27.10.2019-09.11.2019
Als Tourist bekommt man für Südafrika pro Jahr für insgesamt 90 Tage Visum. Diese 90 Tage werden für uns leider am 14.11. ausgereizt sein. Es gibt zwar zwei Möglichkeiten das Visum zu verlängern, diese sind aber sehr kostenintensiv und aufwendig. 1. Möglichkeit: Man bucht einen internationalen Flug und verlässt das Land kurzzeitig, oder 2. Möglichkeit: Man stellt offiziell einen Antrag. Das soll aber sehr teuer und langwierig sein. Auf beides haben wir aber keinen Bock, und begeben uns deshalb so langsam auf die Rückreise, Richtung Botswana. Wir haben zwar nicht annähernd das geschafft, was wir geplant hatten. Aber wir werden im neuen Jahr, dann mit weiteren 90 Tagen Visum „im Gepäck“, wiederkommen und die Zwischenzeit in Botswana und Namibia verbringen. Wir verlassen also das Meer und machen Zwischenstopp in „Mthatha“. Einer Empfehlung folgend, wollen wir uns hier einen neuen Hydraulikschlauch für die Lenkung anfertigen lassen. Der alte Schlauch verliert seit einiger Zeit etwas Öl an den Anschlüssen. Ich muss den Schlauch selbst und mitten auf der Straße zwischen einer Tankstelle und einer Gasfüllstation wechseln.
In dieser Zeit haben mich, unabhängig voneinander, der Werkstattchef, ein Angestellter der Tankstelle und die Chefin der Füllstation vor den Gefahren der Stadt gewarnt. So wurde mir z. B. erzählt, dass es erst vor 2 Tagen einen bewaffneten Raubüberfall mit einem Toten am Spar-Supermarkt gegeben habe. Nach einem Überfall auf einen Geldtransporter, zudem wir kurz danach kamen, ist das nun die zweite unschöne Situation. Aber uns kam es später vor, als ob diese Warnungen sein sollten. Denn als wir dringend benötigtes Bargeld an Automaten in einem belebten Einkaufszentrum abheben wollten, sind wir doch fast zwei Trickbetrügern aufgelaufen. Unter dem Vorwand, uns helfen zu wollen, (haben bestimmt schon 50 mal Geld abgehoben) wollten die erst unsere Geheimzahl erspähen, und als das nicht gelang (hatten zu einem anderen Automaten gewechselt), wollte doch tatsächlich ein zweiter Gauner vor mir die Karte aus dem Schlitz ziehen. Zum Glück war ich den Bruchteil einer Sekunde schneller. Das wird uns sicher eine Warnung sein, in Zukunft noch vorsichtiger zu agieren. Nach diesem Schreck waren wir froh, wieder in ländlichere Regionen zu fahren. In „Ugi“ einem kleinen Gebirgsdorf nahe der südlichen Grenze zu Lesotho treffen wir auf die „Maloti Route“. Dieser folgen wir über mehrere Hundert Kilometer, praktisch immer nahe der Grenze zu Lesotho bis nach Bethlehem, nördlich von Lesotho. Diese Route ist landschaftlich sehr schön, man bewegt sich immer in Höhen zwischen 1500 und 2000 m und das Fahren auf meist einsamen und guten Teerstraßen ist total entspannend. Man kommt durch viele ruhige Gebirgsorte in denen vielen Holz-und Steinbauten aus kolonialen Zeiten einen leichten Hauch von Western Flair aufkommen lassen. Allerdings täte den meisten davon eine Renovierung unbedingt gut. Weiteren Anlass zur Verwunderung, um es mal schonend auszudrücken, gaben uns insgesamt drei Campingplätze, ausnahmslos in traumhaften Lagen, die völlig verwahrlost und geplündert waren.
Trauriger Höhepunkt war, der in „Frankfort“ sogar noch ausgeschilderte, Campingplatz am Waterpark. Man konnte zumindest noch erahnen, dass dies einmal eine tolle Anlage mit zwei Badepools, großem Sanitärbereich, Restaurant und öffentlichen Grillplätzen war. Hier wurde aber wirklich alles, was halbwegs demontierbar war, bis hin zu Dachmaterial und teilweise sogar den Ziegelsteinen, geklaut. Diese traurigen Umstände konnten uns allerdings nicht davon abhalten, dort am Wasser, trotzdem ruhig zu übernachten. Auch muss man sagen, dass fast die gesamte Strecke durchgehend eingezäuntes Farmland und ein Abstecher zu den vielen Gewässern oder zu den Bergen leider nicht möglich ist. Demzufolge hat man auch keine Chance, da irgendwo frei zu übernachten. Es gibt aber zum Glück noch einige schöne Campingplätze in toller Lage, sodass das Finden eines Nachtlagers kein allzu großes Problem darstellt. Sollten doch einmal alle Stränge reißen, eine nette Anfrage bei den Farmern auf ein freies Plätzchen für die Nacht, war bei uns immer auf freundliches Entgegenkommen und Interesse gestoßen. Den vielen Farmen kann man auch noch den Vorteil abgewinnen, dass man hier wirklich frische Produkte, fast aus erster Hand, in den vielen „Farmställen“ erwerben kann. Ein „Farmstall“ ist eine Geschäft, vergleichbar mit einem Hofladen in Deutschland. Diese sind fast immer liebevoll und originell dekoriert sehr einladend und meistens ist auch ein kleines Restaurant angeschlossen. Oft ist es zudem auch möglich, Kunstgegenstände oder auch Antiquitäten erwerben. Wir jedenfalls haben fast bei jedem „Farmstall“ gehalten, auch wenn wir nichts benötigten.
