Rund um den Atatürk-Stausee

28.05.2015 – 01.06.2015

Diesmal gleich zu Anfang ein Tipp für den Besuch von Halfeti: Wer die überzogene Parkgebühr von 10 TL (3,50 €) sparen möchte, parkt entweder vor dem Ort oder fährt im Ort gleich nach links, bergab zum kleinen Bootsanleger (evtl.aufgestelltes Verbotsschild ignorieren, wie die Einheimischen auch) und parkt dort (große Ausbuchtung in einer Kurve) neben der beginnenden Schotterpiste. Es empfiehlt sich dann bei Bedarf, auch eines der dort liegenden Boote für den Ausflug zu wählen. Wenn man dieser Piste noch ca. 2 Km weiter entlang des Stausees folgt, gelangt man zu einer weiteren halb versunkenen Geisterstadt. Auf dem Weg dahin findet man auch zwei schöne Stellplätze direkt am Wasser, wobei der zweite Platz der Bessere ist. Und wer ein Allrad-Fahrzeug hat und “scharf” auf anspruchsvolle Piste ist, der fährt nicht die gleiche Strecke zurück, sondern biegt am Ende der Geisterstadt im spitzen Winkel in die bergauf führende Strecke. Wir waren nicht unbedingt scharf darauf, sondern unwissend und zurück wäre noch schlechter gewesen. Es lief aber alles super, wenn da nur nicht diese ängstliche Frau neben mir gewesen wäre!!! Nach ca. 10 Km erreicht man wieder Asphalt, wobei nur ca.1Km recht anspruchsvoll ist.

Sind dann wieder zurück bis Birecik, weiter Richtung Sanliurfa und nach etwa 4 Km wieder nach Norden bis Bozova am riesigen Atatürk Stausee (Atatürk Baraji), wo wir mit einer Gruppe junger Kurden einen lustigen Abend mit Gesang und Tanz verbringen durften.

2015-05-28-066

2015-05-28-067

Am nächsten Tag sollte es eigentlich bis zum Nemrut Dagi gehen, aber wieder machten uns nicht geplante, aber tolle Begegnungen, einen angenehmen Strich durch die Rechnung. Das Interessanteste war dabei eine überaus wissbegierige und aufgeweckte 10. Klasse, junger Kurden.

2015-05-29-077 

Kurz bevor man den Abfluss vom Stausee in den Euphrat quert, kann man einen kurzen Abstecher zu einem Aussichtspunkt machen. Von da hat man einen tollen Blick auf die gigantische Staumauer. Der Stausee wurde 1990 fertiggestellt und gilt als Herzstück des GAP-Projektes. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass deshalb 65.000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten. Für das Auge sind die doch recht seltenen Blicke auf das blaue Wasser eine Wohltat, denn mit Ausnahme der bergigen Region im Nordteil des Sees, ist die Landschaft recht eintönig und stark von Landwirtschaft geprägt. Zudem ist hier der Frühling längst vorbei, wo nicht bewässert wird, ist alles schon vertrocknet und die riesigen Getreidefelder sind fast abgeerntet, zudem flirrende Hitze.

2015-05-28-068

Bei Kahta fanden wir an einem der seltenen Zugänge zum Wasser, Abkühlung, einen schönen Übernachtungsplatz und gleich daneben ein sehr gutes Restaurant mit Fisch vom Stausee im Angebot. (N 37° 46` 0,7„ O 38° 39`34,2„ )

2015-05-29-078

Die nächsten Höhepunkte waren dann historischer Natur. Zuerst der Karakus Tepesi , einen künstlich aufgeschütteten Grabhügel von 36 v. Chr. Ursprünglich war dieser von sechs paarweise angeordneten Säulen umgeben, die jeweils ein Schutztier zierte. Heute stehen aber nur noch vier. Schöner fanden wir aber die römische Cendere Brücke, die hier eindrucksvoll den gleichnamigen Fluss überspannt, welcher hier aus einer engen Schlucht tritt.

