2.8. Letzter Tag in Russland

Da wir morgen nach Norwegen ausreisen wollen, bestand die wichtigste Aufgabe für heute darin, nochmals Lebensmittel und vor allem Bier und Wein zu bunkern. Denn wie allgemein bekannt, sind diese Dinge in Norwegen für unsere Verhältnisse teuer. Nach der heutigen Strecke sind wir sehr froh, dass wir unsere Ostseeumrundung entgegen ­dem Uhrzeigersinn gemacht haben und somit nicht über Norwegen nach Russland eingereist sind. Denn dann wäre der erste Eindruck von Russland schlecht ausgefallen. Über weite Streckenabschnitte sind wir durch militärisches Sperrgebiet gefahren sowie durch Gebiete, in denen Bergbau mit riesigen Halden und Dreck schleudernden Schonsteinen, die Landschaft prägen.

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Von der Straße aus konnte man militärische Übungen mit Panzern und Soldaten mit aufgesetztem Seitengewehr beobachten. Zwei Versuche nochmals an die Küste zu gelangen, endeten jedes Mal an einem Schlagbaum mit bewaffneten Soldaten. Vermutlich ist die gesamte Küste (ca.100 Km) zwischen Murmansk und der Grenze zu Norwegen militärisches Sperrgebiet. Dass alles verursachte bei uns ein doch recht beklemmendes Gefühl, welches wir während des gesamten Russlandaufenthaltes nie hatten.

Leider mussten wir unseren Bericht an dieser Stelle unerwartet unterbrechen.

Der letzte Übernachtungsplatz in Russland sollte etwas Besonderes sein. Diesen fanden wir an einem See im Landesinneren, ca. 7 Km von der Grenze entfernt. Zum Schluss noch einmal ein Traumplatz.2013-08-02-002

Wir saßen bei einem Glas Abschiedswein und verfassten gerade obigen Tagesbericht, als plötzlich ein uniformierter russischer Grenzbeamter unseren Frieden störte. Dieser machte uns mit sehr bestimmendem Ton begreiflich, dass wir uns hier im Grenzgebiet befinden und dieses auf schnellstem Wege Richtung Norwegen verlassen müssen. Auch der Hinweis von Matthias, dass er Alkohol getrunken hat, half nichts! Nach kurzem Telefonat mit seiner Dienststelle wurden wir von einem, der mittlerweile 4 Beamten, zur Grenze begleitet. Dort ging das Theater erst richtig los. An der Grenze angekommen, warteten schon 5 Grenzbeamte auf uns. Der ranghöchste Offizier zählte uns nochmals, in strengem dienstlichen Ton, unsere Missetaten auf. Jetzt kam, was kommen musste: Unser Auto wurde über 2 Stunden von diesen 5 Beamten völlig durchsucht. Ich wurde zuvor in einen separaten Raum gebracht und Matthias musste allein diese Prozedur über sich ergehen lassen. Somit hatte er keinen Überblick, wer was und wo im oder am Auto tat. Gegen Ende der Untersuchungen geschah etwas Merkwürdiges: Als Matthias mit einem jüngeren Beamten für kurze Zeit allein war, gab dieser ihm, mit leisem Ton, mehrfach zu verstehen, dass wir doch bitte zur ersten Übernachtung in Norwegen in ein Hotel gehen sollten. Diese Bemerkung lies bei uns sämtliche Alarmglocken schrillen. Wir beschlossen keinesfalls im ersten Ort zu bleiben und suchten uns aus Sicherheitsgründen, zumindest für die erste Nacht, einen Campingplatz in größerer Entfernung. Ca. 10 Km nach der Grenze überholte uns eine russische Limousine mit hohem Tempo und setzte sich dann, mit der gleichen Geschwindigkeit (wie wir fuhren), vor uns. Daraufhin hielten wir gleich an einem Motel an, um abzuwarten was passiert. Kurz darauf erschien eine 2. russische Limousine, hielt kurz auf unserer Höhe und fuhr weiter. Nach ca. 15 Minuten fuhren wir weiter. Kurz darauf sahen wir die gleiche Limousine auf einem etwas versteckt liegenden Parkplatz stehen. Um uns zu vergewissern (man bildet sich ja in solchen Situationen manchmal auch viel ein), ob es wirklich die gleichen Personen sind, fuhren wir in die Ausfahrt dieses Parkplatzes hinein. In diesem Moment kam uns dieses Fahrzeug mit den gleichen Personen (sie waren sichtlich überrascht) entgegen. Diese fuhren dann mit hoher Geschwindigkeit davon. Jetzt hatten wir die Gewissheit, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Somit war klar, so schnell wie möglich auf einen Campingplatz. (Das erste Mal in diesem Urlaub wirklich Angstgefühle). Diesen fanden wir dann auch – es war mittlerweile 0:45 Uhr. So jetzt nur noch alles verschließen. Am nächsten Morgen der totale Schock: Die Beifahrertür unseres Autos stand offen. Soviel zur Sicherheit auf einem Campingplatz. Es fehlte aber nichts. Nun kann sich jeder selbst zusammenreimen, was wir für wen unwissentlich über die Grenze transportiert haben.
Halt, noch vergessen: Nach der Prozedur bei den Russen folgte das Gleiche in abgeschwächter Form bei den Norwegern. Diesmal ging es um Alkohol. Die ganze Sache endete mit der Nachzahlung von 15 € Zoll – Prost.

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