17.01.2017-30.01.2017
Pünktlich 8.00 Uhr stehen wir, Sepp und ich, vor der Schweißerwerkstatt. Alles macht einen guten Eindruck und ich bin guter Hoffnung auf eine Reparatur in guter Qualität. Die vier Aufhängungen am Kühlergrill sind schnell geschweißt. Jedoch die Reparatur des Wärmetauschers der Klimaanlage macht unvorhergesehene Schwierigkeiten. Es ist spät geworden, deshalb nehmen wir Sepp`s Angebot, noch eine Nacht zu bleiben, dankbar an.
Frisch durchrepariert starten wir am 18.01. Richtung Eastern Highlands, ganz im Osten, an der Grenze zu Mosambik. Wir brauchen für diese Strecke fast 3 Tage und übernachten dabei 2 mal problemlos wild. Der Abschnitt ist teilweise recht stark landwirtschaftlich geprägt. Nach Harare, der Hauptstadt des Landes, wird die Landschaft abwechslungsreicher. Die größeren Ortschaften bieten sich nur zum Einkaufen, Tanken und natürlich zum beobachten des afrikanischen Lebens an.
Auch Harare glänzt höchstens mit spektakulären Schlaglöchern.
Ganz anders dann die Eastern Highlands. Hier begrüßt uns nun eine lang entbehrte Bergwelt inmitten, dank der reichlichen Niederschläge der letzten Wochen, überaus üppigen Grüns. Unser erstes Ziel ist nun der Nyanga Nationalpark. Hier steht die Scenic Route, eine legendäre Panoramastrecke, auf dem Plan. Jedoch Ernüchterung, die Parkranger raten uns dringend ab. Die Strecke sei, aufgrund der starken Regenfälle, nahezu unpassierbar und gefährlich wegen Absturzgefahr. Stattdessen müssen wir uns mit einem kurzen Abstecher zum Rhodes Nyanga Hotel begnügen. Zwar kein wirklicher Ersatz, aber das liebevoll eingerichtete Hotel im kolonialem Stil, ist unbedingt einen Besuch wert. Auch als nicht Teetrinker sollte man sich keinesfalls entgehen lassen, entweder auf der Terrasse oder gemütlich am Kamin, stilvoll einen Tee zu trinken. Dieses Haus war zu kolonialen Zeiten das Farmhaus von Cecil Rhodes und wirkt heute wie ein einziges Museum.
Somit fahren wir nun, ein wenig getröstet, weiter durch die Highlands nach Süden, mit Ziel Honde Valley. Wir wählten dieses Tal hauptsächlich, weil eine kleine Teerstraße hindurchführt und somit wettertechnisch nicht viel schief gehen kann. Auch im Reiseführer ist es als sehenswert angepriesen. Dieses Tal „entpuppte“ sich zum absoluten Volltreffer. Man stelle sich vor, man fährt durch den „Schwarzwald“, (die Highlands haben nämlich durch die häufigen Nadelwälder durchaus Ähnlichkeit mit manchen europäischen Mittelgebirgen) biegt in ein Seitental und ist in einer viertel Stunde mitten in tropischen Gefilden mit Bananenplantagen, Kaffee-, Mais-, Hirse-und Cassava Feldern. Von den unzähligen kleinen Feldern an den Hängen und aus den vielen Lehmhütten winken uns Bauern freundlich zu, Wasserfälle stürzen von den umliegenden Bergen ins Tal, eine beinahe klischeehaft-afrikanische Atmosphäre.
Wir fahren die etwa 80 km bis zum Ende des Tales, hier ändert sich die Landschaft schlagartig, nun dominieren Teefelder. Die Eastern Highland Tee Estate ist der größte Teeproduzent des Landes. In dessen Eigentum ist auch der Eastern Highland Country Club, ein zu britischer Kolonialzeit errichteter Club. Laut Reiseführer mit fantastischem Blick von hoch oben auf die Teefelder und einem von drei 1895 gebauten, riesigen Snookertischen aus Edelholz. Der Blick war schließlich wegen des zwischenzeitlich hohen Bewuchses, eher enttäuschend und die Inneneinrichtung, bis auf den Snookertisch, in bedauernswerten Zustand. Den Aufwand, die beschwerliche Auffahrt und zeitraubende Genehmigung seitens der Tee Estate, muss man nicht betreiben, es sei denn, man ist absoluter Snookerfan und interessiert sich für den Tisch.
Nach 2 wunderschönen Tagen verlassen wir das Tal und ziehen weiter, immer nach Süden. Übrigens wildes Übernachten war bei den freundlichen Menschen im Honde Valley kein Problem.