2015-05-30-072

Und weil man hier in so wunderbarer Kulisse direkt am Fluss stehen kann, beendeten wir den Fahrtag spontan. In einer kleinen Lokanta neben der Brücke kann man beim Deutsch sprechenden Wirt nett zu Abend essen. Dieser will den Womo-Gast allerdings überzeugen, für überzogene 15 TL vor seiner Gaststätte zu übernachten. Man kann das tun, steht aber wesentlich romantischer am Flussbett mit Blick durch die schöne Brücke hinein in die Schlucht. (N 37° 55’ 57,0’’ O 38° 36’ 31,8’’)

Am nächsten Morgen klingelt 3.45 Uhr erbarmungslos der Wecker. Wir wollen pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Nemrut Dagi stehen. Unser Übernachtungsplatz ist eine gute Ausgangsposition, dennoch planen wir für die ca. 25 Km Bergfahrt bis zum Parkplatz und den etwa 15-minütigen Aufstieg eine Stunde. Die Planung war übrigens genau richtig, aber man muss unbedingt die wesentlich kürzere Strecke über Arsameia (ausgeschildert) nehmen. Für zwei Womo`s ist am Berg übrigens auch oberhalb neben div. Souvenirshops, auf rel.ebener Fläche, Platz für eine Übernachtung. Somit kann man Sonnenunter-und aufgang bewundern.

Der Nemrut Dagi ist ein 2.100 m hoher Berg auf dessen Gipfel sich ein geltungsbedürftiger König im 1. Jhd. v. Chr. gewaltige Statuen bauen ließ. Diese stellen ihn, div. Ahnen und Götter dar. Bei Erdbeben sind die meisten der über 2 m hohen Köpfe heruntergefallen und schauen nun abseits ihrer Körper in die Landschaft (UNESCO-Kulturerbe). 

2015-05-31-075

Da uns die Straße nach oben schon bei Dunkelheit schön erschien, sind wir die gleiche Strecke auch wieder nach unten gefahren-unbedingt zu empfehlen!

2015-05-31-074

2015-05-29-069

Dann ging es aber weiter über die erst kürzlich eröffnete, gigantische Schrägseilbrücke, über den Euphrat Richtung Siverek. Kurzer Einkaufsbummel und nach langen suchen endlich den Traumplatz am See gefunden. Sehr abgelegen bei einer Einsiedelei direkt am Wasser. Wer es lieber schattig mag, kann auch etwas oberhalb bei den Häusern unter Bäumen stehen. (Vorher fragen, aber null Problem.) An den Wochenenden kommen wenige Einheimische, deren Interesse man sich einfach nicht entziehen kann.

2015-05-31-076 

Da wir gerade bei diesem Thema sind, egal ob Türken oder Kurden alle sind, nach unseren bisherigen Erfahrungen, gleichermaßen wissbegierig gegenüber uns Fremden aber dabei überaus gastfreundlich und sie feiern gern. Sie feiern aber nicht nur bei offiziellen Anlässen, sondern auch spontan. Wir haben es nicht nur einmal erlebt, das eine Gruppe (meistens aber leider nur Männer) aus ihrem Autos steigen, Musik aufdrehen, tanzen und singen, egal ob das der Parkplatz neben der Straße oder der Picknickplatz am Fluss ist.

2015-05-30-070

Und meistens waren wir auch gleich mittendrin, ob ich wollte oder nicht. Ich, damit meine ich natürlich mich (Matthias), meiner “Hupfdole” war das natürlich immer recht. Die Krönung war bisher eine Einladung zu einer kurdischen Hochzeit.

2015-05-30-073

Wie man sehen kann, bekomme ich davon schon langsam weiße Haare!

2015-05-29-071

Nun noch mal zurück zum Übernachtungsplatz: In der Woche ist man da aber fast immer allein. Sauberes Wasser, angeln kein Problem (Habe nur meine Angelkiste zu Hause vergessen!) Sind gleich 2 Tage dort geblieben. (N 37 38’ 9,7’’ O 38° 48’ 35,6’’)

2015-06-01-079

Ein Gedanke zu „Rund um den Atatürk-Stausee

  1. Hallo Ihr M+M’s

    Hoffe Euch geht es gut. Eure Reiseberichte fehlen mir. Im Hinblick auf unsere Zukunftspläne verschlinge ich die immer ganz gierig. Also, nicht so träge, macht euch mal wieder an die Arbeit.
    Ich habe Euch heute eine E-Mail geschickt, die ist ganz dringend, vielleicht habt ihr irgendwo Internet und könnt mal nachsehen.
    Liebe Grüße und noch schöne Zeit
    Eure Knobi’s aus der 8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.