02.06.2015 – 07.06.2015
Weiter fahren wir nach Göbekli Tepe, der ältesten je entdeckten Kultanlage der Menschheit. Ihr Alter wird auf 8000 bis 9000 v.Ch. datiert. Bisher wurde nur ein Bruchteil des Geländes freigelegt und die Grabungsarbeiten werden sich vermutlich noch Jahrzehnte hinziehen. Schade ist nur, dass durch Sicherungsmaßnahmen der Blick auf die Anlage erheblich verbaut ist.
Der nächste Tag war Sanliurfa gewidmet. Zuerst musste aber für mich (Matthias), ein salonfähiger Haarschnitt her. Immerhin besuchen wir heute Stätten von historischer Bedeutung. Ob das gelungen ist, liegt nun im Auge des Betrachters.
Weil wir gerade bei diesem Thema sind, die Türken und auch die Kurden, egal ob Männlein oder Weiblein, sind überaus auf ihr Äußeres bedacht, immer gepflegt und toll gekleidet, sogar der Bauer sitzt im weißen Hemd auf seinem Traktor. Da kommen wir uns manchmal vor wie die letzten Vagabunden.
Nun aber zurück zu Sanliurfa. Die Stadt pfundet mit einer mehrtausendjährigen, komplizierten Geschichte. Eine der wichtigsten Orte ist hier sicherlich die Parkanlage Dergah. Dort findet man den Teich der heiligen Karpfen.
Hier sollte der heilige Abraham auf Geheiß des grausamen König Nimrod auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Durch ein Gotteswunder soll sich der Scheiterhaufen in einen Teich und die glühenden Holzstücke in Karpfen verwandelt haben. Und wen die Gelüste überkommen sollten, einen der zahllosen Fische zu essen, der wird mit Blindheit gestraft. Also die Angel unbedingt im Auto lassen! Im selben Park findet man auch die mutmaßliche Geburtsgrotte Abrahams, einer wichtigen Pilgerstätte des Islam, an der viele Mekka Reisende einen Stopp einlegen, um für eine glückliche Weiterreise zu beten. Mit der Besichtigung der sehr schönen Halid Moschee und dem Pflichtrundgang durch den Gümrük Hani Basar, der uns mit orientalisches Flair empfängt, wir saugen Düfte, Farben und Geräusche förmlich ein, bei nun fast schon unerträglicher Hitze beenden wir unsere Stadtbesichtigung und erreichen erst bei Dunkelheit unseren schon vorher ausgespähten Übernachtungsplatz.
Der nächste Tag bringt uns in einem etwas größeren Sprung nach Mardin. Der Ort liegt malerisch am Hang eines steil abfallenden Felsplateaus. Die Häuser aus gelblichen Kalkstein schmiegen sich derart eng an den Felsen, dass von der Ferne der Eindruck entsteht, sie seien ineinander gebaut. Von zahlreichen Dach Cafés hat man einen großartigen Blick, durch Minaretts hindurch, über die Stadt hinüber zur Festung und in das weite, vom syrischen Wüstenstaub getrübte Land. In liebevoll restaurierten Konaks (osmanische Stadthäuser der Oberschicht) kann man auch Urlaub in gehobener Preisklasse machen.
Seit Sanliurfa fahren wir nun schon durch endlos erscheinenden Getreidefelder, auf denen auch fleißig gearbeitet wird, und staubtrockene, hitzeflirrende Landschaft.
Deshalb soll es nun ab Nusaybin, dem Grenzort nach Syrien, wieder Richtung Norden, zu Wasser, Bergen und etwas erträglicheren Temperaturen gehen. Doch vorher noch, etwas abseits der Hauptstrecke, ein Besuch der Ausgrabungsstätte Dara. Hierbei handelt es sich um eine Festungsstadt aus byzantinischer Zeit. Laut Reiseführer, eine der schönsten und zugleich am wenigsten besuchten historischen Stätten der Region Mardin. Auch hier sind die Ausgrabungen längst nicht abgeschlossen.
Beeindruckend auch die riesigen Speicher, wobei noch nicht geklärt ist, ob für Getreide oder Wasser.
Also gesagt, getan Richtung Norden. In Midyat kurze Stadtbesichtigung, besonders gefiel uns ein aufwendig restaurierter Konak in der Altstadt, von dem man zudem noch einen tollen Blick über den Ort genießen kann. Unterwegs wird eingekauft, die Türkei ist ein Schlaraffenland für Obst- und Gemüse Liebhaber.
