Südafrika 25.09.2018-14.10.2018
Tiere hatten wir nun vorerst genug gesehen, jetzt stand uns der Sinn nach Sonne und einsamen Stränden. Unser Anspruch diesbezüglich ist nach den Stränden vom letzten Jahr in Mosambik sehr hoch und so die Befürchtung, nicht zu erfüllen. Wir folgen der Empfehlung eines Einheimischen und fahren nach Mtunzini.. Mtunzini ist ein kleines verschlafenes Dorf etwas südlich von Empangeni, am Indischen Ozean. Wir schauen uns den Campingplatz am Meer an. Dieser ist recht nett, mit vielen schattigen Plätzen und sauberen Sanitäranlagen. Aber es gibt keine direkte Sicht zum Wasser und man muss, weil der Platz in einem kleinen Naturreserve liegt, noch zusätzlich zur Campinggebühr eine Eintrittsgebühr zahlen. Das war aber nicht der eigentliche Grund dafür, dass wir uns für den kleinen, privat geführten Platz im Dorf entschieden haben. Es war einfach kein Badewetter, daher fühlten wir uns im Dorf besser aufgehoben. Am nächsten Tag starteten wir, beflügelt durch tolles Wetter, einen erneuten Versuch, einen Strand nach unseren Vorstellungen zu finden. Der Platz in einem hübschen, kleinen Dorf nur wenige Kilometer weiter, abseits der Haupttouristenpfade, entpuppte sich zu einem absoluten Volltreffer. Bewachter Badestrand des Dorfes, offiziell Camping erlaubt, öffentliche Toiletten, Strandduschen, Grillplätze, Sitzgruppen und dazu noch der absolute Hammer-alles kostenfrei. Wir konnten unser Glück kaum fassen und blieben da bei bestem Wetter gleich drei Tage. (Bei Interesse: Haben den Platz bei „IOverlander“ eingestellt)
Auf nach Durban. Mit 3,5 Millionen Einwohnern ist Durban, nach Johannesburg, die zweitgrößte Stadt von Südafrika.
Es gibt da aber nur einen Campingplatz und der liegt 12 km außerhalb vom Zentrum. Das war uns zu umständlich und es musste eine andere Lösung her. Durban hat ein Casino, welches direkt an der „Golden Mile“, Durbans sechs Kilometer lange Stadtstrand Promenade liegt. Es gibt da einen sehr großen, 24 Stunden bewachten Parkplatz, sogar mit einigem Grün dazwischen und nachts kaum Straßenlärm. Das Ganze kostet am Tag umgerechnet 60 Cent. Im riesigen Casinogebäude nebenan, welches natürlich auch rund um die Uhr offen ist, gibt es auch Restaurants, Geschäfte und demzufolge auch öffentliche Toiletten. Was will Camper noch mehr, wir bleiben gleich 2 Tage. Von hier erlaufen wir die gesamte Strandpromenade und anschließend sogar noch weiter bis zum Yachthafen. Das quirlig afrikanische Leben an der Strandpromenade zu beobachten, ist allein schon einen Tag Aufenthalt wert. Irgendwie erscheinen uns die Menschen hier viel freier, fröhlicher und auch ungehemmter als bei uns in Europa, trotz der oft deutlich sichtbaren Armut. Aber auch Wohlstand ist bei vielen überdeutlich zu sehen. So viel wirklich fette Menschen, vor allem Frauen, hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber die üppig überquellenden Massen werden nicht etwa versucht unter kaschierenden Kleidern zu verstecken, nein, nein man trägt körperbetonte Klamotten und präsentiert sich stolz mit Bikini am Strand. Sicher Geschmackssache, aber für meine Augen eine Strapaze!
Am nördlichen Ende der Promenade, unweit unseres Parkplatzes, steht das angeblich schönste Fußballstadion Südafrikas.