„La Rochelle“ bei Penhalonga war nun ein weiteres unerwartetes Highlight. Im Reiseführer noch als geschlossen beschrieben, jedoch der dazugehörige botanische Garten sei evtl. noch zugänglich, hatten wir uns auf eine schnelle Wendung vor verschlossenem Tor eingerichtet. Umso überraschter waren wir, als wir in eine sehr gepflegte Anlage einfuhren. Das Hotel hatte wieder geöffnet und das Personal blieb auch noch freundlich, nachdem wir nur nach einer Übernachtung auf der dazugehörigen Campsite fragten. Sehr zu empfehlen, der Blick vom Aussichtsturm und ein Rundgang im Botanischen Garten. Die romantische Campingwiese liegt mitten im Park, hat eine Feuerstelle und eigene aber einfache Sanitäranlage. Was auch nicht zu verachten ist, bei Inanspruchnahme des preiswerten Abendmenüs ist WiFi inklusive, das ist doch mal was, so mitten in Afrika!
Mutare, die größte Stadt in der Region, war uns schließlich nur einen kurzen Stopp zum Einkaufen und Tanken wert. Wir wollten zügig weiter, wieder in die Natur, diesmal in die Bvumba Mountains. Auf dem Weg dahin soll es, zu besonders, meiner großen Freude, das Kaffee geben, sozusagen die Institution für Fans von Kaffee und Kuchen. Das eher schlichte und nicht sonderlich gemütliche Innenleben des Raumes konnte uns noch nicht abschrecken, wir wollten ja schließlich hauptsächlich mal wieder einen leckeren Kuchen essen und dazu einen guten Kaffee trinken. Abschreckend war aber dann der Blick in die Karte, nicht etwa wegen eines schlechten Angebots, sondern wegen der Preise. Der Reiseführer warnt zwar mit „nicht ganz billig“, untertreibt unserer Meinung nach aber dennoch gewaltig. Wenn ein Stück Kuchen 12 USD kostet und die preiswerteste Tasse Kaffee 6 USD, dann finden wir das, nicht nur wegen des Lohnniveaus der „einfachen Bevölkerung“, einfach nur unverschämt! Und wir ärgern uns heute noch, das man in solch einer Situation nicht den Mut hat wieder zu gehen.
Mit diesem „Kloß im Magen“ ziehen wir schließlich weiter und beziehen Quartier auf der Campsite des Botanischen Garten, mitten in den Bvumba Mountains. Dieser verdankt seine Entstehung einem britischen Ehepaar, welches sich hier zur Kolonialzeit ein Wochenendomizil mit einem großen Botanischen Garten geschaffen hatte. Heute gehört das Grundstück zum Nationalpark. Während der größte Teil des Gartens in relativ gepflegten Zustand ist, ist der weitaus größere Teil mittlerweile, offensichtlich gewollt, zu einem richtigen Urwald herangewachsen.Jedoch das ehemalige Farmhaus und die dazugehörigen Nebengebäude befinden sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Ein Besuch lohnt sich aber trotzdem unbedingt! Die Campsite liegt auch sehr romantisch und einsam auf Wiese unter großen Bäumen mit Feuerstellen, schöner Aussicht und neuer Sanitäranlage.
Von hier aus starten wir am nächsten Tag zur Rundfahrt Burma Valley-Essex Valley. Dieses soll ähnlich tropisch-afrikanisches Flair haben wie das Honde Valley, nur ist hier der Haken, dass etwa 20 km Erdpiste durch Bergland dabei sind. Bei Trockenheit nicht das Problem aber bei dem Regen der letzten Wochen? Diesmal fragen wir nicht erst die Ranger und fahren einfach los.
Der 70 km Rundkurs beginnt auf einem Teersträßchen, die Erdpiste beginnt erst nach wenigen Kilometern. Nur zweimal geraten wir auf abschüssiger Strecke etwas ins Rutschen. Es war aber nie ernsthaft gefährlich, da keinerlei Absturzgefahr bestand. Kompliziert war eher die Orientierung auf diesem Abschnitt, da keinerlei Hinweisschilder vorhanden sind. Ohne gutes GPS eher nicht zu empfehlen. Als Belohnung für das durchgeschwitzte Hemd, fanden wir genau auf diesem Abschnitt den ultimativen Nachtplatz. Es war zwar noch nicht „Feierabendzeit“, aber an solch einen Platz fährt man nicht vorbei. In absolut exponierter Lage gelegen, blickt man rechts hinunter ins Burma Valley, nach vorn ins Essex Valley und nach links weit hinein nach Mosambik (die Grenze ist hier nur 3 km Luftlinie entfernt).
