Südafrika 01.11.2018-11.11.2018
Um es vorwegzunehmen, aus der geplanten einen Nacht bei Anne und Mario sind am Ende fünf geworden. Wie sich herausstellte, waren wir glücklicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt bei den Beiden eingetroffen. An diesem Wochenende waren nämlich die nur einmal jährlich und das an zwei Wochenenden, stattfindenden „Tage der offenen Gärten“ angesetzt. Dabei öffnen viele Farmer der Region Rund um Grabouw für die Öffentlichkeit ihre privaten Gärten. Nun muss man sich diese Gärten etwas anders vorstellen, als unsere privaten Gärten in Deutschland, diese sind dagegen nur Handtuchgärtchen. Die Gärten hier sind viel größer und eher als Landschaftsparks zu bezeichnen. Auch wird in den meisten der schätzungsweise etwa 20 offenen Gärten liebevoll für kulinarische Genüsse der Besucher gesorgt. Wir haben an dem Tag nur vier geschafft, es war nie langweilig, da jede Anlage irgendwie einen völlig anderen Charakter hatte. Wir hoffen unsere Bilder können annähernd etwas vom Flair des südafrikanischen Frühling in eure Wohnungen zaubern.
Nun hatte das Wetter unsere weitere Planung vollkommen durcheinandergebracht. Da in den Bergen schlechtes und für Kapstadt besseres Wetter gemeldet war, ersetzten wir die Weinbergtour durch eine erste Stadtbesichtigung. Das Meeresaquarium „Two Oceans“ hält, was der Name verspricht. Eine große Zahl an Meereslebewesen beider Ozeane tummelt sich in einer Vielzahl riesiger bis kleinster Becken. Schön fanden wir hier, dass man unter fachlicher Anleitung, in einer Art „Streichelzoo“ verschiedene Tiere und Pflanzen auch mal anfassen darf, oder die faszinierenden Lebewesen, welche uns sonst verborgen bleiben, unter dem Mikroskop betrachten kann. Absolute Höhepunkte sind dann die Fütterungen, welche täglich 12 und 14.00 Uhr stattfinden. Dabei kann man dem Taucher durch die riesige Panoramascheibe zuschauen, wie er nahezu liebevoll mit den Tieren umgeht. Lustig auch, wie eine gewaltige Schildkröte einfach nicht genug von den Streicheleinheiten des Tauchers bekommen kann. Genüsslich lässt sie dann auch die Reinigung ihres Panzers mit einer Bürste über sich ergehen.
Danach blieb noch Zeit für einen ersten Rundgang durch das „Herzstück“ von Kapstadt, der unter Einheimischen und Touristen so sehr beliebten „Waterfront“.
Waterfront mit Blick zum Tafelberg
Hier werden fast alle Bedürfnisse der multikulti Besucherströme bedient. Am Abend gönnen wir uns in einem der zahlreichen Restaurants noch eine köstliche Fischmahlzeit und ein Gläschen südafrikanischen Weißwein. Da der Wetterbericht für den nächsten Tag das gleiche Szenario voraussagt, verschieben wir die Weintour ein weiteres Mal und erfüllen stattdessen mit dem Besuch des „Kap der guten Hoffnung“ die „Pflicht“ eines jeden Kapstadtbesuchers. Aber nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ machen wir aus der Pflicht eine Kür. So genießen wir die Fahrt entlang der Küstenstraße mit toller Sicht über die „False Bay“ und vielen Stopps in den gepflegten Badeorten.
Erwartungsgemäß zwar alles ziemlich touristisch, aber trotzdem unaufdringlich und entspannt. An dieser Stelle gleich ein Tipp: In „Kalk Bay“ am Hafen unbedingt im Restaurant „Harbour House“ einkehren! Hier gibt es außer leckerem Fisch noch andere köstliche Speisen. Das Besondere hier ist aber die spezielle Atmosphäre. Das Restaurant ist direkt auf die Uferfelsen gebaut und bei der richtigen Windrichtung klatscht die Gischt der höchsten Wellen bis an die Scheiben des in mehreren Metern Höhe liegenden Restaurants, verbunden jedes Mal, mit dem erschrockenen Kreischen der unvorbereiteten Gäste. Wir treffen erst am späten Nachmittag am Kap ein, sodass sich der Besucheransturm in erträglichen Grenzen hält. Wir schießen das obligatorische Foto und sind dann, da wir spät dran sind, (der Nationalpark schließt 19.00 Uhr) auch schon wieder auf Achse.
