Aktivurlaub in den Drakensbergen

29.09.2019 –12.10.2019

Unser nächstes Ziel, den „Royal Natal Nationalpark“, hatten wir auch schon ein Jahr vorher bewandert und dabei unter anderem das Highlight des Parkes, die Felsformation „Amphitheater“ von unten bestaunen können. Dieses Mal wollten wir diese aber nicht nur von unten bewundern, sondern auch besteigen. Dazu fahren wir praktisch zur Rückseite des Parks und Übernachten in 2500 Metern Höhe, auf dem Sentinel Car Park. Der Parkplatz ist auch nachts von den zwei Rangern besetzt, welche die Permits für den Park verkaufen. Und im Gegensatz zu Äußerungen im Netz, war es gar kein Problem da über Nacht zu stehen, schon gar nicht, nachdem jeder von ihnen glücklich eine Büchse Bier in den Händen hielt. Somit waren wir schon am Startpunkt und einem pünktlichen Aufbruch, am nächsten Morgen, stand nichts mehr im Wege. Übrigens, aufgrund der teilweise sehr schlechten Straße da hoch, sollte man nur mit einem Geländewagen fahren. Und sollte mal wirklich ein übel gelaunter Ranger die Übernachtung nicht erlauben, dann ca. 1 km zurückfahren und rechts (von oben kommend) auf eine Fahrspur zu einem größeren Wiesengelände, mit übrigens traumhaften Blick auf das Amphitheater, fahren. Die Wanderung mit alpinen Charakter übertraf dann wirklich unsere Erwartungen und sollte danach zu den schönsten unserer je gemachten Touren zählen. Bei Traumwetter und zunächst moderatem Anstieg auf gut befestigten Wegen und immer wieder tollen Ausblicken in die umliegenden Berge und später erstem Blick auf die gewaltigen Felsen des Amphitheaters, wurde es dann doch noch richtig anstrengend. In einer steilen Rinne mit Felsgestein und losem Geröll musste man sich dann die letzten etwa 150 Höhenmeter den Weg zum Sentinel Aussichtspunkt auf 3100 Meter suchen. Aber die Mühe hatte sich absolut gelohnt. Das Felsplateau erinnerte uns gleich an den Preikestolen in Norwegen. Auch hier fällt die Wand mehrere Hundert Meter senkrecht in die Tiefe und man wagt den Blick über die Kante nur auf allen Vieren. Hier fällt der Blick aber nicht aufs Wasser, sondern auf die Felsformation des Amphitheaters und in ein weites, grünes Tal mit dem Flussbett des Thukela River. Dieser aber leider zu der Jahreszeit noch ohne Wasser. Nach einer ausgiebigen Pause von einer Stunde führt uns der Weg weiter über eine große Ebene zum oberen Punkt des Thukela Falls. In dem Wissen, dass der Fluss ja kein Wasser führt, war die Erwartungshaltung gering. Wir waren allerdings überrascht, dass auch von oben der Fall in seiner ganzen Fallhöhe zu sehen wäre, da man hier auf einer Auskragung der Felsen steht und somit seitlich, halb von vorn auf den Fall schauen könnte. Der Weg dahin hat sich aber trotzdem gelohnt, da man hier wieder einen anderen Blickwinkel in die tolle Landschaft hat. Von hier wählten wir einen anderen Rückweg. Dieser sollte lt. Wegskizze an einer Stelle über Kettenleitern an einer Felswand hinab führen. Das erschien uns immer noch angenehmer, als wieder die steile Geröllrinne zu begehen, noch dazu im Abstieg. Auch würde dadurch ein Großteil der Strecke zum Rundweg. Allerdings hatten wir schon beim Aufstieg ein großes Schild mit dem Hinweis gesehen, dass diese Leitern wegen Bauarbeiten gesperrt seien. Unser Glück war, dass eine geführte Wandergruppe genau diesen Weg ging. Wir folgten ihnen und siehe da, die Kettenleitern waren nutzbar. Allerdings machte stark böiger Wind den Abstieg nicht gerade zu einem Zuckerschlecken. Diese Leitern hängen nämlich, ohne zwischendurch fixiert zu sein, frei am Fels. Ohne starken Wind eigentlich unproblematisch, aber uns hat jede Böe einen Schrecken eingejagt. Nach weiteren 45 Minuten Gehzeit trafen wir dann beim unteren Einstieg zur Geröllrinne wieder auf unseren „alten“ Weg und nach insgesamt 8 Stunden waren wir wieder am Parkplatz. Hierbei muss man aber sagen, dass wir ausgiebig (eine Stunde) Pause am Sentinel gemacht haben und viele Fotostopps von der reinen Gehzeit abgezogen werden müssen. Wir können diese Tour nur weiterempfehlen. Allerdings ist gute Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, besonders an den Leitern, erforderlich. Wir übernachteten dann nochmals auf dem Wanderparkplatz.