Unser nächstes Ziel, Chimanimani, ist ein Bergdorf in der Nähe des gleichnamigen Nationalparks. Das mystisch klingende Dorf wurde in den 70er Jahren von Hippies entdeckt, einige davon sind geblieben und manche wurden sogar zu Einsiedlern.
In einer Bar lernen wir Collen kennen, er ist ein lustiger „Rastaman“ und bietet sich uns für einen fairen Preis als Bergführer an. Wir zögern erst, da wir lieber allein unterwegs sind. Jedoch nach reiflicher Überlegung willigen wir doch ein, es war eine gute Entscheidung.
Wir waren mit ihm auf einer unvergesslichen 3-Tage Tour in den Chimanimani Mountins. Er hat uns an Orte geführt und Dinge gezeigt, welche wir allein nie entdeckt hätten. Man erfährt viel mehr zu Natur Land und Leuten, fühlt sich auch viel entspannter, da nur der Aufstieg zur „Mounten Hut“, unserem „Basislager“ wirklich etwas markiert ist.
Einziger Wermutstropfen und nur was für unempfindliche Naturen ist die Berghütte. Hier muss man seine Ansprüche an Hygiene und Komfort auf nahezu Null herunterschrauben. Wirklich sehr schade, da die Hütte in herrlicher Lage und eigentlich sehr solide und gemütlich ist. Das Problem hierbei ist, dass der Hüttenwart eingespart wurde und somit die Dinge dem Selbstlauf überlassen sind.
Empfehlungen für Nachahmer: Möglichst eigenen Schlafsack, Isomatte, Geschirr, Besteck, Faltschüssel (für Abwasch) und natürlich Lebensmittel mitnehmen. Dann wird der Aufenthalt wesentlich angenehmer! Trinkwasser (Quelle kennt wiederum nur der Führer) und KW Dusche vorhanden. Toilette z. Z. Wasserleitung defekt. Führer findet man in der „Chimanimani Bar“ oder in der kleinen Touristeninfo.
Auto stellt man im Maincamp des NP ab. Die Hüttenübernachtung muss man nicht zusätzlich bezahlen.
Unsere letzte Station hier in Simbabwe war dann der Chirinda Forest, immer noch zu den Highlands gehörig. Hierbei handelt es sich um den südlichsten erhaltenen Regenwald Afrikas. Die im wahrsten Sinne des Wortes größte Sehenswürdigkeit des 950 ha großen Waldes ist der „Big Tree“ und das „Valley of the Giants“. Der „Big Tree“ ist ein roter Mahagonibaum und mit 54 Metern Höhe und einem Stammdurchmesser von 5,25 Metern der größte Baum von Simbabwe.
Die etwa 4 km lange Wanderung von der Campsite zu diesem Baum ist ein Hochgenuss. Urwald pur für alle Sinne! Auch, oder vielleicht gerade, wenn man wie in unserem Fall, von einem tropischen Regenguss überrascht wird.
Tipps für Nachahmer: Die Campsite im Chirinda Forest liegt super mitten im Urwald (große Wiese, auch sonnige Plätze, überdachte Feuer-und Sitzstellen, WW-Dusche, Toilette und absolut „fittes“ Personal), aber die beschilderte Zufahrt ist sehr verwachsen und für Fahrzeuge über 2,50 Höhe nur mit Kettensäge zu bewältigen. Besser ist da die unbeschilderte Zufahrt beim Office beginnend. (GPS: S 20°0`31,8„ E 32°43`6,6„) Die Zufahrt zum Park-und Picknickplatz war nicht befahrbar (verwachsen, Baumstämme liegen quer).
Hier sollte nun unser Aufenthalt in Simbabwe enden. Wir fahren die wenigen Kilometer bis zur Grenze nach Mosambik. Die Straße wird zum besseren Feldweg und es kommen uns Zweifel, ob wir noch richtig sind. Wir sind schließlich die Einzigen an den Abfertigungsschaltern, erhalten problemlos unsere Visa und nachdem ich dem Beamten gezeigt hatte, wie man ein Carnet (Zolldokument für das Fahrzeug) abstempeln muss, waren wir binnen 30 Minuten in Mosambik. So schnell kann`s gehen, wenn man den richtigen Grenzübergang erwischt.
 
			















