Rilagebirge und „Schlenker“ nach Mazedonien

 

14.08.2015 – 18.08.2015

Nach dem Ruhetag, an unserem schönen Bergbach, steht uns wieder einmal der Sinn nach Bewegung. Da unser Stellplatz nicht nur schön ist, sondern auch strategisch günstig für mehrere Bergtouren liegt, fahren wir nur 15 Minuten bis auf 1315 m Höhe zum Wintersportort Borovets. Hier bringt uns der Lift auf 2369 m. Von hier aus läuft man relativ bequem mit nur wenigen Höhenmetern bis zur Musalahütte(2389 m).

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Pfeil: Musalagipfel

Hier sollte man sich stärken, denn von nun an geht es über Geröll und Steinblöcke steil bergan. Aber auch einige kleine Bergseen laden zu Rast.

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Nach etwa einer Stunde stehen wir auf dem Musala, dem mit 2915 m Höhe nicht nur höchstem Berg Bulgariens, sondern auch ganz Südosteuropas. Nach neuesten Messungen soll er sogar 2972 m hoch sein, nicht unbedingt ein Riese, aber trotzdem schweißtreibend. Diese Wanderung kann man auch auf zwei Tage ausdehnen. Hierbei läuft man am ersten Tag bis zur Bergstation, übernachtet da und läuft beschriebene Tour am zweiten Tag. Info zur Bergbahn: Erste Bergfahrt 8.30 Uhr, letzte Talfahrt 17.30, Fahrpreis: Berg/Tal 6 €. Parken direkt am Lift, allerdings 5 € für den ganzen Tag (Wi-Fi am Platz).

Das Rila Gebirge ist ja so schön, deshalb am nächsten Tag gleich noch eine Tour. Mit dem Auto fahren wir, ausgehend von „unserem Bachplatz“, etwa 20 km bis Malyovitsa, eigentlich nur eine Ansammlung von mehreren kleinen Hotels und Restaurants, und starten von da durch ein reizvolles Bachtal, durch Wald, aber stetig bergan bis zur Malyovitsahütte (1960 m). Nach einer deftigen Bohnensuppe laufen wir weiter, über Blockgestein, immer höher Richtung Gipfel des Berges Eleni Vrah (2654). Da wir uns diesmal eine Umkehrzeit gesetzt hatten, gehen wir aber nicht bis zum Gipfel, sondern kehren an einer Weggabelung, bei einem Felsen mit Gedenktafeln für die hier an den Kletterfelsen Verunglückten, um und sind nach insgesamt 4 Stunden (1/2 Stunde Pause) zurück am Auto.

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Mit Gipfel muss man, lt. eines Einheimischen, mit zusätzlich 2 Stunden kalkulieren. Übrigens kann man, hier im Rilagebirge, von fast allen Einsatzpunkten mehrtägige Hüttentouren unternehmen. Hütten gibt es ausreichend und auch das Zelten an ausgewiesenen (Nationalpark) Plätzen ist möglich.

Nach diesen zwei aktiven Tagen war dann aber wieder ein Ruhetag fällig. Wir bummelten etwas durch Samokov (7 km vom „Bachplatz“). Der Ort hat 27.000 Einwohner und „strahlt“ noch immer ein wenig „sozialistischen Charme“ aus. Es gibt aber recht gute Einkaufsmöglichkeiten und einen netten kleinen Gemüsemarkt, wo auch mal die Omi mit nur einem kleinen Eimerchen Himbeeren auf Kundschaft wartet, in ihrem Fall auf uns.

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Die Erdbeerzeit ist nämlich nun auch in den Bergen schon lange vorbei und da soll uns eine Himbeertorte auch recht sein. Kleine Restaurants und Bars gibt es auch und übrigens auch köstliches Eis in der Fußgängerpassage. Also man kann sich hier durchaus ein wenig die Zeit vertreiben. Wir hatten besonderes Glück, denn am Abend war am Marktplatz ein Konzert mit bulgarischer und internationaler Popmusik. Was mir (natürlich Matthias) besonders gefiel, es fand zu „christlichen Zeiten“ statt (19-23 Uhr)!

Am nächsten Morgen weckt uns ein kräftiges Gewitter mit Hagel, Blitz und Donner, ein Hinweis nun endlich das Feld zu räumen. So fällt uns der Abschied von diesem sehr schönen Platz, wir standen nun schon fünf Nächte hier, nicht gar so schwer und außerdem wartet mit dem Rilakloster eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bulgariens auf uns. Obwohl wir Luftlinie nur wenige Kilometer von diesem entfernt sind, müssen wir mangels Straßen einen großen Bogen über Dupnitsa, außen um das Gebirge, bis Kocherinovo fahren, um von da wieder hinein in die Berge zum Kloster zu gelangen. Auf dem Weg dahin noch eine kurze, aber steile Wanderung zu den Fesen von Stob. Hierbei handelt es sich eigentlich nur um Bergwände aus losen und weichen Material bei denen durch Auswaschungen recht interessante Formen entstanden sind.

