19.06.2015- 27.06.2015
Noch ein kleiner Nachtrag zum letzten Beitrag: Am letzten Morgen im Kackar Gebirge, wir waren fast startklar und wollten unseren Übernachtungsplatz bei Altiparmak verlassen, als plötzlich zwei Gendarmen vor uns standen. Nach der üblichen Passkontrolle kamen die Jungs zum eigentlichen Anliegen. Der Informationsfluss funktioniert offenbar auch in dieser abgelegenen Region reibungslos. Man hatte von unserem Bärenerlebnis Wind bekommen und war nun angeblich um unsere Sicherheit besorgt und möchte das wir nicht länger da bleiben. Ob das nun der wahre Grund war, bleibt zu spekulieren. Wir wollten ja sowieso weiter.
In Yusufeli nutzten wir ausgiebig die guten Einkaufmöglichkeiten und weiter ging`s über die “950” vorbei am Tortum Gölü (See), Richtung Erzurum. In etwa der Hälfte der Strecke, dann auf die “955” Richtung Osten und nach Narman wieder über Oltu nach Norden bis zur “050”. Dieser U-förmige Abschnitt ist sehr zu empfehlen, weil landschaftlich sehr abwechslungsreich, guter Straßenzustand und es gibt, unterwegs einige beschauliche Ortschaften.
Richtung Göle dann eine recht langweilige vierspurige Straße. Nach nur etwa 20 km auf dieser Strecke entschließen wir uns spontan zu einem Kurswechsel nach Süden Richtung Horasan, eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Die gut ausgebaute Straße führt uns zunächst durch einen Canyon artigen Abschnitt, immer am Fluss und imposanten Felsformationen entlang. Danach wird alles wieder breiter, Wiesen, Felder und kleine Dörfer prägen das Bild und die kleine Straße gehört uns fast allein.
Wir übernachten da und am Abend, es ist schon fast dunkel, quält sich noch ein Traktor hinab, zu unserem Stellplatz.
N40°32`56,6” O42°15`38,0”
Es ist nur der Bürgermeister, welcher von unserer Anwesenheit erfahren hat und nun seiner Pflicht nachgeht. Nach den üblichen Fragen wünscht er uns eine gute Nacht und tuckert wieder davon. Bei Gaziler verlassen wir die Teerstraße und fahren auf spektakulärer, meistens unbefestigter Piste hoch hinauf, bis auf 2300 m, in die Berge, Richtung Sarikamis. Diese Strecke ist für Allradler ein Muss aber auch für kompakte Wohnmobile mit kampferprobter Besatzung machbar (einheimische Leute poltern da auch mit ihren Pkws entlang). Andernfalls kann man natürlich der Teerstraße bis Horosan folgen. Sarikamis ist eine sehr lebendige Kleinstadt mit vielen kleinen Geschäften, Lokantas und netten, freundlichen Menschen. Verwunderlich war nur, alle Lokantas warben mit köstlichen Spezialitäten, aber keine hatte geöffnet. Die Erklärung dafür gab uns dann später ein Deutsch sprechender Kurde, der Fastenmonat Ramadan hat begonnen. Also, Döner und all die tollen Speisen für die nächste Zeit ade’.
Von da führte uns der Weg weiter über die “080”, auf wenig attraktiver Strecke, bis ca. 15 km hinter Kagizman. Von da nun wieder nach Süden bis Agri. Dieser Abschnitt verläuft teilweise über neue, aber auch über alte, unbefestigte Straße. Diese sollte aber spätestens nächstes Jahr durchgängig asphaltiert sein. Ist dann vielleicht nicht mehr so einsam, aber immer noch landschaftlich sehr, sehr schön. Man bewegt sich größtenteils auf über 2000 m Höhe und die Temperaturen sind deshalb auch im Hochsommer sehr angenehm. An unserem Übernachtungsplatz wurden wir übrigens am nächsten Morgen wieder vom Bürgermeister besucht, aber der war diesmal in Begleitung eines Panzerfahrzeuges des Militärs, etwas gewöhnungsbedürftig, aber alles verlief in der gewohnten, höflichen Atmosphäre.