Nun gelüstete uns endlich mal wieder nach einem kühlen Bade. Unsere, im letzten Jahr hier in der Türkei gekaufte Karte, ist ihrer Zeit schon voraus, denn sie zeigt den Ilisu Stausee schon im gefluteten Zustand. Aber der Tigris, welcher hier angestaut werden soll, muss ja trotzdem da sein und ein Bad in diesem doch so klangvollen Fluss soll uns gerade Recht sein. Wir kaufen frischen Fisch und Gemüse und weiter geht’s, auf Schlafplatzsuche. Aber vorher noch Wasser tanken an einer Quelle. Ja, es gibt immer was zu tun. Nach längerer Suche haben wir dann auch eine super Stelle gefunden, an der man auch bis direkt an den Fluss kommt. Also rauf auf die grüne Wiese und hinein in die Fluten. Doch was ist das, als wir die Türen öffnen, fährt uns ein, aus DDR-Zeiten allzu bekannter Geruch in die Nase, es riecht nach Elbe, auch die Sichttiefe und der schaumig–flockige Zustand ist uns noch sehr bekannt. Also, was hier so gen Irak geschickt wird, ist nicht gerade die feine Art. Die Enttäuschung war groß, also wieder bloß die heimische Dusche. Heute singen uns die Frösche ein Schlaflied.
Am nächsten Tag fahren wir erst mal nur wenige Kilometer bis Hasankeyf, dem Ort, wo ein weiteres Mal die Interessen der Staudammprojekte mit denen der Geschichtserhaltung und dem Naturschutz gewaltig miteinander kollidieren. Der gesamte Ort, mit seinen zahlreichen Höhlenwohnungen, (auch Kleinkappadokien genannt.), den Überresten einer Festung und einer Brücke aus dem 12. Jhd., historischen Moscheen, u.v.m., soll in den Fluten des Tigris versinken. Es gab deswegen auch schon erheblichen Widerstand und es wurde ein gerichtlicher Baustopp verfügt. Europäische Banken zogen daraufhin ihr Engagement zurück und die Bauarbeiten ruhten einige Zeit. Es wird aber, entgegen dem Gerichtsbeschluss und mit anderem Geld, wieder weitergebaut. Wer also Hasankeyf noch sehen möchte, der sollte nicht mehr lange warten.
Wir sind dann weiter, auf Wassersuche, über Batman nach Norden in die Berge gefahren. Endlich, bei Kulp an einem Bergfluss, wurden wir fündig und haben gleich 2 Tage unseren Gelüsten nach dem kühlen Nass freien Lauf gelassen. Der Sonntag ist der perfekte Ruhetag mit ebenso perfektem Wetter ein Fleckchen zum Ausspannen und zum Verarbeiten unserer Eindrücke der vergangenen Wochen. Außerdem Putz- Flick- und Reparaturtag. Aber auch Wäschewaschen steht auf dem Programm. Ein ganz normaler Haushaltstag eben. Draußen Kochen, im Fluss baden, einfach die Seele baumeln lassen, sonst nichts! Am ersten Abend machen wir es uns romantisch, es gibt Lagerfeuer! Wir sitzen lange draußen, dem Feuer zusehen und ein Fläschchen leeren.
Stellplatz N38°33`2,8” O34°55`12,0”
Am zweiten Tag, den 07.06.2015, war in der Türkei Wahltag. Ein Grund für uns, am Abend in den Ort Kulp (38.000 Einwohner) zu fahren. Was wir da erlebt haben, ist mit der Politikverdrossenheit bei uns in Deutschland nicht vergleichbar. Ungewohnt für uns war nur die hohe Präsenz von bewaffneten Polizisten mit gepanzerte Fahrzeugen und mit Kalaschnikows bewaffneten Zivilisten. Alles verlief aber entspannt und in ausgelassener Freude, was sicherlich auch am scheinbar guten Abschneiden, der hier im Kurdengebiet so geliebten HDP- Partei, gelegen hat. Wir hielten es aber für besser, hiervon keine Bilder zu machen. Ein genüssliches Abendessen in einer der vielen Lokantasis, zurück zum Stellplatz und der Tag war perfekt. Nach 2 herrlichen Tagen ziehen die Zugvögel weiter, es war ein super Platz!!