16.10.2016 – 25.10.2016
Bei Palmwag entrichten wir für die Durchfahrt des dortigen Konzessionsgebietes, eine Gebühr von 200 ND/Tag. Das Gebiet ist durch seinen Wildreichtum bekannt, mit etwas Glück soll man auch Nashörner zu Gesicht bekommen. Wir hatten das Glück leider nicht, aber reichlich andere Tiere und die tolle Landschaft des Damaralandes machten die Tour, auch ohne Rinos zu einem besonderen Erlebnis. Auf jeden Fall sollte man alle Schleifen zu Beginn des Gebietes, trotz teils recht ruppiger Strecke, mitnehmen.
Bei frühzeitigen Start käme man auch an einem Tag durch das Gebiet, aber zwei Tage sind schon wegen der Tierbeobachtungen und der Übernachtung an einem der ausgewiesenen und schönen Stellplätze entspannter.
Der Ausgang des Gebietes mündet genau in das trockene Flussbett des Hoanib River. In diesen biegen wir nach Westen ein und fühlen uns sogleich wie im Garten Eden. Schon auf den ersten Metern sehen wir Giraffen, ganze Herden von Orix, Springböcken, Affen und wieder Elefanten. Zur unserer großen Überraschung zeigen die Tiere wesentlich weniger Scheu als bisher und sie lassen uns bis auf wenige Meter heran.
Wir sind davon so begeistert, dass wir am nächsten Tag noch einmal ca. 30 km flussaufwärts fahren und werden wieder, vor allem mit spannenden Elefantensichtungen belohnt.
Nach ca. 40 km wieder flussabwärts geht der Trail aus dem Tal heraus Richtung Norden durch wüstenhafte Landschaft und etwa 80 km bis zum Hoarusip River. Wir fuhren aber noch nicht bis zum Fluss, denn die Faszination der Wüste hatte uns wieder ergriffen. So kam uns ein Felsplateau mit traumhafter Aussicht über die Wüste als Übernachtungsplatz gerade recht.
Der Hoarusib River überraschte uns dahingehend, dass dieser im Gegensatz zu allen anderen bisherigen Flüssen, etwas Wasser führte. Dadurch ist der “Puros Canyon”, wie dieses Tal offiziell heißt, noch grüner als die anderen Täler und die Fahrt hindurch, durch die ständigen Querungen des Wassers, sehr abwechslungsreich. Etwas enttäuschend war nur, dass wir außer ein paar Affen, keine weiteren Wildtiere zu Gesicht bekamen. Unerklärlich deshalb, weil durch das Wasser und das viele Grün beste Voraussetzungen gegeben sind. Vielleicht lag`s ja gerade am vielen Grün.
In Puros blieben wir dann 2 Tage auf der sehr schönen und naturbelassenen “Omenje Campsite”. Unsere Hoffnung hier unsere Lebensmittelvorräte auffüllen zu können, (unsere letzte Einkaufsmöglichkeit lag ja nun schon 6 Tage zurück) erfüllte sich leider nicht. Im Dorfladen gab es zwar reichlich Alkohol, Maismehl, Nudeln und anderen Kleinkram, aber wirklich keinerlei Gemüse, keine Butter oder Margarine, keine Eier und auch keine Wurst oder gar Fleisch.
Von unserer langen Einkaufsliste hatte am Ende nur die Position “Saft” einen Haken. Was nun, da wo wir noch hinwollen gibt es mit Sicherheit gar nichts. Nach einer Inventur unser verbliebenen Vorräte und der Einschätzung der sich daraus mit etwas Erfindergeist ergebenden Möglichkeiten, stand schließlich fest, es muss gehen. Aber etwas Diesel sollte unbedingt noch in den Tank. Im Dorf hatten wir schon einige Hinweisschilder mit der Aufschrift ”Diesel,Petrol” gesichtet. Nach Anfrage beim Campingplatzbesitzer stellte sich heraus, dass er derjenige sei, welcher diesen “Service” anbietet. Also fuhren wir mit ihm zu seinem Haus. Dieses war, ortsüblich, etwa 3×5 m groß, einstöckig und war trotzdem noch in 2 Räume aufgeteilt. Hier lebt also der Campingplatzbesitzer mit seiner Familie. Nun waren wir froh, seine einfache Campsite angefahren zu haben. Und dass der Diesel hier naturgemäß das doppelte kostet (also dann etwa so viel wie in Deutschland), geht auch in Ordnung. Dieser muss schließlich erst von weit her herangekarrt werden und lagern muss er ihn ja auch noch in seinem kleinen “Haus”. Das Betanken war dann auch noch eine lustige Aktion, wie das Bild zeigt.
