Wieder in Botswana- „Khama Rhino Sanctuary“ und Wüste pur im „Kgalagati Transfontier Park“

10.11.2019-21.11.2019

Nach dem Abschied von Carmen und Arno,

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sind wir noch knapp 300 km bis zum Grenzübergang „Martins Drift“ gefahren. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz war wegen nicht enden wollenden Farmlandes aussichtslos, sodass wir zwangsläufig wieder auf einer Farm landeten. Dieses Mal war es eine Tomatenfarm. Die netten Farmer luden uns gleich zum Grillabend ein, Widerrede war zwecklos. Freunde von den Nachbarfarmen waren auch da, sodass wir wieder sehr viel interessante Hintergrundinformationen und Tipps für unsere weitere Reise erhielten. So auch den Tipp, doch unbedingt noch den „Khama Rhino Sanctuary“zu besuchen. Hierbei handelt sich um ein Schutzgebiet, welches in den 90er Jahren ins Leben gerufen wurde, um die letzten frei lebenden Nashörner vor der Ausrottung zu bewahren. Das Gebiet ist, für Botswana ungewöhnlich, umzäunt und wird von einer Militäreinheit bewacht. Traurige Tatsache, aber offensichtlich leider nicht mehr anders möglich. Das Terrain ist nicht zu groß, sodass uns ein Tag für einen Gamedrive ausreicht. Es gibt aber nicht nur reichlich Rhinos, sondern auch Giraffen, Gnus, Zebras und allerlei Antilopenarten. Dieser Spaß ist aber nicht ganz umsonst zu haben, Eintritt, Auto und Campsite für zwei Personen kosten 520 Pula (ca. 43 €), aber das Geld unbedingt wert.

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In Gaborone, Botswanas Hauptstadt, wollen wir uns Permits und Campsite Buchungen für den „Kgalagati Transfontier Park“ und für das „Central Kalahari Game Reserve“ besorgen. Vom Kgalagati Park hatten wir früher schon den südafrikanischen Teil besucht und uns schon damals vorgenommen, irgendwann auch noch den wesentlich einsameren, botswanischen Teil zu machen. Für die Central Kalahari hatten wir letztes Jahr schon Buchungen in der Tasche, mussten diese aber wegen Anlasserschaden weitergeben, haben aber somit zwei Franzosen glücklich gemacht. Wir hatten einen genauen Wunschplan aufgeschrieben, aber wenig Hoffnung, dass wir diesen auch so erfüllt bekommen werden. Doch auch hier erwies sich wieder einmal, dass man bei Buchungen direkt im Büro mehr Glück hat, als bei Buchung über das Internet. Der (ausnahmsweise) sehr bemühte und kompetente Beamte machte unsere Buchungen „mundgerecht“ und schlug sogar noch einige Verbesserungen vor. So auch preisliche Unterschiede, denn wir hatten nicht wissend auch einige private Campsites ausgewählt. Diese schlagen aber gleich mit dem 12 (!!!) fachen Preis im Vergleich zu einer staatlichen Campsite zu Buche. Die privaten sind zwar wesentlich komfortabler, brauchen wir aber nicht, denn wir haben doch alles dabei und können auch mal ein paar Tage auf eine Dusche, dazu noch in der Wüste, verzichten. Somit kommen wir zu unserem „Wunschprogramm“ und das auch noch, für afrikanische Parks, zu einem sensationell günstigen Preis. 7 Tage Kgalagati kosten uns somit rund 52 € und 5 Tage Central Kalahari 141 €. Zufrieden verlassen wir die Hauptstadt Richtung Westen und nächtigen im „Busch“. Beim allmorgendlichen Check unseres Autos stelle ich fest, dass ein Reifen etwas Luft verliert. In Kanye finde ich eine recht gut ausgestattete Reifenwerkstatt und kann den Chef überzeugen den großen Riss in der Flanke nochmals zu flicken. Dieser Riss wurde im vorigen Jahr schon einmal in Südafrika geflickt und hat immerhin fast 9000 km gehalten. Damals war der Reifen fast neu und zu schade, um in schon zu afrikanischen Sandalen verarbeiten zu lassen. Der Chef will keine Garantie übernehmen. Muss er bei einem Angebot von umgerechnet 10 Euro auch nicht.