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Noch am Abend begann es zu regnen und auch am nächsten Morgen noch keine Besserung. Somit fahren wir wieder aus den Bergen heraus und mit jedem Kilometer wurde auch das Wetter wieder besser. In unserem Reiseführer wird die „Thokozisa Touristinfo“ bei Winterton, als die Institution für die Drakensberge angepriesen. Da wollen wir hin, um uns für die nächsten Wanderziele Auskünfte einzuholen. Die Info gibt es leider nicht mehr,

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aber dafür ein schönes Restaurant mit sehr schmackhaften Speisen zu sehr fairen Preisen. Ein Deal ist schnell ausgehandelt, wir essen da und dürfen im Gegenzug auf seinem bewachten Parkplatz übernachten. Am nächsten Morgen hängen die Wolken immer noch in den Bergen fest, da lohnt es sich nicht hinauf zu fahren. Das kleine, aber feine „Weenen Naturreservat“ ist wirklich mehr, als nur ein Lückenfüller bei Schlechtwetter in den Drakensbergen. Es fehlen zwar die großen Raubkatzen und Elefanten, aber dafür gibt es Spitz-und Breitmaulnashorn, verschiedene Antilopenarten, Giraffengarantie und gute Fahrwege in schöner Landschaft.

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Und wenn wir gewusst hätten, dass das Wetter in den Bergen am nächsten Tag immer noch schlecht sein wird, dann hätten wir auf der netten und sehr preiswerten Campsite im Park auch noch übernachtet. Da wir das nun aber nicht wussten, fuhren wir wieder zurück zu den Drakensbergen, diesmal in die „Cathedral Peak“ Region. Dort mussten wir leider feststellen, dass die hochgelobte „Didima Campsite“ geschlossen wurde. Was nun? Es war schon fast dunkel, außerhalb wild campen wollten wir nicht, da die gesamte Anfahrt fast lückenlos bewohnt ist. Hotel oder Chalet kommt sowieso nicht in Frage. Somit blieb nur die Option, „schwarz“ im Park zu übernachten. Also stellten wir uns einigermaßen gut versteckt, auf den Parkplatz des „Rock Art Center“. Die öffnen erst wieder am nächsten Morgen acht Uhr, da sind wir doch längst wieder verschwunden. So war`s dann auch. Allerdings sind wir aufgrund des schlechten Wetters gleich wieder ganz aus dem Park gefahren. Wir hatten die Nase voll und setzten um, Richtung Süden zum Champagne Valley. Schon auf dem Weg dahin sehen wir, dass die Berge wieder frei werden und als wir auf der „ Monk`s Cowl Campsite“ ankommen herrscht Kaiserwetter. Mist, zu wenig Geduld gehabt. Die traumhafte Lage der Campsite inmitten der Berge, lässt aber schnell alle Sorgen vergessen.