Halbwegs ausgerüstet, aber trotzdem gut motiviert, starteten wir am nächsten Morgen Richtung Norden mit Ziel Kunene River an der Grenze zu Angola. Diese Strecke führt ausschließlich über Trails, das sind eigentlich nur Fahrspuren durch teilweise sehr schwieriges Gelände. Eine Tagesleistung (etwa 6-8 Stunden) von 150 km war schon gut.
Das Kaokoland, welches wir nun befahren, ist mit Abstand der am wenigsten besiedelte und erschlossene Landesteil von Namibia. Und laut Reiseführer sollte man dort nur im Konvoi reisen, da Hilfe im Ernstfall nicht zu erwarten ist und es keine Netzabdeckung gibt. Und wenn ich mal ehrlich bin, den Gedanken an solch einen Fall musste ich oft verdrängen. Aber es ging alles gut, wir haben uns viel Zeit genommen und die Zeit in vollen Zügen genossen. Kaokofeld ist Landschaft und Einsamkeit pur!!! Es wird niemals eintönig, ständig ändert sich die Landschaft, mal Gebirge, mal Sandwüste, mal paradiesisch anmutende Grassavanne z. B. im Marien-Flusstal und ganz im Norden an der Grenze zu Angola, der grünlich-blaue, aber leider, krokodillastige Kunene-Fluss.
Da uns bisher hier in Namibia, nicht nur wegen der sehr dünnen Besiedlung, die menschlichen Begegnungen gefehlt haben, freuten wir uns sehr über zwei intensive Begegnungen mit den Himbas. Die Himbas sind ein nomadisches Hirtenvolk, welches man nur noch hier oben in dieser relativen Abgeschiedenheit in seiner ursprünglichen Lebensform erleben kann. Himbas hatten wir vorher schon einige gesehen. Die ersten in Swakopmund bettelnd oder sich aufdringlich für Fotos anbietend, gegen Geld natürlich. Auch gibt es Himba Museumsdörfer, wo ganze Busladungen ausgekippt werden. Das hatten wir uns erspart. Unsere erste Begegnung war vollkommen unerwartet. Wir trafen auf eine einzige Familie, normalerweise leben die Himbas in kleinen Dorfgemeinschaften. Aber diese Familie lebt allein, völlig abgeschieden. Der Vater schöpfte gerade, tief im Brunnen stehend, Wasser für seine Kühe nach oben.
Die Begegnung war zwar erst distanziert, aber nach viel Hand und Fuß “Gespräch” entspannte sich die Situation sehr schnell und wir durften noch ein paar schöne Fotos schießen.
Diese Begegnung machte uns Mut zu mehr. Wir hatten im Reiseführer genau den “Himba-Knigge”studiert und eine große Tüte Maismehl und Zigaretten gekauft. Bei einem Himba Dorf saßen viele Menschen im Schatten eines Baumes. Wir nahmen all unseren Mut zusammen und parkten unser Auto in respektabler Entfernung des Dorfes, aber auch so, dass man uns bemerken musste. Wir hatten die “Mitbringsel” und den Fotoapparat aber erst mal tief in einer Tasche verstaut. Mit einem “Quirl im Bauch” gingen wir langsam auf das Dorf zu. Wir blieben stehen, als die Hundemeute anschlug und uns einzukreisen begann. Zum Glück pfiff ein junger Himba die Krakeeler zurück. Er kam auf uns zu und wir baten um den Besuch im Dorf. Er verstand unser Anliegen und wir durften ihm folgen. Wir stellten uns so gut es ging vor und erfragten ihre Namen, mit irgendetwas muss man ja schließlich das Gespräch in Gang bringen. Den eigentlichen “Durchbruch” brachten aber wirklich erst die Zigaretten (bei den Männern) und das Mehl (bei den Frauen). Und als wir dann noch fotografieren durften und sie sich auf dem kleinen Monitor sehen konnten, war der “Bann” endgültig gebrochen. Es gab dann noch folgendes unglaubliches Erlebnis: Der junge Himba vom “Einlass” fing an sich die Bilder in unserem Reiseführer anzuschauen. Als er einige Abbildungen von Himbas darin fand, war er hoch erfreut und zeigte diese in der Runde. Die darauf folgende Aufregung konnten wir uns erst nicht erklären, bis uns ein älterer Mann zu verstehen gab, dass genau die beiden abgebildeten Personen seine Eltern sind. Die Mutter lebt noch in einem weit entfernten Dorf, aber der Vater sei schon gestorben. Er war so gerührt, das wir nicht anders konnten als ihm die zwei Seiten aus dem Buch zu schenken. Da konnte man auch bei einem stolzen Himba Mann echte Freude sehen.