Dieses wurde anlässlich der WM 2010 gebaut. Hier wollen wir die 550 Stufen auf den 104 m hohen Stadionbogen erklimmen. Doch leider sind wir zu zeitig da, das Stadion öffnet für Besucher erst 10 Uhr, und 2 Stunden warten ist uns die Sache dann doch nicht wert. Einen Überblick über die Stadt verschaffen wir uns dann trotzdem noch, aber auf andere Art. Wie immer in jeder größeren Stadt buchen wir eine Stadtrundfahrt mit dem offenen Doppeldecker Bus. Das ist immer eine tolle Geschichte. In Durban gibt es aber den Nachteil, dass man nicht an jeder beliebigen Station aussteigen und dann mit dem nächsten Bus weiterfahren kann. Hier fährt der Bus leider nur einmal am Morgen und einmal am Nachmittag. Ganz besonders möchten wir noch das Meerwasser-Aquarium in der „u Shaka Marine World“, Afrikas größtem Meerespark, empfehlen. Die unterschiedlichen Becken sind hier perfekt in den Bauch eines täuschend echt nachgebauten Frachtschiffes integriert. Die Illusion wirklich in einem Schiff zu sein, wird noch durch eingespielte Geräusche, wie z. B. knarrende Schiffswände oder Morsezeichen, perfektioniert. Wenn dann noch riesige Haie auf Augenhöhe vorbeigleiten, ist Gänsehaut angesagt.
Dazu noch folgender Tipp: Wer auf das ganze Belustigungsangebot, wie Delphin Show oder diversen Bootsfahrten verzichten kann, sollte erst ab 16.30 Uhr in den Park gehen. Dann bezahlt man nur noch einen Bruchteil des sonst fälligen Eintrittspreises und man ist fast allein mit der fantastischen Unterwasserwelt! Die moderne Infrastruktur Durbans soll aber nun auch unserem Auto zugutekommen. Ein gelegentlich knarrendes Geräusch undefinierbarer Ursache aus dem Untergrund des Fahrzeugs und der Ölverlust der Servolenkung muss behoben werden. Bei der Werkstattsuche haben wir erst im zweiten Anlauf Glück. Die Vorderachse wird teilweise ausgebaut, die beiden Kreuzgelenke demontiert, eins davon wird wegen Verschleißerscheinungen erneuert, die Ölpumpe wird demontiert und abgedichtet.
Nach zwei „romantischen“ Übernachtungen auf dem Werkstatthof rollen wir vom Gelände und es knarrt immer noch! Beruhigend ist aber, dass es nun aber (so die Hoffnung) nichts Schlimmes mehr sein kann. Unser nächstes Ziel ist nun Lesotho, der kleine „Inselstaat“ mitten in Südafrika. Wir entscheiden uns für den berühmt berüchtigten Grenzübergang über den „Sani Pass“. Berühmt berüchtigt deshalb, weil dieser angeblich schwer zu befahrende Pass auf steinig, steiler Naturpiste als eines der letzten „Abenteuer“ hier in Südafrika gilt. Das wollen wir natürlich auch erleben, zumal in unserem Reiseführer (Auflage von 2015) und im Internet zu lesen ist, dass begonnen wurde, diesen Pass zu asphaltieren. Um es vorwegzunehmen, wir denken, dass die eigentliche Passstraße bei dem bisherigen Tempo der Bauarbeiten, noch einige Jahre im Naturzustand zu befahren sein wird. Bis jetzt ist nur in einigen Abschnitten vor der südafrikanischen Grenzabfertigung, welche sich ja einige Kilometer vor der eigentlichen Grenze und vor Beginn des richtigen Passanstiegs befindet, zaghaft mit vorbereitenden Arbeiten begonnen worden. Und das nun schon seit mindestens drei Jahren. Wir passieren also problemlos, da fast kein Verkehr, einige kurze Baustellen auf recht holpriger Piste. Die Grenzabfertigung am südafrikanischen Posten geht „schwindelerregend“ schnell und das sogenannte „letzte Abenteuer Südafrikas“ beginnt. Die fast durchweg steinige und teilweise recht ausgewaschene Piste windet sich erst mäßig, dann immer steiler werdend und in immer enger werdender Haarnadelkurven bis auf Passhöhe. Auf den letzten sechs Kilometern müssen rund eintausend Höhenmeter bewältigt werden. In einigen Kurven muss ich mehrmals zurücksetzen und auch ein oder zweimal die Sperre zuschalten, aber insgesamt hatten wir uns dieses „Abenteuer“ doch etwas schwieriger vorgestellt. Bei nasser Piste wäre es sicher um einiges schwieriger, aber diese Strecke macht sowieso nur bei schönen Wetter Sinn. Wir hatten Kaiserwetter und die Aussichten auf die umliegenden Steilwände und zurück ins Tal waren einfach grandios.