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Nach einer Stunde ist alles fertig und in Jwaneng nutzen wir die letzte Tankmöglichkeit vor dem Park und füllen die Dieseltanks bis zu Oberkante. Bis zum Parkeingang sind es nämlich noch 320 km, und davon auch noch 145 km dieselfressende Sandpiste. Im Park sollen dann auch alle Pisten teilweise sehr tiefsandig sein. Meine Hoffnung liegt auf der in unserer Karte verzeichneten Tankstelle im Nossob Camp. Dieses liegt zwar im südafrikanischen Teil des Parks, diesen Teil darf man aber, dank einer Sonderregelung, auch ohne offizielle Einreise befahren. Ab Sekoma wird es dann schon richtig einsam und nach weiteren 90 km, an der Abfahrt von der Teerstraße beginnt das kleine Abenteuer. Wir glauben dem Schild nicht so recht, dass dies die Zufahrt zum Park sein soll und versichern uns nochmals am Schild der Gegenrichtung. Danach öffnen wir das Tor und nehmen die ersten 145 km einsame Sandpiste unter die Räder. Die Beschaffenheit ist größtenteils recht gut und man kann sich auf ca. 40 m breiter Bahn mit bis zu 60 km/h austoben. Wir benötigten für diese Strecke ca. 3 1/2 Stunden. Am Gate wollten wir uns eigentlich nur Informationsmaterial besorgen, und dann die erste Nacht vor dem Park übernachten. Die Ranger meinten aber, das sei nicht erlaubt und wir sollten doch gleich an der Campsite am Gate übernachten. Bei dem Preis wollten wir nicht streiten und außerdem war deren Geschäftstüchtigkeit so überraschend, dass uns dies eine Belohnung wert war. Ach ja, habe vergessen zu erwähnen, dass wir am „Mabuasehube“ Gate in den Park gefahren sind. In gleichnamiger Region gibt es vier große Pfannen, welche durch ein Wegesystem miteinander verbunden sind. Laut Karte sollten an allen vier Pfannen über Pumpen gespeiste Wasserstellen vorhanden sein. Leider waren deren nur zwei funktionstüchtig, sodass sich die Tiere hauptsächlich in diesen Regionen aufhielten und wir somit über weite Strecken leider nur wenige Sichtungen hatten. Aber das Gefühl, durch diese total einsame Wüstenlandschaft zu fahren und dabei kaum eine Menschenseele zu treffen, (wir begegneten in drei Tagen nur einem Auto) das ist total faszinierend. Andererseits ist dieses Gefühl auch etwas Respekt einflößend, denn was passiert eigentlich, wenn das Auto bockt oder man sich festfährt. Die Parkverwaltung würde uns, wenn überhaupt, erst ab dem Termin unserer Ausreise vermissen. Es gibt auch keinerlei Meldesystem und auch keine Funkverbindung. Aber alles ging gut und wir hatten in dieser Region wirklich tolle Erlebnisse. So standen wir etwa 2 Stunden an der Mpayathutlwa Pfanne (neben der Monamodi Pfanne die zweite mit Wasser) und beobachten bei Kaffee und Kuchen eine Löwin, welche hier etwa 10 m von uns entfernt faul im Schatten döste. Die gleiche Löwin folgte uns etwa 500 m weiter an die Wasserstelle, unserem Übernachtungsplatz, und und legte sich keine 20 m von uns entfernt in den Busch für die nächtlichen Jagd auf die Lauer. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Eigentlich ist es nur erlaubt, auf der gebuchten Campsite zu nächtigen. Aber wer soll uns hier vertreiben? Es ist doch keiner hier, alle Campsites in der Region waren leer und von Rangern keine Spur. Somit erlebten wir einen spannenden Abend und einen ebenso wunderschönen Morgen, mit reichlich Tieren, an „unserer“ Wasserstelle. Danach tankten wir noch Wasser an einem verwahrlosten Hüttencamp und gönnten uns gleich noch eine Dusche mit dem Schlauch. Welch ein unerwarteter Luxus, mitten in der Wüste. Nun stand das nächste Abenteuer an. Wir wollen von der „Mabuasehube“ Area bis zum Nossob Tal, im südafrikanischen Teil des Parks, fahren. Hierfür gibt es folgende 2 Möglichkeiten: Entweder man wählt den Permit pflichtigen und 155 km langen „Mabuasehube Wilderness Trail“oder den freien „Nossob/Bosobogolo Trail“. Für uns kam nur die zweite Variante in Frage, da man die erste Variante nur mit mindestens 2 und max. 5 Fahrzeugen befahren darf. Auf dem Weg zum Anfang des Trails umrunden wir die „Bosobogolo Pfanne“ und wollen uns wenigstens mal die von uns ursprünglich für die vorhergehende Nacht gebuchte Campsite anschauen. Als wir da ankamen, war diese aber schon wieder belegt. Siehe Foto.

