17.07.2015 – 24.07.2015
Am heutigen Tag ist sehr viel Verkehr auf den Straßen. Das liegt sicherlich am Zuckerfest, dem ersten Tag nach der Fastenzeit. Man feiert 3 Tage, hauptsächlich im engeren Familienkreis und demzufolge ist doch recht viel auf den Straßen und an den Stränden los. Als ein Ausweg aus dem Trubel erscheint uns ein auf Plakaten umworbenes Ringerfestival, abseits in den Bergen. Also fahren wir in Ordu wieder Richtung Ulubay in die Berge. Nach einiger Fragerei finden wir das kleine, aber sehr schöne Dorf Güzeleyurt. Wir sind einen Tag zu früh dran und werden überaus herzlich und neugierig begrüßt. Es scheint hier wirklich die absolute Ausnahme zu sein, dass ausländische Touristen erscheinen. Wir wurden vom Bürgermeister persönlich begrüßt und er hat uns auch freie Platzwahl für Übernachtung gewährt. Am Abend waren wir dann noch bei einer netten türkischen Großfamilie zu Gast. Zwei der Familienmitglieder waren aus Deutschland zum Heimaturlaub angereist, was wiederum für uns wegen der Verständigung von großem Vorteil war.
Am nächsten Tag eröffnete eine Gruppe in historisch, osmanisch gekleideten Uniformen, mit Musik und Gesang das Festival.
Die Kämpfe finden auf einer großen Rasenfläche statt und es kämpfen bis zu vier Paare gleichzeitig, was die ganze Veranstaltung kurzweilig machte. Interessant noch, vor den Finalkämpfen wurde unter den Gästen der Schirmherr und somit auch der Zahlemann für das Festival versteigert. Überraschend für uns, es wurde eifrig geboten und schlussendlich ging das Ganze für den Schnäppchenpreis von 45.000 TL (15.000 €) „über den Tisch“.
Wir hatten erfahren, dass nur 2 Tage später, im etwa 50 km entfernten Aybasti, ein noch bekannteres Ringerfestival stattfinden soll. Dort werden die Ringer aber vor dem Kampf mit Öl eingerieben. Also, Motor an und weiter hinein in die Berge. Auf dem Weg dahin Musik, wir halten nur kurz, und schon sind wir wieder einmal mitten in einer türkischen Hochzeit. Der Hinweis, man wolle mal nur kurz von Weitem schauen, hilft da wirklich nicht. Beim Ausparken in der Dunkelheit passiert mir dann noch ein Missgeschick, ich verpasse ausgerechnet einem der Gästeautos eine leichte Beule. Die Aufregung hielt sich in Grenzen, es war glücklicherweise eine „alte Möhre“ und einmal mehr hat uns unser treuer „Begleiter“ Mehmet telefonisch bei der Schadensregulierung geholfen. Mehmet nochmals tausend Dank!!!
Das Festival selbst war uns dann doch mehrere Nummern zu groß aufgezogen. Es war ein riesiger Rummel, bei welchem das Drumherum wichtiger erschien als das Ringen selbst. Tausende Menschen kamen mit allen nur möglichen Fortbewegungsmitteln und wir konnten das Verkehrschaos, gerade noch rechtzeitig, wieder verlassen. Da war doch das erste Festival viel schöner!
Der Abstecher ab Ordu in die Berge über Ulubay, Gölköy, Aybasti und wieder zur Küste nach Fatsa ist aber trotzdem sehr zu empfehlen, weil landschaftlich sehr schön und eine gute Alternative fürs Wochenende, da dann in der Saison alle Strände hoffnungslos überfüllt sind. Aus diesem Grund (es war Sonntag) haben wir uns erst am Abend, auf der Halbinsel zwischen Ordu und Fatsa, einen Übernachtungsplatz gesucht und waren, als dann der Spuk vorbei war, bis zum folgenden Vormittag völlig allein am Strand. Allerdings will man da 40 TL Gebühr haben (Toilette, Stranddusche).
N41°6`47,0„ O37°42`45,0„
Auf der Weiterfahrt dann wieder das bereits beschriebene Erlebnis mit dem Stellplatz, den man am Vortag sucht, aber erst am nächsten Morgen nach der Weiterfahrt findet. Diesmal eine lauschige Badebucht in einem winzigen Dorf. Es gibt auch zwei kleine Lokantas und man kann neben der Moschee, direkt am Strand, sehr schön stehen. Toilette und Wasser in der Moschee.
