An der türkischen Schwarzmeerküste

01.05.2014 – 05.05.2014

1.5. Einige Dinge müssen besorgt werden. Also steuern wir den ersten etwas größeren Ort an. Hier an einem zentralen Platz herrscht kleinstädtisches, entspanntes Flair, denn wie wir erst später erfahren, ist der 1.Mai hier ebenfalls Feiertag. Wir verstauen gerade unsere Einkäufe, als uns eine junge Frau anspricht. Da sie hier im Ort die Deutschlehrerin ist, hatte sie der örtliche Polizist gebeten uns zu fragen, ob er mal ins Innere unseres Autos schauen dürfe. Daraus entwickelte sich eine sehr lustige, aber auch emotionale Angelegenheit. Plötzlich stand das “halbe” Dorf um uns herum und jeder wollte mal reinschauen. Aber auch viele Fragen waren zu beantworten, nicht nur zum Auto. Neben dem Üblichen wie, woher, wohin, warum, verheiratet, wie viel Kinder, Beruf, wie gefällt euch die Türkei, auch kompliziertere Fragen. Z.B. wollte man wissen, warum die deutschen Touristen nur in die bekannten Regionen der Türkei kommen. Auch Fragen zu den Türken in Deutschland waren zu beantworten. Schwierige Angelegenheit, aber alles verlief sehr entspannt. Mit der Lehrerin, ihrer Tochter und ihrem Mann, er ist Fischhändler, haben wir dann noch einen Kaffee getrunken und dabei wieder sehr interessante Informationen zu Land, Leuten und Sitten erhalten. Danach, es war mittlerweile 12 Uhr, sind wir noch bis Sinop gefahren. Dieser Ort liegt auf einer Halbinsel und ist geprägt vom Fischfang, Kleinhandel und zunehmend auch vom Tourismus.

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Es war Markttag, also eine gute Gelegenheit etwas frisches Gemüse zu kaufen. Anschließend waren wir noch in der ältesten Werkstatt des Ortes für Schiffsmodelle. Dort fanden wir auch einstimmig unser Reiseandenken.

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Übernachtungsplatz, einige km weiter bei einem kleinen Naturhafen.

2.5. Ein kleines Fischerboot holt am frühen Morgen, genau vor unserer Nase, seine Netze ein. An Bord ein älterer Mann und seine Frau. Das musste natürlich fotografiert werden. Es blieb aber nicht unbemerkt und wir durften mit aufs Boot und beim Einholen, des allerdings etwas dürftigen Fanges, zuschauen. Zwischenzeitlich waren zwar unsere Brötchen im Ofen verbrannt, aber das war es wert! Das Pärchen hat uns dann mit ihrem Boot noch ein Stück an der Küste entlanggeschippert.

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Als Dank haben wir die Beiden dann noch nach Hause gefahren (ca.5km). Es folgte natürlich gleich eine Einladung zu Tee und einigen kleinen, selbst gemachten Speisen. Es war wieder ungeplant spät geworden. Und so ging es, teils über bergiges Binnenland, teils entlang der schönen Küste, heute nur noch wenige km bis zu einem kleinen Dorf am Meer.

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Alles sehr schön, nur das Wetter hier am Schwarzen Meer könnte besser sein. Der Tag beginnt immer schön und am Nachmittag dann meistens regnerisch und kühl.

3.5. Der heutige Tag begann gleich etwas aufregend. Wir sitzen beim Frühstück und hören von Ferne aufgeregtes Hundegebell. Dann kommen zwei Esel im, für diese Tiere eigentlich ungewöhnlich hohem Tempo, an uns vorbei. Hinterher kommt ein Rudel von 5 verwilderten, großen Hunden und treibt einen schon stark am Hinterteil blutenden weiteren Esel vor sich her. Nur wenige Meter von unserem Frühstücksplatz treiben sie das schon sehr erschöpfte Tier in eine Engstelle und attackieren ihn weiter, einer der Hunde hat sich am Hals des Esels verbissen. Ich konnte nicht anders, als mir mein Reizgas zu schnappen, und dem Tier zur Hilfe zu eilen. Zum Glück hat schon mein Erscheinen und das Werfen mit Steinen geholfen, um diese Hunde zu vertreiben. Diese kennen die Bewegung des sich bückenden Menschen sehr genau. Der Esel konnte sich dann in die engen Gassen eines nahen Dorfes flüchten. Ein Dorfbewohner, welcher das Treiben aus sicherer Entfernung nur beobachtet hatte, erklärte uns, dass das mit zwei Problemen zu tun hat: Zum einen gibt es sehr viele herrenlose, verwilderte Hunde, und zum Anderen aber auch viele “arbeitslos” gewordene Esel, welche von ihren Besitzern einfach dem Schicksal überlassen werden. Wir kennen aber auch andere Regionen in der Türkei, in denen man zumindest das Hundeproblem mit einer, unserer Meinung nach, guten Lösung angeht. Hier werden alle Streuner sterilisiert und mit einer Marke am Ohr gekennzeichnet. Ist zwar kostenintensiv, aber wer weis denn wie lange diese Tiere nur Esel jagen. Dieses Erlebnis noch im Magen fuhren wir dann weiter entlang der Schwarzmeerküste Richtung Ost. Die Küste ist hier meist steil und schroff, aber es gibt auch immer wieder traumhafte Buchten, zu denen man, nicht selten, auf teilweise  abenteuerlichen Wegen, herunterfahren kann. Aber diese Küste zählt auch zu den niederschlagreichsten Regionen der Türkei. Das Pontische Gebirge mit Bergen bis 3000 m Höhe, welches unmittelbar am Meer beginnt, ist deshalb üppig grün und mit vielen z.Z. blühenden Rhododendronbüschen durchsetzt. Und genau hierhin haben wir uns ab Mittag verkrümelt, weil wie erwartet, das Wetter schlecht wurde, diesmal dicke Nebelsuppe. Wir hatten Glück, ab 100 m Höhe wieder strahlender Sonnenschein. Das hatte natürlich den Nachteil, dass man max. 25 km in der Stunde schafft, aber dafür durch herrliche Bergdörfer kommt.

