21.03.2017 – 02.04.2017
Seit dem Pilanesberg Nationalpark fahren wir nun schon durch einsames Farmland. Am Ende werden es bis Upington über 850 km Einsamkeit sein. Die Landschaft ist meistens flach, sodass der Blick ungestört über die scheinbar endlose Weite schweifen kann. Das Fahren ist bei sehr geringem Verkehr beinahe zu entspannend. Nachteilig empfinden wir aber, dass es absolut nicht möglich ist, zwecks Übernachtung mal schnell im Busch abzutauchen. Lückenlose Farmzäune verhindern das leider zuverlässig. Die Farmhäuser selbst sieht man nur selten, da sie sich meistens bis zu mehreren Kilometern im Hinterland befinden. Einmal gelingt es uns aber doch auf einer Farm zu übernachten. Aufgrund eines Plattfußes an Gabors Auto war es zu spät geworden, den nächsten Nationalpark vor Schließung zu erreichen. Alles war problemlos und am nächsten Morgen kommt der Farmer sogar noch mal vorbei, um uns vor der schlechten Straße zu warnen. Diese Erfahrung hat uns darin bestärkt, diese Form der Übernachtung in Zukunft öfter mal zu versuchen, zu mal es die Möglichkeit eröffnet, mehr über das Farmleben, hier im südlichen Afrika, zu erfahren.
Unser nächstes Ziel, das „Witesand Naturreserv“ ist ein kleines Gebiet und nur über ziemlich schlechte Schotterpisten zu erreichen. Hier erwartet uns inmitten einsamer Natur eine der schönsten und gepflegtesten Campsites unserer bisherigen Tour. Trotzdem sind wir die einzigen Gäste. Das Gebiet besteht aus Buschland und typisch halbwüstenhafter Dünenlandschaft. Hier unternehmen wir eine Wanderung auf einem allerdings recht lückenhaft ausgeschilderten Naturlehrpfad.
Die folgende Nacht wird dann recht kurz. Wir stehen schon kurz nach fünf Uhr auf und wandern mit Stirnlampe, bei noch völliger Dunkelheit, zur höchsten Düne, um da zünftig mit einem Glas Wein den Sonnenaufgang zu genießen. Man hatte uns zwar versichert, dass es im Park keine für den Menschen gefährlichen Raubtiere gibt, aber als wir dann im Schein der Stirnlampe verdächtig weit auseinander stehende Augenpaare sahen, waren wir dann doch erleichtert als erkannten, dass es nur Oryxantilopen waren.
Wir können diesen Abstecher, schon wegen der schönen Campsite, unbedingt empfehlen. Wer allerdings klischeehaftes Sandwüstenfeeling erwartet wird vielleicht enttäuscht sein, da nur die höchsten Dünen im oberen Bereich wirklich frei von Vegetation sind.
In Upington, der ersten größeren Stadt seit Tagen, standen wir dann für einen Tag auf der Campsite „Sakkie se Arke“. Diese liegt sehr schön direkt am „Orange River“ und ein sehr zu empfehlendes Pub mit schmackhaften und preiswerten Speisen liegt gleich um die Ecke. Im Ort konnten wir super unsere Vorräte auffüllen und Gabors Reifen reparieren lassen.
Bevor wir wieder in die Wüste „abtauchen“, wollen wir aber erst noch mal so richtig Wasser sehen. Dazu fahren wir die etwa 100 km bis zu den Augrabies-Fällen. Hier hat sich das Wasser des Orange River in Jahrmillionen altes Gestein gefressen und eine mehrere Kilometer lange Schlucht mit imposanten Wasserfällen gebildet. Wir stehen auf der Campsite im Nationalpark. Von hier kann man auf aufwendig angelegten Stegen zu den schönsten Stellen der Schlucht laufen. Hier beginnen auch alle Wanderwege und Schotterpisten in den Park. Wir unternehmen mit Reisebekannten, welche unsere Route zufällig nun schon zum vierten Mal kreuzen, eine schöne Wanderung zum „Mondberg“. Am Abend haben wir richtig Glück, denn die Campsite bietet kostenlos eine Fahrt in den Park mit anschließender, nächtlicher „Besteigung“ des Mondbergs. Alles war sehr liebevoll vorbereitet. Der Weg auf den Berg war mit Öllampen markiert, auf dem Berg gab es einen kleinen Imbiss und dazu noch etwas Gesang. Bei super Sternenhimmel dann später noch ein kleiner Crashkurs in Astronomie.