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Wir sind die einzigen Gäste, erst am nächsten Tag gesellen sich noch zwei andere Camper zu uns. Wir genießen den Nachmittag und planen die Wanderung für den nächsten Morgen. Nun möchte ich darauf hinweisen, dass die folgenden Ausführungen eigentlich nur potenzielle Folgetäter interessieren dürften. Nur damit sich hier keiner langweilt! Vielleicht können wir aber dem einen oder anderen dabei helfen, Planungsfehler zu vermeiden. Wichtig zu wissen scheint mir vor allem die Tatsache, dass man die wirklich hohen Berge niemals in einer Tageswanderung erreichen kann, zumindest nicht „Otto Normalwanderer“, wie wir es sind. In die Drakensbergtäler führen immer nur Stichstraßen bis zu den Unterkünften und Campsites. Von denen die Entfernungen bis ganz hoch hinaus, dann doch sehr weit sind. Aus diesem Grund ist hier das sogenannte „Overnight Hiking“, also Wanderungen mit Zelt über mehrere Tage, erlaubt. Wir hatten das nicht gewusst und deshalb auch nicht die Ausrüstung dabei. Aber das ist wirklich kein Grund, nicht hier zu wandern. Es gibt überall traumhaft schöne Wanderungen! Und die Nacht gemütlich im eigenen Bett zu verbringen, ist auch keine schlechte Alternative, zumindest in unserem Alter. Wir handhabten es so, dass wir uns in jeder von uns besuchten Region immer eine, unserer Meinung nach, vielversprechend Rundwanderung mit maximal sechs Stunden Gehzeit auswählten. Die entsprechenden Wanderwegskizzen dazu gibt es immer in der jeweiligen Rezeption der Region. Leider sind aber die Beschilderungen größtenteils nur sporadisch vorhanden und manche Wege nur bei genauerem Hinschauen zu erkennen. Deshalb wäre eine einfache Handy App, wir nutzen z.B. „Maps.Me“, sehr zu empfehlen. Wir waren immer nur einen Tag in jeder Region wandern, weil auch immer nur eine Rundwanderung unseren Kriterien entsprach und weil wir auch immer das gute Gefühl hatten, genau das Richtige für uns gefunden zu haben. Der Folgetag war dann jedes Mal unser „Ausruhtag“, der aber auch zum Einkaufen und zum Umsetzen in die nächste Region genutzt wurde. Die verschiedenen Regionen liegen zwar Luftlinie nicht weit auseinander, haben aber keine direkte Verbindungsstraße zueinander. Man muss deshalb zwischen ein, bis zwei Stunden Fahrzeit rechnen. Nun möchte ich noch kurz unsere weiteren Wanderungen beschreiben und unbedingt weiterempfehlen: Ich war ja mit meinem Bericht bei der„Monk`s Cowl“ Region stehengeblieben. Unser empfohlener Rundweg startet nur wenige Meter von der Campsite in etwa 1500 m Höhe und führt mit moderater Steigung über „The Sphinx“ (Felsformation) bis zur Weggabelung „Blindman`s Corner“ (Tolle Aussicht, guter Pausenplatz) auf 2100 m Höhe. Danach, denselben Weg wieder ca. 300 m zurück zum Abzweig Richtung „Keartlant`s Pass“. Dieser Pfad führt nun streckenweise relativ steil hinab zum Tal des „Mpofane River“ und zurück, direkt zur Campsite. Auf dem Rückweg der Wanderung ist, wie übrigens bei allen von uns beschriebenen Wanderungen, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und etwas Kondition, Voraussetzung. Wir waren knapp sechs Stunden (inkl. ¾ h Pause) unterwegs.

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Aufgrund des anhaltend schönen Wetter`s und dem Gefühl, etwas verpasst zu haben, entschließen wir uns nun doch noch einmal einen Versuch in der „Cathedral Peak“ Region zu starten. Wir übernachten wieder „schwarz“ und unbehelligt auf dem Parkplatz des „Rock Art Center“. Früh am Morgen setzen wir um zum offiziellen Wanderparkplatz und starten nun endlich zu der schon zweimal verschobenen Wanderung. Vom Parkplatz führt der Weg zunächst relativ steil bergauf, schwenkt dann nach rechts und verläuft dann oberhalb der Straße Richtung „Cathedral Peak Hotel“. Beim nächsten Abzweig nach rechts hinab bis zu einem Bach, vor diesem dann nach links, Richtung „Mushroom Rock´s“. Der Aufstieg zu diesen ist etwas anstrengend, aber lohnt absolut. Nach den „Mushroom Rock`s“ muss man sich dann entscheiden: Entweder nach links, auf dem Hangweg, oder nach rechts auf dem Gipfelgratweg weiter zu gehen. Wir entschieden uns, wegen der besseren Aussicht, für den Gratweg. Danach steigt der Weg moderat bis über 2000 m an und führt danach wieder zurück zum nächsten Tal. Vorbei an „Ribbon“und „Doreen Falls“(baden) erreicht man schließlich wieder den Parkplatz. Wir benötigten hierfür 6 h, inkl. 3/4 h Pause.

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Die nächste Tour startet von der Campsite im „Injisuthi“ Gebiet. Diese Campsite ist sehr abgelegenen in toller Lage, wieder inmitten der Berge, in einem Tal mit glasklarem Gebirgsbach (Badestelle etwa 300 m von der Campsite flussabwärts). Es gibt keinen Strom, nur die Sanitäranlagen bekommen etwas Solarlicht. Absolut romantisch! Die Tour unserer Wahl beginnt und endet wieder direkt an der Campsite. Wir gehen zunächst nach Nord-West, der Anstieg Richtung „Cataract Valley“ ist erst mal recht moderat.

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Jedoch der Aufstieg hinauf durch das Cataract Valley zwingt uns zu einigen Verschnaufpausen, zumal es an dem Tag schwül und heiß war. Der Weg führt dann weiter über eine Hochebene, mit tollen Ausblicken und danach wieder hinab in das Tal des „Old Woman Stream“. Wenn man an der Stelle, an der man diesen Gebirgsbach überquert, etwa 30 m nach rechts geht, kommt man an einen kleinen Badepool.

