Afrikas Pisten “knabbern” am Bremach

14.11.2016 – 27.11.2016

Wir verlassen die “Gästefarm Sachsenheim” nach Norden, um schon nach wenigen Kilometern wieder nach Westen in die Piste D 3001 einzubiegen. Die Strecke nach Rundu ist somit etwa 50 km kürzer als über Grootfontein und die Piste ist überraschend gut. Allerdings bietet das Farmland, beidseitig des Weges, wenig Abwechslung. Dieses Bild ändert sich aber schlagartig, als wir auf die geteerte B 8 Richtung Rundu treffen. Solch dichte Besiedelung haben wir bis jetzt in Namibia noch nicht erlebt, es gibt kaum noch Bereiche, in denen nicht wenigstens ein paar Strohhütten versteckt im Busch oder offen am Straßenrand stehen. Hier sieht es erst einmal mit Wildcampen schlecht aus. Deshalb beziehen wir etwas außerhalb von Rundu, denn wir sind etwas spät dran und haben keine Lust mehr auf Suche nach Alternativen, eine recht luxuriöse Campsite. Der nächste Tag ist für Einkäufe und Besichtigung von Rundu reserviert. Am späten Nachmittag finden wir, wieder etwas außerhalb des Ortes, eine andere, genauso schöne Campsite, aber diesmal zum halben Preis, suchen lohnt sich. Die Freude ist allerdings etwas getrübt, da unser Auto schon seit dem Vortag einen Systemfehler anzeigt, welcher nicht, wie schon oft, von selbst wieder verschwindet. Auch ein Anruf in meiner Heimatwerkstatt nimmt mir die Entscheidung nicht ab mit Risiko weiterzufahren oder zurück und eine Werkstatt aufsuchen. Genau diese Entscheidung wird mir am nächsten Morgen abgenommen, als beim Startversuch nur noch ein müdes “Klick” aus dem Motorraum zu vernehmen war. Meine schon mehrfach mit Lötkolben plastgeschweißte Batterie hatte sich nun endgültig den Wellblechpisten von Afrika ergeben. Nun begann die Suche nach einer geeigneten Werkstatt. Ein Anruf in Windkoek ergab, dass es in ganz Namibia nur drei IVECO-Werkstätten gibt. Außer der in Windhoek noch eine in Walfis Bay, dem Startpunkt unserer Reise, und eine ganz im Norden bei Oshakati. Diese letztgenannte Werkstatt wäre mit etwas über 500 km Entfernung noch die am nähesten liegende, aber wir entschieden uns dann doch für die ca. 700 km nach Windhoek, da wir uns nicht vorstellen konnten, in dieser äußersten Ecke des Landes Hilfe zu bekommen. Einziger Trost an diesem ganzen Dilemma, alle Strecken sind Hauptstrecken und demzufolge geteert. Da wir durch die ganzen Erkundungen erst recht spät starten können, fahren wir so lang es hell ist und finden nun aber keinen geeigneten Übernachtungsplatz. Alles ist nun wieder Farmland. In unserer Not fragen wir einfach, in einer von diesen, nach einem Übernachtungsplatz. Wir haben Glück, der Farmer ist deutschstämmig, äußerst hilfsbereit und freundlich. Am nächsten Morgen überrascht er uns mit der Nachricht, dass er für uns eine Werkstatt mit Diagnosegerät für Ivecomotor in nur etwa 80 km entfernten Tsuneb gefunden hat. Unsere Freude war natürlich groß, sparen wir doch dadurch mehrere Hundert Kilometer ein und Tsuneb liegt wieder nördlicher, also eher unserer geplanten Reiserichtung. Diese Freude zerplatzte dann aber, als der Werkstattbesitzer uns sagte, dass er zwar ein Diagnosegerät besitzt, dieses aber plötzlich leider nicht für Iveco geeignet sei. Er versicherte uns aber, dass die Werkstatt bei Oshakati, also die welcher wir nicht vertraut hatten, sehr zuverlässig sei. Er hat uns dann wenigstens noch eine passende (was auch ein Problem darstellte) Batterie besorgt und eingebaut. Und nachdem er uns in der nächsten Werkstatt angemeldet hatte, ging die Odyssee erneut weiter. Nach weiteren 280 km und einem unguten Gefühl im Bauch, wir hatten uns ja schließlich wieder 350 km entgegen unserem eigentlichen Werkstattziel  Windhoek bewegt, erreichten wir am späten Nachmittag die Werkstatt. Unser erster Eindruck war, bis darauf, dass die Ziegen des Eigentümers frei in der Werkstatt umherliefen, äußerst positiv. Von außen und auch innen alles ordentlich, die Ausstattung durchaus im westlichen Standard und die Hauptsache, ein Diagnosegerät für Iveco war vorhanden-und funktionsfähig. Wir wurden schon erwartet und trotz großem Andrang sofort bedient. Der Fehler stellte sich zum Glück als harmloser temporärer Fehler im Speicher heraus und konnte somit einfach gelöscht werden. Unser Fahrzeug weckte bei den Fachleuten großes Interesse, so etwas war denen auch noch nicht untergekommen, abwechselnd lag jeder mal unter dem Fahrzeug auch die Wohnkabine wurde ausgiebig begutachtet. Das alles geschah in lustiger und lockerer Atmosphäre, eine Motorwäsche gab es auch noch und das alles, zu unserer großen Überraschung, zum Nulltarif. Auch das kann Afrika sein.