Am nächsten Tag fahren wir, in der Hoffnung auf Tierbeobachtung, mit eigenen Fahrzeug in den Park, drehen aber nach einer Stunde etwas enttäuscht wieder um, da zu wenig Sichtungen. Vielleicht sind wir mittlerweile aber auch diesbezüglich schon zu sehr verwöhnt. Die ausgewiesenen Aussichtspunkte sind, bis auf den absolut sehenswerten Aussichtspunkt „Ararat“, auch nicht so der „Brüller“. So fahren wir noch am gleichen Abend zurück zur Campsite nach Upington und befeuchten unsere ausgetrockneten Kehlen im bereits erwähnten Pub.
Für technisch interessierte hier noch folgender Tipp: Auf dem Weg von Upington zu den Augrabies-Fällen kommt man nach etwa 10 km an einem schon von Ferne extrem seltsam strahlenden Turm vorbei.
Hierbei handelt es sich um ein solarthermisches Kraftwerk, bei dem große, computergesteuerte Spiegel so ausgerichtet werden, dass die Sonnenenergie gebündelt auf den Kopf des Turmes strahlt. Hier wird dann, so vermute ich, Wasser erhitzt und über Dampfturbinen Strom erzeugt. Leider lässt sich das vor Ort nicht genau feststellen, da man nur bis etwa 300 m an die Anlage herankommt und es keinerlei Infotafel gibt. Interessant sind auch die seltsamen Lichterscheinungen über dem Turm, welche sich sehr gut mit einem Fernglas beobachten lassen.
Die nun folgenden 250 km von Upington bis zum Kgalagadi Nationalpark sind wieder extrem einsam und man kommt nur an einer einzigen nennenswerten Ortschaft vorbei.
Wir hatten bisher nie eine Campsite vorgebucht und immer Glück gehabt. Diesmal hatte uns aber das Glück etwas verlassen und wir mussten drei Übernachtungen auf der einzig noch freien Campsite, dem Twee Rivieren Rest Camp, nehmen. War aber nicht so das Problem. Wir konnten unsere Touren für die ersten beiden Tage so legen, dass es nur geringe Überschneidungen gab. Am dritten Tag sind wir dann durch den Park zum Grenzübergang nach Namibia gefahren und haben hier vorerst von Südafrika verabschiedet. Der Park liegt nämlich im Grenzgebiet zwischen Südafrika, Botswana und Namibia. Im Park kann man sich zwischen den beiden erstgenannten Ländern frei bewegen. Namibisches Gebiet gehört nicht zum Park, da dort die Kalahari Farmland ist. Wir hatten an diesen drei Tagen wieder super Tierbeobachtungen. So sahen wir insgesamt 11 Geparden, zweimal davon am frischen Riss, 7 Löwen, unzählige Springböcke, Gnus, Oryxantilopen und Strauße, um nur die wichtigsten „Großen“ zu nennen. Aber auch die „Kleinen“ machen viel Freude, so z. B. die vielen frisch geschlüpften Strauße, die kleinen Streifenhörnchen oder der putzige Uhu mit seinen scheinbar geschminkten Augenlidern. Ganz besonders haben wir uns aber gefreut, endlich auch mal die lustigen Erdmännchen beobachten zu können. Einziger Wermutstropfen: Wir konnten diese schönen Momente entweder gar nicht oder leider wieder nur mit unserer defekten, nur noch auf Weitwinkel funktionierenden Kamera, festhalten.
Noch zu erwähnen wäre, dass die Kgalahari zurzeit gar nicht so lebensfeindlich wie erwartet erscheint. Hier im südlichen Afrika hat es nämlich nach drei sehr trockenen Jahren, Anfang dieses Jahres endlich wieder mal ergiebige Niederschläge gegeben. Es ist sogar größtenteils üppig grün, sogar Blumen blühen und in den Trockenflussbetten sind die großen Bäume reichlich belaubt.
Wieder einmal einer Empfehlung folgend, sind wir nun seit gestern in der „Bagatelle Lodge“ und das ist nun wirklich ein absoluter Volltreffer. Die Lodge liegt sehr abseits und mitten in der Kalahari. Die Campsite liegt zwar etwas von der Lodge entfernt, ist aber bequem zu Fuß in etwa 10 Minuten erreichbar. Wir selber stehen nur wenige Schritte hinter einer roten Sanddüne und haben von dieser heute den Sonnenaufgang bewundert und danach da oben auch unser Frühstück genossen, einfach nur schön.
Es gefällt uns hier so gut, dass wir unbedingt einen Tag verlängern mussten.
Tipp: Auf jeden Fall vorbuchen! (Wir hatten nur riesiges Glück.) Campsite Nr.1 ist die Schönste, unmittelbar hinter einer roten Sanddüne. Auch das Abendmenü sollte man sich unbedingt gönnen!