N39°56`57,4” O43°15`0,6”
In Agri dann wieder kleiner Stadtbummel, dabei unsere erste Fußgängerzone, hier in der Türkei, entdeckt. Auch ein Ort, der einen Stopp lohnt und sei es nur zum Einkauf oder Essen. Es war mittlerweile spät geworden und ein Übernachtungsplatz mit Blick auf den Süphan Dagi, dem zweithöchsten Berg der Türkei (4058 m), musste her. Bei der Suche geraten wir bei Patnos auf einen sehr schlechten Feldweg und geraten schließlich in eine Sackgasse mit Ende auf einem Bauernhof. Wir sind gerade beim Wenden, als uns der Bauer nachläuft. Wir erklären ihm unser Problem und keine 5 Minuten später stehen wir auf seiner Wiese – mit Bergblick. Alles prima geklappt, doch der große Schreck folgte. Als wir die Tür zu unserer Wohnkabine öffneten, verschlug uns beißender Rauch den Atem. Der erste Gedanke war, ein Kabelbrand. Das war es aber nicht, sondern unser Dieselkocher war in voller Aktion, und da bei uns das Dach während der Fahrt abgesenkt ist, bestehen zwischen Herd und Hängeschränken nur wenige Zentimeter Abstand. Das Ergebnis, eine große Brandstelle und ein Loch im Boden des Schrankes.
Trotzdem, riesiges Glück gehabt, zum Einen, dass wir keine offene Flamme am Herd haben, sondern ein Ceranfeld und zum Anderen, dass uns der Bauer seine Wiese zur Verfügung gestellt hat. Andernfalls wären wir ja weiter gefahren und irgendwann als brennende Fackel geendet.
Die Bäuerin bringt uns noch einen Teppich und zwei Sitzkissen und wenig später plauschen wir, soweit das möglich war, beim obligatorischen Tee, mit dem Paar und drei ihrer elf Kinder.
Dabei wich dann auch langsam der Schreck aus unseren Gliedern.
Hier noch die wahrscheinlichste Erklärung des Vorfalls. Wir hatten eine Wäscheleine quer durch den Aufbau gespannt. Durch das heftige Schwanken auf dem Feldweg wurde scheinbar die Jeans, welche genau beim Herd hing, gegen den leicht zu betätigenden Startaster geschleudert.
Die nächsten 2 Tage waren dann wieder Bergtage. Soweit wie nur möglich fuhren wir den Süphan Dagi hinauf und fanden auf 2500 m Höhe den idealen Ausgangspunkt für 2 Wanderungen noch höher den Berg hinauf.
N38°55`52,0” O42°54`28,7”
Da wir uns ab 28.06. in eine geführte Bergtour einklinken wollen, bei welcher unter anderem auch die Besteigung dieses Berges auf dem Programm steht, hoffen wir, uns dadurch etwas auf die Höhe einstellen zu können.
In einem winzigen Bergdorf, auf 2400 m Höhe, konnten wir dann noch medizinische Hilfe leisten. Eine junge Frau hatte ein Problem, für das wir zufällig genau die richtigen Medikamente dabei hatten. Für die Übermittlung der Anleitung hat dann Mehmet per Telefon gesorgt. Mehmet haben wir glücklicher- weise gleich in der ersten Woche, hier in der Türkei, kennengelernt. Er spricht perfekt deutsch, ist uns treuer Begleiter auf der Tour und hat uns schon sehr, sehr oft geholfen. Mehmet, vielen Dank dafür!!!
Den Ruhepunkt dieses Tages fanden wir dann, nach nur wenigen Kilometern, am Van See, toller Platz mit Strand und Schatten unter alten Weiden.
N38°47`20,3” O42°52`15,2”
Der Van See ist mit 3750 Quadratkilometern der größte Binnensee der Türkei und sieben Mal so groß wie der Bodensee. Das tiefblaue Wasser fühlt sich auf grund des Gehaltes an Soda und verschiedenen Salzen etwas seifig an, eignet sich aber trotzdem hervorragend für ein erfrischendes Bad!
Von unserer Wandertour kommend, sind wir auf das Nordufer des Van Sees gestoßen und umfahren diesen in westlicher Richtung bis kurz vor Van. Auf dieser Strecke konnten wir leider an weiteren tollen Plätzen nur zum Baden und Picknicken halten, denn wir brauchen heute unbedingt einen Campingplatz mit Waschmaschine. Diesen finden wir dann auch kurz vor Van, zwar nicht so toll, aber unter dem geringen Angebot noch der Beste. Hier brauchen wir dann einen vollen Tag um den Dreck von nunmehr fast 10 Wochen loszuwerden und die ganze Wäsche auch wieder zu trocknen. So, Auto, Wäsche und wir sauber, Rucksäcke gepackt. Jetzt geht es nach Van zu neuen Erlebnissen. Dort werden wir uns für die nächsten 12 Tage, in eine geführte Wanderreise mit “Schulz aktiv Reisen” aus Dresden, einklinken. Also werden wir uns erst danach wieder melden können, aber wir sind ja gut aufgehoben.
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