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Wieder am Meer fanden wir in einem Hafen eines kleinen Dorfes einen windgeschützten Platz für den geplanten Grillabend. Vier Angler saßen in einiger Entfernung und als sie dann mit dem Auto wegfuhren, grüßten wir uns noch freundlich. Wir legten unsere auf dem Wochenmarkt erstandenen zwei Seefische (Levrek) auf den Grill,

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der Tisch war gedeckt und der große Schmaus sollte beginnen.

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Plötzlich kam das gleiche Auto wieder, parkte neben uns und die 4 Angler und ein älterer Herr stiegen aus. Sie gaben uns zu verstehen, dass sie sich sehr darüber freuen, dass wir ihr Dorf besuchen. Und genau aus dem Grund haben sie den Opa zum Musikspielen und einige Flaschen Bier (!) zum Trinken mitgebracht. Der Opa spielte klasse auf einer Art Geige mit nur drei Saiten. Es wurde getanzt und dank eines englischsprechenden Burschen, auch viel gequatscht. Später kamen dann noch die geheimen Reserven, eine Flasche Raki (davon gab es aber nur zwei Gläschen, weil für Türken sehr teuer) und zur allgemeinen Freude, eine Flasche Wodka von uns. Das Ganze lief aber nicht aus dem Ruder und die Jungs verabschiedeten sich gegen 23 Uhr, landestypisch mit Bussi links und rechts. Schöner Abend.

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4.5. So jetzt aber kurz. Zuerst lösten wir das Versprechen ein, den einen der Burschen vom Vorabend in seiner Bäckerei zu besuchen.

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Es dauerte aber nicht lange und wir saßen wieder mit der ganzen Truppe in der Bäckerei auf einen kurzen Tee. Ansonsten weiter am Meer, diesmal ohne Nebel, aber mit nur sporadischen Sonnenschein. Wieder viele Stopps in schönen Buchten und Dörfern. Übernachtungsplatz an einem schönen Sandstrand in einem winzigen Dorf.

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5.5. Regen trommelt aufs Dach. Es sieht ganz danach aus, als sei uns nun nicht mal mehr der halbe Tag Sonnenschein vergönnt. Eigentlich wollten wir hier einen halben Strandtag verbringen. Daraus wird nun nix und so fahren wir weiter mit Ziel Amasra. Einige Abstecher zu schönen Badebuchten gönnen wir uns trotzdem, denn wir sind uns sicher, in dieses Land kommen wir sehr bald wieder. Dann ist es gut, wenn man nicht lange nach einem schönen Plätzchen suchen muss. Einen ganz großen Favoriten fanden wir gegen Mittag. Da sich noch dazu die Sonne zurückmeldete, legten wir gleich eine Strandpause ein.

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Die Entscheidung, ob wir für heute gleich hier bleiben sollten, nahmen uns dann erneut aufziehende Wolken ab. So führte uns die Straße an der Steilküste, aber auch immer wieder in großen Schwüngen weit ins bergige Hinterland in Dörfer mit den für diesen Landstrich so typischen Holzhäusern,

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weiter bis zum Tagesziel Amasra. Hier suchten wir zuerst nach einem Waschsalon. Da keiner zu finden war, fragten wir in einem Café um Rat. Die nette Besitzerin sagte uns, dass es im Ort keinen Waschsalon gibt, sie aber, wenn wir es möchten, die Wäsche für uns waschen könnte, wir haben das Angebot gern angenommen. Danach war Zeit für einen Stadtrundgang. Amasra ist allein schon durch seine Lage, links eine Bucht, rechts eine Bucht, dazwischen das reizvolle Städtchen, einen längeren Stopp wert. Das kleine, auf einer Halbinsel gelegene Zentrum wird im Osten vom “Großen Hafen” und im Westen vom “Kleinen Hafen” begrenzt. Übernachtet haben wir hier am offiziellen Stellplatz für Wohnmobile.

Ein Gedanke zu „An der türkischen Schwarzmeerküste

  1. Wieder hat es Spaß gemacht euren Erlebnissen zu folgen. Ich finde eure Nähe zum Land und zu den Leuten sehr mutig und sehr schön. Wieder zwei phantastische Porträts , tolle Geschichten und ein Mathias, der ( auf dem Foto)alles mitmacht.

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