Wir fahren wieder Richtung Ausgang, wechseln aber kurz davor noch mal nach links zur Westküste der Halbinsel. Am Wanderparkplatz „Olifantsbos Bay“ beginnen mehrere Wanderungen mit unterschiedlichen Längen. Mario hatte uns die Küstenwanderung („Shipwreck Trail“) zu einem Schiffswrack empfohlen. Obwohl wir aufgrund der schon erwähnten Zeitknappheit bis zur Schließung des Parks, kurz vor dem Ziel wieder umdrehen mussten, können wir diese landschaftlich schöne und kleine Wanderung unbedingt weiterempfehlen.
Für den nächsten Tag war nun endlich auch für die Berge das lang ersehnte Kaiserwetter angesagt. Scheinbar hat Petrus die gleiche App und ein Einsehen. Bei wolkenlosen Himmel und sommerlichen Temperaturen fuhren wir von Grabouw zum „Theewaterskloof Dam“. Der Stausee für die Trinkwasserversorgung Kapstadts war die letzten Jahre das Sorgenkind der Kapstädter. Einige Jahre mit viel zu wenig Niederschlag hatten den See fast austrocknen lassen. Teils drastische Maßnahmen zum Wassersparen waren die Folge. Jetzt hat sich die Lage wieder etwas entspannt, obwohl der See noch lange nicht wieder seinen Höchststand erreicht hat. Mit Franschhoek erreichen wir einen historischen Ort. Hier siedelten sich 1688, aus religiösen Gründen aus Frankreich vertriebene Hugenotten an. Sie hatten Rebensetzlinge dabei, die nötigen Fachkenntnisse im Weinbau und gründeten so die ersten Weingüter. Noch heute tragen viele der Weingüter so wohlklingende französische Namen wie das von uns besuchte Weingut „Dieu Donne“. Von dessen Terrasse genießen wir, bei einem Glas Wein und einem liebevoll zubereiteten Snack, die wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge und die Weinfelder.
Dieses Weingut mit bester Aussicht erreicht man, indem man im Ort Richtung Weingut „Chamonix“ fährt, an diesem aber vorbei und wenige Hundert Meter weiter bergauf „Dieu Donne“ anfährt. Im hübschen Ort Franschhoek selbst dreht sich natürlich alles um den umworbenen Touristen. Neben netten kleinen Restaurants gibt es viele Kunst,-Souvenir,-und Bekleidungsgeschäfte. In einem Museum kann man sich außerdem über die Geschichte der Hugenotten informieren. Unser nächstes Ziel das berühmte Weingut „Boschendal“ ist eines der ältesten Weingüter im Franschhoek Tal. Es liegt wunderbar vor der herrlichen Kulisse mächtiger Berge. Das wunderschöne, 1855 erbaute Herrenhaus beherbergt heute im ehemaligen Weinkeller ein Restaurant und in einem anderen Teil des Gebäudes ein Museum. Im Nebengebäude gibt es außerdem ein Café und einen kleinen Naturladen. Vor dieser Besichtigung befolgen wir aber Mario`s Rat und fuhren gleich am Eingang des Weingutes nicht nach links zum Herrenhaus, sondern nach rechts zu einer parkähnlichen Anlage. Hier kann man unter einer riesigen Eiche, mit weit ausladenden Ästen gemütlich sitzen und seine eigene, private Weinverkostung zelebrieren. Man kann sich diese selbst zusammenstellen, oder man wählt sich ein Sortiment aus einer Liste. Wir entschieden uns für ein Sortiment aus jeweils drei Rot – und drei Weißweinen. Eine super Sache, nur wie sich herausstellte, für Manuela etwas schwer beherrschbar. Ich denke mal, Mario hatte uns in weiser Voraussicht die Reihenfolge unserer Besichtigung genau deshalb so empfohlen. Somit konnten wir anschließend im Herrenhaus bei Kaffee und Kuchen wieder ausnüchtern. Übrigens, im beschriebenen Parkgelände kann man auch einen Picknickkorb bestellen und sich mit diesem auf der mitgebrachten Decke im Gras unter schattigen Bäumen, oder natürlich auch an Tischen gemütlich machen. Den Korb sollte man aber möglichst unter Tel. 021-8704272 vorbestellen.