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Den anschließenden Trail hatten wir wegen der zu erwartenden langen Reisezeit mit einer Zwischenübernachtung auf der „Matopi Campsite“ gebucht. Das war auch gut so, denn wir benötigten schlussendlich, mit Pausen, über neun Stunden für diese Strecke. Die Piste ist über etwa die erste Hälfte recht gut befahrbar. Danach werden die Dünen länger und steiler und dementsprechend ausgefahren sind dann auch die schwierigen Passagen. Zwei mal suchen wir uns eine Umfahrung, mehrmals schaffen wir es erst im zweiten oder dritten Anlauf und bei der letzten großen Düne, etwa 12 km vor dem Ziel, gibt es mittlerweile sieben Spuren. Wir schaffen es erst bei der vorletzten Spur. Sicherlich auch deshalb, weil ich wieder einmal zu faul war, den Reifendruck nochmals zu reduzieren und weil ich bis dahin noch keine Erfahrung mit Dünenbefahrungen besaß. Ein weiteres Erlebnis auf dieser Strecke, auf das wir auch gern verzichtet hätten, Reifenwechsel im Löwengebiet, der reine Albtraum.

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Wir unterhalten uns gerade über die vielen Löwenspuren im Sand, als sich die Reifendrucküberwachung mit gehasstem Ton meldet. Der erst am Vortag reparierte Reifen hat nun doch nicht mehr lange durchgehalten und wird wohl nun doch seinen weiteren Dienst, verarbeitet zu vielen Sandalen verrichten müssen. Manuela steht „Schmiere“ und ich schmeiß mich mit Wagenheber und Unterleghölzern unters Auto. Alles geht gut und nach einer halben Stunde und völlig verschwitzt, nicht nur wegen der Angst, es sind 45 Grad in der Sonne, sind wir wieder auf Piste. Am nächsten Morgen wird sehr früh gestartet, denn wir hoffen an den vielen Wasserstellen im Nossob Tal noch einige schöne Tiererlebnisse zu haben. Gegen 8 Uhr erreichen wir das Tal und fahren erst einmal Richtung Süden, vorbei am Nossob Camp und fast bis zu der Stelle, an der wir in 2017 wieder umgedreht waren. Hier frühstücken wir an einer Wasserstelle und fahren wieder zurück zum Nossob Camp. Hier wird getankt und im kleinen Laden etwas nachgekauft. Dabei treffen wir, nach ewig langer Zeit, gleich zwei deutsche Paare und nach netter Unterhaltung fahren wir zu unser als Nächste gebuchten Campsite, an der Polentswa Pan.

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Am Abend lässt die Hitze zum Glück etwas nach, sodass wir noch zu einem romantischen Grillabend kommen. Dabei erhalten wir noch netten Besuch, einen frechen „Cape Fox“. Am nächsten Morgen geht es wieder sehr früh raus, mein Löwen Fan ist da unerbittlich. Jedoch, zunächst haben wir an den ersten beiden Wasserstellen kein Glück, zumindest nicht mit Raubkatzen. Somit entschließen wir uns, zu „Lijersdraai“ Wasserstelle zu fahren. Dort soll es auch gleich einen Picknickplatz geben, also ideal als Frühstücksplatz. Als wir da ankamen, war sogar schon ein Empfangskomitee, bestehend aus drei freundlichen Herren, vor Ort.

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Das fanden wir richtig toll und nahmen deshalb die freundliche Einladung an. Nur die angebotenen Sitzgruppen mussten wir leider „wegen Unsauberkeit“ ablehnen. Nach diesem Erlebnisfrühstück tuckern wir weiter bis kurz vor „Union’s End“, dem nördlichen Ende des Parks, und wieder zurück bis zum Einstieg zur „Kannaguas/Kaa 4×4 Access Route“. Diese 84 km lange Sandpiste sollte uns nun wieder zurück, in den botswanischen Teil des Parks, zum Kaa Gate führen. Die Strecke ist natürlich auch sandig, aber ohne nennenswerte Dünen gut befahrbar. Trotzdem sollte man 3-4 Stunden Fahrzeit planen. Da sogar der südafrikanische Teil des Parks, nördlich des Nossob Camp, sehr einsam war, hatten wir auch nicht mit irgendwelchen Touristen auf diesem 4×4 Trail zum „Kaa Gate“ gerechnet. Umsomehr trauten wir unseren Augen nicht, als uns aus der Ferne ein scheinbar „normales“, weißes Wohnmobil entgegenkam. Das „normale“ Wohnmobil war aber dann, aus der Nähe betrachtet, doch ein Geländewagen mit einem interessanten, geländetauglichen Alkovenaufbau. Zu unserer Freude war es ein deutsches Paar. Wenig später kamen dann, im gleichen Fahrzeug, noch deren Freunde hinzu. Es wurde ein lustiges Treffen, sogar mit Rotwein in der Wüste.