In „Frankfort“ gingen wir dann noch zum Public Viewing in eine Kneipe. Es stand nämlich das Endspiel der WM im Rugby zwischen England und Südafrika an. Hierzu muss man sagen, dass hier Rugby populärer als Fußball ist. Südafrika gewann sehr überlegen und dementsprechend gut war die Stimmung. Wir verstanden allerdings die Regeln des Spiels nur im Ansatz und das Spiel selbst ist für uns auch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber diese Stimmung, und diese dazu auch noch im Siegerland zu erleben, war die Sache allemal wert. Der weitere Weg Richtung Norden halt dann nicht viel erwähnenswertes bereit. Wir durchqueren Johannesburg und Pretoria und finden auf der Farm von Tina und Koos einen sicheren Übernachtungsplatz. Wir finden immer mehr gefallen an dieser Übernachtungsmöglichkeit, weil, wie schon erwähnt, wir immer freundlich aufgenommen wurden, es sich immer als eine Quelle für interessante Informationen erwiesen hat, man sicher steht, und das möchten wir natürlich nicht verschweigen, man so einiges an Geld an Übernachtungskosten sparen kann.
Unser vorläufiges letztes Ziel hier in Südafrika, liegt bei Musina, nahe der Grenze zu Simbabwe. Hier erwarten uns zwei liebe Menschen. Das deutsche Ehepaar, Arno und Carmen, hatten wir, wie bereits in einem früheren Beitrag berichtet, durch einen glücklichen Zufall schon kurz nach unserer Einreise nach Südafrika kennengelernt und seither immer Kontakt gehalten. Arno ist Fleischer und beide betreiben hier eine Fleischerei mit Produkten, hauptsächlich nach deutschen Rezepten, ausschließlich aus dem sehr schmackhaften Fleisch vom heimischen Wild. Da gibt es auch mal „Weißwurscht“ vom Krokodil, verschiedene Antilopensteaks oder fantastisch schmeckende Kudusalami. Hier mögen einige Tierschützer die Nase rümpfen, hätten wir vielleicht vor unserer ersten Reise nach Afrika auch getan. Hierzu möchte ich nur Folgendes zu bedenken geben. Die Wildtiere, welche hier verarbeitet werden, kommen fast ausschließlich aus Wildfarmen. Diese Farmen sind riesig, und jede einzelne Farm ist ein Kleinbetrieb, welcher nicht nur aus Spaß betrieben wird, sondern wie jede andere Firma auch, wirtschaftlich betrieben werden muss. Außerdem, würde man den Wildbestand nicht regulieren, entstünde sehr bald eine Überpopulation und spätestens bei der nächsten Dürreperiode müssten viele Tiere, trotz Zufütterung elendig sterben. Neben den Wildfarmen gibt es hier auch riesige Rinderfarmen, allerdings regt sich da niemand darüber auf, dass diese am Ende auch geschlachtet und gegessen werden. Und wie die Tiere, gerade in unserer industriellen Tierproduktion ihr Leben fristen müssen und wie sie oft am Ende leiden, das hat man ja nun zu Genüge erfahren. Im Gegensatz zu unserer Tierzucht in Europa, hat das Wild hier in den riesigen afrikanischen Farmen, ein geradezu paradiesisches Leben, und wenn der Jäger nicht gerade ein Dilettant ist, sogar einen besseren Tod als die Tiere in unseren Schlachthöfen.
Die Trophäenjäger kommen meist aus Übersee, zahlen für den Abschuss an den Farmer, zusätzlich an den Präparator der Trophäen und den Versand.
Ich denk da nur, wer es braucht und das nötige Kleingeld dafür hat, der muss es tun. Es gibt genügend andere fragwürdige Hobbys, worüber es sich sicher auch diskutieren ließe. Ob es allerdings eine große Heldentat ist, wie während unseres Aufenthaltes geschehen, eine riesige, wenig scheue Giraffe zu erschießen, das sei dahingestellt.
Noch zur Erklärung: Die Jäger müssen natürlich einen Jagdschein besitzen, ihre Waffe auf einem Schießstand einschießen und dabei ganz nebenbei ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen. Außerdem ist immer ein professioneller Jäger und ein Spurenleser dabei. Somit ist meiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit für einen sauberen Schuss höher. Für uns war das zwar eine neue Erfahrung, aber nicht der Grund Carmen und Arno zu besuchen. Wir verbrachten bei den beiden 5 erholsame, aber sehr heiße Tage, bei Temperaturen bis 44 Grad. Das Pool war somit unser bester Freund. Trotzdem konnten wir uns zu kleineren Aktivitäten aufraffen. So z. B. eine abendliche Pirschfahrt und ein Tagesausflug zum „Mapumgubwe Nationalpark“, welcher hier praktisch vor der Haustür liegt. In diesem Park waren wir zwar nun schon zum dritten mal, aber das tat dem Spaß keinen Abbruch. Wie das so ist, auch die schönste Zeit muss mal zu Ende gehen. So verabschieden wir uns nach 5 Tagen von den beiden, aber nicht ohne vorher unseren Vorrat an köstlichen Fleisch-und Wurstvorräten in Arno`s Fleischerei aufzufrischen. Vielen Dank nochmals auf diesem Weg und wir sehen uns auf jeden Fall wieder, vielleicht sogar in Deutschland.
Unsere Tage hier enden bald, deshalb fahren wir nun weiter zur Grenze nach Botswana.
 
			