Dieses Erlebnis der besonderen Art lieferte uns noch den ganzen langen und warmen afrikanischen Abend Gesprächsstoff. Und eine Idee wurde “geboren”. Dazu aber später. Der letzte Abschnitt durch das Marien-Flusstal war dann fahrtechnisch richtig entspannend. Das riesige Tal ist fast so gerade wie ein Tisch und der Fahrer kann auf sandiger Piste nicht viel falsch machen und auch mal seinen Blick über die weite Gras- und Buschlandschaft schweifen lassen. Am späten Nachmittag erreichten wir dann ein winziges Dorf am Kunene River. Hier gibt es auch zwei Campsites, aber beide sagten uns nicht so recht zu. Wir hatten ja alles dabei und die Dinge, welche uns fehlten, konnten wir da auch nicht bekommen. Wir suchten uns also selbst einen wunderschönen Platz am Fluss, der war dann uns ganz allein.
So ganz allein dann eigentlich doch nicht. Wir saßen gerade beim Abendbrot, Manuela hatte sich gerade ungläubig bezüglich der “angeblichen” Krokodile im Kunene geäußert, als zwei 3 Meter Teile gemütlich bei uns vorbeitrieben. Es dauerte dann schon etwas, bis ihr Mund wieder zu ging.
Unser Frühstück haben wir dann am nächsten Morgen am Kunene Aussichtspunkt eingenommen. Eine absolut empfehlenswerte Sache. Die etwas beschwerliche Anfahrt lohnt unbedingt! Hier macht der Fluss eine große Schleife eingebettet in hohe Berge auf namibischer und angolanischer Seite. Anschließend besichtigten wir noch eine sogenannte Fly Inn Logde. Hier werden die gut betuchten Urlauber eingeflogen. Eine wirklich tolle Anlage, aber für die 380,-€ pro Person/Nacht sind wir mindestens vier Wochen unterwegs.
Nun zu der Idee bezüglich der Himbas. Wir haben lange hin und her überlegt, ob wir es machen sollen. Ohne Zweifel trägt natürlich jeder Kontakt mit diesen noch relativ ursprünglich lebenden Volk der Himbas dazu bei, dass diese Ursprünglichkeit immer weiter bröckelt. Wir werden´s aber nicht verhindern können und warum sollen wir diesen Menschen, die uns auch freundschaftlich empfangen haben, nicht auch eine Freude bereiten. Also, wir hatten ja bei unserem Besuch festgestellt, dass diese Leute einen unglaublichen Spaß daran hatten, wenn sie sich nach einem Foto auf dem kleinen Monitor selbst sehen konnten. Da wir einen kleinen Reisedrucker dabeihaben, welcher sogar recht ordentliche Farbbilder druckt, waren schnell von allen ein paar Portraitbilder gedruckt. Und da wir sowieso wieder bei dem Dorf entlang mussten, haben wir die Bilder noch schnell vorbeigebracht. Die Überraschung war wirklich riesengroß und sicherlich noch vertretbar, schließlich haben wir ihnen ja nicht das Satellitenfernsehen gebracht!
Danach sind wir dann, Richtung Osten abgebogen und erreichten nach zwei Tagen wieder den ersten größeren Ort, Opuwo.
Auf der Fahrt nach Opuwo nahmen wir zwei Anhalterinnen mit. War lustig und neu für uns.
Im Ort konnten wir nun endlich wieder nach Herzenslust einkaufen, das “Hungern” hat ein Ende! Übrigens so eine Phase hat auch seine Vorteile. Man besinnt sich wieder auf alte Tugenden und wird wieder kreativ. Das Brot wird wieder selbst gebacken, und wenn die edlen Säfte zur Neige gehen, wird Wasser abgekocht und kalter Pfefferminztee mit Zitrone getrunken. Plötzlich beginnt man wieder Dinge aufzuheben, welche man früher achtlos in den Müll geworfen hat, sei es eine Tüte oder nur ein Gummi oder ein Draht, vielleicht kann man es ja in der Not nochmal gebrauchen. Also doch was dran, Reisen formt den Menschen!
Hallo liebe Manu, lieber Matthias,
Endlich haben wir zu eurer Seite gefunden. Wir sind ziemlich beeindruckt nach einigen Artikeln und hätten auch Lust darauf. Doch ist mir auch klar geworden, daß dies mit unserem Auto nicht möglich ist. Die Route müsste schon etwas glatter sein.
Toll wie ihr an die Einheimischen herran geht.
Wir wünschen euch weiterhin pannefreie Fahrt und gute Erlebnisse.
Es grüßen euch herzlich
Renate und Ullrich
aus Bad Elster
Tolle Einblicke in eure Reise! Sind gespannt auf mehr! Viele Grüße aus dem ungemütlichen, verregneten Leipzig!
Kristin und Uwe
Danke für’s teilhaben lassen. Euer Reisebericht ist sehr schön und die Fotos 1a. (Ohne Staub)