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Ein idealer Platz zum Rasten und Baden! Der Weg steigt nun wieder an und man kommt an den „Grindstone Caves“ vorbei. In diesen Höhlen suchen offensichtlich häufig Tiere und auch Wanderer Schutz oder eine Übernachtungsmöglichkeit. Interessant ist die Letzte. Hier hat man sogar eine natürliche Dusche. Der Abstieg zur Campsite ist dann teils recht steil und nach 6 1/4 h (¾ h Pause) kommen wir ziemlich platt wieder an unserem Auto an. Hier gehen wir aber gleich noch etwa 300 m weiter und nehmen ein Bad in der bereits weiter oben erwähnten Badestelle. Hier ist der Gebirgsbach so angestaut, dass man sogar etwas schwimmen kann. Das Wasser ist glasklar und ziemlich kühl, weckt aber wunderbar die Lebensgeister. In der „Giant`s Castle“ Region, unserem nächsten Ziel, gibt es leider keine Campsite. Aber nach Anmeldung darf man hier für 70 Rand p. P. auf dem Overnight Hiking Parkplatz übernachten. Dieser ist direkt an einem großen Picknickplatz mit Toiletten und Wasserhahn. Baden kann man im Gebirgsbach und die Aussicht ist grandios. Was will man mehr? Hier hatten wir uns die Tour, welche im Prospekt (In der Rezeption für 10 Rand erhältlich) unter „Bannerman`s Path-Contour Path- Langalibelele Path“ beschrieben ist. Diese ist knapp 17 km lang und wir haben etwa 5 Stunden reine Gehzeit benötigt. Wir sind die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn gelaufen, da man dann im letzten Teil der doch recht anstrengenden Wanderung die Möglichkeit hat, sich in herrlichen Badegumpen abzukühlen. Übrigens hat man zum Ende der Tour auch noch die Möglichkeit Höhlenmalereien in den „Main Caves“ zu besichtigen. Hierzu sollte man sich aber vorher in der Rezeption ein Permit kaufen, da das direkt an den Höhlen nicht mehr möglich ist.

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Unser letztes Wandergebiet, hier in den Drakensbergen, war dann das „Lotheni Nature Reserve“. Dieses Gebiet liegt nun noch abgeschiedener als die beiden letzten Regionen. Um von „Giant`s Castle“ dahin zu gelangen, muss man etwa 100 km fahren, davon etwa 60 km Piste. Die Landschaft ist aber sehr schön.

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Nur sollte man diese Piste, nicht wie wir, nach starken Regenfällen befahren. Die Fahrt über den 1800 m hohen Pass könnte sonst auf der lehmigen Piste zu einer gefährlichen Rutschpartie werden! Die Campsite liegt wieder absolut einsam und in traumhafter Natur. Am Abend ziehen zwei Herden mit insgesamt 108 Eland Antilopen am gegenüberliegendem Berghang vorbei. Es gibt keinen Strom, auch nicht in der Sanitäranlage. Aber alles ist sauber, wie übrigens in allen bisher beschriebenen Campsites in den Drakensbergen. Unsere letzte Wanderung, hier im Nationalpark, beginnt wieder an der Campsite. Zunächst dem Schild „Simons Cottage“, danach immer den Schildern„Eagle Trail“ folgen. Als Nächstes lädt ein etwa 10 m hoher Wasserfall zur Rast. Auf dem Rückweg kommt man unmittelbar an einem Rest Bergurwald vorbei. Hier sollte man den Rucksack absetzen und sich ein wenig im Wald umschauen. Im weiteren Abstieg erreicht man dann den Fahrweg zur Campsite. Auf diesem geht es dann wieder ansteigend über etwa 1,5 km zurück bis zur Campsite. Länge 13,5 km, reine Gehzeit 4h, Gesamtzeit 5 1/2 h.

In Underberg füllen wir bei einem guten Fleischer und im überraschend sehr gut sortierten Spar-Supermarkt unsere Vorräte auf, stehen gestresst an unserem Einkaufswagen, da tippt mich jemand von hinten an. Das gibt es doch nicht, da stehen Ullrich und Brigitte vor uns. Wir hatten Sie voriges Jahr beim Wandern in den Drakensbergen kennengelernt. Sie hatten unser Auto auf dem Parkplatz entdeckt. Nach der gemeinsamen Kaffeepause haben sich unsere Wege wieder getrennt, sie fahren nach Kapstadt, wo sie wohnen, und wir verabschieden uns von den Drakensbergen in Richtung „Oribi Schlucht“.  

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