N41°3`56,5„ O37°36`58,7„
Wir umfahren die Halbinsel weiter Richtung Fatsa und finden am kleinen Hafen des Dorfes Medreseönü ein kleinen Fischladen des örtlichen Fischers und können bei ihm fangfrische Mesket erwerben. Das sind recht kleine aber sehr köstliche Fische. Uns schmecken sie am besten nur mit Pfeffer und Salz gewürzt, leicht paniert und in Knoblauchöl goldbraun gebraten. Man kann da problemlos 10 Stück. verdrücken. Im Hafen kann man übrigens auch recht ruhig und romantisch übernachten, und wenn man über die Mole klettert, auch baden oder angeln. N41°4`48,7„ O37°37`40,8„
Danach entdecken wir, welch Wunder, seit Trabzon, den ersten wirklich „wilden“ Strand. Dieser ist ca. 2km lang, liegt abseits der nervigen Hauptstraße und bietet am Sandstrand, neben einer kl.Fahrstraße und auf Wiese zahlreiche Stellplätze. Grund genug eine Nacht zu bleiben. Abfahrt von der Hauptstraße: N41°8`48,7„ O37°7´58,2„
Vor Carsamba entfliehen wir wieder der 4-spurigen Schnellstraße und tauchen in eine andere Welt ein. Hier hat sich eine riesige Schwemmlandhalbinsel gebildet, auf der sich viele kleine Dörfer und einzelne Höfe angesiedelt haben. Es ist da im Gegensatz zu der doch sehr dicht besiedelten und lebhaften Küste, sehr ruhig und beschaulich. Vor allem für Vogelfreunde sollte es hier aufgrund der vielen Wasserarme und kleinerer Seen, recht interessant sein. Man braucht da aber eine gute Karte oder Navi (sehr viele Fahrwege und kaum Beschilderung), es ist wie ein großer Irrgarten! In Samsun dann eine weitere Überraschung. Hier gibt es eine sehr schöne, etwa 15 km lange Strandpromenade mit Strandduschen, Toiletten, vielen Strandlokalen und ich bin mir sicher, dass man an einem der vielen Parkbuchten auch Stadt nah, aber trotzdem ruhig übernachten kann. Wer es, wie wir, doch etwas uriger mag, kann der Promenade bis zum westlichen Ende folgen und dort am 6 km langen Sandstrand in die Fluten springen. Befestigter Fahrweg ist vorhanden. Die gesamte Promenade lässt sich übrigens auch sehr gut beradeln. Koordinaten, „wilder Strand“ : N41°22`26,6„ O36°13`43,7„
Über Bafra erreichen wir Alacam, von wo wir erneut ins Landesinnere fahren, weil wir bereits letztes Jahr die Küste zwischen Bafra und Bartin erkundet hatten. Die erste Etappe führt uns zum 150 km langen Altinkaya Stausee und danach weiter über Duragan, Boyabat, Tasköprü auf sehr schöner, ruhiger und abwechslungsreicher Strecke durch die Berge nach Kastamonu. Hier wieder ein längerer Halt für einen Stadtbummel und Erledigungen. Dieser sehr gepflegte Ort ist unbedingt eine Besichtigung wert. Hier parkt man am besten in der Nähe der Altstadt. Von einer alten Moschee, über der Stadt, hat man einen sehr schönen Blick und der Basar ist auch gleich in der Nähe. Leider scheinen einige der historischen Gebäude, trotz zaghaft beginnender, einzelner Restaurierungsmaßnahmen, unrettbar verloren. Die Stadt wächst dafür an anderen Stellen rasant, aber nicht unschön. Die meist mehrgeschossigen Neubauten sind architektonisch und farblich sehr schön gestaltet.
Nach dem Ort fahren wir auf empfehlenswerter Nebenstraße über Ihsangazi nach Arac und weiter nach Karabük (sehr gute Einkaufsmöglichkeiten). Von hier dann im großen Bogen, weiter durch die Berge, über Yenice und Caycuma nach Bartin. Hier wollen wir unser Glück an den auf der Karte verzeichneten Stränden versuchen. Zwei Anläufe enden in einem Chaos aus Blech und fast übereinanderliegenden Sonnenanbetern. Erst der dritte Versuch ist erfolgreich, aber nur weil wir unsere Datenbank vom Vorjahr zu Rate gezogen hatten. Als wir uns der Position nähern, erkennen wir die kleine Badebucht an der Steilküste wieder. Wir sind zwar dieses Mal nicht allein (letztes Jahr waren wir im Mai hier), aber hier hält sich der Ansturm in erträglichen Grenzen und über Nacht waren wir bis auf zwei deutsche (mit türkisch-stämmiger Besatzung) und ein türkisches Wohnmobil wieder allein. Mit diesen Campern erlebten wir dann zwei feucht-fröhliche Abende und nach einem erholsamen Strandtag ziehen wir weiter Richtung Westen.
N41°46`26,3”O32°28`1,7”
Dann ist ja noch Zeit für Istanbul?