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Nicht unbedingt der Brüller, aber bei 35 Grad und immer bergan ist der Kreislauf mal wieder so richtig in Schwung gekommen.

Viel empfehlenswerter ist da der Besuch bei einem Händler der speziellen Art. Dieser hat ein absolut sehenswertes Angebot vom rostigen Nagel bis zum fahrbereiten Oldtimer. Besonders Fans alter Fahrzeugtechnik wird das Herz bluten, wenn man die schönen Teile, zum großen Teil unter freien Himmel, vor sich hingammeln sieht.

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GPS: N23°5’30,4‘‘O23°4‘7,9‘‘

Am Rilakloster selbst, bot sich uns eine Überraschung, so toll hatten wir es uns wirklich nicht vorgestellt. Dieses ist, und wird immer noch, sehr gut restauriert. Es ist nicht nur wegen seiner Lage, inmitten der Berge, ein absoluter Hingucker und unbedingt einen Besuch wert!

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Danach ging die Fahrt weiter nach Süden, Richtung Piringebirge. Hier wollten wir eigentlich noch mindestens eine Wanderung angehen. Jedoch nach Einberufung des Familienrats und unter Zuhilfenahme unseres Terminkalenders kamen wir zu der traurigen Einsicht, das Pirin muss warten. Einen kleinen Abstecher, zumindest zur Übernachtung, haben wir uns dann doch noch gegönnt. Bei Kresna führte uns eine schmale Straße hinauf in die Berge zum Dörfchen Vlachi. Hier ist die Welt scheinbar zu Ende. Wir lernen Boris, Familienoberhaupt einer der drei letzten hier ständig lebenden Familien, kennen.

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Er spricht sehr gut Deutsch und lebt hier oben fast autark mit Frau und Kind. Von ihm erfahren wir viele interessante Dinge, unter Anderem, dass dieser Ort früher einmal 5.000 Einwohner zählte und sich weit ins Tal erstreckte. Kaum vorstellbar, aber eine Vielzahl von alten Grundmauern kann man noch finden, auch die nun viel zu große Kirche ist Beweis dafür. Viel zu spät (gegen Mittag) kommen wir von da wieder weg, sodass auch das nächste Ziel, die Weinstadt Melnik, „vertagt“ werden muss und wir über Petrich Richtung mazedonischer Grenze weiterziehen. Grenzübergang problemlos und erst in der Dunkelheit erreichen wir unser Tagesziel, den Dojransee ganz im Süden von Mazedonien. Durch den See verläuft die Grenze zu Griechenland. Eigentlich wollten wir nicht nochmal so weit runter in den Süden, aber ein Bulgare hat so sehr von dem See geschwärmt, dass wir nicht wiederstehen konnten. Die Ernüchterung folgte aber schnell. Es gibt da nur einen Hauptbadeort (St.Dojran) und dieser ist fest in der Hand des Badetourismus. Zum Glück fanden wir, trotz Dunkelheit, noch einen schönen und sogar überraschend ruhigen Übernachtungsplatz am nördlichen Ende der Strandpromenade.

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offizieller Parkplatz, 100 Denar= 1,60 € /Tag) GPS (Einfahrt): N41°11’21,6‘‘O22°43’10,2‘‘

Wir haben es bei einem Spaziergang, entlang der etwa 2 km langen und nur im Kernbereich wirklich gepflegten Strandpromenade, belassen und beendeten unseren Aufenthalt am See mit einem Bad im nicht gerade einladenden (jetzt im Hochsommer starke Algenblüte) . Das so viel zu Empfehlungen von anderen Leuten und dem unterschiedlichen Schönheitsempfinden der Menschen. Wer natürlich mal wieder viele Menschen und Nachtleben (für wenig Geld) braucht, dem sei das gegönnt, deshalb auch die Koordinaten.

Wir jedenfalls sind wieder über Land, über Strumica, Radovis, Stip, Sveti Nikole Richtung Norden bis Kumanovo gefahren. Von da aus nach Westen und bei Uzem wieder hinein nach Bulgarien. Diesen Schlenker nach Mazedonien hatten wir geplant, jedoch nicht über 3 Tage. Geplant deshalb, weil wir aus dem letzten Jahr wussten, dass man hier billig Tanken (Diesel 0,84 €/L) und einkaufen kann. Es wäre natürlich nicht gerecht, dieses Land nur wegen der günstigen Einkaufsmöglichkeiten zu empfehlen. Es gibt auch hier schöne Landschaft, Berge und Seen (z.B. Ohridsee) zu erkunden. Wander- und Bergfreunde können sich hier locker mehrere Wochen „beschäftigen“.

Ein Gedanke zu „Rilagebirge und „Schlenker“ nach Mazedonien

  1. Hallo Ihr zwei Lieben !Mit großem Interresse verfolgen wir eure Reise ! Es ist schon beeindruckend was Ihr so erlebt . Wir wünschen Euch noch viel Spass und tolle Erlebnisse ! Kerstin und Gerd !

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