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Die nun anstehenden 550 km zurück bis Rundu, immer parallel zu angolanischen Grenze, gingen fast nur durch eingezäuntes Farmland und waren so langweilig, dass wir das nur mit einer Zwischenübernachtung überstanden haben.

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Einzige Abwechslung war ein sehr interessanter Wochenmarkt, welcher tiefe Einblicke in das sehr, sehr einfache Leben des überwiegenden Teils der Bevölkerung erahnen lässt.

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Mopane Raupen, lecker

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Nachdenklich über unsere eigenen Ansprüche und unser abgesichertes Leben stimmte uns der dem Wochenmarkt angeschlossene mobile Arztbesuch. Bei fast 40 Grad und praller Sonne standen die Patienten, sicher über Stunden in “Reih und Glied” und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.

Wieder in Rundu angekommen, begann alles wieder von vorn. Also, Diesel und Vorräte auffüllen und danach endlich Neuland unter die Räder nehmen. Wir wählen absichtlich nicht die geteerte B 8 nach Osten, sondern die nördlich, parallel verlaufende Schotterpiste an der sich die ursprünglichen und sehr einfachen Dörfer, wie an einer Perlenschnur aneinanderreihen.

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An den freundlich winkenden Menschen und der nur äußerst seltenen Bettelei merken wir, dass die meisten Reisenden, sicher aus Zeitmangel, die schnellere B 8 wählen. Auf der ganzen Strecke bis hierher, zur Mahango Lodge kurz vor Divundu, ist uns nicht ein Touristenfahrzeug begegnet. Durch mehrere schöne Begegnungen mit den Dorfbewohnern ermutigt hatten wir uns entschlossen, auf dieser Strecke eine “Wildübernachtung” in der Nähe eines Dorfes zu wagen. In ländlicher Gegend hatten wir in anderen Ländern noch nie Probleme, aber Afrika ist da noch eine andere Nummer und unsere bisherigen “Wildübernachtungen” hier in Namibia waren immer in absolut einsamer Gegend. Also fragte ich in einem Dorf einen älteren Mann um Erlaubnis für den anvisierten Platz.  Zu meinem Unbehagen hatte der eine mächtige Alkoholfahne, aber nun gab es kein zurück mehr. Seine Töchter mussten uns den Platz von Ästen und Laub befreien und er persönlich hat uns eingewiesen. Unsere Bedenken waren aber unbegründet, denn alles ging gut. Zwar waren wir innerhalb kurzer Zeit die Attraktion des kleinen Dorfes, aber niemand wurde aufdringlich und mit einsetzender Dunkelheit verschwanden alle in ihren Strohhütten und unser Schlaf wurde nur von einem grunzenden Hippo, direkt neben unserem Auto gestört. Der war aber genauso erschrocken wie wir und verschwand sofort wieder mit einem riesen Platscher im Okawango. An diesem Tag, bei einem Stopp am Fluss, hatten wir übrigens unsere allererste Hipposichtung, zwei Alttiere und ein Baby.

Die Mobola Lodge http://www.mobola-lodge.com , eine Empfehlung von Gabor unserem Reisepartner auf Zeit, erwies sich als echter Volltreffer, sodass wir von zwei auf drei Tage verlängerten. Etwas Erholung nach der stressigen “Reparaturrunde” von immerhin 1200 km, tat dann auch recht gut.

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Insel Bar auf Mobola Lodge

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Camping auf der Mobola Lodge direkt am Okavango-Fluss

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Tigerfische

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Mit frischem Elan und guter Dinge starteten wir danach ostwärts mit Ziel Mahango Nationalpark. Aber schon nach wenigen Kilometern, ich übersehe ein “normales” Schlagloch, und ein bisher unbekannter metallischer Schlag lässt uns erschaudern, ist die Fahrt auch schon wieder zu Ende. Ein Blick unter das Auto bestätigt meine Befürchtung, vorn rechts ist eine Blattfeder gebrochen. Wir fahren also zurück zur Mobola Lodge und Besitzer Alexander, übrigens ein Landsmann aus Meißen, besorgt uns einen Termin in einer Werkstatt in Rundu. Allerdings ist es Freitag und vor Montag macht es keinen Sinn die “schlappen” 200 km zurück nach Rundu zu fahren. Irgendwie scheinen wir nicht recht von diesem Ort wegzukommen, Rundu ist wie ein Magnet für uns. Übrigens, unser Bremach Händler meinte dazu, das wir überhaupt die ersten seien denen eine Blattfeder gebrochen ist. Auf den Erfolg hätten wir gern verzichtet.

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Allen einen schönen Advent!

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