwa zehn Meter vom Fluss, gemütlich bei Kaffee und Kuchen, als Manuela wie eine Feder von Sitzposition in Standposition auf den Stuhl wechselt. Mit entsetztem Blick brachte sie nur noch „Schlange!!!“ über die Lippen. Dann sah ich sie auch, gut zwei Meter lang, etwa fünf Zentimeter dick, aber auch nur noch zwei Meter von unserem Tisch entfernt. Zum Glück hatte diese aber schon ihre Verfehlung erkannt und war schon wieder im Rückwärtsgang Richtung Wasser und schlussendlich ins Schilf. Aus dem sicheren Auto konnten wir das elegante Tier dann noch ein zweites Mal bewundern, als sie schließlich doch noch ihren geplanten Weg zu Ende gekrochen war. Eine spätere Recherche im Internet ergab dann zwar, dass es sich um eine relativ harmlose Würgeschlange gehandelt hatte, aber wer weiß das schon in dem Moment. Wir überqueren den Fluss noch mit der abenteuerlichen Fähre und nähern uns, wegen des überzogenen Visums, mit ungutem Gefühl der Grenze zu Namibia. Aber alles geht gut und nach kurzer Zeit poltern wir über Gravel Richtung Caprivi Streifen.
Auf Wiedersehen Botswana, unser Lieblingsland!
 
			