Die Grenzabfertigung auf Lesotho Seite geht auch wieder problemlos, wir zahlen 80 Rand (4,40 €) Straßengebühr und sitzen schon wenig später an der mit 2874 m höchsten Bar Afrikas bei Glühwein und heißer Schokolade (für den vorbildlichen Fahrer).
Unseren bisher höchsten Übernachtungsplatz, zumindest mit unserem Camper, beziehen wir etwa 10 km nach der Grenze auf dem Wanderparkplatz zum höchsten Berg von SA (Thabana Ntlenyana 3482m), auf 3250 m Höhe. Die Nacht wird erwartungsgemäß frisch und aufgrund von leichten, der Höhe geschuldeten Kopfschmerzen etwas unangenehm. Am Morgen haben wir minus 2 Grad und wir können auch einen kleinen, afrikanischen Schneemann bauen.
Wir trauen unseren Augen nicht als wir plötzlich neben unseren Auto eine vermummte Gestalt sehen, welche aussieht wie eine Mumie, nur nicht in weiße, sondern in dunkle Tücher gehüllt. Hier in der Höhe hatten wir eigentlich niemand, zumindest nicht so früh am Morgen erwartet. Es war ein Hirte, welcher uns um etwas Brot bat. Als wir ihm etwas von unserem erst am Vortag in einem „Farmstall“ (bei uns Hofladen) erstandenen Brot reichten, konnten wir sehen, dass er unter der um den Körper geschlungenen Decke, lediglich eine Art kurze Unterhose trug. Und er hat sicher die Nacht in der freien Natur verbracht. Was sind wir doch nur für Weicheier.
In zwei Tagen schaffen wir lediglich die Panoramastraße zwischen Sanipass und Butha Buthe, im Norden von Lesotho. Wir müssen uns eingestehen, dass wir dieses zwar kleine, aber aufgrund des Höhenprofils, nur mit großen Zeitaufwand zu bereisende Land, nicht in den von uns geplanten, maximal fünf Tagen zu bereisen ist. Und da uns nun auch immer klarer wird, dass bis zu unserem Rückflug, Ende November, hier in Südafrika noch so einige „Rechnungen“ offenbleiben müssen, fassen wir den Entschluss, an dieser Stelle Lesotho abzubrechen und im nächsten Jahr an gleicher Stelle weiterzumachen.
Genauso verfahren wir mit dem riesigen und wunderschönen Wandergebiet der „Drakensberge“. Hier muss auch ein „Schnupperkurs“ genügen. Dazu bleiben wir lediglich jeweils zwei Tage im „Golden Gate Highlands NP”
und im „Royal Natal NP“.
Es tat richtig gut, sich endlich wieder einmal aktiv betätigen zu können. Übrigens, dass wirklich einzig Negative am Reisen hier in Afrika ist, dass einfach die Möglichkeiten der eigenen Fortbewegung ohne Fahrzeug, in manchen Ländern, fehlen. Im Royal Natal NP möchten wir die Wanderung von der traumhaft gelegenen Mahai Campsite zu den Gudu Falls wärmstens empfehlen. Die etwa 14 km lange Wanderung über die Tiger Falls zu Gudu Falls und wieder zurück zum Camp ist nicht sonderlich schwer. Lediglich der etwa 1 km lange Anstieg zu den Tugela Falls ist sehr kräftezehrend, aber unbedingt die Mühe wert. Am Ende wartet die Belohnung in Form eines einsamen Badebeckens eingebettet in steile Felswände. Und eine Dusche unter dem klaren Wasser des Falls weckt garantiert wieder alle Lebensgeister.