In Stellenbosch schlendern wir nur kurz durch den nur kleinen sehenswerten Bereich im Stadtzentrum und fahren danach über Sommerset West wieder zurück nach Grabouw. Die sehr empfehlenswerte Rundtour auf ausschließlich guter Straße ist etwa 130 km lang und man sollte sich einen vollen Tag Zeit nehmen. Ach ja, unbedingt nur bei schönem Wetter und guter Sicht angehen! Am nächsten Morgen verlassen wir nun endgültig unseren lieb gewonnenen „Stellplatz“ bei Anne und Mario. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die beiden für ihre tolle Gastfreundschaft und ein zusätzliches großes Dankeschön an Mario für seine überaus nützlichen Ausflugstipps. Übrigens, man kann bei den beiden auch wunderschöne Ferienwohnungen mieten, oder mit ihnen mehrwöchige, abenteuerliche Geländewagentouren durch verschiedene Länder Afrikas unternehmen. (Die entsprechenden Links am Ende des Berichts) Die nächsten beiden Tage sind nun für intensive Besichtigungen Kapstadts reserviert. Zunächst müssen wir aber das Problem der Stellplatzsuche lösen. In Kapstadt selbst gibt es keinen Campingplatz und die Plätze außerhalb liegen viele Kilometer weg vom Zentrum, da ist uns die tägliche Fahrerei zu umständlich. Mit unserem großen Auto ist schon die Suche nach einem Parkplatz an der Waterfront ein Problem. Es gibt davon zwar genügend, aber fast alles sind nur Parkhäuser und die kommen für uns besser nicht infrage. Bei unserem ersten Besuch des Meeresaquarium an der Waterfront sind wir einfach frech an die Schranke eines nur für Touristenbusse reservierten Parkplatz gefahren. Zu unser großen Überraschung und Freude öffnete uns der Wächter, wie selbstverständlich die Schranke. Warum sollte das nicht auch noch mal klappen und warum nicht auch über die Nacht? Dieses Mal bedurfte es aber einiger Überzeugungsarbeit, denn es war ein anderer Wächter. Um die Sache kurz zu machen, (ich schreibe das sowieso nur so ausführlich, weil wir ja nicht die einzigen Reisenden mit diesem Problem sind) die erste Nacht ging prima da. Jedoch als wir am nächsten Tag wieder auf den Platz wollten, ging mit dem neuen Wächter plötzlich gar nichts mehr. Er war aber zumindest so freundlich, uns einen ebenfalls bewachten Parkplatz, gleich in der Nähe, also auch an der Waterfront, zu empfehlen. Hier verbringen wir relativ ruhig und in angenehm grüner Atmosphäre dann die zweite Nacht. Also das ist unsere superpraktische Übernachtungsempfehlung für Wohnmobile in Kapstadt, wenn man nur ein bis zwei Nächte bleiben will.(S33°54`6.2„ O18°25`19.4„,110 Rand/24h) Von hier erreicht man alles zu Fuß oder mit den praktischen Stadtrundfahrtbussen im Hop on-/Hop off- System. Dabei bezahlt man einen Betrag, kann dann den ganzen Tag fahren, an jedem beliebigen Haltepunkt aussteigen, sich etwas anschauen und dann mit dem nächsten Bus, die Busse fahren aller 15 Minuten, weiterfahren. Wir persönlich finden dieses System ganz toll und haben es am ersten Tag auch ausgiebig genutzt. Den Tafelberg hatten wir uns als „krönenden Abschluss“ unseres Kapstadt Besuches aufgehoben. Wir stehen schon 5.45 Uhr auf und fahren ohne Frühstück zum Berg. Bei unserer Stadtrundfahrt mussten wir nämlich feststellen, dass die wenigen guten Parkplätze, auf dem Platz nach der Talstation überfüllt waren und die Autos schon weit hinab der Zufahrtsstraße parkten. Mit Glück ergattern wir die vorletzte Stellfläche an unserem gewünschten Platz und können nun in aller Ruhe, mit Traumblick auf Kapstadt und das Meer, frühstücken. Danach schultere ich unseren Rucksack und wir beginnen mit dem Aufstieg zum Plateau.