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Am „Kaa Gate“ dann allerdings eine kleine Enttäuschung für uns, als uns der Ranger mitteilte, dass die Wasserpumpe an der „Swart Pan“ (auch) nicht in Betrieb sei, und sich somit in diesem Bereich im Moment kaum Tiere aufhalten. Somit war natürlich für uns die geplante Runde zu dieser Pan, von immerhin 173 km, ohne Sinn geworden. Nett aber vom Ranger, dass er uns zumindest gewarnt hat. Als Alternative hat er uns angeboten, doch die 2 gebuchten Nächte auf der Campsite am Gate zu bleiben (da gibt es auch eine Wasserstelle und reichlich Tiere) und als Zugabe könnten wir einen Gamedrive auf dem eigentlich Permit pflichtigen „Polentswa Wilderness 4×4 Trail“ bis zu einer weiteren Wasserstelle unternehmen. Wir nahmen das Angebot dankend an und fuhren die wenigen Meter zu Campsite. Als wir da ankamen, hatten sich aber schon vier Löwen breitgemacht.

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Es machte auch nicht den Anschein, dass die anerkennen wollten, dass wir für den Platz bezahlt hatten. Also, der Klügere gibt ja bekanntlich nach. Deshalb sind wir zur Wasserstelle gefahren, und weil es da so schön war, und uns die Löwen am Abend auch da besucht hatten, sind wir gleich über Nacht dortgeblieben. Das hatte dann noch den Vorteil, dass wir endlich mal etwas länger im Bett bleiben konnten. Wir waren ja schon am Ort des Geschehens und konnten alles vom Bett aus genießen. Das geht nur in Botswana! Von einem Erlebnis der besonderen Art möchte ich nun noch berichten. So manche Sinnestäuschung hatten wir hier im südlichen Afrika schon erlebt, so z. B. das Gefühl, als würde die Straße vor uns in nur wenigen Metern plötzlich enden. Darauf fallen wir nun nicht mehr rein. Aber als wir gerade aus dem Khalagati Park herausfuhren, sahen wir in etwa 500 m Entfernung eine große Pfanne, welche fast vollständig mit herrlich blauem Wasser gefüllt war. Das gibt’s doch gar nicht, so unsere Rede. Wir glaubten, den idealen Übernachtungsplatz gefunden zu haben. Zu allem Glück führte sogar eine Fahrspur dahin. Doch je näher wir dem „See“ kamen, desto mehr sank der Wasserspiegel, so als ob jemand den Stöpsel gezogen hätte. Und als wir schließlich am Ufer ankamen, war nur noch der helle Sand der Pfanne zu sehen. Einfach unglaublich, es war einfach nur der Himmel, welcher sich in der heißen Luftschicht über dem Boden spiegelte. Diese Fata Morgana hatte uns so richtig erwischt.

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Abschlepphilfe am Rande der Wüste!

Nun sind wir schon den zweiten Tag hier auf einer Campsite unweit von Ghanzi, um uns wieder zu ordnen und den nächsten Trip, dieses Mal in den Central Kalahari Park, vorzubereiten. Zu unserer großen Überraschung konnten wir dazu in Ghanzi einen gut gebrauchten Ersatzreifen, zu einem äußerst günstigen Preis erstehen. Somit geht unser Sorgenkind nun doch direkt in die Schuhproduktion.

Gestern gab es den ersten großen Regen nach der Trockenzeit. Alle scheinen sich offensichtlich sehr darüber zu freuen, so auch wir. Die Kinder baden völlig ausgelassen in den riesigen Pfützen, ein Freibad gibt es hier natürlich nicht. Jede deutsche Mutter wäre sicherlich entsetzt.

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