Auf dem Rückweg geraten wir in ein Gewitter, und als ein Blitz keine 300 m neben uns in eine trockene Wiese einschlägt und sofort einen Flächenbrand entfacht, sind wir völlig überrascht, dass der Blitz ausgerechnet in den tiefsten Punkt in der Landschaft einschlägt und nicht in die umliegenden, viel höheren Berge. Die nächsten 45 Minuten verbringen wir dann im strömenden Regen liegend und aufgrund eines Temperatursturzes, frierend im Gras. Über Mooi River, Howick, Pietermaritzburg und durch die Enklave Easter Cape fahren wir bis Kokstadt und von da zum Mount Currie Naturreserve. Die Strecke führt zum größten Teil durch bergige Landschaft, aber so richtig kann man sich daran nicht erfreuen. Bedingt durch das ungezügelte Bevölkerungswachstum findet man hier nicht einen Berghang und nicht ein Tal, welches nicht irgendwie bebaut ist. Weit verstreut, erblickt man kleine und größere Ortschaften und die einst sicher schöne und ursprünglich waldreiche Landschaft, ist heute völlig zersiedelt und leider auch überwiegend vermüllt. Im Mount Curri Naturreserve wollen wir eine Wanderung machen. In der Rezeption der recht netten Campsite kann man uns aber nicht mit einer Wanderkarte dienen. Der Hinweis, der Park sei ja sehr klein und wir würden uns schon zurechtfinden, musste reichen. Am Ende fiel die Tour sowieso, aufgrund des Wetterumschwungs, buchstäblich ins Wasser. Somit brechen wir hier ab und fahren mit der Hoffnung auf besseres Wetter und aufgrund der Empfehlung eines Bekannten, Richtung Küste nach „Coffee Bay“. Als wir hier ankommen regnet es zwar immer noch, aber die „Coffee Bay Campsite“ ist der Hammer. Das Gelände vermittelt das Gefühl in einem Dschungel zu campieren. Die einzelnen Plätze sind voneinander außer Sichtweite, und wenn man wie wir, Glück hat, sogar mit Meerblick, ist der Platz perfekt. Es gibt zwei Buchten, eine felsige und eine Sandbucht. Beide sind durch einen Berg getrennt, von dem man wunderbar Wale und Delfine beobachten kann. Bei so viel Idylle sieht man auch großzügig über die etwas vernachlässigten Sanitäreinrichtungen hinweg. Das Dorf selbst ist eigentlich ein ziemliches Kaff, mit dem fast allgegenwärtigen Müllproblem. Ein Dorfrundgang lohnt aber trotzdem. Denn es gibt auch ein paar nette Örtlichkeiten, wie die beiden Backpacker Unterkünfte, gleich neben unserer Campsite, oder die zweite Campsite des Ortes, etwas außerhalb in erhöhter Lage gelegen und mit Restaurant. Aber auch Dinge zum Schmunzeln, wie das sogenannte „Cafe“ des Dorfes, gibt es.
Ein unbedingtes Muss ist unserer Meinung nach „Hole in the Wall“, ein Felsentor etwa 100 m vor einer traumhaften Badebucht mit Sandstrand. Diese liegt etwa 11 km südlich von Coffee Bay. Man kann sie von da aus ganz oder teilweise erwandern. Oder man fährt mit dem Auto bis zum Aussichtspunkt, parkt da, genießt den Ausblick und läuft anschließend 10 Minuten runter zum Strand. Lohnt unbedingt, Badesachen nicht vergessen!
Am nächsten Tag ist das Wetter wieder lieb mit uns, sodass wir noch eine weitere Nacht bleiben. Eine weitere Empfehlung ist die Campsite „Buccaneers Backpacker`s „ in Cintsa East. Diese gefällt uns allerdings längst nicht so gut, wie Coffee Bay. Es gibt hier zwar auch einen tollen Sandstrand, aber der liegt nicht direkt an der Campsite. Vielleicht liegt es aber auch an dem wieder schlechter gewordenen Wetter oder an dem Riss im Hydraulikschlauch an unserem Auto. Der nette Campingplatzbetreiber hat seine Hilfe angeboten und fährt morgen mit mir nach „East London“. Hoffentlich lässt sich ein neuer Schlauch auftreiben.
 
			
