Es gibt mehrere Aufstiegsrouten, wir hatten uns für jene entschieden, welche sich unter der Seilbahn hinaufwindet. Es sind sehr wenig Leute unterwegs und ab der ersten Gabelung, wo man sich zwischen „normal“ und „sehr gefährlich“ entscheiden muss, sind wir nur noch mit einem jungen Pärchen am Berg. Genau an diesem Schild übersehen wir den richtigen Einstieg, weil dieses große Schild genau vor dem unscheinbaren Anfang des Aufstiegs steht. Demzufolge laufen wir unfreiwillig zu einem allerdings sehr schönen Aussichtspunkt, sehen, dass es da nicht weitergeht, und finden erst im zweiten Anlauf den richtigen Einstieg. Der stetig recht steil ansteigende Pfad geht über Stock und Stein und bietet immer wieder tolle Aussichten hinunter zur Stadt und zu den zahlreichen Badebuchten der Umgebung. Die Sonne und die Anstrengung treibt uns reichlich Schweiß aus den Poren, aber es macht riesigen Spaß am Berg unterwegs zu sein. Im oberen Drittel erschließt sich uns dann auch, weswegen man auf dem Schild so dramatisch vor diesem Aufstieg gewarnt hat. Hier muss man wirklich die Hände aus den Taschen nehmen und etwas klettern, aber wenn man das nicht gerade zum ersten Mal tut und schwindelfrei ist, sollte das jeder Mensch mit normaler Kondition schaffen, zumal die wirklich kniffligen Stellen mit Steighilfen versehen sind. Wir sind mit unserem unfreiwilligen Umweg und vielen Fotostopps, glücklich und zufrieden nach 3,5 Stunden oben und spätestens als uns die ersten Urlauber in Badelatschen entgegenkamen, wussten wir, dass die Seilbahnstation nicht mehr weit sein kann. Mit dieser fahren wir dann in wenigen Minuten und knie schonend wieder nach unten. Anschließen rollen wir wieder gemütlich hinunter zu Küste, aber vorerst nicht Richtung Kapstadt, sondern zur Westküste. Über Camps Bay und Hout Bay wollen wir versuchen über den Chapman`s Peak Drive, laut Reiseführer die schönste Küstenstraße Südafrikas, bis Noordhoek zu fahren.
Ich schreibe deshalb „versuchen“, weil uns andere Reisende berichtet hatten, dass diese Straße in letzter Zeit, vermutlich wegen des starken Windes, oft gesperrt war. Wir haben Glück, die Straße ist offen, und weil es so schön war, fuhren wir gleich dieselbe Strecke wieder zurück. An einem schönen Picknickplatz, wunderbar an einem Felsvorsprung gelegen, genießen wir bei einem Glas Rotwein den Blick auf die Küste und die untergehende Sonne. Am Abend lassen wir in Kapstadt in einer netten kleinen Gaststätte und in ebenso netter Gesellschaft, wir saßen zufällig mit einem deutschen Aussiedler und seinen Eltern am Tisch, unseren Kapstadtaufenthalt ausklingen. Es war eine superschöne, aber auch anstrengende Zeit und somit waren wir froh wieder in ruhigerer Gegend unterwegs zu sein.
Kapstadt
Und es war wirklich eine glückliche Fügung, dass wir oberhalb von Worcester am glasklaren Breede Fluss ein einsames Übernachtungsplätzchen fanden. Wir bleiben gleich zwei Tage und merken erst jetzt richtig, wie sehr uns Natur und Einsamkeit gefehlt haben.
Die angekündigten Links, von Anne und Mario. Sehr zu empfehlen!!!!
https://m.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=oCXYxSMxVZk
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